Lincoln-Kennedy-Mysterium

Lincoln-Kennedy-Mysterium

Als Lincoln-Kennedy-Mysterium bezeichnet man eine fehlerreiche Reihe von Übereinstimmungen in der Biografie der beiden US-Präsidenten Abraham Lincoln und John F. Kennedy, die nicht lange nach Kennedys Ermordung 1963 aufkam und seitdem immer wieder in den Medien, inzwischen auch im Internet die Runde macht. Zum Teil sind die behaupteten Koinzidenzen nachweislich falsch; sie werden im Folgenden aber trotzdem aufgezählt:

  • Sowohl Lincoln als auch Kennedy waren die zweitgeborenen Kinder[1] ihrer Eltern.
  • Lincoln wurde 1846 in den Kongress gewählt, Kennedy 1946. Abraham Lincoln wurde 1860 zum Präsidenten gewählt, Kennedy 1960.
  • Beide Präsidenten setzten sich für die Bürgerrechte ein.[2]
  • Die Ehefrauen beider Präsidenten verloren ihre Kinder[3], während sie im Weißen Haus lebten.[4]
  • Lincolns Sekretär hieß Kennedy – Kennedys Sekretärin hieß Evelyn Lincoln.[5]
  • Beide Präsidenten wurden an einem Freitag erschossen.[6] Beiden wurde von hinten in den Kopf geschossen, beiden in der Gegenwart ihrer Frauen.[7]
  • Beide wurden von Südstaatlern erschossen.[8]
  • John Wilkes Booth, Lincolns Mörder, wurde 1839 geboren. Lee Harvey Oswald, Kennedys Mörder, wurde 1939 geboren.[9]
  • Lincoln wurde im Ford-Theater erschossen. Kennedy saß in einem Wagen der Marke Ford Lincoln.
  • Booth floh aus dem Theater und wurde in einem Lagerhaus gefasst. Oswald floh aus dem Lagerhaus und wurde in einem (Film-)Theater gefasst.[10]
  • Beide Attentäter wurden vor ihrem Prozess ermordet.[11]
  • Die Nachnamen beider Präsidenten, Lincoln und Kennedy, enthalten je sieben Buchstaben - davon je dieselbe Anzahl an Vokalen, Konsonanten und das "n".
  • Die Namen von John Wilkes Booth und Lee Harvey Oswald enthalten je 15 Buchstaben. Es sind außerdem in beiden Fällen drei Namen.[12]
  • Die Nachfolger von beiden waren Südstaatler mit Namen Johnson.
  • Andrew Johnson, Lincolns Nachfolger, wurde 1808 geboren. Lyndon B. Johnson, Kennedys Nachfolger, wurde 1908 geboren.
  • Der Chauffeur von Kennedy, der den Wagen fuhr, in dem er erschossen wurde, hieß Lincoln. [13]

(Jüngeren Datums und scherzhaft ist der Zusatz: "Lincoln war eine Woche vor seinem Tod in Monroe, Maryland. [14] Kennedy war eine Woche vor seinem Tod "in" Monroe, Marilyn.[15])

Als Reaktion auf die Wiedergabe des „Mysteriums“ in den Medien, insbesondere durch die US-amerikanische Zeitungskolumnistin Ann Landers, veranstaltete die Zeitschrift Skeptical Inquirer, die sich mit dem Entlarven von Aberglaube und Pseudowissenschaft beschäftigt, 1992 einen Spooky Presidential Coincidences Contest („Wettbewerb für unheimliche Koinzidenzen bei Präsidenten“). Die Leser sollten eigene Listen solcher Parallelen bei anderen Präsidenten-Paaren finden. Der eine der beiden Wettbewerbsgewinner (ein Mexikaner) hatte sechzehn erstaunliche Koinzidenzen zwischen Kennedy und dem ehemaligen mexikanischen Präsidenten Alvaro Obregón gefunden, der andere hatte solche Listen zu nicht weniger als 21 verschiedenen Paaren von US-Präsidenten zusammengestellt.

