Landkreis Karthaus (Westpreußen)

Landkreis Karthaus (Westpreußen)

Der Landkreis Karthaus (Westpr.) ist ein ehemaliger Landkreis in Westpreußen und bestand als preußisch-deutscher Landkreis in der Zeit zwischen 1818 und 1945.

Inhaltsverzeichnis

Verwaltungsgeschichte

Königreich Preußen

Nach der Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat nach dem Wiener Kongress entstand mit dem 1. Juli 1818 der Kreis Carthaus im Regierungsbezirk Danzig in der preußischen Provinz Westpreußen. Ein Landratsamt gab es zunächst nicht. Ein kreiseingesessener Gutsbesitzer führte die Geschäfte nebenamtlich von seinem Gute aus. Der erste Landrat war der Justizrat und frühere Danziger Senator Karl Michael von Groddeck auf Fitschkau. Er versah sein Amt bis zum März 1832 und starb im Jahr darauf im 70. Lebensjahr. Es gab auch keine Unterkunft für den Kreissekretär, der drei Jahre im Gasthaus leben musste und vor dem finanziellen Ruin stand. Weder der Kreisbote noch die zwei Gendarmen wohnten vor Ort.

Seit dem 3. Dezember 1829 gehörte der Kreis – nach dem Zusammenschluss der bisherigen Provinzen Preußen (nicht: Ostpreußen) und Westpreußen – zur neuen Provinz Preußen. Der Regierungsbezirk Danzig blieb dabei bestehen.

Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich. Nach der Teilung der Provinz Preußen in die neuen Provinzen Ostpreußen und Westpreußen wurde der Kreis Carthaus am 1. April 1878 wieder Bestandteil Westpreußens.

Später setzte sich die Schreibweise Karthaus durch.

Polen/Freie Stadt Danzig

Mit dem Inkrafttreten des Versailler Vertrages am 10. Januar 1920 fiel der Großteil des Kreises Karthaus nunmehr als Kartuzy an den polnischen Staat. Ein kleiner Streifen an der Ostgrenze trat an die neugebildete Freie Stadt Danzig und wurde dort mit dem Kreis Danziger Höhe vereint. Zum 30. November 1920 fiel die Landgemeinde Zukowken an den Kreis Bütow.

Nationalsozialistische Zeit

Zum 26. November 1939 wurde der polnische Landkreis Kartuzy unter seinem deutschen Namen Teil des neugebildeten Reichsgaus Westpreußen – später Danzig-Westpreußen – im Regierungsbezirk Danzig.

Seit dem 25. Juni 1942 trug der Landkreis den Namen Karthaus (Westpr.).

Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee besetzt und wurde danach wieder ein Teil Polens.

Kommunalverfassung

Der Kreis Karthaus (Westpr.) gliederte sich zunächst in Landgemeinden und selbstständige Gutsbezirke. Der Kreisort Carthaus war damals noch eine Landgemeinde. Nach dem Überfall auf Polen wurde die Stadt Karthaus (Westpr.) der im Altreich gültigen Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 unterstellt, welche die Durchsetzung des Führerprinzips auf Gemeindeebene vorsah. Die übrigen Gemeinden waren in Amtsbezirken zusammengefasst; Gutsbezirke gab es nicht mehr.

Bevölkerung

Im folgenden eine Übersicht[1] mit offiziellen Angaben zu Einwohnerzahl, Konfessionen und Sprachgruppen:


Jahr 1821 1831 1841 1852 1861 1871 1880 1890 1900 1910
Einwohner 23.599 29.144  ? 42.371 51.348 56.133  ? 59.694 62.990 69.891
Evangelische
Katholiken
Juden
6.132
17.457
2
    12.011
30.213
183
15.241
35.778
287
15.574
40.221
316
  15.715
43.615
333
14.944
47.724
297
15.030
54.589
222
deutschsprachig
zweisprachig
polnischsprachig
  10.895
-
18.249
  9.740
9.064
23.567
18.608
-
32.740
    19.627
779
39.279
19.564
28
43.390
19.319
214
50.354

Ortsnamen

Durch unveröffentlichten Erlass vom 29. Dezember 1939 galten vorläufig hinsichtlich der bisher polnischen Ortsnamen die bis 1918 gültigen deutschen Ortsnamen. Diese globale Rückbenennung war möglich, da noch das gesamte deutsche Kartenwerk für die 1920 an Polen abgetretenen Gebiete (auch) die früheren deutschen Ortsnamen weitergeführt hatte.

Mittels der Anordnung betreffend Änderung von Ortsnamen des Reichstatthalters in Danzig-Westpreußen vom 25. Juni 1942 wurden mit Zustimmung des Reichsministers des Innern alle Ortsnamen eingedeutscht. Dabei wurde entweder der Name von 1918 beibehalten oder – falls „nicht deutsch“ genug – lautlich angeglichen oder übersetzt, zum Beispiel:

  • Banin: Bullenbrook,
  • Chmielno: Schmellen,
  • Karthaus: Karthaus (Westpr.),
  • Kossowo: Kossau,
  • Miechutschin: Mechenhof,
  • Remboschewo: Broddenfurt,
  • Sianowo: Schwanau,
  • Sierakowitz: erst Rockdorf, dann Sierke,
  • Zukowo: Zuckau.

Quellen

  1. Leszek Belzyt: Sprachliche Minderheiten im preußischen Staat 1815–1914. Marburg 1998. S.97

Literatur

  • Wilhelm Brauer u. a. (Hrsg.): Der Kreis Karthaus, ein westpreußisches Heimatbuch. Lübeck 1978
  • Willy Heidn: Die Geschichte des Kreises Karthaus. Hamburg 1971
  • Peter Letkemann: Die preußische Verwaltung des Regierungsbezirks Danzig 1815 - 1870. Marburg/Lahn 1967

Weblinks


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