Lie Yukou

Lie Yukou

Liezi (auch Liä Dsi, Lieh Tzu oder Liä-Tse, 列 子), Meister Lie, (um 450 v. Chr.) war ein chinesischer Philosoph der daoistischen Richtung, der das Werk Das wahre Buch vom quellenden Urgrund (ins deutsche übersetzt von Richard Wilhelm) verfasst haben soll, das nach ihm auch Liezi genannt wird. Neuere Forschungen gehen allerdings davon aus, dass jenes Buch erst um 350 v. Chr. - also nach seiner Zeit - entstanden ist, und stellen sogar seine Existenz in Frage. Andere Forschungen sagen jedoch, dass das Buch einen Kern enthält, der wahrscheinlich von Liezi selbst stammt und von seinen Schülern zusammengetragen wurde. Im Zhuangzi spielt die Person des Liezi eine wichtige Rolle, er erscheint als daoistischer Heiliger (Zhenren), der auf dem Wind reiten kann.

Das Buch ist unter den Klassikern des Daoismus das verständlichste. Es enthält viele fantastische, allegorische Geschichten und Parabeln über das Leben im Dao und handelt von unterschiedlichen Themen wie Magie und Zauberei, Legenden, Mythen, philosophischen Abhandlungen oder kosmologischen Spekulationen.

Die Wunder- und Zaubergeschichten des Buches sollen von Liezis Schülern und späteren Anhängern der Lehre zusammengestellt worden sein. Dabei wurden viele alte Volkssagen und Mythen verwendet, weshalb das Buch auch eine wichtige Quelle für altchinesische Volkskunde ist. Es wird vermutet, dass der Kern dieser Zaubergeschichten die daoistische Mystik ist, und dass die Daoisten der damaligen Zeit bereits Meditationstechniken kannten, mittels derer sie ihren Bewusstseinszustand veränderten.

Den Zentralbegriff des Werkes macht der Begriff Ziran (自 然), die Spontanität, aus, mittels derer das Dao erlangt werden kann. Das Buch fordert dazu auf, frei von Wissen und Wünschen zu sein und nicht der Vernunft zu folgen. Das Bild des daoistischen Heiligen, das auch in den anderen klassischen Büchern des Daoismus entworfen wird, unterscheidet sich nicht von diesen. Liezi vertritt einen Standpunkt des Quietismus und der daoistischen Demut.

Die kosmologischen Spekulationen des Liezi sind die des Daoismus, so geht Liezi von einem zyklischen Kreislauf aller Dinge aus, der den Wandlungsphasen des Yin und Yang entspricht, während nur das Dao selbst unwandelbar und unzerstörbar sei. Liezi war der erste chinesische Philosoph, der eine Weltentstehungslehre vertrat, die bei Laozi nur angedeutet ist. Gemäß Liezi entstand die Welt aus der Leere des Dao. Gleichermaßen vertrat er eine Lehre von der Unendlichkeit von Raum und Zeit.

Wie andere klassische Bücher des Daoismus (z.B. das Daodejing und das Huainanzi) enthält auch das Liezi eine Lehre, die sich an den idealen Herrscher richtet, der mittels des Wu wei (無 為) regieren soll.

Die überlieferte Fassung des Buches ist in acht Kapitel eingeteilt. Einige Passagen des Buches sind aus dem Zhuangzi übernommen und das letzte Kapitel enthält die Philosophie des Yang Zhu.

Literatur

  • Alfred Forke: "Geschichte der alten chinesischen Philosophie"; Hamburg 1964
  • Angus Charles Graham: The book of Lieh-tzŭ : a classic of the Tao. Columbia University Press Morningside ed. New York : Columbia Univ. Press, 1990 (Derzeit noch immer maßgebliche englische Übersetzung.)

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