Lester Garfield Maddox

Lester Garfield Maddox

Lester Garfield Maddox (* 30. September 1915 in Atlanta, Georgia; † 25. Juni 2003) war ein US-amerikanischer Politiker und ehemaliger Gouverneur von Georgia.

Inhaltsverzeichnis

Jugend und politischer Aufstieg

Lester stammte aus einer Arbeiterfamilie und lernte schon früh die Armut kennen. 1933 verließ er ohne Abschluss die High School und arbeitete als einfacher Arbeiter in einem Stahlwerk. 1936 heiratete er Virginia Cox, mit der er bis zu ihrem Tod 1997 verheiratet blieb. Während des Zweiten Weltkrieges arbeitete er in verschiedenen Rüstungsbetrieben. Seiner Ansicht nach waren diese Betriebe ineffizient und stellten eine Verschwendung von Steuergeldern dar. Daher gab er diese Stellungen 1944 auf und beschloss, selbst unternehmerisch tätig zu werden. In Atlanta eröffnete er ein Lokal, das er Pickrick Cafeteria nannte und das sich auf einheimisch-populäre Küche spezialisierte. Dieses Lokal war sehr erfolgreich und Maddox wurde nun langsam einem breiteren Publikum bekannt, besonders seit er Anzeigen in einer Tageszeitung schaltete und nicht nur Werbung für sein Lokal machte, sondern auch seine politisch konservative Ansichten kundtat. Er war ein Befürworter der Rassentrennung und dem zu Folge waren in seinem Lokal keine Afroamerikaner willkommen.

1957 und 1961 bewarb er sich zweimal erfolglos um das Amt der Bürgermeisters von Atlanta. Auch seine Kandidatur zum Vizegouverneur im Jahr 1962 war nicht von Erfolg gekrönt. Trotz der neuen Bürgerrechtsgesetze auf Bundesebene blieb Maddox den Ideen der Rassentrennung treu. Er verkündete aller Welt, dass er sein Lokal eher schließen würde als es für Schwarze zu öffnen. In der Folge kam es vor seinem Restaurant zu Demonstrationen aufgebrachter Bürgerrechtler. An ihm schieden sich die Geister. Die konservativen Kräfte sammelten sich hinter Maddox und nominierten ihn für die Gouverneurswahl von 1966. Es war ein Schock für alle liberalen Kräfte in den gesamten USA, als es Maddox gelang, in den Vorwahlen der Demokraten den liberalen Ex-Gouverneur Ellis Arnall aus dem Rennen zu schlagen. Die eigentliche Wahl wurde dann sehr knapp. Da keine klare Mehrheit zwischen Maddox und seinem republikanischen Herausforderer Howard H. Callaway erkennbar war, musste das Parlament Georgias den Gouverneur wählen, und es entschied sich für Maddox. Callaway war übrigens der erste republikanische Kandidat seit der Reconstruction in den 1870er Jahren, der eine realistische Chance hatte, in Georgia zum Gouverneur gewählt zu werden; ansonsten hatten die Demokraten alle Gouverneurswahlen mit großer Mehrheit gewonnen.

Maddox als Gouverneur von Georgia

Berechtigte Befürchtungen, unter Maddox würde Georgia rassenpolitisch in alte Muster zurückfallen, erwiesen sich überraschend als unbegründet. Er initiierte eine Gefängnisreform, die auch bei der schwarzen Bevölkerung Zustimmung fand, und erhöhte das Budget für die Universitäten des Landes. Maddox beschäftigte mehr Afroamerikaner in seiner Regierung als alle Gouverneure vor ihm zusammen, was aufgrund seiner früheren Haltung sehr überraschend war. Trotzdem blieb er im Geiste ein Anhänger der Rassentrennung. Das zeigte sich auch anlässlich der Trauerfeiern für den ermordeten Martin Luther King im Jahr 1968, als er es ablehnte, die Flaggen auf Halbmast zu setzen. Gleichzeitig reagierte er mit einem überzogenen Polizeiaufgebot auf Gerüchte, es könnte während der Trauerfeierlichkeiten zu Ausschreitungen kommen. Auf dem Bundesparteitag der Demokraten 1968 in Chicago widersetze sich Maddox dem Bürgerrechtsprogramm seiner Partei. Trotzdem war er in Georgia ein populärer Gouverneur, der paradoxerweise auch bei den Afroamerikanern einen gewissen Anklang fand.

Die späteren Jahre

Maddox konnte aufgrund einer Klausel in der Verfassung, die eine direkte Wiederwahl eines Gouverneurs untersagte, 1970 nicht erneut kandidieren. Stattdessen bewarb er sich um das Amt des Vizegouverneurs, in das er dann auch gewählt wurde. Mit dem neuen Gouverneur, seinem politischen Rivalen Jimmy Carter, hatte er oft Meinungsverschiedenheiten. In späteren Jahren kandidierte er noch einige Male erfolglos für das Amt des Gouverneurs. Als Kandidat der American Independent Party kandidierte er 1976 ebenfalls erfolglos für die Präsidentschaft gegen Jimmy Carter und Gerald Ford. Dann zog er sich ins Privatleben zurück und versuchte in verschiedenen Branchen Fuß zu fassen. Der große wirtschaftliche Durchbruch gelang ihm aber nicht. Als er gegen Ende seines Lebens Bilanz zog, verteidigte er die meisten seiner Entscheidungen und politischen Ansichten und sah keinen Grund, sich für seine Politik der Rassentrennung zu entschuldigen. Schließlich erlag er am 25. Juni 2003 einem Krebsleiden.

Literatur

  • Bruce Galphin: The Riddle of Lester Maddox. Camelot, Atlanta 1968
  • Justin Nystrom: Segregation's Last Stand: Lester Maddox and the Transformation of Atlanta. In: Atlanta History. 45 (Sommer 2001)
  • Brad Rice: Lester Maddox and the Politics of Populism. In: Harold P. Henderson und Gary L. Roberts (Hrsg.): Georgia Governors in an Age of Change: From Ellis Arnall to George Busbee. University of Georgia Press, Athens 1988
  • Bob Short: Everything Is Pickrick: The Life of Lester Maddox. Mercer University Press, Macon (Georgia) 1999

Weblinks


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