Landtafel

Landtafel
Register der böhmischen Landtafel

Die so genannten Landtafeln (tschech. desky zemské) waren zuerst in Böhmen und Mähren eingeführte Register, in denen der Adel seine wichtigen Rechtsgeschäfte aufzeichnen ließ. In den Landtafeln wurde vor allem der adlige Grundbesitz erfasst. Von Tafeln spricht man, weil der Tradition nach die Aufzeichnungen zuerst auf Holztafeln erfolgt sein sollen. Dies ist aber nie der Fall gewesen, vielmehr fanden Registerbücher Verwendung (vgl. Abb.). 1321 wurde die böhmische, 1348 die mährische Landtafel eingerichtet. Die Adelsgemeinden der Nachbarländer Österreich und Steiermark übernahmen bald Institution und Begriff.

Inhaltsverzeichnis

Funktion

Der Eintrag adliger Güter in die Landtafel hatte nicht zuletzt den Zweck, den Adel klar abzugrenzen. Nur wer ein in der Landtafel registriertes Gut hatte, gehörte zum böhmischen Adel und durfte am Landtag teilnehmen. Bei dieser engen Verbindung zum ständischen Landtag lag es nahe, bald auch die Landtagsbeschlüsse, sowie allgemeine Ordnungen und Statuten in den Landtafeln zu registrieren. In Böhmen war die Eintragung in die Landtafeln seit dem 15. Jahrhundert überhaupt die Voraussetzung, dass ein Gesetz in Kraft treten konnte. Auch die Urteile des Landrechts, der höchsten ständischen Gerichte in Böhmen und Mähren, wurden in den Landtafeln verzeichnet. Bei einem Brand auf der Prager Burg im Jahr 1541 gingen die älteren böhmischen Landtafeln verloren.

In den österreichischen Ländern wurden Zusammenstellungen anerkannter Privilegien eines Landes und das Verzeichnis des adeligen Grundbesitzes Landtafel genannt. Auch in den Alpenländern wurden sie fortwährend ergänzt und aktualisiert. Anders als in Böhmen dienten sie aber nicht zur Aufzeichnung der Urteile des Landgerichts, denn diese obersten Gerichte waren nicht rein adlig sondern gemeinsame Angelegenheit der Stände und des Landesherren.

Umwandlung und Ende

Auch nach der Einführung moderner rechtsstaatlicher Grundsätze in der Habsburgermonarchie blieben die Landtafeln in Böhmen, Mähren, Ober- und Niederösterreich erhalten. Sie wurden nach 1848 neben den Grundbüchern weitergeführt. In den tschechischen Ländern wurden die Landtafeln während der ersten tschechoslowakischen Republik aufgehoben. In Österreich kam es erst 1980 durch das Grundbuchumstellungsgesetz vom 27. November 1980 zur Überführung der Daten aus den Landtafeln in die allgemeinen Grundbücher.

Andere Bedeutung

Bis ins 16. Jahrhundert hinein bedeutete Landtafel außerhalb des böhmisch-österreichischen Raumes vor allem Landkarte.

Literatur

1. Quellen

  • Josef Emler (Hrsg.): Reliquiae tabularum terrae regni Bohemiae Anno 1541 igne consumptarum. 2. Bde. Pragae 1870 u. 1899.
  • Nowe Zrizeni o wyzdwizenij desk zemskych pohorzelych Kralowstwij Czeskeho. (dt. Neue Ordnung über die Errichtung der verbrannten Landtafeln im Königreich Böhmen.) [gegeben zu Prag im Juni 1542].
  • Anna Vavroušková (Hrsg.): Desky zemské království českého. Řada I, Kvaterny trhové. Svazek 1, Kvatern trhový běžný černý od léta 1541-1542. (Desky zemské větší č. 1). = Die Landtafeln des Königreiches Böhmen. Reihe I, Kaufquaterne. Band 1, Der laufende schwarze Kaufquatern von 1541-1542. Prag 1941.
  • Anna Vavroušková (Hrsg.): Desky zemské království Českého. Řada I, Kvaterny trhové. Svazek 2, Kvatern trhový běžný červený od léta 1542-1543. (Desky zemské větší č. 4). Praha 1935

2. Sekundärliteratur

  • Josef Emler: O zbytcich desk zemskych v.r.1541 pohorelych. (dt. Über die Reste der im Jahre 1541 verbrannten Landtafeln.) Praha 1867.
  • Pavla Burdová: Desky zemské Království českého. Praha 1990.
  • Ivan Štarha: Moravské zemské desky 1348-1642. Národní kulturní památka. Břeclav 1999. ISBN 80-86181-16-2
  • František Hrubý: Moravské zemské desky z let 1348-1642. Brno 1931.
  • Carl-Joseph Demuth: Geschichte der Landtafel im Markgrafenthume Mähren. Brünn 1857.
  • Heinrich Bartsch: Die Landtafel in ihrer gegenwärtigen Gestalt. Wien 1890
  • Joseph-Robert Hasner Ritter von Artha: Handbuch des landtäflichen Verfahrens im Königreiche Böhmen. Prag 1824.

Weblinks


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