Lester Joseph Gillis

Lester Joseph Gillis
Babyface Nelson in den FBI-Akten

Babyface Nelson, eigentlich Lester Joseph Gillis, auch bekannt als George Nelson (* 6. Dezember 1908 in Chicago, Illinois; † 27. November 1934 ebendort) war ein US-amerikanischer Krimineller. Nelson, der seinen Spitznamen seiner jugendlichen Erscheinung verdankt, wurde bekannt durch eine Serie aufsehenerregender Banküberfälle in den 1930er Jahren.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Babyface Nelson wurde 1908 als Lester Gillis in Chicago im US-Bundesstaat Illinois geboren. Bereits als Jugendlicher verkehrte er in kriminellen Kreisen. Nachdem er sich bereits eine Weile als Autodieb betätigt hatte, wurde Nelson im Alter von dreizehn Jahren erstmals verhaftet und in eine Jugendbesserungsanstalt geschickt. Nach seiner Freilassung schlug er sich als kleiner Dieb in Chicago durch. In den späten 1920er Jahren gehörte Nelson kurzzeitig der Al-Capone-Bande an, aus der er jedoch bald wieder verstoßen wurde, da man sein aufbrausendes Temperament und seine Neigung zu unkontrollierten Gewaltausbrüchen für ein Sicherheitsrisiko hielt.

1931 wurde Nelson abermals verhaftet und zu einer einjährigen Haftstrafe verurteilt. Anfang 1932 gelang es ihm jedoch während eines Gefangenentransportes, seinen Bewacher zu überwältigen und zu fliehen. Ein Jahr später, am 18. August 1933, verübte Nelson zusammen mit dem Safeknacker Eddie Bentz seinen ersten Banküberfall: Der Versuch, die First Bank in Grand Haven, Michigan, auszuräumen, mündete jedoch aufgrund des desorganisierten Vorgehens der Räuber in einem Desaster, sodass die Beteiligten vorzeitig und ohne nennenswerte Beute fliehen mussten.

Mitglied der Dillinger-Bande und „Staatsfeind Nr. 1“

Größere öffentliche Bekanntheit erlangte Nelson, als er sich 1934 der Bande um den Bankräuber John Dillinger anschloss. In der Folge nahm er an zahlreichen erfolgreichen und blutigen Straftaten, vor allem Banküberfällen, teil. Die Grausamkeit und Brutalität, die er bei der Verübung seiner Taten an den Tag legte, machte Nelson bald zu einer in der amerikanischen Öffentlichkeiten berüchtigten Figur: So wird ihm die Tötung von mehr als einem Dutzend Polizeibeamten und von zahlreichen zufälligen Passanten zugeschrieben, die er mitunter auch ohne zwingenden Grund aus bloßer Aggressivität heraus erschoss. Sein Hass auf die Polizei veranlasste Nelson dazu, eine eigene schwarze Liste aufzustellen, auf der er Informationen zu Polizeibeamten (Autokennzeichen, Adresse etc.) aufnahm, die er dann quasi hobbymäßig zur Strecke brachte.

Nelsons kriminelle Karriere endete schließlich am 27. November 1934 nach einem als „Battle of Barrington“ bekannt gewordenen blutigen Schußwechsel zwischen ihm und zwei Agenten der US-Bundespolizei FBI außerhalb von Chicago, bei dem auch die beiden Agenten Herman Hollis und Samuel P. Cowley getötet wurden. Die Auseinandersetzung ergab sich, als Nelson während einer Autofahrt mit seiner Frau Helen Gillis und seinem Komplizen John Paul Chase den Wagen der FBI-Agenten - die in die entgegengesetzte Richtung fuhren und ihn nicht erkannten - entdeckte und beschloss, diese zu einem Kampf herauszufordern. Er fuhr ihnen nach, stellte ihr Fahrzeug und begann die Agenten zu beschießen. Am Ende eines längeren Schusswechsels, bei dem Nelson keine Deckung suchte, sondern stracks auf seine Gegner zulief, wurden die FBI-Agenten getötet, während Nelson trotz schwerer Verletzungen - er wurde siebzehn Mal getroffen[1] - zunächst überlebte. Gillis und Chase verstauten Nelson anschließend in dem Wagen der Agenten und fuhren mit diesem davon.

Nach einem anonymen Hinweis wurde Nelsons Leichnam am nächsten Tag von einem Untersuchungskommando des FBI in einem Straßengraben in der Nähe des katholischen Friedhofs St. Peter Catholic Cemetery in Skokie, eingewickelt in eine Decke, gefunden. Seine Frau sagte später aus, dass er um 8.00 Uhr Abends seinen Verletzung erlegen sei. Nelson liegt heute auf eben diesem Friedhof begraben.

Adaptionen von Nelsons Leben

Wenige Jahre nach seinem Tod ging Nelsons Leben in die amerikanische Folklore und in die teilweise romantisierende Erinnerung an die Bandenkriminalität der 1920er und 1930er Jahre ein. Regisseur Don Siegel verarbeitete Nelsons Leben 1957 in dem Film Babyface Nelson (So enden sie alle), in dem Nelson von Mickey Rooney verkörpert wurde. 1973 übernahm Richard Dreyfuss den Part des Babyface Nelson in dem Film Dillinger. Scott Levy legte 1995 eine weitere Interpretation des Stoffes unter dem Namen Babyface Nelson vor, in der C. Thomas Howell als Nelson auftrat. Zuletzt erschien der Film O Brother, Where Art Thou? (2000), in dem Michael Badalucco Nelson spielt. Im Sommer 2009 startet in Deutschland der Film Public Enemies, der die Verfolgung von Babyface Nelson und anderen Verbrechern erzählt.

Bryan Burrough verarbeitete die Verbrechenswelle dieser Zeit und die Verfolgung der Ganoven durch das FBI in seinem Buch Public Enemies: America's Greatest Crime Wave and the Birth of the FBI, 1933–34.

Einzelnachweise

  1. New York Times vom 29. November 1934.

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