Leobersdorfer Bahn

Leobersdorfer Bahn
Landkarte der Leobersdorfer Bahn

Die Leobersdorfer Bahn erschließt das Triesting-, Gölsen- und Traisental, also das Gebiet süd- und südwestlich von Wien mit vielen touristischen Zielen im Wienerwald. Sie verbindet Leobersdorf über Hainfeld mit St. Pölten. Eine Zweiglinie führte ursprünglich von Traisen nach Türnitz und Kernhof. Gemeinsam mit der Erlauftalbahn und der Gutensteinerbahn bildete sie die Niederösterreichischen Südwestbahnen.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Bahnhof Leobersdorf (1909)
Niederösterreichische Südwestbahnen, erstveröffentlichter Fahrplan (Auszug), 1. April 1878 [Anm. 1]

Nach Vollendung der Westbahn gab es mehrere Projekte, eine Verbindung mit der Südbahn herzustellen. Schließlich setzte sich die Idee durch, die Wasserscheide zwischen Gölsen und Triesting in kaum 600 m Seehöhe mit einer Trassenführung St. Pölten-Leobersdorf zu überwinden. Diese Variante bot außerdem die Möglichkeit, die Wirtschaft in diesem Bereich zu fördern und den dort ansässigen Betrieben den Zugang zum leistungsfähigen Bahnnetz zu verschaffen.

Mit Gesetz vom 16. Mai 1874 wurde nicht nur die Grundlage für den Bau der Strecke Leobersdorf – St. Pölten geschaffen, sondern u. a. auch Vorsorge für eine Flügelbahn von Scheibmühl[Anm. 2] nach Schrambach, eventuell Freiland getroffen.[1] Mit Concessionsurkunde vom 3. November 1874 wurde den Konzessionären Victor Graf Wimpffen im Vereine mit Adolph Horst, Leopold Hutterstraßer, Alexander Curti und August Köstlin das Recht zum Bau und Betrieb der genannten Strecken verliehen, wobei u. a. für die Zweigbahn von Scheibmühl nach Schrambach, eventuell Freiland der Status einer Secundärbahn festgelegt wurde, solange von der Staatsverwaltung keine technisch-bauliche Aufwertung angeordnet wäre.[2]

Am 19. Oktober 1876 konstituierte sich die Leobersdorf-St. Pöltener Eisenbahn-Gesellschaft unter der Firma K. k. priv. niederösterreichische Südwestbahn in der Anwesenheit von 17 Aktionären, welche mehr als neun Zehntel des Actien-Kapitals repräsentierten.[3]

Trotz mehrfacher staatlicher Unterstützung[4][5][6] sah sich die Aktiengesellschaft k. k. priv. niederösterreichische Südwestbahnen[7], die den Bahnbau begonnen hatte, unlösbaren Finanzierungsproblemen gegenüber, sodass der Staat die Restfinanzierung und schließlich 1878 die gesamte Bahnanlage[8] unter der Bezeichnung k. k. niederösterreichische Staatsbahnen übernahm[7].

Die Eröffnung der Linie LeobersdorfKaumberg erfolgte am 1. September 1877. [9] Die Reststrecke nach St. Pölten wurde am 3. Oktober 1877 dem Verkehr übergeben.[10]

Die Strecke

Leobersdorf – Hainfeld – Traisen – St. Pölten

Leobersdorf – St. Pölten
Legende
Bahnhof, Station
0.0 Leobersdorf *16. Mai 1841 (S 1) S 2 S 9 258,7 m ü. A.
Abzweig – in Fahrtrichtung: nach links
Abzweig von der Österreichischen Südbahn
Brücke über Wasserlauf (groß)
0,5 Triesting-Hochwassergraben-Brücke
Brücke über Wasserlauf (groß)
1,5 Triesting-Brücke
Bahnhof, Station
2,6 Wittmannsdorf *23. Aug. 1883 (S 1) (S 9) 270,9 m ü. A.
Abzweig – in Fahrtrichtung: nach links
Abzweig nach Gutenstein und Puchberg
Bahnhof, Station
5,1 Enzesfeld-Lindabrunn *1. Sep. 1877 281,2 m ü. A.
Haltepunkt, Haltestelle
6,4 Hirtenberg *10. Aug. 1883 286,8 m ü. A.
Haltepunkt, Haltestelle
8,6 St. Veit a. d. Triesting *27. Jun. 1880 298,8 m ü. A.
Bahnhof, Station
10,0 Berndorf Fabrik[Anm. 3] *1. Sep. 1877 303,5 m ü. A.
Haltepunkt, Haltestelle
12,1 Berndorf Stadt *14. Jul. 1878 312,4 m ü. A.
Bahnhof, Station
14,7 Pottenstein a. d. Triesting *1. Sep. 1877 326,4 m ü. A.
   
