Lev Borský

Lev Borský


Lev Borský (* 2. September 1883 in Kolin; † Oktober 1944 im KZ Auschwitz) war ein tschechischer Journalist. Als Philosoph knüpfte er an die Ideen Nietzsches an. Er war radikaler Antisemit.

Leben

Nach dem Studium war Borský als Journalist tätig. Er schrieb für die Zeitungen Eigenständigkeit (Samostatnost) und Fortschrittliche Revolution (Pokroková revoluce). 1917 war er als parlamentarischer Berichterstatter in Wien tätig. Zu diesem Zeitpunkt schrieb er für Abend (Večer) und die Wiener Tageszeitung. 1918 berichtete er aus Holland, später aus Paris. Vom 14. Oktober 1918 bis zum 1. Januar 1920 war er diplomatischer Vertreter der Tschechoslowakei in Rom. 1921 nahm er die Stelle des Redakteurs der Zeitung Nationale Politik (Národní politika) an und schrieb gleichzeitig für Die Front (Fronta).

Lev Borský war auch als Professor für Diplomatie und moderne Geschichte an der Schule für politische Lehre in Prag tätig.

Philosophie

Borskýs philosophische Einstellung publizierte er das erste Mal in seinem Werk "Friedrich Nietzsche, die Entwicklung seiner Philosophie." Obwohl er mit einigen Ansichten Nietzsches nicht übereinstimmte, beurteilte er seine Noetik, Geschichtsphilosophie positiv. Er brachte Verständnis für die Kritik Nietzsches am Christentum auf und bejahte seine Lebensphilosophie. Er sah in Nietzsche den ersten Philosophen der soziokulturellen Evolution, der konsequent die Theorien von Herbert Spencer und des Darwinismus vertrat. Seiner Ansicht nach ist es das große Verdienst von Nietzsche, das Leben als solches als das höchste Gut darzustellen.

Dies führe, so Borský, zur Schaffung einer neuen gesellschaftlichen Ordnung des Individualismus und der adeligen Ethik, deren Tugend die Kraft, Kampfkraft, Erhabenheit, Großzügigkeit, die Achtung zu Gleichgestellten sein wird. Er stimmte dem Ideal des Übermenschen zu. Diese Ansichten vertiefte er dann auch in seinem weiteren Werk „Führer der Menschheit und deren Verführer“. Er kommt darin zur Ansicht, dass die Entwicklung eines ganzen Volkes und der Geschichte als Ganzem in drei Stufen erfolgt, Jugend, Mannheit und Alter. Die Gesellschaft versteht er als einen Organismus, die die Philosophie der Mannheit in Verbindung mit Naturwissenschaften und Naturgesetzen erforschen sollte. Die Gründe des Verfalls einer Gesellschaft sieht er im globalen Alterungsprozess, in Reichtum und kultureller Entwicklung, während kulturell schwache Völker im Wachstum begriffen sind. Auswirkungen dieser Prozesse sind der Verlust des Glaubens, dem Willen zum Leben, Rückgang der Geburten, der Verweichligung und mentaler Schwäche der Nation. Die Biopolitik muss die Entwicklung der Kultur, soziale Errungenschaften und die Frauenemanzipation in Grenzen halten. Die Entvölkerung der ländlichen Gegenden sollte verhindert werden. Eine Schlüsselposition hat eine gesunde, auf die Männer bezogene Religion sowie Großfamilien, Militärgeist des Staates sowie die Verjüngung der Völker durch weiße Rassen.

Werke

  • Bedřich Nietzsche, vývoj jeho filosofie, 1912
  • Dohodové veřejnosti, 1915
  • Před válkou o válce, 1920
  • Z civilního generálního štábu, 1924
  • Znovudobytí samostatnosti, 1928, 1929
  • Vůdcové lidstva a jeho svůdci. Základy biopolitiky, 1935.

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