Le scaphandre et le papillon

Le scaphandre et le papillon
Filmdaten
Deutscher Titel: Schmetterling und Taucherglocke
Originaltitel: Le scaphandre et le papillon /
The Diving Bell and the Butterfly
Produktionsland: USA, Frankreich
Erscheinungsjahr: 2007
Länge: ca. 112 Minuten
Originalsprache: Französisch
Stab
Regie: Julian Schnabel
Drehbuch: Ronald Harwood
Produktion: Kathleen Kennedy,
Jon Kilik
Musik: Paul Cantelon
Kamera: Janusz Kamiński
Schnitt: Juliette Welfling
Besetzung

Schmetterling und Taucherglocke ist eine US-amerikanisch-französische Filmbiografie aus dem Jahr 2007. Regie führte Julian Schnabel, das Drehbuch schrieb Ronald Harwood anhand des autobiografischen Romans von Jean-Dominique Bauby.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der Film erzählt die Leidensgeschichte des Chefredakteurs der französischen Ausgabe der Zeitschrift Elle Jean-Dominique Bauby, vorwiegend aus dessen Perspektive. Er wird im Jahr 1995 durch einen Schlaganfall im Bereich des Hirnstamms gelähmt; er leidet seitdem am sogenannten Locked-in-Syndrom und kann nur noch ein Auge bewegen. Die Therapeutin Henriette Durand erarbeitet mit ihm eine Kommunikationsmöglichkeit über eine Tafel, auf der die Buchstaben in der Reihenfolge des Vorkommens in der französischen Sprache notiert sind. Sie liest ihm die Buchstaben vor und so bald der richtige Buchstabe genannt ist, zwinkert Bauby mit seinem Auge. Zunächst will Bauby jedoch nicht kommunizieren, er will nur möglichst schnell sterben und aus seinem Leben in einer „Taucherglocke“ befreit werden. Eine Logopädin trainiert mit ihm, um ihn zur Sprache zurückzuführen, die Fortschritte sind jedoch nur äußerst klein. Die beiden Therapeutinnen bewirken jedoch, dass Bauby mit seiner Situation einen neuen Weg seines Lebens beschreitet. Bauby erkennt, dass ihm einzig seine Fantasie und seine Erinnerungen geblieben sind und beschließt mit seiner neuen Kommunikationsmethode seine Memoiren zu schreiben. Buchstabe für Buchstabe diktiert er sein Buch und reflektiert sein Leben und seine Beziehungen zu den Menschen, die ihm nahe stehen.

Da ist die Mutter seiner drei Kinder, Céline Desmoulins, die ihn zunächst allein, dann mit den Kindern im Krankenhaus besucht. Sein alter Vater kann ihn nicht mehr im Krankenhaus besuchen, da der alte Mann selbst an seine Wohnung gefesselt ist. Er kann keine Treppen mehr steigen. Seine Geliebte kommt ihn nicht im Krankenhaus besuchen, da sie ihn in Erinnerung behalten möchte, so wie er vor dem Gehirnschlag war. Bauby erkennt, dass er zwar ein erfolgreiches Leben geführt hat, doch nicht der liebenswerte Mensch war, der jetzt die Zuwendung seiner Nächsten für die geringsten Dinge des Lebens verdient hat. Er beendet schließlich sein Buch.

Berührte Themenkreise

Im Fall von Bauby erweist sich der Körper als ein Kerker für den Geist;[1] sie stehen in einem gegensätzlichen Verhältnis zueinander.[2] Doch: „Je gefangener der Körper, desto freier die Gedanken.“[3] Daher führt Schmetterling und Taucherglocke das Wunder der Kreativität vor.[3] Er berührt zudem existenzielle Themen wie den Wert des Lebens und die Sterbehilfe.[2][4]