16,5 Fahrafeld *1. Mai 1895 †8. Dezember 2007 339,1 m ü. A.
Brücke über Wasserlauf (groß)
18,4 Triesting-Brücke (31,55 m)
   
19,1 Weißenbach-Neuhaus *1. Sep. 1877 354 m ü. A.
   
19,8 Triesting-Brücke (27,0 m)
   
20,3 Eberbach-Hocheck *1. Aug. 1911 †12. Apr. 1920
   
23,0 Taßhof *27. Mai 1882 †2. Jun. 1996 381,1 m ü. A.
   
24,9 Altenmarkt a. d. Triesting *15.8.1886 †12.12.2004 395,7 m ü. A.
   
26,4 Altenmarkt-Thenneberg *1.8.1877 †12.12.2004 409 m ü. A.
   
28,0 Triesting-Brücke (18,59 m)
   
28,1 Brücke über die B18
   
31,4 Kaumberg *1. Sep. 1877 †12. Dez. 2004 452,1 m ü. A.
   
32,7 Kaumberg Markt *20. Mai 1884 †12. Dez. 2004 479,1 m ü. A.
   
Gerichtsbergtunnel Länge: 168 m 566 m ü. A.
   
36,5 Gerichtsberg *27. Jun. 1880 †12. Dez. 2004 563,1 m ü. A.
   
43,9 Hainfeld *3. Okt. 1877 418,1 m ü. A.
Haltepunkt, Haltestelle
46,1 Rohrbach an der Gölsen *1. Jun. 1881 404,2 m ü. A.
Haltepunkt, Haltestelle
48,9 Rainfeld-Klein Zell *1. Okt. 1900 383,5 m ü. A.
Bahnhof, Station
51,7 St. Veit an der Gölsen *3. Okt. 1877 371,2 m ü. A.
Haltepunkt, Haltestelle
53,5 Wiesenfeld-Schwarzenbach *1. Nov. 1884 364,3 m ü. A.
Abzweig – in Gegenrichtung: nach rechts
Abzweig nach Kernhof
Bahnhof, Station
56,5 Traisen *3. Okt. 1877 345,8 m ü. A.
Haltepunkt, Haltestelle
58,2 Rotheau-Eschenau *27. Jun. 1880 340,8 m ü. A.
Haltepunkt, Haltestelle
60,1 Göblasbruck *15. Mai 1926 332,3 m ü. A.
Haltepunkt, Haltestelle
62,2 Kreisbach *6. Jun. 1886 324,9 m ü. A.
Brücke über Wasserlauf (groß)
62,8 Traisen-Brücke (81,0 m)
Bahnhof, Station
63,5 Wilhelmsburg a. d. Traisen *3. Okt. 1877 319,5 m ü. A.
Haltepunkt, Haltestelle
66,5 St. Georgen am Steinfeld *29. Jun. 1879 306,6 m ü. A.
Haltepunkt, Haltestelle
67,6 Hart-Wörth
A/D: Überleitstelle, CH: Spurwechsel
68,7 Spratzern *1914 295,3 m ü. A.
Haltepunkt, Haltestelle
70,3 Spratzern Haltestelle *29. Jun. 1879 287 m ü. A.
Haltepunkt, Haltestelle
71,5 St. Pölten Porschestraße
Bahnhof, Station
73,4 St.Pölten Alpenbhf. *15. Nov. 1901 276,7 m ü. A.
Abzweig – in Gegenrichtung: nach rechts
Abzweig von der Österreichischen Westbahn
Bahnhof, Station
75,3 St. Pölten Hauptbahnhof *31. Mai 187 (S 40) 273,2 m ü. A.
Strecke – geradeaus
Österreichische Westbahn

