Lehrerbildungsanstalt

Lehrerbildungsanstalt

Lehrerbildungsanstalten (LBA) sind Akademien zur Ausbildung von Pflichtschullehrern.

Inhaltsverzeichnis

Deutschland

Lehrerbildung in der Weimarer Republik und im Dritten Reich

Gemäß Weimarer Verfassung sollte es eine akademische Ausbildung der Lehrer geben. Als Folge wurden in Preußen in den Jahren 1922/1923 die Präparandenanstalten und 1925/1926 die Lehrerseminare geschlossen. 1926 wurden die ersten Pädagogischen Akademien gegründet. Den Beschluss zur Errichtung der Pädagogischen Akademien fasste zwar der Reichstag, die Durchführung lag jedoch in der Hand der Reichsländer. Voraussetzung für die Aufnahme war das Abitur. Von den fünfzehn in Preußen gegründeten Akademien wurden wegen der wirtschaftlichen Notlage 1932 acht wieder geschlossen, zumal zu dieser Zeit ein Überschuss an Lehrern bestand, der nur langsam abgebaut werden konnte. Ab März 1933 wurden die Pädagogischen Akademien in Hochschule für Lehrerbildung (HfL) umbenannt. Das Land Baden gründete nach langer Debatte ab 1926 drei Lehrerbildungsanstalten in Karlsruhe (simultan), Freiburg i. Br. (kath.) und Heidelberg (ev.), für die das Abitur die Regel, aber nicht zwingend war.

Mitte der 1930er Jahre zeichnete sich für die Zukunft ein Mangel an Lehrern ab, insbesondere an Volksschullehrern, deren Beruf nicht als sonderlich attraktiv angesehen wurde, zumal Abiturienten, die meist ein Hochschulstudium absolvierten, dann höher dotierte Posten anstrebten. Als Spätfolge der Weltwirtschaftskrise und durch die NS-Schulpolitik war die Zahl der Abiturienten stark rückläufig. Vielen Eltern war es zu aufwändig, den Kindern eine Schulausbildung an einer Oberschule bis zum Abitur zu finanzieren. Die Mädchenbildung wurde zurückgedrängt. Um dem Mangel an Lehrern abzuhelfen, war staatliche Unterstützung gefordert. Ab 1939 wurde zunächst damit begonnen, die für die HfL erforderliche Vorbildung zu fördern.

Gründung der Lehrerbildungsanstalten

Im November des Jahres 1940 wurde verfügt, dass ab 1941 Lehrerbildungsanstalten zu gründen waren. Begabten Schülern, die zumeist aus finanziellen Gründen keine weiterführende Schule besuchen konnten, wurde nach erfolgreichem achtjährigem Besuch der Volksschule hier die Möglichkeit einer Ausbildung zum Volksschullehrer geboten. Um den Bedarf an Lehrern zu decken war geplant, jährlich 16.000 Schüler in die LBA aufzunehmen. Die geeigneten Schüler wurden von ihren Schulen gemeldet. Über die Aufnahme in die LBA wurde nach dem Ergebnis eines zweiwöchigen Ausleselehrgangs entschieden.

Die Errichtung von Lehrerbildungsanstalten (LBA) bedeutete eine Abkehr von der bis dahin vertretenen, aber von der NS-Schulpolitik bekämpften akademischen Lehrerausbildung. Kernpunkt der Maßnahme war die Beseitigung des vorhandenen und wegen der vielen Gefallenen weiter erwarteten Lehrermangels. Die Ausbildungszeit sollte vom Volksschulabschluss bis zur 1. Lehrerprüfung fünf Jahre betragen, gegenüber der früheren Regelung also um ein Jahr verkürzt. Die Ausbildung erfolgte auf Staatskosten in Internaten, so dass der Besuch dieser Schulform nicht von der Vermögenslage der Eltern abhängig war. Kleidung, Lehrmittel und ärztliche Betreuung waren einbezogen. Darüber hinaus erhielten die Schüler ein Taschengeld.

Mit Beginn des Schuljahres 1941/1942 wurden die ersten Lehrerbildungsanstalten errichtet. Die Schüler der bisherigen Aufbaulehrgänge wurden in das neue System integriert. Die bestehenden Hochschulen für Lehrerbildung (HfL) wurden am 1. April 1942 formal in Lehrerbildungsanstalten umgewandelt. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurden die Lehrerbildungsanstalten wieder abgeschafft.

Bekannte Schüler

Einige später als Schriftsteller bekannt gewordene Personen besuchten in ihrer Jugend Lehrerbildungsanstalten:

Österreich

Die Lehrerbildungsanstalt dauerte in Österreich 5 Jahre und wurde mit der Matura und der Lehramtsprüfung abgeschlossen. Die LBAs wurden von den Pädagogischen Akademien abgelöst (ca. 1970), die 2007 wiederum in Pädagogische Hochschulen umgewandelt wurden.

Südtirol

In Südtirol erfolgte die Ausbildung der Grundschullehrer bis 1997 an LBAs.

Literatur

  • Rudolf Braunburg: Hinter Mauern – Eine Jugend in Deutschland, (Autobiographisch gefärbter Roman über eine Schulzeit an der LBA Bardel). Rowohlt, Hamburg 1989.
  • Ludwig Harig: Weh dem, der aus der Reihe tanzt. Roman. Hanser, München 1990. (Darin u. a. autobiographisch fundierte Passagen zur LBA Idstein.)
  • Josef Holub: Lausige Zeiten, Beltz und Gelberg, Weinheim 1997. (Alltag an einer deutschen Lehrerbildungsanstalt in Böhmen um 1940; mittlerer Teil einer autobiographischen Roman-Trilogie.)
  • Klaus Johann: Grenze und Halt: Der Einzelne im „Haus der Regeln“. Zur deutschsprachigen Internatsliteratur. Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2003, (= Beiträge zur neueren Literaturgeschichte. 201.), ISBN 3-8253-1599-1, S. 510–560 (Kapitel Internatsliteratur und Nazismus, darin zu literarischen und autobiographischen Bearbeitungen des Themas).
  • Harald Scholtz: Politische und gesellschaftliche Funktion der Lehrerbildungsanstalten 1941–1945. In: Zeitschrift für Pädagogik. 29. 5/1983. S.693–709.
  • Hubert Titz: Das Kloster Bardel als „Lehrerbildungsanstalt“ 1940 bis 1945 während des Nationalsozialismus in Deutschland. In: Das Bentheimer Land, Band 133/ Bentheimer Jahrbuch 1995. Bad Bentheim 1994.
  • Leben und Lernen in Bardel – Die Geschichte des Missionsgymnasiums 1922–1982 .Erarbeitet von einer Schülergruppe. Darin: Das Kloster als Nationalsozialistische Lehrerbildungsanstalt, S. 31ff. Bardel (Bad Bentheim) 1982.

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