Kritiken

In der deutschsprachigen Presse

Die deutschsprachige Filmkritik ist sich in ihrem uneingeschränkten Lob für Schmetterling und Taucherglocke weitgehend einig. Bauby erzähle in seinem Buch mit Leichtigkeit und Witz,[2] und der Film sei eine geniale Visualisierung davon.[4] Schnabel ehre Baubys schöpferische Leistung durch seine eigene Arbeit.[5] So meidet er kitschiges oder falsches Pathos,[2][3] ebenso Moral und religiöse Transzendenz.[6] Der Tonfall, in dem die Hauptfigur zum Publikum spricht, ist ironisch, melancholisch, frei von Selbstmitleid, „unspekulativ wie unspektakulär“[4] und „atemberaubend unsentimental“.[7] Man entdecke einen fast schwerelosen Film,[5] der heiter sei,[7] immer wieder befreiende Komik biete[1] und Galgenhumor.[5] Er finde Positives im Unglück[3] und verstärke die im Buch angelegte Selbstironie weiter.[8] Nicht ein furchtbares Schicksal steht im Mittelpunkt, sondern die Größe des menschlichen Geistes;[8] so finde die Erzählung zu großer Leichtigkeit.[8]

Die humane Sicht[1] des Films sei zutiefst berührend;[2] er weiche der Qual nicht aus.[9] Kameramann Janusz Kamiński versetze uns auf atemberaubende Weise ins Innere Baubys,[4][3] lasse uns seinen Zustand miterleiden, führe danach aber aus ihm raus.[8] So gerate die Geschichte zu einer Allegorie auf das Medium Kino, da die Zuschauer beim Betrachten ähnlich eingeschloßen sind wie Bauby.[6] Der Bildersog schaffe ein „überwältigendes Mitgefühl“.[9] Poetisch und grandios seien die Bilder[5] dieses sinnlichen Films,[3] der überwältigend schön und reich an visuellen Ideen sei.[1] Der ingeniöse Kameramann[9] sei brillant[3] und hätte hohe Auszeichnungen verdient.[1] Seine originellen Kameraeffekte seien nicht Selbstzweck, sie stünden ganz im Dienst der Geschichte, für die sie eine eigene Semiotik entwickeln.[3][5][1] Baubys Darsteller Mathieu Amalric, der zum Schauspielen wenig Spielraum hat, sei famos[2] und tadellos[1] und nutze mitreissend seine Stimme;[8] klugerweise spiele er zurückgenommen.[4][1] Es ist auch von hochkarätigen Nebendarstellern[2] und einem „meisterlichen“ von Sydow die Rede.[1]


In den Vereinigten Staaten

Ray Bennett bezeichnete den Film in der Zeitschrift The Hollywood Reporter vom 23. Mai 2007 als „brillant“. Dem Regisseur und dem Drehbuchautor sei mit der Adaption der Romanvorlage ein „kleines Wunder“ gelungen. Gelobt wurde außerdem die Leistung des Hauptdarstellers Mathieu Amalric.[10] Kenneth Turan schrieb in der Los Angeles Times vom 30. November 2007, der „einfühlsame und ideenreiche“ Film sei gleichzeitig erbauend und melancholisch. Der Regisseur – der extra Französisch lernte, um in dieser Sprache zu drehen – vermeide naheliegende Fallen und meistere „virtuos“ die Zwänge des Stoffes.[11]

Hintergrund

Der Film wurde in Frankreich gedreht.[12] Seine Weltpremiere fand am 22. Mai 2007 auf den Internationalen Filmfestspielen von Cannes statt. Es folgten Vorführungen auf zahlreichen anderen Filmfestivals, darunter auf dem Toronto International Film Festival am 11. September 2007. Am 30. November 2007 startete der Film in drei Kinos der USA, in denen er bis zum 9. Dezember 2007 ca. 170 Tsd. US-Dollar einspielte. In die deutschen Kinos kam er am 27. März 2008.[13][14]

Handlungsort ist Berck-sur-Mer.

Auszeichnungen

Julian Schnabel erhielt im Jahr 2007 den Regiepreis der Internationalen Filmfestspiele von Cannes und wurde für die Goldene Palme nominiert; Janusz Kamiński erhielt einen weiteren Preis des Festivals. Der Film wurde in drei Kategorien für den Golden Globe 2008 nominiert: Beste Regie, Bester fremdsprachiger Film und Bestes Filmdrehbuch und erhielt ihn in den Kategorien Beste Regie und Bester fremdsprachiger Film. Schnabel, Drehbuchautor Ronald Harwood, Kameramann Janusz Kamiński und Cutterin Juliette Welfling wurden 2008 für den Oscar nominiert, darüber hinaus erhielt der Film sieben Nominierungen bei den französischen Césars 2008.