Die Strecke der Leobersdorfer Bahn beginnt in Leobersdorf und führt zunächst elektrifiziert bis Wittmannsdorf. Der Grund, warum dieses kurze Teilstück elektrifiziert ist, ist darin zu sehen, dass in Wittmannsdorf ursprünglich die Strecke nach Gutenstein abzweigte. Durchgehende Züge von Wien nach Gutenstein wurden der Einfachheit halber elektrisch bis Wittmannsdorf geführt und erst dort wurde das Triebfahrzeug getauscht. Bis 2008 wurden Schnellbahnzüge, die „ursprünglich“ in Leobersdorf geendet hätten, bis Wittmannsdorf geführt, damit sie im wichtigen Bahnhof Leobersdorf während der Wendezeiten kein Gleis belegten. Ab dem Winterfahrplan 2008/2009 wurde diese Betriebsform mit Ausnahme einer Verbindung aufgegeben.

Haltestelle Hirtenberg an der die Triesting querenden Bahnbrücke (um 1905) [Anm. 4]
Haltestelle St. Veit im Jahr 2010

Nach dem Bahnhof Enzesfeld-Lindabrunn betritt die Strecke das eigentliche Triestingtal. Nach der Haltestelle Hirtenberg (die eigentlich noch auf Enzesfelder Gemeindegebiet liegt) folgt die Haltestelle St. Veit a.d. Triesting, die Eisenbahnromantik pur bietet. Das ehemalige Bahnwärterhäuschen, das durch den Anbau einer Veranda zu einer Haltestelle erweitert wurde, ist praktisch im Originalzustand erhalten. Etwas abseits stehend ist auch noch das hölzerne Aborthäuschen fast im Ursprungszustand vorhanden.

Es folgen die für den Güterverkehr, aber auch für die Fabriksarbeiter der ehemaligen Berndorfer Metallwarenfabrik wichtige Station Berndorf Fabrik und der in der Stadt gelegene Bahnhof Berndorf Stadt. Die Geschichte Berndorfs ist geprägt von der erst durch den Bahnbau ermöglichten Aufstieg der Industriebetriebe.

Weiter talaufwärts folgen die Stationen Pottenstein und Fahrafeld, der zu Ehren die erste österreichische Dampflokomotive mit Achsformel C ihren Namen („FAHRAFELD“) erhielt und die mit 8. Dezember 2007 stillgelegt wurde. Danach wird Weißenbach a.d. Triesting erreicht, das seit 12. Dezember 2004 Endpunkt der Linie ist.

Gerichtsbergtunnel, West-Öffnung (Hainfeld), um 1880

Die Haltestelle Taßhof ist bereits seit 1996 stillgelegt. Altenmarkt a.d. Triesting, Altenmarkt-Thenneberg, Kaumberg, Kaumberg Markt und Gerichtsberg sind seit 2004 ohne öffentlichen Bahnanschluss. Der planmäßige Güterverkehr über den Gerichtsberg endete bereits am 3. Juni 2001.

Kurz vor der Station Gerichtsberg erreicht die Bahnstrecke ihren höchsten Punkt im 168 m langen Gerichtsbergtunnel und überschreitet die Wasserscheide zwischen Triesting und Gölsen.

Mit Hainfeld wird der bedeutendste und größte Ort im Gölsental erreicht.

Dann folgen die Haltestellen Rohrbach a.d. Gölsen und Rainfeld sowie der Bahnhof St. Veit a.d. Gölsen. Nach der Haltestelle Wiesenfeld-Schwarzenbach wird Traisen erreicht, der Bahnknotenpunkt, an dem die Strecke nach Kernhof und Türnitz abzweigte, von der heute nur mehr eine Rumpfstrecke befahren wird.

Von nun an folgt die Strecke der Traisen nach Norden. Die nächsten Stationen sind Rotheau-Eschenau, Göblasbruck, Kreisbach und Wilhelmsburg.

