Lauffen a.N.

Lauffen a.N.
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Lauffen am Neckar
Lauffen am Neckar
Deutschlandkarte, Position der Stadt Lauffen am Neckar hervorgehoben
49.0763888888899.15675175Koordinaten: 49° 5′ N, 9° 9′ O
Basisdaten
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Stuttgart
Landkreis: Heilbronn
Höhe: 175 m ü. NN
Fläche: 22,63 km²
Einwohner: 10.998 (31. Dez. 2007)[1]
Bevölkerungsdichte: 486 Einwohner je km²
Postleitzahl: 74348
Vorwahl: 07133
Kfz-Kennzeichen: HN
Gemeindeschlüssel: 08 1 25 056
Adresse der Stadtverwaltung: Rathausstraße 10
74348 Lauffen am Neckar
Webpräsenz:
Bürgermeister: Klaus-Peter Waldenberger (parteilos[2])
Lage der Stadt Lauffen am Neckar im Landkreis Heilbronn
Abstatt Abstatt Bad Friedrichshall Bad Rappenau Bad Wimpfen Beilstein Beilstein Beilstein Brackenheim Cleebronn Eberstadt Ellhofen Ellhofen Eppingen Erlenbach Flein Gemmingen Güglingen Gundelsheim Hardthausen am Kocher Heilbronn Ilsfeld Ittlingen Jagsthausen Jagsthausen Kirchardt Langenbrettach Lauffen am Neckar Lauffen am Neckar Lehrensteinsfeld Leingarten Löwenstein Löwenstein Löwenstein Massenbachhausen Möckmühl Neckarsulm Neckarwestheim Neudenau Neuenstadt am Kocher Nordheim Obersulm Oedheim Offenau Pfaffenhofen Roigheim Schwaigern Siegelsbach Talheim Untereisesheim Untergruppenbach Weinsberg Widdern Wüstenrot ZaberfeldKarte
Über dieses Bild

Lauffen am Neckar ist eine Stadt im Landkreis Heilbronn, Baden-Württemberg. Bekannt ist Lauffen als Geburtsstadt des Dichters Friedrich Hölderlin und als zweitgrößte Weinbaugemeinde Württembergs.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Geografische Lage

Lauffen liegt im südlichen Landkreis Heilbronn, ungefähr 9 km südlich der Kreisstadt Heilbronn und 50 km nördlich der Landeshauptstadt Stuttgart am Fluss Neckar, in den hier die Zaber einmündet. Der nördlich fließende Neckar wurde hier einst durch einen Felsrücken gezwungen, eine große, annähernd ringförmige Schleife in Richtung Westen zu bilden. Durch die Erosionskräfte des Wassers wurde der Felsen im Zeitraum 400 bis 100 v. Chr. durchbrochen.[3] Der Neckar floss über viele Stromschnellen und Strudel mit hoher Geschwindigkeit durch die geschaffene Lücke. Auf dieses Laufen des Flusses (im 20. Jahrhundert durch Kanalisierung eingedämmt) geht der Stadtname zurück. Das ehemalige Neckar-Flussbett in der Westschleife liegt nun trocken, im nördlichen Teil fließt die Zaber bis zur Mündung in den Neckar auf wenigen Kilometern in der ehemaligen Neckarschlinge. Das alte Flussbett wird von einem ringförmigen Hügel begrenzt, dessen Hang teils vom Kaywald bedeckt ist, teils für den Weinbau genutzt wird.

Im Zentrum der alten Neckarschlinge, westlich des heutigen Flusslaufs, befindet sich ein Hügel, der mit dem Neckardurchbruch von seinem Pendant am heutigen östlichen Flussufer abgetrennt wurde. Auf dem Ausläufer dieses Hügels direkt am Neckar (heute Standort der Regiswindskirche) wurde Lauffen gegründet, der später so genannte Stadtteil Lauffen-Dorf liegt größtenteils auf diesem Hügel. Am Neckardurchbruch liegt eine Insel im Fluss, die heute das Rathaus (die frühere Burg der Grafen von Lauffen) beherbergt und ansonsten unter Naturschutz steht. Auf einem anderen Hügel östlich des Neckars, dem Pendant zum Hügel im Westen, befindet sich der zu einem späteren Zeitpunkt als das Dorf gegründete Stadtteil Lauffen-Stadt. Beide Stadtteile sind mit einer Brücke verbunden, von Lauffen-Stadt führt eine weitere Brücke zur Rathausinsel. Westlich des Neckars und nördlich von Dorf und Zaber gab es einst ein Frauenkloster des Dominikanerordens, aus dem sich ein weiterer, auch „Dörfle“ genannter Siedlungskern entwickelte.

Eine Lauffener Exklave, der etwa 153 Hektar große Stadtwald Etzlenswenden, befindet sich 13 bis 15,5 Kilometer weiter östlich in den Löwensteiner Bergen. Das Waldstück wurde der Stadt Lauffen vermutlich schon von ihren Gründern um das Jahr 1200 zugewiesen, da die Stadt anders als das Dorf auf ihrer Gemarkung kaum über Wald verfügte, aber Bau- und Brennholz benötigte.

In diesem Waldstück liegt auch der mit 452 m ü. NN höchste Punkt des Stadtgebiets. Der höchste Punkt außerhalb dieser Exklave liegt mit 257,9 m ü. NN im Gewann Renngrund im Osten, der mit 160 m ü. NN tiefste Punkt am Neckar im Norden des Stadtgebiets.[4]

Lauffen vom Geigersberg aus gesehen

Nachbargemeinden

Nachbarstädte und -gemeinden Lauffens sind (im Uhrzeigersinn, beginnend im Westen): Brackenheim, Nordheim, Heilbronn (Stadtkreis), Talheim, Ilsfeld, Neckarwestheim und Kirchheim am Neckar (Landkreis Ludwigsburg). Die Exklave Stadtwald Etzlenswenden liegt zwischen (von Westen) Abstatt, Untergruppenbach, Löwenstein und Beilstein. Bis auf Heilbronn und Kirchheim gehören alle Nachbarorte zum Landkreis Heilbronn. Mit Neckarwestheim und Nordheim ist Lauffen eine Vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft eingegangen.