Das Phänomen, dass sich schon in einer relativ kleinen Personengruppe wahrscheinlich zwei Personen finden lassen, bei denen eine bestimmte Eigenschaft wie etwa das Geburtsdatum übereinstimmt, wird in der Mathematik als Geburtstagsparadoxon bezeichnet. Hinzu kommt, dass die Anzahl der Merkmale, die für eine solche Liste in Frage kommen (Wochentag der Ermordung, Geburtsjahr des Nachfolgers, letzte zwei Ziffern des Jahres der ersten Kongresswahl, Anzahl der Buchstaben des Namens des Sekretärs usw.), sehr hoch ist und nicht vorher festgelegt ist, welche davon übereinstimmen sollen. Man kann also die vielen nicht übereinstimmenden Eigenschaften unter den Tisch fallen lassen und erhält trotzdem noch eine ansehnliche Liste.

Literatur/Weblinks

  • Linkin' Kennedy Artikel auf der Urban Legends-Website snopes.com
  • Bruce Martin: Coincidences: Remarkable or Random? Skeptical Inquirer magazine, September/October 1998.
    Angeregt u.a. durch das Lincoln-Kennedy-Mysterium beschäftigt sich der Artikel mit Koinzidenzen, ihrer Wahrnehmung und der mathematischen Behandlung. Als ein Beispiel für das Geburtstagsproblem wird vorgerechnet, dass unter den (damals) 36 toten US-Präsidenten sich mit 83 % Wahrscheinlichkeit zwei finden lassen, die den gleichen Todestag haben – tatsächlich starben Millard Fillmore und William Howard Taft beide am 8. März. Mit dem zweiten US-Präsidenten John Adams sowie dem dritten US-Präsidenten Thomas Jefferson starben am 4. Juli 1826, der zugleich der 50. Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung war, zwei Präsidenten an exakt demselben Tag.
  • Kennedy Lincoln Mysterium Ausführliche kritische Beschreibung dieses Mysteriums und mathematischer Hintergrund auf der Seite "Logik wider alle Vernunft"

Siehe auch

Fußnoten

  1. zu Lincoln heißt es teilweise fälschlich "Sohn"
  2. Das ist im Falle von Lincoln durchaus umstritten, aber wenn schon, wäre es kein Alleinstellungsmerkmal der beiden.
  3. Lincoln hatte vier Söhne, keine Tochter; Kennedy hatte zwei Söhne und zwei Töchter. Zu Lincolns Zeit war die Kindersterblichkeit recht hoch, daher ist der Verlust eines Kindes während der Amtszeit nichts Verwunderliches.
  4. Stimmt zumindest für Kennedy.
  5. Kennedy hatte tatsächlich eine Sekretärin namens Evelyn Lincoln; die Behauptung, dass Lincoln einen Sekretär namens Kennedy hatte, ist erfunden.
  6. Das Lincoln-Attentat war zwar an einem Freitag (Karfreitag 1865), er starb aber erst am Samstag.
  7. Bei offiziellen Anlässen hat ein Präsident gewöhnlich seine Gattin zur Seite.
  8. Booth wurde in Maryland geboren, das zwar zu den Südstaaten gezählt wird (seine Nordgrenze bildet die Mason-Dixon-Linie), sich aber nie von der Union abgespalten hat.
  9. Booth wurde in Wahrheit 1838 geboren.
  10. In Wirklichkeit wurde Booth in einem Tabakschuppen auf einer Farm gefasst, was nur schwer als Lagerhaus durchgehen kann.
  11. Booth starb in einem Schusswaffengefecht - Berichte von einer »Ermordung« sind höchst zweifelhaft.
  12. Drei Namen sind in den Vereinigten Staaten die Regel – John Fitzgerald Kennedy, William Jefferson Clinton, George Walker Bush. Die durchschnittliche Namenslänge liegt zwischen 13 und 18 Buchstaben
  13. In Wahrheit wurde Kennedy in Dallas vom Secret-Service-Mann William Greer gefahren
  14. Es gibt kein der US-Postbehörde bekanntes »Monroe» in Maryland. Es ist recht unwahrscheinlich, dass es 1865 eines gab.
  15. Eine offensichtlich höchst konstruierte Übereinstimmung – das Kennedy Attentat fand am 22. November 1963 statt - Marilyn Monroe starb bereits 1962.

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