Linkshänderin

Linkshänderin
Ein Linkshänder beim Schreiben

Linkshänder sind Personen, die bevorzugt die linke Hand benutzen: vor allem bei nicht durch Erziehung geprägten Tätigkeiten mit nur einer Hand. Teilweise wurden und werden Linkshänder auf die rechte, kulturell als besser bewertete Hand, umerzogen.

Inhaltsverzeichnis

Linkshändigkeit

Ursache der Linkshändigkeit

Als wahrscheinliche Ursache für die Linkshändigkeit gilt die Lateralisation des Gehirns, speziell eine angeborene rechtshemisphärische Hemisphären-Dominanz. Die Auswirkungen der Dominanz der rechten Hirnhälfte sind noch nicht in allen Einzelheiten bekannt und erforscht. Das Dominieren einer Hirnhälfte kommt mit der Händigkeit am deutlichsten zum Ausdruck, jedoch gibt es auch Bevorzugungen beispielsweise bei den Beinen („Füßigkeit“), den Augen und den Ohren.[1]

Genetische Ursachen für die Linkshändigkeit sind wahrscheinlich, bei der Forschung nach den Vererbungsmustern trifft man jedoch immer wieder auf andere Befunde: Unter eineiigen Zwillingen kommen Links-Rechts-Händer-Kombinationen ähnlich häufig vor wie bei anderen Geschwister-Paaren, obwohl eineiige Zwillinge genetisch identisch sind. Eine im Jahr 1998 durchgeführte Studie der James-McDevitt-Universität in Oklahoma hat zudem gezeigt, dass Kinder, deren Eltern beide linkshändig sind, nur mit 26-prozentiger Wahrscheinlichkeit selbst Linkshänder werden.

Die Fachwelt ist daher noch gespalten, auch weil bisher kein Gen gefunden werden konnte, das der Händigkeit zugeschrieben werden kann. Manche Wissenschaftler sind der Ansicht, es gebe keine genetischen Ursachen für Linkshändigkeit. Andere wiederum haben Theorien entwickelt, die versuchen, die geringe Vererbbarkeit von Linkshändigkeit zu erklären. Der Psychologe Chris McManus hat ein Modell entwickelt, das auf zwei unterschiedlichen Allelen beruht. Nach diesem gibt es ein C- und ein D-Allel. Das D-Allel fördert die Rechtshändigkeit, das C-Allel hingegen beeinflusst die Händigkeit nach Zufall. Hat ein Mensch zwei D-Allele, wird er Rechtshänder. Bei einem oder zwei C-Allelen hingegen besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit zur Linkshändigkeit. Ähnliche Mechanismen, ausgeglichener Polymorphismus genannt, sind auch von anderen Phänomenen in der Natur bekannt (beispielsweise Sichelzellenanämie).

Im August 2007 wurde die Entdeckung eines Gens (LRRTM1) veröffentlicht, das für die Links- bzw. Rechtshändigkeit verantwortlich sein soll.[2] Diese Entdeckung steht allerdings im Widerspruch zu der oben aufgeführten Studie an der McDevitt-Universität, da eineiige Zwillinge genetisch gleich sind.

Anteil der Linkshänder

Statistiken geben den phänotypischen Anteil der Linkshänder in der Bevölkerung mit 10 bis 15 Prozent an. Es ist zu beachten, dass der Wert bei Befragungen unter Umständen geringer ausfällt als bei gezielten Tests – was auf die lange Zeit verbreitete Umerziehung zurückzuführen ist. Daher sind Linkshänder in Statistiken unter alten Menschen deutlich seltener.

Der genotypische Anteil ist offenbar noch nicht hinreichend wissenschaftlich nachgewiesen. Schätzungen gehen bis zur Hälfte der Bevölkerung (Gleichverteilung).