Stadtgliederung

Die Stadt Lauffen am Neckar bestand bis zum 1. April 1914 aus den beiden Teilgemeinden Lauffen-Dorf (links des Neckars) und Lauffen-Stadt (rechts des Neckars), die zu diesem Datum aufgehoben wurden.[5] Zu Lauffen gehören noch die Höfe Landturm, die auf den Lauffener Landturm am Württembergischen Landgraben zurückgehen.[6] Abgegangene, also nicht mehr bestehenden Orte auf der Markung Lauffens sind Auen, Hofstatt, Hohfeld, Jungesheim, Konsten (bzw. Konstheim), Osterhofen, Raitern und Rieder. Die früheren Orte "zu Brücken" und Talhofen gingen in Lauffen-Dorf auf.[7]

Geschichte

Villa rustica in Lauffen

Erste Besiedlung, Namensherkunft

Das Gebiet um Lauffen wurde vermutlich schon in vorchristlicher Zeit besiedelt, was jedoch nur durch sehr wenige Knochenfunde belegt ist. Die höhere Frequentierung des Ortes kann aus dem Umstand abgeleitet werden, dass der Fluss zwischen der heutigen alten Neckarbrücke und den Felsen von Burg und Regiswindiskirche die meiste Zeit des Jahres durchwatbar war und von Mensch und Tier als Furt genutzt wurde. Der ursprüngliche Neckar bot nicht viele dieser Gelegenheiten, die nächsten Furten waren kilometerweit entfernt. Auch die beiden prominenten Felsen selbst dürften schon seit Urzeiten für den Menschen als Beobachtungsposten und natürliche Fluchtburgen attraktiv gewesen sein.

Aus römischer Zeit sind aus dem 2. bis 3. Jahrhundert die Fundamente eines römischen Gutshofes im Gewann Brunnenäcker, etwa zwei Kilometer südöstlich von der heutigen Ortsmitte, erhalten, sowie Gefäß- und Münzfunde.

Nach Abzug der Römer um 260 n.Chr. folgten die Alamannen (Grabfunde bei der Quelle im Gewann Brunnenäcker). Um 500 n. Chr. zogen die Franken ein und es wurde in Lauffen ein Königsgut mit Martinskirche errichtet, dessen Besitzverhältnisse zwischen Fürsten und Kirche mehrfach wechselten. Eine Urkunde aus dem Jahr 823 erwähnt diese „Kirche im Neckargau, welche in der Villa Hlauppa zur Ehre des Hl. Martin erbaut ist“.

Der dabei erstmals erwähnte Name Hlauppa (später: Lauffa, Laufen, Lauffen) ist typisch für Orte an Stromschnellen oder Wasserfällen. Die zeitweilige Neckarstromschnelle bei Lauffen entstand, als der Fluss den Mäanderhals der großen Flussschlinge durchbrach und seine Laufstrecke so abkürzte.

Kaiser Ludwig belehnt im Jahr 832 Markgraf Ernst mit Lauffen, Gemälde in der Regiswindiskirche

9. bis 11. Jahrhundert

832 gab Kaiser Ludwig der Fromme den noch unbefestigten Ort an seinen Schwiegersohn Ernst, den Markgrafen des oberpfälzischen Nordgaus zu Lehen, mit der Auflage, den unwirtlichen Ort würdig auszugestalten, da der Kaiser dort zu jagen gedachte. Auf Ernst geht die früheste Kultivierung der Neckarhänge und die älteste Anlage einer Burg zurück. Die Tochter des Grafen, Regiswindis, wurde jedoch im Kindesalter von ihrer Amme getötet und der Leichnam in den Neckar geworfen, worauf sich Markgraf Ernst wieder in seinen Stammgau in der Oberpfalz zurückzog, so dass Lauffen noch vor Ablauf der Lehensdauer und vor dem Tod des Grafen ab dem Jahr 861 wieder direkt dem Kaiser unterstand. In den Jahren 889, 923 und 993 übertrugen verschiedene deutsche Kaiser dem Bistum Würzburg die Herrschaft über den Ort. 1003 sprach sich Kaiser Heinrich II. für die Gründung eines Klosters in dem inzwischen befestigten Ort aus, worauf unter Bischof Heinrich von Würzburg ein Frauenkloster des Benediktinerordens entstand.

Hochmittelalter

Ab dem elften Jahrhundert traten fränkische, vom Geschlecht der Popponen stammende Gaugrafen von Lauffen auf den Plan, die dem Bistum Worms verbunden waren. Dieses Grafengeschlecht trieb die weitere Befestigung des Ortes und der Burg voran. Die Grafen ließen um 1150 den östlichen Felsen vom Ufer abschlagen, um so die Basis für eine Wasserburg, die heutige Pfalzgrafenburg, zu erhalten. Nach dem Tod der drei Brüder Heinrich II., Boppo V. und Konrad II., von denen keiner einen männlichen Nachfahren hatte, starb das Grafengeschlecht derer von Lauffen jedoch aus, und die Stadt fiel im 13. Jahrhundert wieder reichsunmittelbar in den direkten Besitz des deutschen Kaisers.

1227 verpfändete Kaiser Friedrich II. Lauffen sowie Sinsheim und Eppingen an Markgraf Hermann V. von Baden. In der Pfändungsurkunde wird Lauffen erstmals als civitas (Stadt mit bürgerlicher Einrichtung) bezeichnet. Die Erhebung zur Stadt wird oft auch auf das Jahr 1234 datiert. Die Markgrafen von Baden setzten Vögte als Verwalter der Stadt ein. Ebenfalls 1227 erfolgte der Bau einer Kirche, die der inzwischen heiliggesprochenen Regiswindis geweiht war und eine bereits davor bestehende Kapelle ersetzt hat. Durch die verstrickten Verwandtschafts- und Pfandschuldverhältnisse der damaligen Adelsgeschlechter wechselte das Vogtrecht über den Ort mehrfach und ging unter anderen auch auf die Herren von Teck über. 1327 wurde Lauffen an Württemberg verpfändet. 1346 erwarb Ritter Albrecht (genannt Hofwarth) von Lauffen die Stadt und die Burg von den badischen Markgrafen für 3000 Pfund Heller, verkaufte seinen Besitz jedoch 1361 bereits wieder an Graf Eberhard von Württemberg und dessen Bruder Ulrich für die doppelte Summe. Die württembergischen Herren forderten angesichts der nahen Reichsstadt Heilbronn im Jahre 1383 eine Selbstverpflichtung der Einwohner zur Treue zu Württemberg.

