Laurent Fabius

Laurent Fabius
Laurent Fabius im Mai 2007

Laurent Fabius (* 20. August 1946 in Paris) ist ein französischer Politiker. Vom 17. Juli 1984 bis zum 20. März 1986 war er Premierminister von Frankreich. Von 1992 bis 1993 war er Erster Sekretär (Vorsitzender) der Sozialistischen Partei. Von 1988 bis 1992 sowie von 1997 bis 2000 war er Präsident der Nationalversammlung. Von 2000 bis 2002 war er Minister für Wirtschaft, Finanzen und industrielle Entwicklung.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Werdegang

Sohn eines Pariser Antiquitätenhändlers, verbringt er seine Schulzeit an den Pariser Gymnasien Janson-de-Sailly und Lycée Louis-le-Grand. Als Absolvent der Pädagogischen Hochschule, des Institut d'études politiques von Paris und Agrégé der Philosophie, sowie Absolvent der ENA - Abschlussklasse François Rabelais (1971–1973), wird er 1973 Rechnungsprüfer und 1981 Berichterstatter im Staatsrat.

1978 erhält er erstmals ein Abgeordnetenmandat. Nach dem Sieg François Mitterrands 1981 wird er zum Verantwortlichen für das Budget, daran anschließend 1983 Minister für Forschung und Industrie. François Mitterrand beruft ihn mit 37 Jahren in das Amt des Premierministers, um der notwendigen Austeritätspolitik ein neues Gesicht zu verleihen und die Zäsur gegenüber seinem Vorgängerpremier Pierre Mauroy zu verdeutlichen. Daraufhin verlässt die Kommunistische Partei die Regierungskoalition. Mit einer als unnachsichtig in die Geschichte eingegangenen Politik zielt er auf einen wirtschaftlichen Aufschwung und eine Bereinigung der Staatsbilanz ab. Seine Politik beruht im Wesentlichen auf Maßnahmen gegen inflationäre Tendenzen und Arbeitslosigkeit.

In der Nacht des 10. Juli 1985 wird das Schiff Rainbow Warrior vom französischen Geheimdienst DGSE in die Luft gesprengt, bei dem ein Mitarbeiter von Greenpeace, Fernando Pereira, stirbt. Die Regierung Neuseelands protestiert gegen diesen Skandal. In einem Strafverfahren wegen Totschlags wird gegen die französischen Geheimdienste ermittelt. Aufgrund massiven Drucks und unwiderlegbarer Beweise, erkennt Laurent Fabius am 22. September die Schuld Frankreichs an und fordert den Rücktritt seines Verteidigungsministers Charles Hernu.

Nach Protestbewegungen gibt er eine Reform der Privatschulen auf, die er in Angriff genommen hatte, und führt bei den Parlamentswahlen das Verhältniswahlrecht ein. So zieht 1986 erstmals die rechtsradikale Partei Front National in die Nationalversammlung ein, begleitet von einer Wahlschlappe für die Sozialisten. Laurent Fabius tritt zurück, Jacques Chirac übernimmt das Amt: es kommt zur ersten Cohabitation.

Seine Bemerkung bei einer im Fernsehen übertragenen Gegenüberstellung mit Chirac: „Sie sprechen mit dem Premierminister Frankreichs“ löst eine Kontroverse aus, die in der Verschärfung der Kontrolle solcher Debatten durch die Journalisten mündet. Im Verfahren wegen Infektionen durch HIV-kontaminierte Blutprodukte vor dem Gerichtshof der Republik, das sich über Jahre hinzieht, wird zunächst gegen ihn ermittelt, letztendlich wird er aber freigesprochen.

Ergebener Getreuer von François Mitterrand, wird Laurent Fabius 1988 zum Präsidenten der Nationalversammlung gewählt, darauf von 1992 bis 1993 Erster Sekretär (= Vorsitzender) seiner Partei. Diese Zeit ist von Rivalitäten mit Lionel Jospin um die Mehrheit innerhalb der Partei geprägt. Jener wird 1995 zum Kandidaten der Partei für die Präsidentschaftswahlen gekürt und 1997 zum Premier ernannt. Im gleichen Jahr wird Laurent Fabius erneut die Präsidentschaft über die Nationalversammlung anvertraut.

