Lichtblick

Lichtblick
LichtBlick AG
Logo von Lichtblick
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung Dezember 1998 in Hamburg
Sitz Hamburg
Leitung Christian Friege, Gero Lücking, Mustafa Özen, Olaf Westermann
Mitarbeiter 400 (2008)
Umsatz 562 Mio. Euro (2010)
Branche Energieversorger
Website www.lichtblick.de

Die Lichtblick AG ist ein privat finanziertes deutsches Energieversorgungsunternehmen mit Sitz in Hamburg. Lichtblick hat im Bundesgebiet derzeit 600.000 Privat- und Gewerbekunden, davon 520.000 Ökostrom und 80.000 Ökogas-Kunden (Stand: April 2011)[1]. Damit ist Lichtblick Marktführer im Bereich Ökostrom und gehört zu den zwanzig größten deutschen Stromanbietern. Im Jahr 2007 verzeichnete Lichtblick einen Kundenzuwachs von rund 80 %.[2] Seit dem 1. Oktober 2008 beliefert LichtBlick den Deutschen Bundestag im Berliner Reichstag, die Abgeordnetenbüros im Paul-Löbe-, Marie-Elisabeth-Lüders- und Jakob-Kaiser-Haus sowie den Deutschen Dom mit regenerativ erzeugtem Strom.[3] Im Herbst 2010 ist LichtBlick mit der Installation von 100.000 vernetzten und gesteuerten Mini-Blockheizkraftwerken[4] - sogenannte Zuhausekraftwerke - in die dezentrale Stromerzeugung eingestiegen.

Seit dem Beginn der Nuklearkatastrophe von Fukushima gewinnen die Ökostrom-Anbieter viele Neukunden hinzu.[5]

Inhaltsverzeichnis

Eigentumsverhältnisse

Die Lichtblick AG ist eine 100-prozentige Tochter der Turina Holding GmbH & Co KG. Die Turina Holding ist laut Lichtblick überwiegend im Besitz Hamburger Kaufleute. Sie gehört zu 90 Prozent dem Hamburger Unternehmer Michael Saalfeld.[6] Saalfeld ist Gründer und Miteigentümer der Concord Power GmbH, die in der Zeit von April 2002 bis Februar 2004 zusammen mit EnBW ein GuD-Kraftwerk in Lubmin geplant hat. Die Planung für das Kraftwerk wurde Anfang 2008 eingestellt und das Grundstück veräußert.[7] Die Concord Power GmbH ist auch der Projektentwickler für die Gasleitung NORDAL, welche das ökologisch sensible Peenetal durchqueren soll.[8] Ferner engagiert sich Saalfeld gemeinsam mit Shell, Daimler und VW als Hauptgesellschafter bei dem BtL-Marktführer Choren Industries.[9]

Je fünf Prozent der Anteile gehören dem Firmengründer und Aufsichtsratsvorsitzenden Heiko von Tschischwitz sowie den Lichtblick-Mitarbeitern.

Geschichte

  • Lichtblick wurde im Dezember 1998 nach der Liberalisierung des Strommarktes gegründet und begann im Oktober 1999 mit der Lieferung von Strom an acht Haushalte.[10]
  • 2001 erhielt Lichtblick als erstes Unternehmen das ok-power-Label.
  • 2002 beteiligte sich Lichtblick an der Gründung des Bundesverbandes Neuer Energieanbieter e. V. (bne).
  • 2005 erreichte Lichtblick vor dem Bundesgerichtshof ein Urteil für transparentere Stromnetz-Gebühren [11]
  • Zum Oktober 2007 trat Lichtblick als erster Anbieter mit einem Biogas-Erdgas-Mischprodukt in den Gasmarkt ein und begann mit der Versorgung von sieben Haushaltskunden in Hamburg und der eigenen Firmenzentrale.[12]

