Leo Hassler

Leo Hassler
Hans Leo Hassler

Hans Leo Haßler von Roseneck (auch: Hassler oder Hasler; * 25. Oktober 1564 zu Nürnberg; † 5. Juni 1612[1] auf einer Reise in Frankfurt am Main) war ein deutscher Komponist, Uhrmacher und Verfertiger von Musikautomaten.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Seine Eltern Isaac (* um 1530 in Joachimsthal, Böhmen) und Kunigunde (geb. Schneider) bildeten ihn schon früh zum Organisten aus. Später erhielt er Unterricht bei Leonhard Lechner. Ab 1584 erhielt er Unterricht bei Andrea Gabrieli in Venedig und freundete sich mit Giovanni Gabrieli an. 1585 wurde er in Augsburg Kammerorganist des Grafen Oktavian II. von Fugger und Organist an St. Moritz. 1590 erschien seine erste Sammlung „Canzonette a quatro voci“. 1600 wurde er für ein Jahr neben seinen anderen Tätigkeiten noch Leiter der Augsburger Stadtpfeifer. Nach dem Tod des Grafen Oktavian ging er 1601 nach Nürnberg, wo er sich in erster Linie kaufmännischen Geschäften und der Entwicklung und Herstellung von Orgelautomaten widmete. Ab 1608 war er Kammerorganist des in Dresden residierenden Kurfürsten Christian II. von Sachsen.

Im Jahr 1595 wurde er von Kaiser Rudolf II. zusammen mit seinen Brüdern Caspar Hassler und Jakob Hassler in den Adelsstand erhoben. 1604 erhielten sie das Adelsprädikat von Roseneck. Vermutlich geht das Adelsprädikat auf das Familienwappen der Mutter zurück. Es ist noch heute an der Friedhofsmauer in Neustadt/Aisch erhalten geblieben: Ein Mann mit Stulphut, in der Hand drei abgeschnittene Rosen.

Hans Leo Haßler starb 1612 auf einer Reise in Frankfurt am Main an Schwindsucht.

Werk

Hasslers Werk steht an der Stilwende von der späten Renaissance-Polyphonie zu venezianisch-frühbarocker Klangentfaltung, sowie (in seinen Liedsätzen) zu schlichter, liedhafter Homophonie. Während seine Messen und Motetten meist noch dem kontrapunktisch-imitatorisches Prinzip in der Nachfolge eines Orlando di Lasso und eines Leonhard Lechners huldigen, entfalten seine mehrchörigen Werke, wie beispielsweise die 15-stimmige Motette „Jubilate Deo“ oder sein 16-stimmiges „Duo Seraphim“ bereits barocke Klangpracht nach dem Vorbild der venezianischen Mehrchörigkeit. Seine Werke zeichnen sich dabei nicht nur durch kontrapunktische Gelehrsamkeit, sondern auch durch höchste Anmut und Zartheit aus. In seinen vierstimmigen Bearbeitungen der gebräuchlichen Kirchenmelodien zeigt er, wie auch das Einfachste durch charaktervolle Bearbeitung bedeutsam werden kann.

Nicht weniger geschätzt als seine geistlichen Werke (Messen, Motetten etc.) waren seine Madrigale, Kanzonetten und deutschen weltlichen Lieder, darunter das später mit dem Text „O Haupt voll Blut und Wunden“ in den protestantischen Kirchengesang aufgenommene Lied „Mein G'müt ist mir verwirret, das macht ein Jungfrau zart“, welches sich nebst vielen anderen in seinem „Lustgarten neuer deutscher Gesänge“ zu 4–8 Stimmen (Nürnberg 1601) findet. Eine neue Ausgabe seiner 1607 veröffentlichten „Psalmen und christlichen Gesänge“ erschien 1777 zu Leipzig auf „Befehl einer hohen Standesperson“ (der Prinzessin Amalie von Preußen, die von ihrem Lehrer Johann Philipp Kirnberger dazu angeregt worden war).

Bedeutend sind auch seine, allerdings nicht sehr zahlreichen Orgelwerke. Ausgehend vom italienischen Stil seines Lehrers Andrea Gabrieli findet er zu einem eigenen Stil, der, wie auch sein Vokalwerk, den Übergang von der Orgelmusik der Renaissance zur barocken Modellen vorwegnimmt und so für den deutschen Orgelstil des 17.Jahrhunderts Bedeutung erlangt. Seine bedeutendste Instrumentalkomposition ist aber ein Cembalowerk, das Variationswerk Ich gieng einmal spatieren 31 mal verendert durch Herren J.L.H, das in seiner Zeit durch die Länge der Komposition (etwa 42 Minuten) und den mit ihr verbundenen Anspruch einzigartig ist. Der Einfluss dieses durchkomponierten Werks findet sich bei den Liedvariationen des 17. Jahrhunderts, beispielsweise bei Sweelinck und Scheidt, sowie noch bei Pachelbel.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Laut NDB am 8. Juni 1612.

Siehe auch

Weblinks


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