Langes Schwert

Langes Schwert
Anderthalbhänder (Schloss Thun, Schweiz)

Als Langschwert wurden im historischen Sprachgebrauch verschiedene Formen desjenigen Schwertes bezeichnet, das jeweils länger als das bis zum jeweiligen geschichtlichen Zeitpunkt übliche Schwert war.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklungsgeschichte

Zunächst wird das in Spätantike und Frühmittelalter von den Kelten erfundene und in römischen und germanischen Gebrauch übernommene und von den Germanen weiterentwickelte zweischneidige Spatha als Langschwert bezeichnet, da es länger als der Gladius oder das Sax war und eine Länge von etwa 75–110 cm aufweist. Nachdem sich das einhändige Schwert vom Typ Spatha in Europa etabliert hatte, wurde es gemeinhin nur noch als Schwert bezeichnet, obwohl es sich um ein Langschwert handelt. Die Klinge ist zweischneidig und nach der Völkerwanderungszeit zur Gewichtsreduzierung mit mehreren später einer breiten Hohlkehle (oft fälschlicherweise als Blutrinne bezeichnet) versehen.

Im Laufe des Mittelalters veränderte sich das Design des Spatha wie Verjüngung und Balance, um es stichlastiger zu gestalten. Dabei handelte es sich nach wie vor um Einhandschwerter, die gegen Schild und Kettenpanzer eingesetzt wurden. Die Klinge wurde meist zweischneidig geschliffen. Später entstanden aber auch, zur besseren Stoßfestigkeit, Schwerter mit einem Mittelgrat.

Im Zuge der Entstehung der Plattenrüstung wurde der Schild überflüssig. So fand die linke Hand ihren Platz am Schwertgriff, der inzwischen bis zu 30 cm lang war. Durch diese zweihändige Führung und aufgrund des relativ geringen Gewichtes von ca. 1300 bis maximal 1600 g wurden komplexe Fechttechniken bei gleichzeitiger hoher Aufschlagskraft möglich. Den Stil, das Schwert mit beiden Händen gegen ungerüstete Gegner zu führen, nannte man im 15. Jahrhundert Das Lange Schwert (siehe Codex 44 A8, Peter von Danzig, 1452). Im Gegensatz dazu wurde der Stil, das Schwert halbschwert[1] mit der Linken in der Mitte der Klinge zu greifen, Das Kurze Schwert genannt. Damit konnte man auch gegen Gegner im Harnisch vorgehen (Ansetzen).

Auf Grund gesellschaftlichen Entwicklung konnten die Schwerter später schlanker und dünner werden und entwickelten sich schließlich zum Rapier.

Historische Irrtümer

Da das mittelalterliche lange Schwert auch erlaubte, einige Techniken mit nur einer Hand am Schwert durchzuführen, kam es in neuerer Zeit zu der irrtümlichen Auffassung, beide Führungsweisen seien gleichberechtigt gewesen (Anderthalbhänder). Stellenweise wird sogar behauptet, es hätte sich um hauptsächlich einhändig geführte Waffen gehandelt. Historisch korrekt ist die nahezu ausschließliche Führung mit zwei Händen. Ein Schild wird niemals gleichzeitig mit einem langen Schwert eingesetzt.

Sport

Das lange Schwert erfreut sich wachsenden Interesses durch die Wiederbelebung und Rekonstruktion europäischer Kampfkünste.

Siehe auch: Europäischer Schwertkampf, Moderne Schwertkunst und Schwertkampf.

Typologie

Eine Einteilung nach der Form der Klinge zur Bestimmung der Zeit der Herstellung nimmt die Oakeshott-Klassifikation vor.

Literatur

  • R. Ewart Oakeshott, "The Archaeology of Weapons: Arms and Armour from Prehistory to the Age of Chivalry" ISBN 0-486-29288-6
  • Wendelin Boeheim, "Handbuch der Waffenkunde", Das Waffenwesen in seiner historischen Entwicklung vom Beginn des Mittelalters bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. (2000) ISBN 3-826-20212-0
  • Liliane Funcken, Fred Funcken, "Historische Waffen und Rüstungen des Mittelalters, Ritter und Landsknechte vom 8. bis 16. Jahrhundert" (2001), ISBN 3-572-01308-9
  • Talhoffer, Hans, "Talhoffers Fechtbuch" Gerichtliche und andere Zweikämpfe darstellend (1999) ISBN 3-932077-03-2
  • André Schulze, "Mittelalterliche Kampfesweisen - Das lange Schwert" ISBN 3-805-33652-7
  • Konrad Kessler, "Der Kampf mit dem Langschwert"(2007) ISBN 3-878-92091-1

Weblinks


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