Spätmittelalter und Bauernkrieg

Das 15. Jahrhundert war in Lauffen geprägt von Auseinandersetzungen um die komplizierten Fisch- und Zehntrechte, die bei einer Vielzahl von Eigentümern lagen. 1454 wurde unter Graf Ulrich der Lauffener See angelegt. 1460 mussten die Truppen des Grafen im Scharmützel bei Wüstenhausen gegen Pfälzer Truppen vorgehen, die einen Anteil an der Neckarfischerei und am Neckarzoll erkämpfen wollten. Erst 1461 verpflichtete sich Pfalzgraf Friedrich, die Angriffe auf verschiedene württembergische Orte zu unterlassen. 1469 regelte ein Vertrag zwischen der Pfalz und Württemberg die Zollstreitigkeiten wegen des auf der Murr transportierten Bauholzes.

1474 wurde unter Graf Ulrich eine erste Neckarbrücke bei Lauffen erbaut; daraufhin fiel der gesamte Flusszoll an Lauffen. Die Brücke blieb für 144 Jahre die einzige Neckarbrücke zwischen Cannstatt und Heilbronn. Sie wurde beim Hochwasser 1529 zerstört und 1532 neu errichtet. 1480 folgte der Bau eines Rathauses und die Errichtung eines Wochenmarktes. 1482 fielen 1300 Einwohner Lauffens der Pest zum Opfer.

Im Bauernkrieg wurde das Feld zwischen Lauffen und Gemmrigheim zum Lagerplatz eines 8000 Mann starken Bauernheers, als sich Mitte April 1525 die Wunnensteiner Bauern unter Matern Feuerbacher mit dem Stocksberger Haufen unter Hans Wunderer und dem Haufen um Jäcklein Rohrbach vereinigten. Angesichts dieser Übermacht solidarisierte sich der Rat von Lauffen mit den Bauern, worauf lediglich das Kloster geplündert wurde.

Am 13. Mai 1534 waren in der Schlacht bei Lauffen knapp 11.000 Mann starke österreichische Truppen den 25.000 Mann des hessischen Heers unterlegen, wodurch der zeitweilig vertriebene Herzog Ulrich wieder die Macht über Württemberg erlangte. Im Schmalkaldischen Krieg war Lauffen um 1547 über ein Jahr lang von spanischen Truppen besetzt.

1564 wütete abermals die Pest und forderte etwa 800 Opfer. Auch die Jahre 1606, 1607 und 1626 waren von der Pest geprägt, wenngleich auch mit weniger Opfern.

Lauffen um 1640. Illustration aus Matthäus Merians Topographia Sueviae, 1643. Links das Dorf, rechts am anderen Flussufer die Stadt, in der Mitte die Insel mit der Burg

Dreißigjähriger Krieg

Im Dreißigjährigen Krieg war Lauffen vielfach Schauplatz von Kämpfen und Truppenbewegungen. Die Neckarbrücke wie auch die geringe Tiefe des Flusses nahe dem Wurmberg wiesen Lauffen eine wichtige strategische Bedeutung zu. Im April 1622 sammelten sich große Truppenverbände des Herzogs Wilhelm von Sachsen-Weimar und des Markgrafen Georg Friedrich von Baden bei der Neckarbrücke, um vereint den kaiserlichen Truppen entgegenzutreten, auf die sie Anfang Mai bei der Schlacht bei Wimpfen stießen. Nach der Niederlage bei Wimpfen suchten zwei markgräfliche Kompanien sowie zahlreiche Bauern aus Neckargartach Zuflucht in Lauffen. Von größeren Kampfhandlungen blieb die Stadt zwar noch mehrere Jahre verschont, dann jedoch hatte sie fast 20 Jahre zu leiden.

1629 zogen kaiserliche Truppen durch die Stadt, 1631 Truppen aus Lothringen. Im September 1634 wurde Lauffen erst von kroatischen Truppen geplündert, zwei Tage später zogen wieder kaiserliche Truppen ein. Im November 1634 wurden die letzten 16 Stück Vieh in der Stadt vom pistumbischen Regiment beschlagnahmt. An Weihnachten 1634 war Lauffen drei Wochen Quartier für fünf durchziehende Regimenter. Zu Pfingsten 1635 beschlagnahmte das Mühlheimische Kürassier-Regiment die gesamte Winterfrucht. Die Stadt war bereits dermaßen ausgezehrt, dass eine Hungersnot herrschte, der knapp 800 Einwohner zum Opfer fielen.

1636 plünderte ein Oberst Lissaw mit seinem Kürassier-Regiment die Stadt. Im Herbst 1637 überfiel erst ein salisches Reiterregiment, anschließend das Speerreutersche Reiterregiment die Stadt, so dass im Winter abermals Hungersnot herrschte, an der über 200 Menschen starben. 1638 oblag Lauffen zunächst die Verpflegung einer Parischen Kompanie, im Mai wurde die Stadt wieder von kaiserlichen Truppen heimgesucht, ebenso im September. Im Herbst plünderten zwei Reiterregimenter die Ernte, Anfang Dezember suchten drei Reiterregimenter die Stadt heim, und an Weihnachten 1638 besetzte der kaiserliche Generalstab die Stadt. Ende 1638 war die Einwohnerzahl von Stadt und Dorf Lauffen auf nur noch etwa 30 Personen geschrumpft. Auch 1639 wurde Lauffen mehrfach von Truppen besetzt.