Stromkennzeichnung

Nach § 42 EnWG zur Stromkennzeichnung sind seit dem 15. Dezember 2005 alle Energieversorgungsunternehmen in Deutschland verpflichtet, die Herkunft ihres Stroms zu veröffentlichen. Der aktuelle Strommix, der teilweise auf Durchschnittsdaten beruht, kann online abgelesen werden. Im Jahresdurchschnitt ergaben sich folgende Werte für das Jahr 2008:[13]

Die Stromangebote von Lichtblick sind vom TÜV Nord sowie mit dem ok-power-Label zertifiziert.[13]

Biogas

Seit Herbst 2007 bietet Lichtblick zusätzlich zu seinem Stromprodukt auch vom TÜV zertifiziertes[15] Gas an. Bei diesem Angebot gewährleistet Lichtblick, dass mindestens fünf Prozent der von den Kunden bezogenen Gasmenge aus Biogasanlagen stammt.[16] Lichtblick bezieht nur Biogas aus Anlagen, die auf Rohstoffe wie Gülle aus Massentierhaltung und gentechnisch veränderte Pflanzen verzichten.[17]

Mini-Blockheizkraftwerke

Hauptartikel: Zuhause-Kraftwerk

Am 9. September 2009 stellte Lichtblick eine Energie-Partnerschaft mit der Volkswagen AG vor. In den nächsten Jahren sollen bis zu 100.000 von Volkswagen gebaute Mini-Blockheizkraftwerke mit einer elektrischen Leistung von 20 Kilowatt in privaten Eigenheimen als Zuhause-Kraftwerke aufgestellt werden.[18][19]

Die Kraftwerke sollen von einem VW-Gasmotor (Typ VW CNG 2.0; 4 Zylinder-Reihenmotor; 2 Liter Hubraum) angetrieben und von Volkswagen im Werk Salzgitter unter dem Namen „EcoBlue“ produziert werden.[20] Bei einer einmaligen Zahlung von 5.000 Euro bleibt das „Zuhause-Kraftwerk“ im Eigentum von Lichtblick (Energiedienstleistung) und das Unternehmen sorgt gegen einen monatlichen Grundpreis von 20 Euro für die Wartung der Anlage. Als Gegenleistung erhält der Kunde eine monatliche Miete für den Standplatz von 5 Euro, sowie einen Umweltbonus zwischen 0,5 und 2,5 Cent für jede ins Netz eingespeiste Kilowattstunde.[21]

Die elektrische Leistung der KWK-Einheit wird von der Firma Lichtblick ins öffentliche Netz eingespeist. Die thermische Leistung von rund 34 Kilowatt, welche bei der Stromerzeugung ebenfalls wirkt, wird der Immobilie, in welcher sich das „Zuhausekraftwerk“ befindet, mittels Wärmecontracting zur Verfügung gestellt. Der zum System gehörende Wärmespeicher ermöglicht die Wärmenutzung relativ entkoppelt von der Stromerzeugung.[22][23]

Lichtblick will 100.000 dieser „Zuhause-Kraftwerke“ vernetzen und intelligent steuern. Sie sollen gemeinsam zu einem virtuellen Großkraftwerk mit einer Leistung von 2 GW vernetzt werden und hätten damit die Leistung von zwei Kernkraftwerken. Der so erzeugte Strom soll binnen einer Minute zur Verfügung gestellt werden und soll die wetterbedingt schwankende Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien wie Wind und Sonne ausgleichen.

Lichtblick installierte im Herbst 2010 die ersten Zuhausekraftwerke bei Kunden im Raum Hamburg. Das Unternehmen will den Verkauf 2011 auf weitere Regionen wie Berlin, Bremen, Essen, Stuttgart und Niedersachsen ausweiten.[24] Ende des Jahres 2010 hatte Lichtblick 30 "Zuhause-kraftwerke" installiert, in einigen Medien (u.a. Financial Times im Dezember 2010) wurde von erheblichen Problemen berichtet. Lichtblick sieht sich jedoch bei dem Aufbau der Mini-Kraftwerke im Plan.[25]

