Lenzerheide (Pass)

Lenzerheide (Pass)

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Lenzerheide
Parpanerhöhe

Parpanerhöhe

Nord Süd
Passhöhe 1'547 m ü. M.
Kanton Graubünden
Wasserscheide Rhein Albula
Talorte Chur Tiefencastel
Ausbau Hauptstrasse 3
Erbaut 1935 - 1940
Profil
Ø-Steigung 5 % (881 m / 17,6 km) 5,1 % (713 m / 14 km)
Max. Steigung 10,7 % 10 %
Karte
Lenzerheide (Pass) (Schweiz)
Lenzerheide (Pass)
x x
Koordinaten (762000 / 180298)46.7541666666679.55916666666671547Koordinaten: 46° 45′ 15″ N, 9° 33′ 33″ O; CH1903: (762000 / 180298)

Die Lenzerheide (gelegentlich auch Lenzerheidepass) ist ein Hochtal im Kanton Graubünden in der Schweiz, das sich von der südlich des Dorfes Parpan gelegenen Parpanerhöhe (1547 m.ü.M.) mit meist sanftem Gefälle über eine Länge von etwa fünf Kilometern in Richtung Süden bis nach St. Cassian (1415 m.ü.M) erstreckt. Zum grössten Teil liegt das Hochtal in der Gemeinde Vaz/Obervaz. Ganz im Süden liegt es auf Boden der Gemeinde Lantsch/Lenz.

Das von Chur über Lenzerheide/Lai nach Tiefencastel führende 32 Kilometer lange Teilstück der Hauptstrasse 3 durchquert die Lenzerheide auf ihrer ganzen Länge. Sie dient nicht nur der Erschliessung der anliegenden Gemeinden, sondern wird auch stark vom Durchgangsverkehr in Richtung Oberhalbstein und Engadin frequentiert, da die Strecke über die Lenzerheide kürzer ist als die Verbindung über die Schinschlucht.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Blick über das Hochtal von Lenzerheide nach Südosten über das Tal der Albula hinweg in Richtung Julierpass

Zur Römerzeit und im Mittelalter führte von Chur über die Lenzerheide und weiter über den Julier- und Maloja-, bzw., später, über den Septimerpass eine der beiden historisch wichtigsten Bündner Alpentraversierungen[1], die sogenannte Obere Strasse in den Süden. Auf dem Weg über die Lenzerheide konnte man den Umweg über das Domleschg sowie die früher sehr ausgesetzte Schinschlucht vermeiden. Die Obere Strasse stand in Konkurrenz zur Unteren Strasse über Thusis und den Splügenpass nach Chiavenna oder über den San Bernardino nach Bellinzona, deren Engpass, die Viamala, im Jahre 1473 zum Saumweg ausgebaut wurde. In einem gewaltigen Strassenbauprogramm wurden nach den Hungersnöten 1816/17, als Getreidelieferungen auf der Alpensüdseite verdarben, weil auf den Saumpfaden kein Transport möglich war, alle Talschaften bis zur Averserstrasse von 1897 zu Commercialstrassen von mindestens vier Metern Breite ausgebaut. Der Ausbau der Strecke über die Lenzerheide zur Kunststrasse erfolgte ab etwa 1840. Die touristische Nutzung erfuhr durch die Zulassung privater Motorfahrzeuge ab 1926 befürchtungsgemäss einen Aufschwung.[2] Von 1935 bis 1940 wurde die Strasse für den Automobilverkehr umgestaltet-[3] In den 1960er Jahren war auf der Strasse für Automobilisten bereits eine flotte Fahrt möglich, während die westlich verlaufende Strecke durch die Schinschlucht noch sehr langsam und vorsichtig zu befahren war.[4]. Heute jedoch verläuft der grössere Teil des Verkehrs von Chur in Richtung des Julierpasses über die A13 und die Schienstrasse. Der Julierpass ist über die Autostrasse A13 via Thusis signalisiert.

Geographie

Das Wasser aus dem Hochtal entwässert links nach Süden und erreicht nach der westlichen Umrundung des Massivs des Stätzerhorns Chur (nach rechts)

Die Lenzerheide erstreckt sich als im Durchschnitt rund ein Kilometer breites Hochtal von der zwischen Valbella und Parpan gelegenen Parpanerhöhe im Norden bis nach St. Cassian im Süden. Das Hochtal gliedert sich, von Norden nach Süden, in die Gebiete Canols (mit dem Dorf Valbella), Lai (mit dem Heidsee und dem Dorf Lenzerheide/Lai), sowie Planoiras, mit dem ausgedehnten Waldgebiet und dem Golfplatz. Letzterer steht, wie auch das Gebiet um St. Cassian, auf Gebiet der Gemeinde Lenz. Das Wasser des Heidsee fliesst durch einen Stollen nach Südwesten ins Kraftwerk Solis und von dort wiederum durch einen weiteren Stollen ins Kraftwerk Sils im Domleschg, bevor es in die Albula und nach gut einem Kilometer in den Hinterrhein gelangt.