Die Jahre 1640 bis 1642 waren vergleichsweise ruhig. 1643 besetzten französisch-weimarsche Dragoner die Burg, in ihrem Gefolge zogen zwei weitere Regimenter und anschließend der gesamte französische Generalstab in die Stadt ein. Die so genannte weimarsche Besatzung endete erst im Mai 1643 nach dreitägigem Gefecht mit einer kurbayerischen Armee unter Oberst Graf Fugger. 1644 war Lauffen für fünf Monate Winterquartier des Blauveavischen Regiments, 1645 erfolgten erneut exzessive Plünderungen der Stadt durch französische und hessische Truppen. Die anschließend wieder einziehenden bayerischen Truppen konnten nahezu nicht mehr verpflegt werden, da es bis auf etwas neuen Wein, Kraut und Rüben schlichtweg nichts mehr in der Stadt zu essen gab. 1646 kamen zu den einquartierten Bayern auch noch schwedische Truppen, und umfangreiche Verteidigungsanlagen (Schanzen) wurden angelegt. Nach dem Waffenstillstand zwischen Frankreich und Kurbayern 1647 wurden die Verteidigungsanlagen wieder geschleift und die Bayern zogen ab. An ihrer Stelle bezog eine weimarsche Reiterkompanie ihr Winterquartier in Lauffen. Als der Waffenstillstand aufgehoben wurde, zog eine französische Besatzungstruppe in Lauffen ein und errichtete abermals Verteidigungsanlagen, die aber wegen des Friedensschlusses von 1648 nicht mehr benötigt wurden. Auch nach Kriegsende war Lauffen noch über einige Jahre mehrfach Quartier für umherziehende Truppen.

Am Ende des Dreißigjährigen Krieges betrug die Einwohnerzahl noch 155 Personen. Das Obere Schloss war zerstört, das untere stark beschädigt. Die Stadtkirche wies starke Beschädigungen auf, 270 Häuser waren vernichtet, 452 Morgen Weinberge, 1239 Morgen Acker und 50 Morgen Wiesen verwüstet.

Zeit der Franzosenkriege

Da die politische Situation in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts alles andere als stabil war, trieb Herzog Eberhard 1672 den Ausbau der Befestigungsanlagen von Lauffen voran, um mit Schlagbrücke, Brustwehren usw. gegen einen eventuellen französischen Angriff gewappnet zu sein. Nur wenige Jahre nach dem verheerenden Dreißigjährigen Krieg war Lauffen erneut Schauplatz von Aufmärschen. 1674 überquerte die Armee des Kurfürsten von Brandenburg hier den Neckar in Richtung Straßburg. Ihr folgte die Lüneburg-Zellsche Armee. Beim Rückmarsch dieser Truppen war das brandenburgische Hauptquartier in Ilsfeld. Im Mai 1675 überquerte die kaiserliche Armee aus den Niederlanden kommend den Neckar bei Lauffen. 1676 war die Stadt Winterquartier eines kaiserlichen Kürassier-Regiments, 1679 einer lothringischen Reiterkompanie. 1688 waren abermals die Franzosen in der Stadt, beschlagnahmten alle Pferde und zerstörten die Neckarbrücke. In den folgenden zehn Jahren gab es abermals zahlreiche Kämpfe und Besatzungen, erneut wurden Ernten geplündert und Nutzflächen zerstört. Die Bevölkerung, die sich in den Jahren zwischen den Kriegen erholt hatte, wurde abermals auf 210 Personen im Jahr 1697 dezimiert.

18. Jahrhundert

Auch das 18. Jahrhundert war von militärischen Handlungen bestimmt. 1704 überquerte die holländisch-englische Reiterei bei Lauffen den Neckar, 1707 suchen 2000 französische Reiter den Ort zweimal heim. 1709 quartierte sich ein aus Kürnbach stammendes Kürassier-Regiment in Lauffen ein.

Über 100 Jahre nach Beginn des Dreißigjährigen Krieges beginnt die Stadt sich von den Schäden allmählich zu erholen. 1721 wurde das Rathaus saniert, 1724 die 1693 notdürftig wiederhergestellte Neckarbrücke zu einer bedeckten Hängebrücke umgebaut. 1728 formierte sich eine Nachtwache zum Schutz gegen die damals häufigen nächtlichen Diebstähle und Morde.

1744 zog die kaiserlich bayerische Armee unter Feldmarschall von Seckendorff durch Lauffen und belagerte die Stadt zwei Wochen, 1745 folgten zum wiederholten Male die Franzosen. Weitere Einquartierungen von Truppen aus Wimpfen sowie aus Anhalt kamen dazu.

1755 wurde die bisherige Verwaltungsstruktur als Obervogtei aufgehoben, bis 1759 wurde aus demselben Bezirk ein Oberamt gegründet. 1785 starben 160 Einwohner an Schleimfieber (Typhus).

Lauffen von Südosten. Aquarell um 1800

Napoleonische Kriege

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts rückte Lauffen aufgrund seiner strategisch wichtigen Lage erneut in den Mittelpunkt kriegerischer Auseinandersetzungen. Im Juli 1796 traf kaiserliche Artillerie mit einer großen Menge Munition in Lauffen und Talheim ein. 1799 zog sich die österreichische Infanterie von Heilbronn nach Lauffen zurück, wohin Herzog Friedrich von Württemberg zum Schutz gegen die vom Rhein vorrückenden Franzosen bereits große Truppenverbände geschickt hatte. Den Franzosen, die Heilbronn 1799 allein dreimal heimsuchten, gelang im Zuge der Kampfhandlungen abermals die Einnahme von Lauffen, wo sie Häuser anzündeten, plünderten und Geiseln nahmen.

Lauffen, Burg und Regiswindiskirche von Nordwesten. Aquarell von Caspar Obach um 1850

19. Jahrhundert

Das Oberamt Lauffen wurde 1808 aufgelöst, Lauffen kam an das Oberamt Besigheim. Die Neckarbrücke wurde 1810 abermals renoviert, die hölzernen Bestandteile wurden dabei durch steinerne ersetzt. 1817 erwarb die Gemeinde die Neckarinsel und nutzte das darauf befindliche Gebäude als Rathaus.

Das 19. Jahrhundert stand in Lauffen insbesondere unter dem Zeichen der Kultivierung des Bodens. 1820 wurde der See trockengelegt. Die Einwohner verloren dadurch eine reiche Nahrungsquelle, aber auch die Ursache vieler Fieberkrankheiten. 200 Morgen neuen Ackerlandes entstanden dabei. Der Weinbau erlebte eine Blüte, indem auf unrentable Sorten verzichtet und hauptsächlich der ertragreiche Clevener angebaut wurde. Die Stadt pflanzte über 2000 Obstbäume auf Gemeindegrund an sowie zahlreiche Weidenbüsche längs des Neckars.