Lichtblick schreibt: "Sie verbrauchen mindestens 45.000 kWh Gas bzw. 5.000 Liter Öl im Jahr. Das entspricht dem Wärmebedarf von sehr großen Einfamilienhäusern oder Zweifamilienhäusern. Auch Mehrfamilienhäuser, kleine Unternehmen, Kirchen, Schulen oder öffentliche Gebäude sind geeignet."[26]

Lichtblick hat sein Konzept des virtuellen Kraftwerks "SchwarmStrom" getauft. Dieses Konzept und die Zuhausekraftwerke wurden im März 2011 vom Bundesumweltministerium, dem Fraunhofer Institut und dem Bundesverband der Deutschen Industrie mit "Innovationspreis Klima und Umwelt" ausgezeichnet.[27]

Kritik

  • Lichtblick investiert – anders als die bundesweiten Ökostromanbieter Elektrizitätswerke Schönau, Greenpeace Energy und Naturstrom – keinen definierten Betrag in den Ausbau regenerativer Energieerzeuger.[28] Der Bund der Energieverbraucher stellte 2004 fest, dass Lichtblick keine direkten Investitionen in Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energie geleistet habe, gab dem Unternehmen aber die Schulnote zwei (Umweltnutzen: 4, Preis und Atomindex: 2, Sicherheit: 1). Im September 2009 kündigte Lichtblick allerdings an, in großem Stil in die dezentrale Erzeugung von umweltfreundlichem Strom auf Basis dezentraler Mini-Blockheizkraftwerke einzusteigen.
  • Um auf Abweichungen zwischen dem prognostizierten und eingetretenem Stromverbrauch der Kunden kurzfristig zu reagieren, kaufte Lichtblick im Dezember 2006 und ab Oktober 2007 konventionellen Strom an der European Energy Exchange (EEX) ein, machte dies aber nicht öffentlich bekannt. Nach Angaben von Lichtblick handelte es sich im ersten Halbjahr 2008 um 0,5 Prozent der Gesamtmenge des Stroms.[29] Laut TÜV-Prüfzertifikat[30] bietet das Unternehmen „zu 100 Prozent regenerativen Strom“; der Strom der EEX ist jedoch unbekannter Herkunft und kann somit auch Atom- und Kohlestrom enthalten. Laut eigener Aussage gleicht Lichtblick diesen Bezug „durch eine Einspeisung von zusätzlicher regenerativer Energie zu anderen Stunden aus.“[31] Dies ist ein übliches Vorgehen um Prognoseabweichungen auszugleichen. Die für diesen Zweck auf der EEX angebotene elektrische Energie wird nicht nach der verwendeten Primärenergie unterschieden.
  • Im Jahr 2010 wurde Kritik von FDP- und CDU-Bundestagsabgeordneten an dem Öko-Konzern laut, 2010 setzte der Konzern einen Sonderzug im Rahmen einer Anti-Atom-Demonstration ein. Christel Happach-Kasan (MdB, FDP) kritisierte, damit werde die Demonstrationsfreiheit "als Instrument des Marketing instrumentalisiert".[32]

