Leib-Kürassier-Regiment „Großer Kurfürst“ (Schlesisches) Nr. 1

Leib-Kürassier-Regiment „Großer Kurfürst“ (Schlesisches) Nr. 1
Kaserne des Regiments in Breslau (2006)

Das Leib-Kürassier-Regiment „Großer Kurfürst“ (Schlesisches) Nr. 1 war eine Kavallerieeinheit der Königlich Preußischen Armee, die als Dragoner-Garde 1674 gegründet wurde.

Im 18. Jahrhundert war es ein Kürassier- Regiment zu Pferde (K 4).

Es wurde 1918 aufgelöst und galt im 19. Jahrhundert als ältestes Regiment der preußischen Kavallerie.

Inhaltsverzeichnis

Aufstellung

Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der Große Kurfürst, erteilte am 1672 seinem Obermundschenk Joachim Ernst von Grumbkow die Order zur Aufstellung von zwei Kompanien Dragoner für den Ordonnanzdienst bei Hofe. Diese beiden Kompanien „Hofstaat Dragoner“ wurden am 21. Juni 1674 zum „Leib-Dragoner-Regiment von Grumbkow“ hochgestuft und als Leibgarde des Kurfürsten verwendet.

Am 27. Februar 1714 verlor das Regiment unter König Friedrich Wilhelm I. seinen Status als Garderegiment und firmierte fortan unter der Bezeichnung „Dragoner-Regiment Peter von Blanckensee“ mit dem angehängten Namen des Chefs des Regiments.

Im Jahre 1718 wurde die Einheit in ein Regiment zu Pferde (Kürassier Regiment) mit der Stammlistennummer Nr. 4 (K 4) umgewandelt. Zwischen 1733 und 1758 führte die Einheit den Namen „Regiment von Geßler“ und lag in verschiedenen Orten in Ostpreußen in Garnison.

Nach dem Zusammenbruch der preußischen Armee im Jahre 1807 und der damit verbundenen Neuformierung und Reorganisation wurden dem Regiment in diesem Jahre die Reste der Dragoner-Regimenter Nr. 13 , von Prittwitz Nr. 2 und des Kürassier-Regiments von Heising Nr. 8 zugeschlagen.

Mit Allerhöchster Kabinetts Ordre ( A.K.O) vom 7. September 1808 wurde die Namensgebung der preußischen Einheiten grundlegend geändert. Statt dem Namen des Chefs wie bisher wurde eine Landsmannschaftliche Bezeichnung mit durchlaufender Nummerierung gewählt. Das Regiment führte nunmehr den Namen „Schlesisches Kürassier-Regiment Nr. 1“, dem am 3. Dezember Breslau als Garnison zugewiesen wurde.

Durch A.K.O. erfolgte am 18. September 1866 die Umbenennung in „Leib-Kürassier-Regiment Nr. 1“ und am 27. Januar (Kaisers Geburtstag) in Leib-Kürassier-Regiment Großer Kurfürst (Schles.) Nr. 1.

Teilnahme an Gefechten und Kampfhandlungen

  • 1675 Schlacht bei Fehrbellin
  • 1686 Schlacht vor Ofen gegen die Türken (nur 4. Compagnie)
  • Ende des 17. Jahrhunderts Kämpfe im Verband der Reichstruppen gegen Frankreich in Baden, Flandern, Nordfrankreich und am Niederrhein
  • Teilnahme am Spanischen Erbfolgekrieg
  • Erster Schlesischer Krieg
  • Zweiter Schlesischer Krieg
  • Siebenjähriger Krieg (Teilnahme an der Schlacht bei Leuthen, bei Chemnitz am 21. Mai 1762 und bei Freiberg im Oktober 1763)
  • 1806 als Besatzungstruppe in Warschau
  • Teilnahme an der Schlacht gegen die Truppen Napoleons I. bei Preußisch Eylau am 8. Februar 1807
  • In den Befreiungskriegen von 1813 – 1815 kämpften die Kürassiere bei Groß-Görschen (2. Mai 1813), bei Haynau (26. Mai 1813) und in der Völkerschlacht bei Leipzig. Der Einmarsch nach Frankreich erfolgte im März 1814. Teilnahme an der Schlacht bei Laon.
  • Beim Feldzug gegen Napoleon im Jahre 1815 stand die Einheit bei der Reservekavallerie, nahm jedoch an der Siegesparade in Paris am 24. August 1815 teil. Am 25. Januar 1816 erfolgte die Rückkehr in die Garnison Breslau.
  • 1848 Bekämpfung von Aufständischen in Posen
  • Deutscher Krieg – Das Regiment gehörte zur Reserve und nahm an nur einem Gefecht teil.
  • Deutsch-Französischer Krieg – Das Regiment gehörte zur Reserve und hatte zunächst keine Einsätze. Es wurde dann zur Belagerungsarmee vor Paris verlegt und kämpfte anschließend gegen die französische Loire-Armee. Nach dem Waffenstillstand verblieb die Einheit zunächst noch bei den Besatzungstruppen und kehrte am 16. Juni 1871 nach Breslau zurück.
  • Erster Weltkrieg: Das Regiment rückte im Verband der 5. Kavallerie-Division nach Frankreich aus, wo es an der Marneschlacht teilnahm. Im November 1914 verlegten die Kürassiere an die Ostfront, wo sie zunächst vorwiegend in Russisch-Polen und den Karpathen eingesetzt wurden. Im Sommer 1915 erfolgte die Verlegung in die Prypjat-Sümpfe und die Gegend von Pinsk, wo die Truppe bis Januar 1918 verblieb und kavalleristisch im Meldereiter und Ordnungsdienst verwendet wurde. Danach erfolgte die Auflösung der Division. Die betroffenen Kavallerie-Regimenter gaben ihre Pferde ab und wurden im Rahmen der Kavallerie-Schützenverbände auf dem Truppenübungsplatz Zossen infanteristisch ausgebildet. Vom Juli 1918 bis zum Kriegsende kämpfte das nunmehrige Schützenkommando 11 in der Champagne und nahm an den schweren Abwehrschlachten in diesem Abschnitt teil.