Als der vorläufige Nachfolger von Dominique Strauss-Kahn, Christian Sautter, die Regierung der dritten Cohabitation verlässt, übernimmt Laurent Fabius die Position des Ministers für Wirtschaft, Finanzen und industrielle Entwicklung. Diesen Posten behält er bis zur Wahlniederlage der Sozialisten 2002. Persönlich geht er aus der Wahl für die XII. Legislaturperiode (2002–2007) wiedergewählt als Abgeordneter für den Wahlbezirk der Seine-Maritime hervor.

Mit seiner Ablehnung des Entwurfs zur Europäischen Verfassung, den er als zu wirtschaftsliberal einschätzt, löst er eine kontroverse Diskussion innerhalb der sozialistischen Partei und im Europäischen Parlament aus. Die Zeitschrift „Le Point“ legt ihm das berühmte Zitat Woody Allens in den Mund: „Ich sage nein, aber wie lautet noch einmal die Frage… ?“, andere behaupten, er beziehe im Hinblick auf eine Wahl zum Präsidentschaftskandidaten der Partei 2007 schon Position. Einige Befürworter der Zustimmung zur Verfassung beim Referendum bezeichnen ihn wegen seiner Unterstützung ihrer Gegner als Opportunisten.

Fabius unterlag Ségolène Royal als Kandidat der französischen Sozialisten für die Präsidentschaftswahl 2007. Im November 2006 wurde Royal mit über 60 % der Stimmen der Parteimitglieder zur Präsidentschaftskandidatin gewählt.

Politische Mandate

  • 1977–1983: Stellvertretender Bürgermeister von Grand-Quevilly (Seine-Maritime)
  • 1978–1981: Abgeordneter
  • 1981–1981: Delegierter Minister im Finanzministerium – Budgetverantwortlicher
  • 1981–1983: Delegierter Minister im Finanzministerium – Budgetverantwortlicher
  • 1981–1981: Abgeordneter
  • 1983–1989: Stellvertretender Bürgermeister von Grand-Quevilly (Seine-Maritime)
  • 1983–1984: Minister für Forschung und Industrie
  • 1984–1986: Premierminister
  • 1986–1989: Mitglied im Regionalrat der Haute-Normandie
  • 1986–1988: Abgeordneter
  • 1988–1993: Abgeordneter
  • 1989–1995: Stellvertretender Bürgermeister von Grand-Quevilly (Seine-Maritime)
  • 1989–1992: Europaabgeordneter
  • 1992–1995: Mitglied im Regionalrat der Haute-Normandie
  • 1993–1997: Abgeordneter
  • 1995–2001: Mitglied im Gemeinderat von Grand-Quevilly (Seine-Maritime)
  • 1995–2000: Bürgermeister von Grand-Quevilly (Seine-Maritime)
  • 1997–2000: Abgeordneter
  • 2000–2002: Minister für Wirtschaft, Finanzen und Industrie der Regierung von Lionel Jospin (Vgl. auch: Minister der Regierung Jospin)
  • 2000–2001: Stellvertretender Bürgermeister von Grand-Quevilly (Seine-Maritime)
  • 2000–2002: Mitglied im Rat des Départements Seine-Maritime

Aktuelle Ämter (zum 28. September 2004)

  • Stellvertretender Bürgermeister von Grand-Quevilly, Seine-Maritime
  • Seit 2002: Abgeordneter

Werke

  • Ungleichheit in Frankreich (1975)
  • Das Herz der Zukunft (1985)
  • Auf dem Weg zum Meer (1990)
  • Verletzende Wahrheiten (1995): Preis des politischen Buches 1996
  • Mit einer Ballade beginnt es (2003)
  • Eine gewisse Vorstellung von Europa (2004)

Auszeichnungen

Weblinks

 Commons: Laurent Fabius – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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