Jetzt wendet sich die Strecke von der Traisen ab und verläuft fast geradlinig auf die heutige Hauptstadt Niederösterreichs St. Pölten zu. Es folgen die Haltestelle St. Georgen und der Bahnhof sowie die Haltestelle Spratzern. Zwischen St. Pölten Alpenbahnhof und der Endstelle der Strecke St. Pölten Hauptbahnhof läuft die Trasse parallel zur Mariazellerbahn.

Traisen – Freiland – Kernhof

Abzweigstation Scheibmühl[Anm. 2] (um 1905)
Bahnhof St. Aegyd am Neuwalde (1906), gesehen in Fahrtrichtung Kernhof, links: Heizhaus[Anm. 5]
Traisen – Kernhof
Legende
Bahnhof, Station
0.0 Traisen *3. Okt. 1877 345,8 m ü. A.
Abzweig – in Fahrtrichtung: nach links
Abzweig von LeobersdorfSt. Pölten
Brücke über Wasserlauf (groß)
0,7 Gölsen-Brücke (33,30 m)
Haltepunkt, Haltestelle
2,197 Traisen Markt *20. Okt. 1878 353,3 m ü. A.
Haltepunkt, Haltestelle
4,978 Marktl *20. Okt. 1878 368 m ü. A.
Bahnhof, Station
6,502 Lilienfeld *1. Jun. 1878 375,7 m ü. A.
Haltepunkt, Haltestelle
7,793 Lilienfeld Krankenhaus *15. Dez. 1887 380,3 m ü. A.
Haltepunkt, Haltestelle
8,618 Schrambach *1. Jun. 1878 383,5 m ü. A.
   
10,0 Tavern *2. Jun. 1893 †22. Apr. 1932 392,9 m ü. A.
   
ehemaliger Abzweig nach Türnitz
   
12,199 Freiland *2. Jun. 1893 †12. Dezember 2010 405,5 m ü. A.
Brücke über Wasserlauf (groß)
12,5 Brücke über die Unrecht-Traisen (23,20 m)
   
17,156 Innerfahrafeld *2. Jun. 1893 †12. Dezember 2010 426,5 m ü. A.
   
17,414 Anschlussbahn (Awanst) Sägewerk Brunner-Stern
   
18,298 Furthof *2. Jun. 1893 †12. Dezember 2010 460,4 m ü. A.
   
19,977 Hohenberg *2. Jun. 1893 †12. Dezember 2010 474,6 m ü. A.
   
22,311 In der Bruck *2. Jun. 1893 †12. Dezember 2010 498,9 m ü. A.
   
25,824 Amt Mitterbach *1. Nov. 1899 †12. Dezember 2010 540,6 m ü. A.
   
27,545 St. Aegyd Eisenwerk *28. Mai 1889 †12. Dezember 2010
   
28,491 St. Aegyd am Neuwalde *2. Jun. 1893 †12. Dezember 2010 570,9 m ü. A.
   
29,500 Markt St. Aegyd am Neuwalde *2. Jun. 1893 †12. Dezember 2010 589,5 m ü. A.
   
34,300 Kernhof *2. Jun. 1893 †29. Mai 1988 688,8 m ü. A.

Mit Gesetz vom 16. Mai 1874 wurde nicht nur der Bau der Bahn Leobersdorf – St. Pölten konzessioniert, sondern auch die Errichtung einer Flügelbahn von Scheibmühl nach Schrambach. — Am 1. Juni 1878 wurde diese 8,5 km lange Strecke eröffnet[11] (auf welcher bis 5. Juli selben Jahres eine Maximalgeschwindigkeit von 12 Kilometern per Stunde[8] galt).

