Lee Malvo

Lee Malvo

Lee Boyd Malvo (auch: John Lee Malvo) (* 18. Februar 1985 in Kingston) ist ein Serienmörder, der mit seinem Ziehvater John Allen Muhammad im Oktober 2002 im Großraum Washington 10 Menschen tötete und drei verletzte. Die Tat wurde unter dem Namen Beltway Sniper Attacks bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Lebenslauf

Lee Boyd Malvo wurde auf Jamaika als Sohn von Leslie Malvo und Una James geboren. Der Vater verlässt ihn und seine Mutter früh, Una James muss Lee Boyd Malvo alleine großziehen. Daher wird der kleine Lee Boyd Malvo häufig allein bei Bekannten und Verwandten zurückgelassen, da die Mutter sich um Arbeit für den Lebensunterhalt der beiden kümmern muss. Als er 14 ist, verlässt die Mutter mit ihm Jamaika, da sie sich auf Antigua ein besseres Leben für ihren Sohn erhofft.

Auf Antigua treffen beide auf John Allen Muhammad, der sich dort mit seinen von ihm entführten Kindern aufhält und diese durch den Verkauf gefälschter Dokumente über Wasser hält. Seine Mutter hatte nach ihren Worten kein intimes Verhältnis mit John Allen Muhammad. Allerdings baut Lee Boyd Malvo, der auf der Suche nach einem Vaterersatz ist, eine enge Beziehung zu John Allen Muhammad auf.

Die Mutter verlässt schließlich Antigua in Richtung Fort Myers in Florida. Auch John Allen Muhammad verlässt mit seinen Kindern Antigua. Lee Boyd Malvo besucht kurz seine Mutter in Florida und folgt dann John Allen Muhammad nach Bellingham (Washington). Die US-Behörden entziehen John Allen Muhammad seine Kinder, da er sie seiner Frau entzogen hatte. Ihm bleibt nur noch sein Ziehsohn Lee Boyd Malvo. Lee Boyd Malvo gerät hierbei wahrscheinlich in ein Abhängigkeitsverhältnis zu John Allen Muhammad.

Lee Boyd Malvo wurde als ein höflicher Junge beschrieben, der in der Schule eher unauffällig war.

Nachdem er seine leiblichen Kinder verloren hat, gerät John Allen Muhammad noch mehr aus der Bahn. Er tritt zum Islam über und der Nation of Islam bei. Er beginnt mit Lee Boyd Malvo in Obdachlosenunterkünften und im Auto zu leben.

Die Taten

John Allen Muhammad war beim Militär und ist dort zum Scharfschützen ausgebildet worden. Diese Ausbildung gab er an Lee Boyd Malvo weiter. Sie begannen auch den Wagen derartig umzubauen, dass einer der beiden im Kofferraum liegend auf Personen schießen konnte. Laut Aussage Malvos in einem Prozess 2006 in Maryland soll Muhammad durch Hass auf die USA motiviert worden sein.

Mit einem halbautomatischen Gewehr vom Typ Bushmaster mit Laserzielvorrichtung, das aus einem Waffengeschäft in Tacoma (Bundesstaat Washington) gestohlen worden war, wurde innerhalb von drei Wochen im Oktober 2002 wahllos auf Passanten vor Supermärkten, an Bushaltestellen, auf Parkbänken oder Tankstellen geschossen. Die Auswahl der Opfer erfolgte spontan, ohne Rücksicht auf Alter, Aussehen, Geschlecht oder Hautfarbe. Schütze ist nach derzeitigem Erkenntnisstand stets Lee Boyd Malvo. Meist handelt es sich um einen einzelnen Schuss. Zehn Menschen werden innerhalb dieser Zeit getötet, drei verletzt. Am aufsehenserregendsten dieser Morde war die Tötung einer Profilerin des FBI.

An einem der Tatorte bleibt ein Fingerabdruck Malvos zurück. Dieser war den Behörden aus Ermittlungen der Einwanderungsbehörden bekannt. Lee Boyd Malvo und John Allan Muhammad konnten schlafend in ihrem Auto festgenommen werden.

John Allan Muhammad wurde zum Tode durch ein Gericht in Virginia verurteilt.

Prozesse und die Diskussion

Erster Prozess in Virginia

Der amerikanische Justizminister John Ashcroft ließ Malvo und John Allen Muhammad an Virginia ausliefern, da dort die Todesstrafe auch für Jugendliche gilt und in diesem Bundesstaat einige der Taten verübt wurden.

Im Dezember 2003 beginnt der Prozess gegen Lee Boyd Malvo, der zum Zeitpunkt der Taten 17 und damit minderjährig war, vor einem Gericht in Chesapeake, Virginia. Er wurde des Mordes an Kenneth Bridges, 53, angeklagt, der am 11. Oktober 2002 erschossen worden war. Am 23. Dezember 2003 erkannten die Geschworenen nach achteinhalbstündiger Beratung nicht auf die Todesstrafe, sondern auf lebenslängliche Haft ohne Aussicht auf Bewährung. Das Urteil wurde am 10. März 2004 bestätigt.

Prozess in Maryland

2006 begann ein erneuter Prozess in Maryland gegen Malvo und Muhammad, den die dortige Staatsanwaltschaft angestrebt hatte für den Fall, dass die Urteile in Virginia in der Berufung aufgehoben würden. Malvo will sich schuldig bekennen, hat einen Deal mit der Staatsanwaltschaft geschlossen und sich bereit erklärt, gegen Muhammad auszusagen. Die Todesstrafe bliebe ihm so auch dort erspart.

Diskussion über den Fall Malvo

Der Prozess gegen Lee Boyd Malvo führte in den USA zu heftigen Debatten über die Bestrafung jugendlicher Krimineller, insbesondere mit der Todesstrafe. Kritiker der derzeitigen Praxis argumentieren, dass die Androhung der Todesstrafe gegen Jugendliche gegen uramerikanische Rechtsprinzipien verstoße, die gebieten würden, jugendliche Straftäter nicht gleich mit erwachsenen Straftäter zu behandeln. Eine Vielzahl von amerikanischen und außeramerikanischen Organisationen, wie Amnesty International, die Europäische Union, unterschiedliche Kirchen, oder amerikanische Jugendschutz- und Juristenvereinigungen würden die Todesstrafe für zur Tatzeit minderjährige Personen ablehnen. Die USA würde sich mit der Todesstrafe an solchen Personen international ins Abseits begeben, anstatt ein Vorbild zu sein.

Verfilmung

Der Fall um Muhammad und Malvo wurde 2003 unter dem Titel D.C. Sniper: 23 Days of Fear (Deutsch: Sniper – Der Heckenschütze von Washington) unter der Regie von Tom McLoughlin für das Fernsehen verfilmt. Trent Cameron spielte hierbei Lee Boyd Malvo.

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