Nach dem Kriegsende beorderte man das ehemalige Leib-Kürassier-Regiment nach Berlin, wo es zum Schutz der Reichsregierung gegen die aufständische Volksmarinedivision eingesetzt wurde. Danach zogen die Reste des Regiments nach Breslau, wo sie demobilisiert wurden.

Die Tradition des Regiments übernahm später (1934) die 1. Eskadron des 7. (Preußisches) Reiter-Regiments in Breslau.

Verbandszugehörigkeit im 19. Jahrhundert

Uniform im Jahre 1914

Bis 1912 wurde auch im Felde ein weißer Koller und weiße Stiefelhosen getragen. Offiziere waren mit Epauletten, Unteroffiziere und Mannschaften mit Schulterklappen ausgestattet. Dazu kamen schwarze Kürassierstiefel (sogenannte Kanonenstiefel) und der Kürassierhelm aus poliertem Eisenblech mit Abzeichen aus Tombak. Der Helm war mit einem altbrandenburgischem Adler mit dem Bandeau: „PRO GLORIA ET PATRIA“ ausgestattet. Bei Paraden wurde zusätzlich ein weißmetallener, zweiteiliger Küraß sowie ein weißes Bandelier mit schwarzer Kartusche angelegt. Zum normalen Dienst trugen die Kürassiere einen dunkelblauen Waffenrock. Als Gesellschaftsuniform war dieser bei Offizieren mit Epauletten und Fransen ausgestattet. Dazu gehörte eine weiße Schirmmütze mit schwarzem Besatzstreifen.

Die Abzeichenfarbe auf den schwedischen Aufschlägen, dem Kragen und den Epaulettenfeldern war schwarz, die Knöpfe und Borten goldfarben. Auf den Epaulettenfeldern befand sich ein Namenszug mit Krone. Mannschaften und Unteroffiziere führten Stahlrohrlanzen mit schwarz-weißen Lanzenflaggen.

Bereits mit A.K.O. vom 14. Februar 1907 befohlen und ab 1909/1910 schrittweise eingeführt, wurde anlässlich des Kaisermanövers 1913 die bunte Uniform erstmalig durch die feldgraue Felddienstuniform (M 1910) ersetzt. Diese glich vollkommen der Friedensuniform. Das Lederzeug und die Stiefel waren naturbraun, der Helm wurde durch einen schilffarbig genannten Stoffüberzug bedeckt. Das Bandelier und die Kartusche wurden zu dieser Uniform nicht mehr angelegt.

Literatur

  • Hans Bleckwenn: Die friderizianischen Uniformen 1753-1786. Band III: Berittene Truppen, Dortmund 1984, ISBN ISBN 3-88379-444-9.
  • Hugo F.W. Schulz: Die Preußischen Kavallerie-Regimenter 1913/1914. Weltbild Verlag, 1992.
  • Jürgen Kraus: Die deutsche Armee im ersten Weltkrieg, Stefan Rest (Hrsg.) Ingolstadt 2004
  • Hans Robert von Zedlitz und Neukirch: Geschichte des Königlich Preußischen Leib-Kürassier-Regiments "Großer Kurfürst" Nr. 1, 3 Bdd., Berlin 1905-13.

Weblinks


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