Leitzkau

Leitzkau
Leitzkau
Stadt Gommern
Wappen von Leitzkau
Koordinaten: 52° 3′ N, 11° 57′ O52.05666666666711.956388888889100Koordinaten: 52° 3′ 24″ N, 11° 57′ 23″ O
Höhe: 100 m ü. NN
Fläche: 36,97 km²
Einwohner: 1.190
Eingemeindung: 1. Jan. 2005
Postleitzahl: 39279
Vorwahl: 039241
Leitzkau (Sachsen-Anhalt)
Leitzkau
Leitzkau
Lage von Leitzkau in Sachsen-Anhalt
Blick auf die Stiftskirche Sancta Maria in Monte (links) und St. Peter (rechts)

Leitzkau ist ein Ortsteil der Stadt Gommern im Landkreis Jerichower Land in Sachsen-Anhalt, Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Leitzkau liegt etwa 100 Meter über dem Meeresspiegel auf einem südwestlichen Hochplateau des Flämings und ist von landwirtschaftlichen Flächen umgeben. Der Ort liegt zwischen der auf einen größeren Hügel gelegenen Schlossanlage mit der ehemaligen Stiftskirche Sancta Maria in Monte und der auf einem kleineren Hügel gelegenen Dorfkirche St. Peter. Der Ort ist heute wie lange in seiner Geschichte von der Landwirtschaft geprägt. Zwei Landwirtschaftsunternehmen haben dort ihren Sitz.

Mit Gommern ist Leitzkau durch die Bundesstraße 184 verbunden. Der nächste Bahnanschluss befindet sich im drei Kilometer entfernt gelegenen Prödel an der Strecke Magdeburg - Dessau.

Gliederung

Zur ehemaligen Gemeinde gehörte der Ortsteil Hohenlochau.

Geschichte

Erste Erwähnungen

Leitzkau bildete sich aus einer slawischen Siedlung. Der Ort wurde von den Morzianern, ein slawischer, genauer liutizer Stamm, bewohnt. Die erste urkundliche Erwähnung, „Liezka“, erfolgte am 18. August 995 durch den deutschen Kaiser Otto III.. Ende des 10. Jahrhunderts wurde Leitzkau zum Sammelplatz der deutsch-kaiserlichen Heere für deren Kriegszüge gegen die ostelbischen Slawen und die Polen. So startete Otto III. von hier aus 995 seinen Kampf gegen die slawischen Liutizen und Obotriten, Heinrich II. begann in Leitzkau 1005 seinen Feldzug gegen den Polenherzog Boleslaw Chrobry und 1029 brach an gleicher Stelle Konrad II. zum Kampf gegen Mieszko II. Lambert von Polen auf.

Anfänge des Leitzkauer Klosters

Nachdem die Slawen endgültig besiegt waren, wandelte sich Leitzkau zu einem Stützpunkt der christlichen Mission. Zunächst ließ der Bischof des Bistums Brandenburg Hartbert 1114 eine seit 1107 vorhandene hölzerne Kapelle durch die steinerne Kirche St. Petri ersetzen, nur die Nebenschiffe waren aus Holz, und ernannte Leitzkau, an Stelle des 983 von den Slawen zerstörten Domstifts in Brandenburg, als provisorischen Sitz des Bistums. Die bauliche Ausführung ist im Abschnitt „Sehenswürdigkeiten“ näher erklärt. Die heutige Dorfkirche St. Petri ist damit wahrscheinlich die älteste, wenn auch in stark veränderter Form, noch existierende Steinkirche östlich der Elbe. 1133 richtete das Magdeburger Liebfrauenkloster in der dem Apostel Petrus geweihten Kirche ein Prämonstratenserstift ein, das die Aufgabe erhielt, die ostelbischen Gebiete zu missionieren. Drei Jahre später nahm der neu gewählte brandenburgische Bischof Wigger seinen Sitz in Leitzkau, dem dadurch vorübergehend der Status eines Domstifts verliehen wurde. Nachdem die Petruskirche trotz einer Erweiterung im Jahre 1140 den Ansprüchen nicht mehr gerecht wurde, veranlasste Bischof Wigger 1147 den Neubau einer Stiftskirche. Auch diese eine dreischiffige Basilika, die „Sancta Maria in Monte“. Sie wurde am 9. September 1155, im Beisein von Erzbischof Wichmann von Magdeburg und Albrecht dem Bären, eingeweiht. Heute ist sie nur noch als restaurierte Ruine erhalten. Doch bereits zehn Jahre später verlor Leitzkau seine hervorragende Stellung, nachdem das zerstörte Domstift in Brandenburg wiederhergestellt worden war. Das Kloster behielt aber ein Mitspracherecht bei der Bischofswahl in Brandenburg bis Ende des 13. Jhd., was zu späteren Streitigkeiten führte (siehe Siegfried II.). Die Besitzungen des Klosters befanden sich in der Umgebung und wurden kaum erweitert. Der Mönchskonvent geriet dann schnell in Armut und musste den Stiftsbesitz verkaufen.