Nach einem Brand am 14. Oktober 1861 wurde am 19. November eine Freiwillige Feuerwehr gegründet.[8] 1889 wurde die zweite Röhre des Eisenbahntunnels (584 m) zwischen Kirchheim am Neckar und Lauffen fertiggestellt. Einer der größten Engpässe auf dem Weg zum zweigleisigen Betrieb dieses Streckenabschnitts der Frankenbahn Heilbronn–Stuttgart war damit überwunden.

Das Kraftwerk am Mühlgraben, Auslass-Seite im Norden

In Lauffen am Neckar begann die weltweit erste Fernübertragung von Wechselstrom: Michail von Dolivo-Dobrowolsky und Oskar von Miller konstruierten für die Internationale Elektrotechnische Ausstellung 1891 in Frankfurt am Main eine Drehstrom-Hochspannungs-Übertragung. Hierfür wurde im Zementwerk von Lauffen ein Drehstromgenerator (Hersteller: Maschinenfabrik Oerlikon) aufgestellt und eine 176 Kilometer lange Freileitung nach Frankfurt am Main gebaut. Am 24. August 1891 konnte die Freileitung in Betrieb genommen werden, und ab 25. August 1891 12 Uhr mittags wurden mit dem aus Lauffen übertragenen Strom 1000 Glühlampen betrieben. Das mit den Glühlampen besetzte Eingangstor der Ausstellung wurde im mittleren Teil von einem Arkadenbogen überspannt, der die Aufschrift „Kraftübertragung Lauffen–Frankfurt 175 km“ trug.[9] Zugleich wurde ein ca. sechs Meter hoher künstlicher Wasserfall betrieben. Nach Ende der Ausstellung wurde der Strom des Drehstromgenerators weiterhin bis Heilbronn übertragen, das damit als erste Stadt der Welt die Fernversorgung mit Strom aufnahm. Noch heute erinnert der Name des lokalen Energieversorgungsunternehmens ZEAG (kurz für Zementwerk Lauffen – Elektrizitätswerk Heilbronn AG) daran.

Brücke, Regiswindiskirche und Burg um 1900

20. Jahrhundert

1914 wurden die Teilgemeinden Lauffen-Stadt und Lauffen-Dorf aufgehoben. Der neue Gemeinderat pflanzte zum Gedenken an diesen Schritt eine Linde auf den Terrassengarten vor der Pfalzgrafenburg, die einem älteren Exemplar bei der Regiswindiskirche am anderen Neckarufer gegenübersteht. Beide Linden sollen die Einigkeit symbolisieren.

Vom Ersten Weltkrieg kehrten 189 Soldaten nicht zurück. Ihnen zu Ehren wurde 1922 beim Rathaus ein Kriegerdenkmal errichtet, das schon 1949 wieder abgerissen wurde, einerseits weil es dem Kanalbau im Weg stand, zum anderen um die Namenstafeln mit denen der Gefallenen des Zweiten Weltkriegs in den Mauern des Alten Friedhofs zu vereinen.

Mitte der 1930er-Jahre wurde mit der Kanalisierung des Neckars bei Lauffen begonnen. Der neue Kanal machte den Felsen, auf dem die Pfalzgrafenburg steht, wieder zur Insel. Zeitweilig war der Felsen über den in der Neuzeit künstlich aufgeschütteten Mühlgraben mit dem Städtle verbunden und der Neckar floss vor Felsen und Neckarbrücke über eine angelegte Stromschnelle (vgl. Bilder von 1640 und 1800). Auch das erste kommerziell genutzte Drehstrom-Kraftwerk musste neben mehreren Häusern dem Kanalbau weichen. In unmittelbarer Nähe erinnert die Oskar-von-Miller-Straße (westliche Zufahrtsstraße zum Zementwerk) an seine ehemalige Lage. Elektrische Energie wird seitdem flussaufwärts am Stauwehr erzeugt. Der originale Generator kann im Deutschen Museum besichtigt werden. Gleichzeitig wurde zwischen dem Zementwerk und dem Steinbruch bei Neckarwestheim entlang des rechten Neckarufers eine Schmalspurbahn installiert, die mehrmals täglich Gestein nach Lauffen transportierte. Die Bahn wurde 1984 stillgelegt, später die Gleisanlage demontiert und in einen Wanderweg umgewandelt. Die Lok steht heute auf einem Spielplatz bei der alten Neckarbrücke, direkt neben der ehemaligen Strecke. Im Steinbruch steht heute das Kernkraftwerk Neckarwestheim (GKN).

Von 1935 bis 1938 entstand zwischen Eberbach und Unterriexingen die Neckar-Enz-Stellung als Verteidigungslinie gegen einen möglichen Angriff aus dem Westen. Auf Lauffener Gemarkung wurden elf Bunker erbaut [10], die jedoch keinen Einfluss auf das Kriegsende in Lauffen hatten.

Mit der Kommunalreform 1938 wurde das Oberamt Besigheim aufgelöst und Lauffen kam zum Landkreis Heilbronn.

Gedenkstein zur Erinnerung an das Unglück vom 20. Juni 1959

Im Laufe des Zweiten Weltkriegs erlebte Lauffen – teilweise bedingt durch die Nähe zur Scheinanlage Brasilien, einer Attrappe des Stuttgarter Hauptbahnhofs, insgesamt 37 Luftangriffe. Am 13. April 1944 wurde ein Bomberverband der Alliierten, der wegen geschlossener Wolkendecke sowohl über dem Hauptziel Nürnberg als auch dem Ausweichziel Stuttgart unverrichteter Dinge auf dem Rückflug war, von einem einzelnen Kampfflugzeug der Wehrmacht angegriffen und so zum Notabwurf gezwungen. Die Schäden und Verluste durch die ungezielt und zum Teil nicht scharf gemachten Bomben waren für Lauffen glimpflich, die meisten fielen auf Felder oder in den Neckar; die Sonnenstraße, die Brückenstraße, der alte Friedhof, die nähere Umgebung des Zementwerks und die Martinskirche wurden getroffen. 59 Menschen, darunter auch Zwangsarbeiter, kamen ums Leben. Der damals amtierende Bürgermeister wurde kritisiert, weil er keinen Fliegeralarm auslösen ließ. Die nächsten Ausweichziele des Bomberverbands wären Nordwürttemberg, Hessen oder das Ruhrgebiet gewesen. Das Bombardement auf Lauffen kann so als Bauernopfer zugunsten einer Großstadt betrachtet werden.