Die Jury der Evangelischen Filmarbeit kürte das Werk zum Film des Monats April 2008, und die katholischen Filmkritik wählte ihn im selben Monat zum Kinotipp.

Julian Schnabel und Janusz Kamiński wurden im Jahr 2007 für den Satellite Award nominiert. Der Film gewann 2007 den National Board of Review Award als Bester fremdsprachiger Film. Janusz Kamiński erhielt 2007 einen Preis des polnischen Festivals Camerimage sowie den Los Angeles Film Critics Association Award.

2009 wurde er mit dem Polnischen Filmpreis in der Kategorie Bester europäischer Film des Jahres ausgezeichnet.

Literatur

Gespräche zum Film

  • Focus Magazin, 17. März 2008, S. 110-111, Gespräch mit Julian Schnabel: „Wir sind alle Gefangene!“
  • Frankfurter Rundschau, 26. März 2008, Magazin, S. 40, Gespräch mit Julian Schnabel: Gegen die Todesangst
  • Berliner Zeitung, 27. März 2008, Kulturkalender, S. 2, Gespräch mit Julian Schnabel: Im Kopf des Patienten

Kritikenspiegel

  • Cinema Nr. 4/2008, S. 54, von Ulrike Schröder (Hochdaumen für „Wunderwerk“; trotz des Themas unsentimental und heiter)
  • epd Film Nr. 4/ 2008, S. 39, von Barbara Schweizerhof (5 von 5 Sternen, unbedingt sehenswert)
  • film-dienst Nr. 7/2008, S. 30, von Ulrich Kriest (sehr positiv; berührt tief mit Leichtigkeit und Witz, ohne sentimental zu werden)
  • Bunte, 27. März 2008, S. 98, von Georg Seitz („berührendstes Kinowerk des Jahres“)
  • Frankfurter Rundschau, 27. März 2008, S. 35, von Michael Kohler (positiv; voll Poesie und kluger Betrachtungen)
  • Neue Zürcher Zeitung, 28. Februar 2008, S. 47, von Christoph Egger (größtes Lob für Kamiński, Amalric, Schnabel und von Sydow)
  • Der Spiegel, 22. März 2008, S. 161, nicht gezeichnet (positiv; Lob für Kamińskis Bilder)
  • Der Tagesspiegel, 26. März 2008, S. 21, von Jan Schulz-Ojala („umwerfend“, geniale Visualisierung von Baubys Text, ohne Hader)
  • taz, 26. März 2008, S. 16, von Bert Rebhandel (positiv; philosophisch ergiebig)
  • Welt am Sonntag, 23. März 2008, S. 68, von Sven von Reden („meisterhaft“; Bilder ideenreich und sinnlich ohne die Erzählung zu dominieren)

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i Neue Zürcher Zeitung, 28. Februar 2008, S. 47: von Christoph Egger: Der Hirnschlag, das Verstummen, die Liebe, das Meer
  2. a b c d e f g film-dienst Nr. 7/2008, S. 30, von Ulrich Kriest
  3. a b c d e f g h Die Welt, 23. März 2008, von Sven von Reden, S. 68: Bilder, wie mit Licht gemalt
  4. a b c d e Der Tagesspiegel, 26. März 2008, S. 21, von Jan Schulz-Ojala: Leben, ein Flügelschlag
  5. a b c d e Frankfurter Rundschau, 27. März 2008, S. 35, von Michael Kohler: Begraben im eigenen Leib
  6. a b taz, 26. März 2008, S. 16, von Bert Rebhandel: Weg vom Alltag
  7. a b Cinema Nr. 4/2008, S. 54, von Ulrike Schröder
  8. a b c d e epd Film Nr. 4/ 2008, S. 39, von Barbara Schweizerhof
  9. a b c Der Spiegel, 22. März 2008, S. 161
  10. Filmkritik von Ray Bennett, abgerufen am 19. Dezember 2007
  11. Filmkritik von Kenneth Turan, abgerufen am 19. Dezember 2007
  12. Filming locations für Le scaphandre et le papillon, abgerufen am 19. Dezember 2007
  13. Premierendaten für Le scaphandre et le papillon, abgerufen am 19. Dezember 2007
  14. Le scaphandre et le papillon, abgerufen am 19. Dezember 2007

Weblinks


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