Leopold von Lämel

Leopold von Lämel

Leopold Lämel, ab 1811 Edler von Lämel, ab 1856 Ritter von Lämel, auch Lämmel (* 18. September 1790 in Prag, Böhmen; † 19. August 1867 ebenda) war ein österreichischer Großhändler, Bankier sowie böhmischer Landtagsabgeordneter in Prag und Wien. Er gilt als der bedeutendste Prager Bankier der 1850er und 1860er Jahre.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Leopold war der Sohn des jüdischen Großkaufmanns Simon Lämel (1766–1845) und der Babette Duscheness. Der Vater war am 5. Dezember 1811 in Wien „wegen Beförderung des Commerzes“ mit seinen Nachkommen in den erbländisch-österreichischen erblichen Adelsstand als Edler von Lämel erhoben worden. Leopold Edler von Lämel wurde nach der Verleihung des Ordens der Eisernen Krone 3. Klasse am 23. Februar 1856 gemäß den Statuten zusätzlich am 17. April 1856 in Wien in den österreichischen erblichen Ritterstand erhoben.

Lämel heiratete am 22. August 1815 in Leimen (Baden) Rachel Sophie Freiin von Eichthal (1790–1861) aus München, die jüngste Tochter des jüdischen Hoffaktors Aron Elias Seligmann (1747–1824), der sich später hatte taufen lassen und 1814 als „Freiherr von Eichthal“ in den bayerischen Freiherrnstand erhoben worden war. Das Ehepaar hatte die drei Töchter Marie, Auguste und Julie. Damit ist mit Leopold Lämel die Familie im Mannesstamm ausgestorben. Sein Neffe war der jüdische Großhändler und Bankier Eduard Wiener von Welten in Wien.

Lämel, zu Lebzeiten als Philanthrop bekannt und Vorsteher der jüdischen Kultusgemeinde, galt als Kopf des industriellen Großbürgertums in Prag. Als k.u.k. Hoffaktor gehörte er zu den Großfinanziers des österreichischen Staates.

Im Jahr 1825 war er Mitbegründer der böhmischen Sparkasse zu Prag und wurde zugleich einer ihrer Direktoren. Später wurde er Direktor der österreichischen Nationalbank zu Prag. In Wien gehörte er zu den Gründern der „Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe“, den Vorläufer des heutigen Creditanstalt-Bankvereins.

Im Jahr 1841 gründete er in Prag eine der ersten Kammgarnspinnereien Böhmens mit 2.000 Spindeln und 500 Zentnern Jahreserzeugung.

Nach dem Tod seines Vaters Simon (1845) übernahm er das 1787 gegründete Großhandelshaus. Durch etliche Bankgeschäfte für Goethe waren Vater und Sohn Lämel mit dem Dichter sehr gut bekannt, was aus Goethes Tagebüchern deutlich wird.

Nach Beendigung der Revolution von 1848, während der er sich für ein friedliches Miteinander eingesetzt hatte, wurde er in den weiteren Gemeinde- und engeren Stadtrat von Prag gewählt. Später wurde er als Abgeordneter der Deutschen Partei in den böhmischen Landtag gewählt.

Im Jahr 1856 bewarb sich Lämel zusammen mit den Fürsten Metternich, Windischgrätz und Thurn und Taxis um die Konzessionen für eine Eisenbahnlinie von Prag über Pilsen und Taus zur bayrischen Grenze sowie weitere von Pilsen nach Budweis sowie nach Karlsbad. Er konnte aber das notwendige Geld nicht aufbringen.[1]

Mitgliedschaften

Lämel wurde 1861 zum außerordentlichen Mitglied der k.u.k. Österreichischen Geographischen Gesellschaft gewählt.

Einzelnachweise

  1. Entnommen aus: Böhmische Westbahn.

Literatur

Weblinks

  • [1] Genealogie der Familie Lämel
  • [2] Constant von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche seit 1750 in den österreichischen Kronländern geboren wurden oder darin gelebt und gewirkt haben; Seite 496, Verlag K.K. Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1865

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Simon von Lämel — Simon Lämel, ab 1811 Edler von Lämel, auch Lämmel (* 28. August 1766 in Tuschkau, Böhmen; † 18. April 1845 in Wien) war ein österreichischer Großhändler und Bankier. Leben Nach dem frühen Tod seines Vaters wurde er Kaufmann in Kolin und gründete… …   Deutsch Wikipedia

  • Lämel — ist der Familienname folgender Personen: Leopold von Lämel (auch Lämmel; 1790–1867), österreichischer Großhändler, Bankier sowie böhmischer Landtagsabgeordneter in Prag und Wien Simon von Lämel (auch Lämmel; 1766–1845), österreichischer Kaufmann… …   Deutsch Wikipedia

  • Eduard Wiener von Welten — Eduard Wiener (* 7. Juli 1822 in Prag; † 15. Oktober 1886 in Wien), ab 1867 Eduard Wiener Ritter von Welten, gelegentlich auch Eduard Ritter Wiener von Welten, war ein österreichischer Großhändler und Bankier der Ringstraßenepoche. Biografie Er… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Lai–Lam — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Aaron Elias Seligmann — Aron Elias Seligmann (* 26. April 1747; † 11. Januar 1824 in München) aus Leimen (Baden) war ein jüdischer Hoffaktor. Er ließ sich später christlich taufen und wurde zum Freiherrn von Eichthal geadelt. Im 18. Jahrhundert waren die Hoffaktoren die …   Deutsch Wikipedia

  • K.k. privilegierte Böhmische Westbahn — Die Strecken der k.k. priv. Böhmischen Westbahn Die k.k. privilegierte Böhmische Westbahn (BWB) war eine Eisenbahngesellschaft in Österreich, deren Strecken im heutigen Tschechien liegen. Sie war Eigentümer und Betreiber der Bahnstrecke von Prag… …   Deutsch Wikipedia

  • Aron Elias Seligmann — (1747 1824), Gemälde von Johann Peter Langer. Aron Elias Seligmann (* 26. April 1747 in Leimen; † 11. Januar 1824 in München) war ein jüdischer Hoffaktor. Er ließ sich später christlich taufen und wurde 1814 als Freiherr von Eichthal …   Deutsch Wikipedia

  • Böhmische Westbahn — Die Strecken der k.k. priv. Böhmischen Westbahn Die k.k. privilegierte Böhmische Westbahn (BWB) war eine Eisenbahngesellschaft in Österreich, deren Strecken im heutigen Tschechien liegen. Sie war Eigentümer und Betreiber der Bahnstrecke von Prag… …   Deutsch Wikipedia

  • Česká spořitelna — Rechtsform Aktiengesellschaft Gründung 1823 Sitz …   Deutsch Wikipedia

  • Joseph Carlebach — Joseph Zwi Carlebach (* 30. Januar 1883 in Lübeck; † 26. März 1942 bei Riga) war ein deutscher Rabbiner, Naturwissenschaftler und Schriftsteller. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”