Am 20. Juni 1959 stieß ein im Auftrag der Deutschen Bundesbahn fahrender Linienbus mit dem Eilzug Tübingen–Stuttgart–Würzburg auf dem damaligen schienengleichen Bahnübergang beim Posten 47 in Lauffen am Neckar zusammen. Bei diesem bis dahin schwersten Busunglück nach dem Krieg waren insgesamt 45 Tote zu beklagen. 27 weitere Personen wurden schwer verletzt. Ursache war menschliches Versagen des Schrankenwärters. Ein Gedenkstein erinnert vor Ort an das schwere Unglück. Heute befindet sich dort eine Unterführung.

katholische Kirche St. Paulus von 1976

Religionen

Nach der Schlacht bei Lauffen war die Stadt 1534 die erste Stadt in Württemberg, in der die Reformation eingeführt wurde. Der erste evangelische Pfarrer Hieronymus Hailbrunner wird 1546 erwähnt, hat aber wohl schon früher in Lauffen gewirkt. Seither ist die Stadt vorwiegend evangelisch geprägt. Eine römisch-katholische Kirchengemeinde gibt es erst wieder seit 1946.

Die evangelische Kirchengemeinde Lauffen umfasst etwa 6000 Mitglieder, die katholische Kirchengemeinde Lauffen etwa 3000 (davon etwa 500 in Neckarwestheim). Die neuapostolische Kirche hat ebenfalls eine Gemeinde in Lauffen, die 2007 zunächst 136 Mitglieder hatte, nach der Zusammenlegung mit der neuapostolischen Kirchengemeinde Neckarwestheim im Juli 2007 dann 210.[11]

Politik

Ehemalige Burg, heutiges Rathaus

Gemeinderat

Der Gemeinderat Lauffens hat nach der Kommunalwahl vom 13. Juni 2004 22 Sitze. Die Wahl brachte folgendes Ergebnis

  1. CDU 34,7 % (-3,6), 8 Sitze (-1)
  2. SPD 21,7 % (-7,6), 5 Sitze (-2)
  3. FW Lauffen 17,8 % (+1,2), 4 Sitze (+1)
  4. FDP/DVP 17,3 % (+1,4), 4 Sitze (+1)
  5. GRÜNE 8,5 % (+8,5), 1 Sitz (+1)

Weiteres Mitglied des Gemeinderates und dessen Vorsitzender ist der Bürgermeister.

Wappen und Flagge

Die Blasonierung des Lauffener Wappens lautet: In Silber ein grün gekleideter laufender Bote („Läufer“) mit roter Feder am grünen Hut und roten Schuhen, in der erhobenen Rechten einen silbernen Brief mit rotem Siegel haltend, mit der Linken einen rot geschäfteten Spieß mit blauer Spitze schulternd. Die Stadtfarben sind Grün-Weiß.

Logo der Stadt Lauffen

Lauffen führte ursprünglich das Wappen seiner Stadtgründer, der Grafen von Lauffen: einen unten gestümmelten Adler (vgl. heutiges Wappen des Landkreises Heilbronn). 1220 bis 1346 war die Stadt in badischem Besitz, und 1311 tritt erstmals das badische Wappen in einem Lauffener Siegel auf. Für 1464 ist dann zum ersten Mal das jetzige redende Wappen in einem Siegel nachgewiesen. Zeichnungen dieses Wappens in natürlichen Farben sind seit 1575 erhalten, wobei der Schildgrund manchmal auch golden statt silbern tingiert war.[12]

In Anlehnung an das Wappen verwendet die Stadt Lauffen ein L mit stilisiertem Boten als Logo.

Partnerstädte

Lauffen unterhält Partnerschaften mit der Gemeinde La Ferté-Bernard im Département Sarthe, Frankreich (seit 1974) und mit der Stadt Meuselwitz im Landkreis Altenburger Land, Thüringen (seit 1990).

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Die Neckarbrücke im Jahr 2005
Die Burg von Lauffen. Der Schotterweg am rechten Ufer war einst der Gleis des "Zementwerksbähnle". Die Lok steht hinter dem hohen Gebüsch vor der Brücke.

Bauwerke

In Lauffen sind zahlreiche Baudenkmäler erhalten. Der historische Stadtkern von Lauffen-Stadt und das alte Lauffen-Dorf stehen seit 1984 als Gesamtanlage unter Denkmalschutz.[13]

  • Das Lauffener Rathaus ist eine ehemalige Burg der Grafen von Lauffen, die im 11. Jahrhundert erbaut, im Dreißigjährigen Krieg zerstört und nach 1648 als Sitz des Oberamtmanns neu erbaut wurde, wobei der romanische Bergfried erhalten blieb. Die Anlage dient seit 1817 als Rathaus und wurde seitdem mehrfach umgebaut.
  • Die Regiswindiskirche wurde in ihrer jetzigen Form im 16. Jahrhundert nach einem Brand errichtet. Vorgängerbauten gehen bis auf das Jahr 741 zurück (Martinskirche), seit 1227 besteht ein Regiswindis geweihter Bau. An der Außenseite des Chors ist ein fragmentarischer Ölberg von Hans Seyfer um 1507 erhalten.
  • Neben der Regiswindiskirche befindet sich die Regiswindiskapelle, eine ursprünglich der Heiligen Anna geweihte Friedhofskapelle, in der sich der 1227 gefertigte Sarkophag der Ortsheiligen befindet.
Mauer des Klosterhofs
  • In der Ortsmitte von Lauffen-Dorf befinden sich zahlreiche historische Gebäude, unter anderem Barockwohngebäude aus dem 18. Jahrhundert und die historische Anlage am Kirchberg mit altem Backhaus. Am Rande des Kirchbergs verläuft die kuriose Grabengasse, der zwischenzeitlich mit Fachwerkgebäuden überbaute Graben der einstigen Burg um die Kirche, durch den einst sogar motorisierter Verkehr floss.
  • Ebenfalls sehenswert ist der größtenteils gut erhaltene, verkehrsberuhigte Stadtteil Städtle, überwiegend mit Fachwerkgebäuden, die bis zum 15. Jahrhundert zurück datieren. Hervorzuheben sind das Erkerhaus, die Alte Kelter, der Vogtshof sowie die Stadtmauer mit Altem Heilbronner Tor aus dem 13. Jahrhundert, Neuem Heilbronner Tor von 1772 und Gefängnisturm.
  • Die seit Mitte des 19. Jahrhunderts (fälschlicherweise) so genannte Martinskirche in Lauffen-Stadt war ursprünglich eine Nikolauskapelle, die um 1200 errichtet wurde. Sie war keine eigenständige Kirche, sondern wurde von Pfarrern aus dem Dorf mitbetreut. Nach Einführung der Reformation verfiel die Kapelle und diente als Heu- und Haferschuppen. 1883/84 wurde sie renoviert, im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, 1949 und 1977/78 erneut renoviert. Seit 1978 wird die einschiffige Kapelle wieder für Gottesdienste benutzt. Im Chor wurden bei der Renovierung 1977/78 mehrere Schichten von Wandmalereien freigelegt.
  • Im Klosterhof befinden sich die wiederaufgebaute Klosterkirche, ein Lapidarium mit mehreren alten Grenzsteinen sowie eine Hölderlin-Gedenkstätte. In der Nachbarschaft des Klosterhofs stehen außerdem das Elternhaus von Friedrich Hölderlin sowie ein auf eine historische Mühle zurückgehendes Fachwerkgebäude.
  • An der Straße nach Ilsfeld befindet sich die Lauffener Villa rustica, die 1978 ausgegraben und teilrestauriert wurde. Ebenfalls an der Landstraße nach Ilsfeld sind Reste des Württembergischen Landgrabens erhalten geblieben, zu dem auch der Landturm, eine ehemalige Zollstation, gehört.
Städtisches Museum in der ehemaligen Klosterkirche (Jan 2009)

