Landkreis Danzig

Landkreis Danzig

Der Landkreis Danzig war von 1818 bis 1873 ein preußisch-deutscher Landkreis in Westpreußen. Er umfasste das Umland der Stadt Danzig, die selbst nicht zum Landkreis gehörte. Während des Zweiten Weltkriegs war von 1939 bis 1945 nochmals ein Landkreis Danzig im Reichsgau Danzig-Westpreußen eingerichtet.

Inhaltsverzeichnis

Der preußische Landkreis Danzig (1818–1887)

Verwaltungsgeschichte

Nach der Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat nach dem Wiener Kongress entstand mit dem 1. Juli 1818 der Landkreis Danzig im gleichnamigen Regierungsbezirk in der preußischen Provinz Westpreußen. Er umfasste überwiegend ländliche Gebiete um Danzig und in der Weichselniederung. Die namengebende Stadt Danzig blieb als eigener Stadtkreis außerhalb des Kreisverbandes. Das Landratsamt war in Russoschin, wurde 1828 nach Praust und 1845 endgültig nach Danzig verlegt. Der Landkreis Danzig gliederte sich in Landgemeinden und selbstständige Gutsbezirke, die in Amtsbezirken zusammengefasst waren.

Ab dem 3. Dezember 1829 gehörte der Kreis – nach dem Zusammenschluss der bisherigen Provinzen Preußen (nicht Ostpreußen) und Westpreußen – zur neuen Provinz Preußen mit dem Sitz in Königsberg i. Pr. Der Regierungsbezirk Danzig blieb dabei bestehen.

1866 schlossen sich das Königreich Preußen und die deutschen Fürstentümer und Hansestädte nördlich der Mainlinie zum Norddeutschen Bund zusammen. Mit der Gründung des deutschen Bundesstaates am 1. Juli 1867 gehörte der Landkreis zum Norddeutschen Bund und ab 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich. Nach der Teilung der Provinz Preußen in die neuen Provinzen Ostpreußen und Westpreußen wurde der Landkreis Danzig am 1. April 1878 wieder Bestandteil Westpreußens.

Durch das kontinuierliche Anwachsen der Bevölkerung im 19. Jahrhundert erwies sich die Fläche einiger Kreise in Westpreußen als zu groß. Eine Verkleinerung der Kreise erschien erforderlich. Dadurch entstanden am 1. Oktober 1887 auf dem bisherigen Kreisgebiet die neuen Kreise Danziger Höhe und Danziger Niederung, während der südliche Teil des Landkreises Danzig Teil des neu eingerichteten Kreises Dirschau wurde.

Landräte

Einwohnerentwicklung

  • 1821: 39.988
  • 1831: 50.065
  • 1852: 64.536
  • 1861: 69.242
  • 1871: 76.731

Konfessionen

Jahr evangelisch katholisch jüdisch
absolut  % absolut  % absolut  %
1821 25.681 64,2 13.818 34,6 3   0,0
1852 40.926 63,4 23.018 35,7 84   0,1
1871 46.543 60,7 29.538 38,5 154   0,2

1887–1939

Hauptartikel: Kreis Danziger Höhe und Kreis Danziger Niederung

Als Folges des Ersten Weltkriegs fielen mit dem Inkrafttreten des Versailler Vertrages die Kreise Danziger Höhe und Danziger Niederung am 10. Januar 1920 an die neugebildete Freie Stadt Danzig. Sie wurden entsprechend der neuen Danziger Verfassung seitdem als Landkreise bezeichnet.

Der Landkreis Danzig im Reichsgau Danzig-Westpreußen (1939–1945)

Am 1. September 1939 wurden die beiden Landkreise Danziger Höhe und Danziger Niederung zusammen mit der Stadt Danzig an das Deutsche Reich angeschlossen und zum 26. November 1939 Teil des neugebildeten Reichsgaus Danzig-Westpreußen im wiedererrichteten Regierungsbezirk Danzig.

Am 1. Oktober 1939 wurde der östlich der Weichsel gelegene Teil des Landkreises Danziger Niederung mit dem Landkreis Großes Werder vereinigt. Zum 1. Dezember 1939 wurde ein neuer Landkreis Danzig mit dem Sitz der Verwaltung in Danzig gebildet. Dieser umfasste das Gebiet der bisherigen Landkreise Danziger Höhe und Danziger Niederung unter Einschluss eines breiten Streifens mit elf Ortschaften aus dem nördlichen Teil des Landkreises Berent. Durch Verordnung vom 28. September 1940 wurde dieser Gebietstreifen rückwirkend zum 1. Dezember 1939 wieder dem Landkreis Berent zugeordnet. Bei der letzten Gebietsänderung am 1. April 1942 wurde das Gebiet des Stadtkreises Danzig auf Kosten des Landkreises keilförmig nach Süden erweitert, so dass unter anderem die Gemeinde Praust Teil der Stadt Danzig wurde. Der Landkreis Danzig umfasste am 1. Januar 1945 117 Gemeinden und zwei Forstgutsbezirke. Die durchweg deutschen Ortsnamen wurden im Wesentlichen bis 1945 beibehalten. In einigen wenigen Fällen wurden sie als „nicht deutsch“ genug angesehen und erhielten eine lautliche Angleichung oder Übersetzung, zum Beispiel:

  • Czapielken: Schaplitz
  • Kowall: Schmiede
  • Ostroschken: Osterholt
  • Saskoschin: Sassenschön
  • Schwintsch: Schwint
  • Sobbowitz: Subitz
  • Suckschin: Weiglesfeld

Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee besetzt und trat danach unter polnische Verwaltung. Heute gehört das Gebiet zur polnischen Woiwodschaft Pommern.

Weblinks


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