10 Jahre später konkretisierte sich die weitere Planung im Gesetz vom 30. Juni 1888, das eine theils als Adhäsions-, theils als Zahnstangenbahn herzustellende Eisenbahnverbindung von der Station Schrambach […] über Freiland, St. Egyd, Terz und Mürzsteg nach Neuberg mit einer Abzweigung von Terz über Mariazell nach Gußwerk, eventuell nach Wegscheid zum Inhalt hatte.[12]

Weitere im Rahmen der gesetzlich festgelegten Projektierung vorgenommene Kostenschätzungen legten der Regierung nahe, einstweilen nur die Thalstrecke von Schrambach über Freiland und St. Egyd nach Kernhof auszuführen.[13]

Der Bau der als normalspurige Secundärbahn auszuführenden Locomotiveisenbahn von Schrambach nach Kernhof erfolgte auf Basis des Gesetzes vom 1. Juni 1890 [14]die Eröffnung der 25,6 km langen Strecke fand am 2. Juni 1893 statt[13].

Die Seitenlinie der Leobersdorfer Bahn beginnt im Bahnhof Traisen, folgt der Traisen flussaufwärts und erreicht nach den Haltestellen Traisen Markt und Marktl den Bahnhof Lilienfeld, nachdem sie kurz zuvor das Stift Lilienfeld passiert hat.

Es folgen die Haltestellen Stangenthal und Schrambach sowie die aufgelassene Haltestelle Tavern, bevor der Bahnhof Freiland erreicht wird, von dem die 2001 stillgelegte Strecke nach Türnitz abzweigte.

Nun folgt die Strecke der Unrecht-Traisen. Die nächsten Haltestellen sind Innerfahrafeld und Furthof. Danach folgt der Bahnhof Hohenberg. Die Haltestellen In der Bruck, Amt Mitterbach sowie St. Aegyd Eisenwerk befinden sich vor dem Bahnhof St. Aegyd am Neuwalde. Hier endet der Güterverkehr auf dieser Strecke. Nur knapp hinter diesem Bahnhof liegt der Endpunkt der Strecke (bis 12.12.2010) in der Haltestelle Markt St. Aegyd am Neuwalde. Der Bahnhof Kernhof wird seit 29. Mai 1988 nicht mehr erreicht. Die Teilstrecke Schrambach–St. Aegyd am Neuwalde Markt wurde am 12. Dezember 2010 für den Personenverkehr eingestellt; der Güterverkehr zwischen Freiland und St. Aegyd wird, verbunden mit einer Frachtkostenerhöhung von 150 Euro/Waggon, ursprünglich bis Mitte 2011, nach politischer Urgenz bis zum Fahrplanwechsel Dezember 2011 aufrechterhalten. [15][16]

Freiland – Türnitz

Bahnhof Freiland mit einem aus Türnitz eingefahrenen Zug (1909)
Freiland – Türnitz
Legende
Strecke – geradeaus
Strecke TraisenKernhof
   
0.0 Freiland *2. Jun. 1893 405,5 m ü. A.
   
Abzweig von TraisenKernhof
   
2,970 Lehenrotte *24. Okt. 1908 †3. Jun. 2001 422 m ü. A.
   
4,203 Moosbach *24. Okt. 1908 †3. Jun. 2001 430 m ü. A.
   
6,093 Dickenau *24. Okt. 1908 †3. Jun. 2001 438 m ü. A.
   
9,242 Türnitz *24. Okt. 1908 †3. Jun. 2001 457 m ü. A.

Diese ehemalige Seitenlinie der Leobersdorfer Bahn begann in Freiland und folgte der Türnitzer Traisen flussaufwärts. Sie entstand 1908, auf Grundlage der Konzessionsurkunde vom 6. November 1907[17], als Teil der Niederösterreichischen Landesbahnen unter der Annahme, dass sie nach Mariazell verlängert werde. Diese Verlängerung wurde aber nicht gebaut, und die Strecke wurde rückwirkend zum 1. Jänner 1921 der BBÖ übergeben[18], vom Bund mit 1. Jänner 1935 eingelöst[19] — und schließlich am 3. Juni 2001 eingestellt.