Museen

Das städtische Museum im Klosterhof zeigt u. a. archäologische Funde aus Lauffen sowie eine Ausstellung zu Friedrich Hölderlin. Das Burgmuseum im Rathaus zeigt eine Ausstellung zur Geschichte der Grafenburg.

Kino

Das Mobile Kino und der Filmklub Lauffen zeigen regelmäßig Filme in der Stadthalle beziehungsweise in der Aula des Hölderlin-Gymnasiums.

Theater

In Lauffen finden regelmäßig Gastspiele der Badischen Landesbühne Bruchsal und der Württembergischen Landesbühne Esslingen statt. Die Städtlesbühne im alten Vogtshof in Lauffen-Stadt bietet seit 1994 etwa 15 Mal pro Saison Laien-Mundarttheater.[14]

Wirtschaft und Infrastruktur

Weinbau

Mit 587 Hektar bestockter Rebfläche (Stand: 2005), davon über 90 % rote Rebsorten, steht Lauffen heute an zweiter Stelle der Weinbaugemeinden im Weinbaugebiet Württemberg.[15] Die Lauffener Lagen gehören zur Großlage Kirchenweinberg im Bereich Württembergisch Unterland des Weinbaugebietes Württemberg. Lauffen ist einer der wenigen Weinbauorte, die bereits zweimal die Württembergische Weinkönigin stellten (Ilse Eberbach 1972 und Karoline Rembold 1984).

Die Lauffener Weingärtnergenossenschaft wurde 1935 gegründet und ist mit einem Absatz von ca. 6 Millionen Liter und einem Umsatz von ca. 22 Millionen Euro jährlich eine der größten und auch eine der qualitativ besten württembergischen Weingärtnergenossenschaften. Der Genossenschaft gehören ca. 600 Mitglieder an, die Rebfläche beträgt ca. 570 Hektar.[16] Bekannt sind vor allem die unter dem Namen Katzenbeißer verkauften Qualitätsweine.

Daneben gibt es noch einige Weingärtner, die ihren Wein selbst ausbauen und vermarkten. Die Weinsberger Weinbauschule verfügte von 1926 bis Ende der 1990er Jahre über eine Außenstelle für Rebenzüchtung in Lauffen.

RegionalBahn von Heilbronn nach Stuttgart am Neckar bei Lauffen
Busbahnhof in Lauffen

Verkehr

Lauffen liegt an der Frankenbahn von Stuttgart nach Würzburg. Es gibt ungefähr im Halbstunden-Takt Verbindungen mit RegionalBahn-Zügen in Richtung Stuttgart und in Richtung Heilbronn.

Bis 1995 war Lauffen Ausgangspunkt der Zabergäubahn nach Leonbronn, der Personenverkehr auf der Strecke wurde bereits 1986 eingestellt. Es wird erwogen, in den nächsten Jahren den Streckenabschnitt von Lauffen nach Zaberfeld wieder in Betrieb zu nehmen und in das Heilbronner Stadtbahnnetz zu integrieren.

An das überregionale Straßennetz ist Lauffen durch die Bundesstraße 27 angebunden. Die nächste Autobahnanschlussstelle an die A 81 befindet sich in Ilsfeld, neun Kilometer von Lauffen entfernt. Ortskundige bevorzugen in Richtung Süden jedoch die Anschlussstelle Mundelsheim, in Richtung Westen die Anschlussstelle Untereisesheim, da Ilsfeld in beiden Fällen einen Umweg bedeutet und so staugefährdete Abschnitte umfahren werden können.

Ansässige Unternehmen

Von überregionaler Bekanntheit ist der Betrieb Schunk, Weltmarktführer in Segmenten der Spann- und Greiftechnik. Das Unternehmen beschäftigt weltweit etwa 1700 Mitarbeiter, davon rund 902 in Lauffen und 270 im Nachbarort Hausen an der Zaber. Ebenfalls überregional bekannt ist der Orgelbaubetrieb Rensch.

Medien

Über das Geschehen in Lauffen am Neckar berichten die Tageszeitung Heilbronner Stimme in ihrer Ausgabe SW, Süd-West und das Amtsblatt Lauffener Bote.

Öffentliche Einrichtungen

In Lauffen gibt es ein Notariat und ein Polizeirevier, das für den südwestlichen Landkreis Heilbronn und das Leintal westlich der Stadt Heilbronn zuständig ist.[17] Brandschutz, Hochwasserbekämpfung und Unfallhilfe leistet die 1861 gegründete Freiwillige Feuerwehr Lauffen mit rund 90 aktiven Feuerwehrleuten.[8] Das modernisierte Freibad Ulrichsheide wurde 1995 wiedereröffnet.