Erschlossen wird das Hochtal über die Hauptstrasse 3. Deren Nordrampe steigt am Ausgang des Churwaldnertals direkt von Chur aus mit drei Serpentinenpaaren an und erreicht eine Höchststeigung von elf Prozent. Die Südrampe ist weniger steil und verläuft nach zwei Kehren oberhalb Tiefencastel in sanfterer Steigung auf die Hochebene der Lenzerheide.

Das breite Hochtal verläuft nahezu parallel zum unteren Teil des Hinterrheins mit dem Domleschg. Dazwischen liegt eine Gebirgskette mit den Bergen Stätzerhorn, Piz Danis, Piz Scalottas und Crap La Pala. Die Lenzerheide scheint das Oberhalbstein nach Norden fortzusetzen. Die deshalb im 19. Jahrhundert aufgekommene Vermutung, das von eiszeitlichen Gletschern geformte Tal von Lenzerheide sei der frühere Unterlauf des Albula-Talsystems, ist umstritten.

Name

Das flache Gelände zwischen dem Passübergang und dem Ortsrand von Valbella

Der Name Lenzerheide wird auf die mit Alpenblumen bewachsenen Magerwiesen, die die Landschaft zwischen Lenz und dem Heidsee prägten, zurückzuführen sein. Im übrigen ist bis heute die Herkunft dieses norddeutsch klingenden Namens im romanischen Sprachgebiet (die Flurnamen auf der Lenzerheide sind durchwegs romanisch), nicht erforscht. Vermutlich tauchte er zuerst in Reisebeschreibungen von deutschen Alpenkundlern auf. Wann dies der Fall war, und seit wann sich der Name in der Schweiz durchgesetzt hat, ist ebenfalls noch nicht erforscht. Die romanische Bezeichnung für den südlichen Teil der Hochebene Lenzerheide, Planoiras, bedeutet Ebenen.

Der Name Lai (romanisch für See) des mittleren Teils mit dem Dorf Lenzerheide und dem Heidsee stammt aus der Zeit, als die Ebene zwischen Valbella und dem nördlichen Dorfeingang von Lenzerheide noch grösstenteils vom See bedeckt war. Dieser zog sich im Laufe der Jahrhunderte immer weiter in Richtung des heutigen Valbella zurück, bis er von 1917 bis 1919 zu einem Stausee ausgebaut wurde. Noch heute ist der Boden zwischen der Staumauer des Heidsees und dem nördlichen Dorfausgang des Ortes Lenzerheide teilweise Sumpfgebiet.

Der Name Canols des nördlichen Teils der Hochebene Lenzerheide mit Valbella ist ebenfalls romanisch und bedeutet vermutlich Kanäle.

Der Begriff Lenzerheidepass (auch: Pass über die Lenzerheide) ist kein offizieller Name; weder die Landeskarte noch die erforschten 142 Flurnamen verzeichnet einen Pass.[5] Erst durch das Aufkommen von Individualverkehr – Motorfahrzeuge waren im Kanton Graubünden erst im Jahre 1926 zugelassen[6] – wurden diese neuen Begriffe ab ca. 1930 in Publikationen zum Thema Alpenstrassen verwendet.[2]

1930 wurde der Übergang als Paß von Parpan bezeichnet.[2]

Das relevante Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz verwendet die Beschreibung passähnliche Gegensteigung von fast 700 m, weil die Strecke als Abschnitt der wichtigen Oberen Strasse gesehen wird.[1] Auf der Übersicht über die Strassenpässe verzeichnet das Tiefbauamt Graubünden die Lenzerheide nicht unter den ganzjährig geöffneten Pässen.[7]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Inventar historischer Verkehrswege: Bezeichnung als passähnliche Gegensteigung
  2. a b c Kurt Mair: Die Hochstraßen der Alpen, Band II, Die Hochstrassen der Schweiz und Frankreichs. Richard Carl Schmidt & Co Berlin, 1930, S. 36
  3. Inventar historischer Verkehrswege: Baudaten
  4. Kurt Mair: Die Hochstraßen der Alpen. Richard Carl Schmidt & Co Braunschweig, 1965, S. 323
  5. http://search.ortsnamen.ch/index.php Flurnamenverzeichnis
  6. Kürzestfassung der Schülerdokumentation zum Kanton Graubünden: Geschichte 1926 (Schülerdokumentation Seite 16)
  7. Tiefbauamt Graubünden: Pässe

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