Bereits 1896 hatten sich der Realitätenbesitzer Stephan Lukacs und der Bau-Unternehmer Th. Lininger in Wien um die Erlangung der definitiven Concession für eine normalspurige Localbahn von Schrambach nach Türnitz beworben.[20]

Fahrbetriebsmittel

Dampfomnibus der Niederösterreichischen Südwestbahnen (um 1880) [21]
Etagewagen mit Truckgestell, Systemzeichnung (um 1880) [22]

Die Niederösterreichischen Südwestbahnen beschafften ursprünglich sechs Lokomotiven der Serie A, sieben Maschinen der Serie B, eine Tenderlokomotive 1C und sechs Tenderlokomotiven der Serie C mit den Nummern 2–7. Alle diese Maschinen wurden von den kkStB übernommen. Die kkStB selbst ließ 1893 drei Lokomotiven (97.59–61) für die NÖSWB im Zusammenhang mit der Eröffnung der Zweiglinie nach Kernhof bauen.

Besonders erwähnenswert ist, dass die kkStB mit den so genannten Sekundärzügen versucht haben, den Verkehr auf Nebenbahnen wie der Leobersdorferbahn zu rationalisieren. Es war dies ein von der Tenderlokomotive 1C gezogener vierachsiger Doppelstockwagen. Beide Fahrzeuge wurden von Krauss in München 1879 geliefert und bewährten sich einigermaßen, waren aber beim Publikum nicht sehr beliebt. Allerdings verfolgten die kkStB diesen Weg nicht weiter.

Später setzten die kkStB unter anderen folgende Reihen auf der NÖSWB ein: kkStB 1, kkStB 4, kkStB 229, kkStB 35, kkStB 56, kkStB 60, kkStB 88, kkStB 188, kkStB 92 und kkStB 99.

Für 1. März 1900 war auf dem Streckenabschnitt Leobersdorf – Weißenbach eine einmonatige Erprobung von Motorwägen geplant, welche ab 1. April 1900 den regulären Dienst aufnehmen sollten. Mit dem Einsatz von Motorwägen wollte man den Bewohnern des unteren Triestingthales den Besuch des Berndofer Theaters erleichtern[23].

In der Zwischenkriegszeit verwendete die BBÖ u. a. folgende Reihen: BBÖ 30, BBÖ 56, BBÖ 60, BBÖ 178, BBÖ 184, BBÖ 97, BBÖ 378, BBÖ 460, BBÖ 360, BBÖ 399.

Während des Zweiten Weltkrieges setzte die DRB vor allem die Baureihen 56.31-34, 57.10-40, 57.7, 95.1 und 58.7 ein.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen als neue Reihen ÖBB 75 und ÖBB 77 zum Einsatz. Kurze Einsätze gab es von folgenden Reihen: ÖBB 454, ÖBB 691 und ÖBB 770.

In den Sechzigerjahren trugen ÖBB 77 die Hauptlast im Personenverkehr, während ÖBB 52/ÖBB 152 im Güterverkehr im Einsatz standen. Die Reihe ÖBB 93 wurde universell sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr eingesetzt.

Der planmäßige Dampfbetrieb endete am Samstag, dem 30. Mai 1970 mit dem Personenzug 5616, der mit der ÖBB 52.7408 bespannt war.

In den Jahren 1964 bis 1966 begann die Diesellokära auf der Leobersdorfer Bahn mit der Reihe ÖBB 2045. In späteren Jahren übernahmen hauptsächlich ÖBB 2143 den Verkehr. Regelmäßig fand sich auch eine Kremser ÖBB 2043 im Umlauf. ÖBB 2048 waren vor dem Sammler im Traisental unterwegs.

Dem rückgängigen Personenverkehr wurde durch den Einsatz von Dieseltriebwagen Rechnung getragen. So kamen etwa die Reihen ÖBB 5044/ÖBB 5144 und ÖBB 5046/ÖBB 5146 auf die Strecke. Die Triebwagen waren zum Teil mit Steuerwagen oder mit angehängten zweiachsigen Spantenwagen oder vierachsigen Schlierenwagen unterwegs.

In den letzten Jahren kommen nun ÖBB 2016 und ÖBB 5047/ÖBB 5147 zum Einsatz. Maschinen der Reihe ÖBB 2070 haben die ausgemusterten Lokomotiven der Reihe ÖBB 2048 abgelöst.