Sonstiges

  • Lichtblick kauft pro Kunde und Monat 1 m² Regenwald in Ecuador. Diese Aktion wird gemeinsam mit dem Verein „Geo schützt den Regenwald“ und der dortigen Umweltschutzorganisation Decoin (Defensa y Conservación Ecológica de Intag) durchgeführt.
  • Der Geschäftsführer von Lichtblick, Heiko von Tschischwitz, ist vom Wirtschaftsmagazin Capital und dem WWF zum Ökomanager des Jahres 2006 gewählt worden.
  • 2010 wurde die Marke LichtBlick mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet.
  • Das Unternehmen hat das ok-power-Label erhalten. Das bedeutet, dass mindestens ein Drittel der verkauften Strommenge in neugebauten, umweltschonenden Kraftwerken erzeugt wird, die nicht älter als sechs Jahre sind. Mindestens ein weiteres Drittel stammt aus umweltschonenden Kraftwerken, die nicht älter als zwölf Jahre sind. Das Label wird von manchen Umweltschützern kritisiert, weil es die umstrittenen RECS-Zertifikate erlaubt und auch Produkte von Vattenfall und der EnBW-Tochter NaturEnergie ausgezeichnet hat.
  • Lichtblick wird als einer von vier Stromanbietern von der Aktion Atomausstieg selber machen, einem Zusammenschluss von 17 Umweltorganisationen, empfohlen. Ähnliche Initiativen empfehlen nur die drei anderen Ökostromanbieter.[33]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1127850
  2. Peter Unfried: Aus der Nische in die Offensive. In: die tageszeitung. 17. September 2007 (http://www.taz.de/index.php?id=digitaz-artikel&ressort=tz&dig=2007/09/17/a0094&no_cache=1&src=GI, abgerufen am 25. Oktober 2008).
  3. LichtBlick versorgt ab 1. Oktober den Reichstag in Berlin und die Büros der Bundestagsabgeordneten. 30. September 2008, abgerufen am 25. Oktober 2008.
  4. [1]
  5. RP 30, März 2011
  6. Lichtblick. In: Energie & Management. 15. Januar 2005.
  7. Christian Kersting: Russen-Gas für Hamburg. In: Bild.de. 1. April 2008, abgerufen am 25. Oktober 2008.
  8. Das Projekt NORDAL. Abgerufen am 29. März 2011.
  9. Fritz Vorholz: Revolution im Tank. In: Die Zeit. Nr. 29, 8. Juli 2004 (http://www.zeit.de/2004/29/Sunfuel, abgerufen am 25. Oktober 2008).
  10. Die Erfolgsgeschichte von LichtBlick. Abgerufen am 25. Oktober 2008.
  11. Netzentgelte können gerichtlich überprüft werden. 18. Oktober 2005, abgerufen am 17. Juni 2011.
  12. Wettbewerb im Gasmarkt: LichtBlick nimmt die Versorgung der ersten Gaskunden in Hamburg auf. 30. September 2007, abgerufen am 25. Oktober 2008.
  13. a b Strommix 2008. Abgerufen am 28. Oktober 2009.
  14. Kraftwerke für LichtBlick-Strom
  15. TÜV-Prüfzertifikat Gas. Abgerufen am 25. Oktober 2008.
  16. Geprüfte Qualität. Abgerufen am 16. Juni 2011.
  17. LichtBick Gas. Abgerufen am 17. Juni 2011.
  18. lichtblick.de: ZuhauseKraftwerk Volkswagen und LichtBlick vereinbaren Energie-Partnerschaft, Pressemitteilung der Volkswagen AG vom 9. September 2009
  19. Johannes Ritter, Werner Sturbeck und Georg Küffner: Minikraftwerke für den häuslichen Keller. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9. September 2009, abgerufen am 9. September 2009.
    Strom aus dem Heizungskeller – Mit Minikraftwerken Energielücken füllen, Deutschlandfunk: Umwelt und Verbraucher vom 26. August 2010
  20. Dezentrale Energieversorgung Strom von unten. TAZ, 9. September 2009, abgerufen am 9. September 2009.
  21. Preisübersicht von Lichtblick
  22. Homepage der Firma Lichtblick
  23. Frank Dohmen: Kraftwerk für den Keller. In: Der Spiegel. Nr. 37, 2009 (online).
  24. [2]
  25. [3]
  26. lichtblick.de
  27. [4]
  28. Allgemeine Geschäftsbedingungen von LichtBlick. Abgerufen am 25. Oktober 2008.
  29. Korrekt, aber nicht sauber. In: die tageszeitung. 12. Juni 2008 (http://www.taz.de/1/zukunft/umwelt/artikel/1/lichtblick-liefert-auch-atomstrom/, abgerufen am 25. Oktober 2008).
  30. TÜV-Prüfzertifikat. Abgerufen am 15. April 2009.
  31. Privatkunden Überblick. Abgerufen am 3. März 2009.
  32. Menschenkette gegen Atom: Kritiker melden sich zu Wort Lübecker Nachrichten vom 23. April 2010.
  33. Unsere Favoriten. In: Stromwechsel Jetzt. Abgerufen am 29. März 2009.

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