Umbau des Klosters zum Schloss

Schloss Hobeck

Leitzkau blieb jedoch weiterhin Sitz eines Propstes. Der Propst Georg von Maskow wurde einer der stärksten Verfechter der Reformation im Jerichower Land. 1535 verfügte der brandenburgische Kurfürst Joachim II., als Folge der Reformation, die Auflösung des Stiftes und beauftragte den Amtmann von Plaue mit der Verwaltung. Es lebten zu diesem Zeitpunkt nur noch 4 bis 5 Geistliche dort. Das Stift musste in der Folgezeit mehrfach verpfändet werden. 1554 ging es in den Besitz seines Bruders Markgraf Johann von Küstrin über, der es am 2. April 1564, gegen einen Betrag von 70.000 Taler an den Heerführer Freiherr von Hilmar von Münchhausen verkaufte.

Dieser begann sofort, die vorhandenen teilweise schon verfallenen Gebäude für seine Zwecke umzubauen. Dabei wurde die erste rechteckige Schlossanlage aus dem ehemaligen Konventsgebäude gebildet. Die Klosterkirche wurde zur Schlosskirche umgebaut, wobei deren Seitenschiffe und der Chor abgerissen und das Querhaus in einen Speicher verwandelt wurde. Der Nordturm wurde um die Hälfte verkürzt, ihm wurde ab 1593 unmittelbar als künftiger Westflügel das später so genannte „Neuhaus“ angefügt. Da Münchhausen schon im Weser-Ems-Raum mehrere Renaissancebauten gefördert hatte, wurde auch das Neuhaus in diesem Stil erbaut. Ende des 16. Jahrhunderts wurde auf den Fundamenten eines Konventsflügels der neue Ostflügel des Schlosses, das spätere „Althaus“ errichtet. Zuletzt wurde auch das ehemalige Wohnhaus des Leitzkauer Propstes zum „Hobeckschloss“ ebenfalls im Renaissancestil umgebaut. Bis 1600 wurde dadurch aus dem ehemaligen Stift ein Renaissanceschloss. Bei dem Neubau wurden die alten Steine teilweise wieder verwendet.

1679 wurde infolge von Erbstreitigkeiten die Anlage in die Schlösser Althaus und Neuhaus aufgeteilt und sogar durch eine Mauer getrennt.

Neun Handschriften des Leitzkauer Prämonstratenserstifts aus dem 12. und 13 Jhd. werden heute in der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel und in der Stadtbibliothek Dessau aufbewahrt.

Seit 1773 gehörte der Flecken Leitzkau zum brandenburg-preußischen Herzogtum Magdeburg und lag im damaligen Ziesarschen Kreis, dessen Gebiet gegen den bis dahin magdeburgischen Kreis Luckenwalde innerhalb Preußens getauscht wurde. Der Ort brannte in der Schlacht von Möckern am 5. April 1813 fast ganz ab. Als 1818, im Zuge der preußischen Verwaltungsreform, Leitzkau in den Kreis Jerichow I eingegliedert wurde, war der Ort auch kurzzeitig Sitz der Kreisverwaltung. 1910 lebten 1.261 Menschen im Ort.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde im Ort von der Gestapo ein "Auffanglager für wiederergriffene Ostarbeiter/innen" betrieben, die auf der Flucht von ihren Zwangsarbeitsstellen gefasst wurden.

Entwicklung seit dem Zweiten Weltkrieg

Durch die Bodenreform von 1945 wurde die Familie von Münchhausen, die das Schloss immer noch besaßen, enteignet. 1945 wurde Schloss Althaus durch Bomben beschädigt und daher 1950 abgetragen. Die ebenfalls in Mitleidenschaft gezogene Kirche wurde in ihren romanischen Grundmauern wieder restauriert. Das Schloss Neuhaus wurde zunächst von Heimatvertriebenen bewohnt und danach bis in die 1990er Jahre als Schule genutzt. Seit 1994 ist die Schlossanlage im Besitz des Landes Sachsen-Anhalt und Sitz der Stiftung Schlösser, Burgen und Gärten. Am 1. Januar 2005 wurde Leitzkau in die Stadt Gommern eingemeindet.[1]

Einwohnerentwicklung

1965 hatte Leitzkau 1.600 Einwohner.