Umerziehung und negative Folgen

Früher wurden die meisten Linkshänder auf die rechte Hand umerzogen. Später erkannte man negative Begleiterscheinungen – beispielsweise psychische Probleme, schlechtere Schulleistungen oder Sprachstörungen; auch die Legasthenie wird in einigen Fällen als Folge der Umerziehung eines Linkshänders angesehen. Einige umerzogene Linkshänder berichten zudem von einer Art innerer Zerrissenheit, wenn sie etwa die linke Hand zum Zeichnen verwenden.

Auch heutzutage ist es vielerorts noch üblich, Linkshänder umzuerziehen, da die neuronalen Zusammenhänge und die psychischen und kognitiven Folgen der Umerziehung noch nicht ausreichend in der Bevölkerung bekannt sind. So glauben manche noch immer, ein Linkshänder habe es in einer Welt von Rechtshändern dann einfacher, wenn er gleich auf rechts umerzogen wird.

Häufiger hat eine Umerziehung jedoch kulturelle Ursachen (beispielsweise durch die zur Begrüßung verwendete rechte Hand). Dies trifft weltweit zu: So gibt es in arabischen Kulturen ein schweres Stigma gegen Linkshändigkeit, dessen Ursachen viele Jahrhunderte in der Vergangenheit liegen und einen zum Teil pragmatischen Grund haben. In der arabischen und in anderen Kulturen wird die Reinigung nach dem Stuhlgang üblicherweise direkt mit der linken Hand und Wasser ausgeführt. Dies führte zu der Betrachtung der linken Hand als unrein; sie wird daher nicht zum Essen oder für soziale Kontakte eingesetzt.

Auch bei einer Umerziehung wird der Linkshänder nicht zum Rechtshänder, lediglich andere Hirnareale übernehmen die Steuerung des Bewegungsapparates.[3]

Alltagsprobleme von Linkshändern

Die meisten Linkshänder berichten, dass ihre Händigkeit auf die meisten Aufgaben des Alltags keinen Einfluss hat. Dennoch gibt es Situationen, in denen die Ausrichtung auf die deutlich häufiger vorkommende und daher als normal angesehene Rechtshändigkeit zu Schwierigkeiten führen kann:

Besonderheiten beim Schreiben mit der linken Hand.

Da von links nach rechts geschrieben wird, müssen Linkshänder darauf achten, mit der Schreibhand das zuvor Geschriebene nicht zu verwischen. Manche Linkshänder benutzen deshalb eine Spezialtinte, die schneller trocknet und nicht so leicht verschmiert. Die auf dem Blatt aufliegenden Teile der linken Hand sollten stets unterhalb der Schrift vorbeigeführt werden. Dafür kann es hilfreich sein, das Schreibblatt gegenüber der Tischkante leicht nach rechts zu neigen. Allerdings werden einige Schriftsprachen von rechts nach links geschrieben, wie zum Beispiel im Arabischen.

Ebenfalls aufgrund der Schreibrichtung können Rechtshänder die Stiftspitze vorwiegend über das Papier ziehen, wohingegen Linkshänder die Stiftspitze schieben müssen. Insbesondere bei Füllfederhaltern mit schmaler Feder ergibt sich bei Linkshändern somit häufig das Problem, dass sich die Feder beim Schreiben ins Papier spießt. Deshalb sollte man einen Füller vor dem Kauf stets ausprobieren und bei Problemen auf eine breitere Feder zurückgreifen. Bei Füllern mit Griffmulden muss man darauf achten, die linkshändige Variante zu kaufen.

Um dem natürlichen Bewegungsablauf von Linkshändern entgegenzukommen, wurde das Stenografiesystem Stiefografie den Bedürfnissen der Linkshänder angepasst, indem diese Kurzschrift gespiegelt und somit von rechts nach links geschrieben wird (siehe Weblink).

Häufig sind zudem in den Schulen die Klassenzimmer so ausgerichtet, dass die Fenster von der Schülerseite aus links sind. Damit wird bei Rechtshändern das Schreiben nicht durch einen störenden Schatten behindert. Das Gegenteil ist natürlich bei Linkshändern der Fall.

