- Lauberhorn
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Lauberhornrennen Ort: Wengen, Schweiz Berg: Lauberhorn Lauberhornabfahrt Start: 2.315 Meter Ziel: 1.290 Meter Höhenunterschied: 1.025 Meter Streckenlänge: 4.455 Meter Höchstgefälle: 93 % Geringstes Gefälle: 2 % Durchschnittsgefälle: 33 % Das Lauberhornrennen ist ein von der FIS veranstaltetes Skirennen mit einer Abfahrt, einem Slalom und einer Kombination. Es findet jährlich in Wengen in der Schweiz statt.
Die seit 1930 durchgeführte Lauberhornabfahrt gehört zu den Klassikern des Skiweltcups. Mit ca. 4,5 km Länge und mit Fahrzeiten um 2:30 Minuten ist sie die längste aller Abfahrten. Sie weist mit knapp 160 km/h auch die höchste Maximalgeschwindigkeit auf.
Umrahmt ist die Lauberhornabfahrt von den Viertausendern Mönch und Jungfrau sowie dem knapp 4000 m hohen Eiger.
Inhaltsverzeichnis
Schlüsselstellen
Die bekanntesten Abschnitte der Lauberhornabfahrt sind:
- Der nach Bernhard Russi benannte Russisprung, eingebettet im obersten als Gleiterstück ausgelegten Streckenteil
- Der Sprung über die Felsnase des Hundschopf mit einer engen S-Kurvenanfahrt
- Die nach Josef Minsch benannte Minsch-Kante mit dem nachfolgenden, langgezogenen Canadian Corner
- Das enge, nach Bruno Kernen benannte Kernen-S (eine beinahe 90-Grad-Anfahrtskurve und Unterquerung einer schmalen Brücke, bis 2008 als Brüggli-S bezeichnet)
- Die Wasserstation, ein Tunnel unter der Trasse der Wengernalpbahn
- Das lang gezogene Gleiterstück Langentreien
- Der Haneggschuss, wo Spitzengeschwindigkeiten bis fast 160 km/h erreicht werden
- Der 2003 neu eingebaute Silberhornsprung
- Das Österreicherloch mit dem Übergang in das Ziel-S
- Der Zielschuss, mit einer Neigung von 42 Grad der steilste Streckenabschnitt, der vor dem Rennen 2009 abgeflacht wurde[1]
Geschichte
Ernst Gertsch gründete 1930 das Lauberhornrennen. Der Rekordsieger in der Abfahrt ist Karl Molitor, der zwischen 1939 und 1947 sechs Siege feierte. Viermal in Serie (1955 bis 1958) hat Toni Sailer gewonnen. Den Slalom konnten Anderl Molterer, Guy Périllat, Ingemar Stenmark und Benjamin Raich je dreimal gewinnen.
Das erfolgreichste Land ist Österreich mit insgesamt 67 Siegen (27 in der Abfahrt, 18 im Slalom und 22 in der Kombination) vor der Schweiz mit 63 Siegen (24 in der Abfahrt, 18 im Slalom und 21 in der Kombination).
Seit Einführung des Weltcups 1967 ist das Lauberhornrennen fester Bestandteil dieser Rennserie. 1991 verunglückte Gernot Reinstadler im Training beim Ziel-S tödlich, woraufhin alle Rennen in diesem Jahr abgesagt wurden. Den bis heute gültigen Streckenrekord von 2:24,23 min hält der Italiener Kristian Ghedina mit seinem Sieg im Jahr 1997, wobei er eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 106,33 km/h erreichte.
Die Lauberhornrennen haben sich zu einem Grossereignis mit einem Millionenbudget entwickelt und ziehen jedes Jahr rund 30.000 Zuschauer an. Eingebürgert hat sich als Attraktion jeweils eine Eröffnungsflugschau der Patrouille Suisse.
Siegerliste
1 Es wurde eine sogenannte Super-Kombination ausgetragen (verkürzte Abfahrt und ein Slalomlauf).
2 Der Slalom fand in Veysonnaz statt.
3 Anstelle eines Slaloms fand ein Super-G statt.Trivia
- 1939 feierte Karl Molitor seinen Erfolg mit einer besonderen Taktik: Am Abend vor dem Rennen erklärte ihm der Schullehrer, dass er mit seinen Schülern für ihn zwischen zwei Toren eine Abkürzung stampfen würde. Wo die Piste eine Rechtskurve mache, führe die Abkürzung auf direktem Weg zum nächsten Tor. Molitors Privatpiste war aber nur eine Skilänge breit und daher konnte er kaum bremsen und wurde so schnell, dass er dort, wo er wieder auf die Piste kam, stürzte. Er fuhr trotzdem weiter und gewann mit neun Sekunden Vorsprung.
- 1945: Sechs Italiener, welche in Mürren als Flüchtlinge interniert waren, nahmen am Lauberhornrennen teil. Weil das niemand wissen durfte, starteten sie unter Pseudonymen wie «Blitz» und «Donner».
- 1954: Mehrere österreichische Rennfahrer stürzten in der Ebene nach dem Silberhornsprung. Die Stelle erhielt daher den Namen "Österreicherloch".
- 1965: Kurz vor dem Start von Stefan Sodat lichtete sich kurz der Nebel und die Sonne wies ihm den Weg ins Ziel. Der Österreicher mit Startnummer 31 fuhr Bestzeit, doch die Fotografen hatten ihre Positionen bereits verlassen. Deshalb musste der Fahrer nach dem Rennen nochmals zum Ziel-S hochsteigen, damit sie doch noch zu ihrem Siegerbild kamen.
- 1985: Im Training holte der Kanadier Brian O'Connor den vor ihm gestarteten Portugiesen ein.
- 1997: Bruno Kernen wählte beim Brüggli-S eine direkte Linie. Die notwendige scharfe Kurvenwahl führte zu einem Überdrehen der Skier, welche hinten wegdrifteten. Der Schweizer rotierte um die eigene Achse und schleuderte mit mindestens 40 km/h rückwärts ins Auffangnetz. Während der Rücken in die harte Abweisplane prallte, schlug der Kopf gegen das weichere Netz. Durch die Wucht des Aufpralls wurde der Fahrer etwa 10 Meter in die Piste zurückkatapultiert. Bruno Kernen kam mit relativ leichten Verletzungen davon. Nach seinem Rücktritt im Jahre 2007 wurde das Brüggli-S offiziell in Kernen-S umgetauft.
- 2002: 24.500 Zuschauer bildeten bei der Abfahrt die Rekordkulisse am Lauberhorn.
- 2005: Stefan Thanei erreichte mit 158 km/h am Ende des Haneggschuss die höchste je gemessene Geschwindigkeit im Alpinen Skiweltcup.
- 16.000 Meter Sicherheitsnetze und -zäune werden längs der Abfahrtspiste montiert, davon rund ein Kilometer Hochsicherheitsnetze und 800 Meter Abweisplanen.
Literatur
- Martin Born: Lauberhorn – die Geschichte eines Mythos. AS Verlag, Zürich 2004, ISBN 3909111084.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Lauberhorn-Zielgelände wird sicherer bernerzeitung.ch, 26. September 2008
46.5916666666677.94833333333332315Koordinaten: 46° 36′ N, 7° 57′ O; CH1903: (639060 / 160171)
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