Bedeutung

Zur Zeit ihrer Entstehung war die Leobersdorfer Bahn einerseits als Verbindung zwischen Südbahn und Westbahn gedacht, andererseits sollte sie die Wirtschaftsbetriebe, die sich durch die vorhandene Wasserkraft hier ansiedelten, im Einzugsgebiet der Bahn fördern und ihnen den Zugang zum Bahnnetz schaffen. Diese Aufgabe hat sie ohne Zweifel erfüllt.

Der Personenverkehr spielte von Anfang an eine untergeordnete Rolle, der die Betreiber auch durch effizienten Betrieb (Sekundärzüge mit Doppelstockwagen) schon in den ersten Jahren gerecht wurden.

Die Strecke wurde als eine der ersten verstaatlicht und läutete die große Staatsbahnära in Österreich ein, noch bevor die Kaiserin-Elisabeth-Bahn (Westbahn) in den Staatsbesitz überging.

Den meisten Verkehr verzeichnete die Leobersdorfer Bahn während des Zweiten Weltkrieges. Zu dieser Zeit erlangte sie strategische Bedeutung als südliche Umfahrung von Wien. Die sich zurückziehenden deutschen Truppen zerstörten aber auch einen Großteil der technischen Kunstbauten der Strecke und fast alle zurückbleibenden Lokomotiven, weshalb die Wiederaufnahme des Betriebes auf der gesamten Strecke erst Mitte Dezember 1945 erfolgen konnte.

Mit der immer stärker werdenden Konkurrenz durch den Straßenverkehr verlor die Strecke in der Nachkriegszeit immer mehr an Bedeutung. Der Güterverkehr wurde vor allem durch den Niedergang vieler Industriebetriebe im Triesting- und Gölsental praktisch bedeutungslos und unverhältnismäßig teuer. Dies führte dazu, dass er 2001 über den Gerichtsberg gänzlich eingestellt wurde.

Die nicht durchgeführten Investitionen und Modernisierungen (automatische Schrankenanlagen, fernbediente Weichen, Erneuerungen des Oberbaus) führten zu einer personalintensiven und langsamen Abwicklung des Verkehrs, der nicht mehr kostendeckend durchgeführt werden konnte. Die in den 1960er und 1970er Jahren gut besetzten Arbeiter- und Schülerzüge verloren immer mehr an Bedeutung. Die Folge war zunächst 1988 die Einstellung des Verkehrs nach Kernhof, 2001 die Stilllegung der Strecke von Freiland nach Türnitz sowie 2004 die Einstellung des Personenverkehrs zwischen Weißenbach und Hainfeld. In den Sommermonaten 2005 verkehrte der „Triestingtalexpress“, ein Sonderzug an Sonn- und Feiertagen, im Nostalgieverkehr.

Die Strecke zwischen Wittmannsdorf und Weißenbach-Neuhaus wurde für den vereinfachten Fernsteuerbetrieb, der vom Bahnhof Enzesfeld aus erfolgt, umgebaut. Die Arbeiten wurden zum Fahrplanwechsel im Dezember 2010 fertiggestellt. Für die Fahrgäste wirkte sich diese Modernisierung und Rationalisierung jedoch bisher noch nicht in kürzeren Fahrzeiten aus.

Geschichtsbedingte Attraktivität sowie touristisches Potenzial der gesamten Strecke wurden von den ÖBB eingestanden und zu nützen versucht, als sie für den eingestellten Teilabschnitt Weissenbach–Neuhaus–Hainfeld von km 19,610 bis km 43,450 einen neuen Betreiber suchten.[24]