Einige Küchenwerkzeuge für Linkshänder
Besonderheit eines (2) Rechtshänder- und (3) Linkshänder-Messers

Asymmetrische Werkzeuge wie Schere, Korkenzieher, Dosenöffner und ähnliches sind meist für Rechtshänder ausgelegt, einige Werkzeuge wie Schleifmaschinen und Bohrmaschinen können regelrecht gefährlich werden, da sie von Linkshändern nicht wie vom Hersteller vorgesehen gehalten und gehandhabt werden können. Auch der einseitige Sicherungshebel von Schusswaffen ist grundsätzlich für den Daumen der rechten Hand ausgelegt. Bei neueren Schusswaffen werden vermehrt zweiseitige oder zentral angeordnete (Abzugs- oder Griff-)Sicherungen eingesetzt.

Der kritische Punkt bei der Schere ist die Anordnung der Klingen. Um präzise schneiden zu können, muss die Innenseite der oberen Schneidekante dem Auge zugewandt sein. Diese Anordnung kommt auch der Anatomie der menschlichen Hand entgegen: Die Klingen werden so beim Schneiden zusammengepresst, wohingegen sie bei umgekehrter Anordnung eher auseinandergedrückt werden. Dies ist der Grund dafür, dass Linkshänder mit stumpfen Rechtshänderscheren oft nicht richtig schneiden können.

Die meisten Küchenmesser sind nur einseitig angeschliffen. Nutzt ein Linkshänder ein rechts-geschliffenes Messer, liegt beim Gebrauch die angeschrägte Seite am Schnittgut. Ein gerader Schnitt ist so fast unmöglich.

Ebenso sind Fotoapparate zumeist für die rechte Hand (bezüglich Auslöser) konzipiert. Der japanische Kamera-Hersteller Yashica sorgte aber vor Jahren für Furore, als er mit der Yashica Samurai Z-L eine Linkshänderversion eines Kameramodells auf den Markt brachte.

Viele Computermäuse sind der Handform eines Rechtshänders ergonomisch angepasst. Diese Geräte erschweren die Bedienung für Linkshänder. Da bei den Computermäusen für Rechtshänder die linke Taste mit dem Zeigefinger und die rechte Taste mit dem Mittelfinger zu bedienen sind und Linkshänder regelmäßig nur an ihrem eigenen Computer eine Linkshändermaus verwenden, sind viele dazu gezwungen, das Links-Rechts-System der Rechtshänder zu übernehmen.

Auch das ständige Umdenken in einer Rechtshänderwelt wird von einigen als Stress empfunden. Hinzu kommt, dass viele Werkzeuge für sie teurer und schwerer zu beschaffen sind, weil nicht alle Läden sie führen. Deshalb empfinden manche Linkshänder die Nichtberücksichtigung ihrer Veranlagung als Diskriminierung. Andere wiederum meinen, dass die Konfrontation mit der Rechtshänderwelt auch eine Flexibilität im Denken und Handeln trainiere, oder sie schenken ihrer Händigkeit keine besondere Beachtung.

Musikinstrumente

Nahezu alle Musikinstrumente sind asymmetrisch, ganz besonders Tasten-, Harmonika- und Streichinstrumente. Das Umlernen führt entweder zu schwächeren Leistungen (berichtet wird auch von Überbelastungen der „falsch“ strapazierten Hand), oder (laut Sattler) zu deutlich überdurchschnittlichen Leistungen (Überkompensation). Die populärsten Musikinstrumente werden auch in linkshändigen Formen hergestellt: Gitarren und E-Bässe. Die Harfe und die Fellinstrumente sind symmetrisch, nicht aber die Schlaginstrumente mit distinkter Tonhöhe (Vibrafon, Xylofon, Marimbafon, Glockenspiel usw.). Sie ließen sich zwar einfach um 180° drehen, so dass die hohen Töne links und die tiefen rechts sind, aber die pentatonische Reihe ist dann vorne und nicht hinten, wie es umgekehrt üblich ist. Bei den Holzblasinstrumenten ist trotz asymmetrischer Applikatur egal, ob sie von Links- oder Rechtshändern gespielt werden, weil die linke Hand konventionell immer über oder vor der rechten Hand platziert wird. Das perfekte Linkshänderinstrument ist das Waldhorn, weil die Ventile sowieso mit links bedient werden, während die rechte Hand zum Stopfen im Schalltrichter verwendet wird. Ventillose Posaunen lassen sich durch Rotation des Schallbechers sofort für Linkshänder umrüsten, alle anderen Blechblasinstrumente sind rechtshändig gebaut.