Politik

Wappen

Das Wappen wurde am 9. Juni 1994 durch das Regierungspräsidium Dessau genehmigt.

Blasonierung: „Gespalten von Blau und Silber; vorn ein goldener Bischofsstab mit Quaste, hinten ein roter Schüssel, der Bart rechts und oben, das Schließblatt viereckig.“

Die Gemeindefarben sind Gold (Gelb) - Blau.

Der goldene Bischofsstab steht als Erinnerung an die Gründung des Prämonstratenser-Chorherrenschaft, dieser Orden führte zwei gekreuzte Bischofsstäbe im Wappen, und der Schlüssel erinnert an die Bischöfe von Brandenburg, die hier zeitweilig ihren Sitz hatten und den Prämonstratenserstift ins Leben riefen.

Das Wappen wurde von der Heraldischen Gesellschaft "Schwarzer Löwe" Leipzig gestaltet.

Gemeindepartnerschaft

Seit dem 8. März 1990 unterhält Leitzkau eine Gemeindepartnerschaft mit der Gemeinde Jesteburg im Landkreis Harburg (Niedersachsen).

Gedenkstätten und Sehenswürdigkeiten

Thälmann-Gedenkstätte

Ein Gedenkstein aus dem Jahre 1962 am Schloss erinnert an den KPD-Vorsitzenden Ernst Thälmann, der 1944 im KZ Buchenwald ermordet worden ist.

Schloss Leitzkau

Nach Wiederaufbauarbeiten in den 1950er und 1990er Jahren besteht die Schlossanlage heute aus der Schlosskirche, dem Neuhaus und dem Hobeckschloss.

Die Familie von Münchhausen wurde 1945 nach fast 400 Jahren von ihrem Gut zu dem großer Wald - und Landbesitz zählte von der Sowjetischen Besatzungsmacht vertrieben und gelangte auch nach der Wiedervereinigung nicht wieder in Besitz ihres ursprünglichen Eigentums.1994 übernahm das Land Sachsen-Anhalt die Schlossanlage. Diese wurde unter Federführung der Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt aufwendig saniert die heute ihren Sitz im Schloss hat. Trotz der imposanten Schlossanlage spielt der Tourismus bisher nur eine untergeordnete Rolle.

Pfarrkirche St. Peter

Die Kirche ist eine Station an der Straße der Romanik. Der romanische Bau wurde als dreischiffige Pfeiler-Basilika mit kreuzförmigen Grundriss ausgeführt. Für die Außenmauern wurden, ebenso wie später bei der Stiftskirche, Grauwacke-Bruchsteine aus der Umgebung verwendet. Der nördliche Teil des Querhauses wurde mit einem Turm versehen. Bereits der Ursprungsbau besaß an der Westseite eine Empore. Zwischen dem Anfang des 17. und Mitte des 18. Jahrhunderts erfolgten umfangreiche Umbauten, bei dem die Seitenschiffe abgerissen und südlich der Westhalle ein Anbau für eine Emporentreppe angefügt wurde. Die romanischen Fenster wurden zugemauert und an ihrer Stelle tiefer gelegte größere Fenster gestaltet. Das südliche Querhaus wurde als Herrschaftsloge umgestaltet. Im östlichen Teil des Chores wurde eine Sakristei eingefügt. Die flache Holzdecke wurde durch eine hölzerne Tonnenwölbung ersetzt. 1740 erhielt der Turm seine gewölbte Haube und die hochgezogene Laterne. Die Innenausstattung stammt ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert. Lediglich ein sechseckiges Taufbecken wurde laut Inschrift 1620 aus Sandstein gefertigt. Sehenswert sind auch die Ritzgrabsteine aus dem 13. Jahrhundert und der teilweise freigelegte mittelalterliche Fußboden in der Kirche.

Persönlichkeiten

Einzelnachweise

  1. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2005

Quellen und Literatur

  • Boje E. Schmuhl / Konrad Breitenborn (Hrsg.): Schloss Leitzkau. Halle/Saale 2005.
  • Heinrich L. Nickel: Pfarrkirche und Stiftskirche zu Leitzkau (Große Baudenkmäler, Heft 456), 3. Auflage. München / Berlin: Deutscher Kunstverlag, 1996.
  • Christian Scholl: Die Ehemalige Prämonstratenserstiftskirche St. Marien in Leitzkau – Gestalt und Deutung. Dissertation 1999 Universität Göttingen und TENEA Verlag für Medien Berlin, ISBN 3-932274-23-7.

Weblinks


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