Galerie

Siehe auch

Liste von Eisenbahnstrecken in Österreich

Literatur

  • Hans Sternhart, Friedrich Slezak, Josef O. Slezak: Niederösterreichische Südwestbahnen. Leobersdorf, Hainfeld, St. Pölten, Traisen, Kernhof/Türnitz, Wittmannsdorf, Piesting, Gutenstein, Pöchlarn, Scheibbs, Kienberg-Gaming. Internationales Archiv für Lokomotivgeschichte, Band 25. Verlag Slezak, Wien 1977, ISBN 3-900134-35-9.
  • 100 Jahre Leobersdorferbahn. Leobersdorf – Hainfeld – St. Pölten. Leobersdorf – Kaumberg 1.September 1877. Kaumberg – St. Pölten 3. Oktober 1877. Festschrift anläßlich des Jubiläums. Festkomitee 100 Jahre Leobersdorferbahn, St. Pölten 1977. [25]
  • Fritz Hanauska: Heimatbuch der Marktgemeinde Hirtenberg. Marktgemeinde Hirtenberg, Hirtenberg 1980. [26]
  • Peter Wegenstein, Heinz Albrecht: Bahnen zwischen Süd- und Westbahn. Die Strecken Leobersdorf – St. Pölten, Traisen – Kernhof und Freiland – Türnitz. Bahn im Bild, Band 75. Verlag Pospischil, Wien 1990. [27]
  • Wolfdieter Hufnagl: Die Niederösterreichischen Landesbahnen. transpress Verlag, Stuttgart 2003, ISBN 3-613-71214-8.

Weblinks

 Commons: Leobersdorfer Bahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. RGBl 1874/64
  2. RGBl 1875/10
  3. Niederösterreichische Südwestbahn.. In: Neue Freie Presse, 22. Oktober 1876, S. 9 (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  4. RGBl 1875/11
  5. RGBl 1876/68
  6. RGBl 1876/69
  7. a b RGBl 1878/104
  8. a b RGBl 1878/88
  9. Volkswirthschaftliche Zeitung. Südwestbahn. In: Das Vaterland, 1. September 1877, S. 3, Mitte unten. (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/vtl
  10. 100 Jahre Leobersdorferbahn, S. 24.
  11. Geschichte der Eisenbahnen der österreichisch-ungarischen Monarchie. Band: 1,2. Karl Prochaska, Wien 1898, S. 193
  12. RGBl 1888/109
  13. a b Geschichte der Eisenbahnen der österreichisch-ungarischen Monarchie. Band: 1,2. Karl Prochaska, Wien 1898, S. 394
  14. RGBl 1890/105
  15. Ärger über Zuschlag der ÖBB. In: noen.at, 7. Dezember 2010, abgerufen am 2. Jänner 2011.
  16. Traisentalbahn: Güterverkehr verlängert In: noe.orf.at, 2. Juli 2011, abgerufen am 2. Juli 2011.
  17. RGBl 1907/251
  18. RGBl 1924/365
  19. RGBl 1934/393
  20. Localbahnproject Schrambach-Türnitz.. In: Das Vaterland, 21. November 1886, S. 7 (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/vtl
  21. Hanauska: Hirtenberg, S. 242.
  22. 100 Jahre Leobersdorferbahn, S. 30.
  23. Motorwagenbetrieb auf der Strecke Leobersdorf-Weißenbach a. d. Tr.. In: Badener Zeitung, 21. Februar 1900, S. 3 (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/bzt
  24. „Nebenäste“, ÖBB verkaufen kleine Bahnstrecken. In: oesterreich.orf.at, 25. Mai 2008, abgerufen am 25. Mai 2010.
  25. Katalogzettel Österreichische Nationalbibliothek.
  26. Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.
  27. Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.

Anmerkungen

  1. Tabelle grafisch bereinigt um Angaben zur Strecke Pöchlarn – Kienberg-Gaming.
  2. a b Heute: Traisen; Scheibmühl bis Mitte der Zwanzigerjahre in Verwendung. — Sternhart, Slezak, Niederösterreichische Südwestbahnen, S. 12 und 35.
  3. Bis März 1898: Triestinghof. – Siehe: Berndorf. (Bahnstation). In: Badener Zeitung, 16. März 1898, S. 4 Mitte. (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/bzt
  4. Bahngebäude 1965 abgetragen. Während des Zweiten Weltkriegs war, gesondert, eine lang gestreckte Wartehalle errichtet worden, um der Masse der Rüstungsarbeiter ein schützendes Dach zu geben. Die im Bild dargestellte eiserne Brücke ersetzte 1901 eine aus 1830 stammende Holzkonstruktion. – Hanauska: Hirtenberg, S. 243, 246.
  5. Lage Heizhaus.

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