Bildung

Lauffen ist zu einem Schulzentrum für die umliegenden Orte (Nordheim, Hausen, Nordhausen, Neckarwestheim, Talheim und Kirchheim) geworden. Die Stadt beherbergt die Herzog-Ulrich-Grundschule, die Hölderlin-Grundschule, die Hölderlin-Hauptschule, die Hölderlin-Realschule, das Hölderlin-Gymnasium, die Erich-Kästner-Schule (Förderschule) und die Kaywald-Schule (Kreissonderschule).

Es gibt in Lauffen eine katholische öffentliche Bücherei.

Tourismus

An historisch relevanten Plätzen in Lauffen sind erläuternde Hinweistafeln aufgestellt.

Lauffen liegt an der Württemberger Weinstraße, die an vielen touristisch interessanten Punkten vorbeiführt.

Die Stadt ist Mitglied in der Touristikgemeinschaft HeilbronnerLand und dem Neckar-Zaber-Tourismus.

Persönlichkeiten

Friedrich Hölderlin im Alter von ca. 22 Jahren

Ehrenbürger

Die Stadt Lauffen hat 1994 das erste und bisher einzige Mal einer Person das Ehrenbürgerrecht verliehen:

  • Gotthilf Link (* 19. Oktober 1926 in Lauffen am Neckar; † 30. Januar 2009 ebenda), Landwirt, Winzer, Politiker (CDU), Landtagsabgeordneter von 1972 bis 1988

weitere Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Karl Klunzinger: Geschichte der Stadt Laufen am Neckar. Bissinger, Magstadt 1980, ISBN 3-7644-0098-6 (1. Reprintauflage, Nachdruck der Ausgabe von Cast, Stuttgart 1846). 
  • Heimatbuch anlässlich des Stadtfestes 1984. Stadt Lauffen a.N., Lauffen a.N. 1984. 
  • Ulrich Böhner: Stadt Lauffen am Neckar, historischer Stadtführer. Walter, Brackenheim-Hausen 1998 (überarbeitete, berichtigte und erweiterte Neufassung von Bernhard Plieninger u. a.: (2003) (PDF, 302 kB)). 
  • Hans Walter (Hrsg.): Lauffen am Neckar. Farbbildband. Walter, Brackenheim. 
  • Lauffener Heimatblätter. Heimatverein Gesellschaft Alt-Lauffen, Lauffen a.N. 1991–2008 (Hefte 1 (Dezember 1991)–23 (Okt. 2008)). 

Film

  • SWR: Fahr mal hin – Lauffen: Eine Stadt steht auf (2003)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Bevölkerungsstand
  2. Website der Stadt Lauffen: Der Bürgermeister
  3. Historischer Stadtführer (s. Literatur), S. 39
  4. Quellen: Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band II. Kohlhammer, Stuttgart 1975, ISBN 3-17-002349-7. S. 126.
    Dass. Band IV. Kohlhammer, Stuttgart 1980, ISBN 3-17-005708-1. S. 99ff.
    Topographische Karte 1:50 000, Nr. L 6920 Heilbronn, 8. Auflage 2002
    Topographische Karte 1:25 000, Nr. 6921 Großbottwar, 5. Auflage 2005
    Topographische Karte 1:25 000, Nr. 6922 Wüstenrot, 8. Auflage 2001
    Historischer Stadtführer (s. Literatur), S. 5 und 16
    Zum Lauffener Stadtwald Etzlenswenden: Jürgen Hagel: Der Lauffener Stadtwald. Eine Exklave in den Löwensteiner Bergen. In: Lauffener Heimatblätter. Heft 14. Heimatverein Gesellschaft Alt-Lauffen e. V., Lauffen a.N. 1997. S. 1–16
  5. Otfried Kies: 70 Jahre Vereinigung von Stadt und Dorf Lauffen. In: Heimatbuch anlässlich des Stadtfestes 1984. Stadt Lauffen a.N., Lauffen a.N. 1984. 
  6. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band IV: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverbände Franken und Ostwürttemberg. Kohlhammer, Stuttgart 1980, ISBN 3-17-005708-1. 
  7. Zusätzliche Quelle für den Abschnitt Stadtgliederung: Otfried Kies: Werden und Wachsen von Dorf und Stadt. Was Flurnamen verraten. Alte Siedlungen auf den Lauffener Markungen. In: Heimatbuch anlässlich des Stadtfestes 1984. Stadt Lauffen a.N., Lauffen a.N. 1984. 
  8. a b Seite zur Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Lauffen
  9. Moderne Energie für eine neue Zeit – Die Drehstromübertragung Lauffen a.N.–Frankfurt a.M. 1891. 1. Auflage. ZEAG Zementwerk Lauffen - Elektrizitätswerk Heilbronn AG, Heilbronn 1991
  10. "Brasilien" auf www.mahnung-gegen-rechts.de
  11. Kurzchronik der Gemeinde Lauffen bei der Internetpräsenz der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland, Bezirk Heilbronn
  12. Quellen für den Abschnitt Wappen und Flagge:
    Heinz Bardua: Die Kreis- und Gemeindewappen im Regierungsbezirk Stuttgart. Theiss, Stuttgart 1987, ISBN 3-8062-0801-8 (Kreis- und Gemeindewappen in Baden-Württemberg, 1). S. 91
    Eberhard Gönner: Wappenbuch des Stadt- und des Landkreises Heilbronn mit einer Territorialgeschichte dieses Raumes. Archivdirektion Stuttgart, Stuttgart 1965 (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, 9). S. 107
  13. Uwe Mundt: Alle Denkmäler auf einen Blick. In: Heilbronner Stimme. 22. März 2008 (bei stimme.de ; Stand: 1. Februar 2009). 
  14. [http://zaberbote.de/kultur/kunst/eine-truppe-von-mittelalterlichen-nudelgesichtern-10-2007 Eine Truppe von mittelalterlichen Nudelgesichtern bei zaberbote.de]
  15. Daten und Fakten zum Weinland Württemberg beim Weinbauverband Württemberg (abgerufen am 15. Dezember 2007)
  16. Imagebroschüre der Lauffener Weingärtnergenossenschaft
  17. Polizeirevier Lauffen bei der Polizeidirektion Heilbronn

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