Erkennung

Bei manchen Kindern ist die Händigkeit sehr stark ausgeprägt und daher für die Eltern und Erzieher früh und leicht zu erkennen, etwa weil das Kind zum Malen immer die linke Hand verwendet.

Es gibt jedoch auch Kinder, bei denen die Ausprägung nicht so stark ist, dass die Eltern sie problemlos erkennen können. So kann es sein, dass ein Kind immer die Hand zum Malen benutzt, in die man ihm gerade den Stift gegeben hat. In solchen Zweifelsfällen kann ein geschulter Berater aufgesucht werden. Dieser prüft die Händigkeit eines Kindes anhand einer Vielzahl von kleinen Aufgaben, wie dem Zeigen auf einen Gegenstand, Fangen und Greifen von Gegenständen, Zähneputzen, Papier zerreißen, Einfädeln eines Fadens in eine Nadel und vieles mehr. Ein versehentliches Umerziehen durch die Eltern kann so vermieden werden.

Ein relativ einfacher, aber nicht anerkannter Test ist, einer Person etwas unerwartet zuzuwerfen. Der Gegenstand wird automatisch mit der „richtigen“ Hand gefangen, da dies ein Reflex ist. Reflexe sind nicht vom Verstand oder von Erlerntem beeinflusst, deshalb fangen selbst umgelernte Linkshänder mit ihrer linken Hand.

Besonderheiten von Linkshändern

Fehler in statistischen Analysen haben zu zahlreichen Legenden über Linkshändigkeit geführt. Allerdings wurden auch statistisch signifikante Unterschiede gefunden.

In der Literatur werden mitunter Linkshändern besondere Eigenschaften zugeschrieben, die bei ihnen statistisch gesehen stärker ausgeprägt sein sollen als bei Rechtshändern. Genannt wird etwa, dass Linkshänder im Durchschnitt intelligenter seien als Rechtshänder. Insbesondere in der populärwissenschaftlichen Literatur wird die mit der Händigkeit einhergehende Dominanz jeweils einer bestimmten Gehirnhälfte mit statistisch vorherrschenden Stärken, Schwächen und Persönlichkeitsmerkmalen in Verbindung gebracht. Auch wird angenommen, dass Linkshänder kreativ denken und handeln, während Rechtshänder in der Mehrzahl eher rational vorgehen.

Dabei ist aber stets zu berücksichtigen, dass vor allem in der älteren Generation nur ein Teil der eigentlichen Linkshänder als solche erkannt wurden. Diejenigen, die sich zur Linkshändigkeit „bekannt“ haben, könnten eine bestimmte Auswahl darstellen, die den Gesamteindruck verfälscht.

Die Schlussfolgerung, dass Linkshänder eine kürzere Lebenserwartung haben, weil sie schlecht an die rechtshänder-dominierte Welt angepasst sind und daher ein höheres Unfallrisiko haben, hat sich jedoch als falsch herausgestellt. Tatsächlich liegt diese statistische Erscheinung am ehesten an der vor allem früher häufigen Umschulung auf die rechte Hand, die bei älteren Menschen den Anteil der Linkshänder reduziert.

Eine Studie des Wissenschaftlers Norman Geschwind, einem Neurologen aus Boston, aus dem Jahr 1982 ergab, dass Linkshänder häufiger bestimmte Krankheiten haben, u. a. Allergien. Dies setzte sich schnell in der Öffentlichkeit fest. Zahlreiche Folgestudien ergaben hingegen, dass es keinen solchen Zusammenhang gibt. Der Grund hierfür lag in Geschwinds Methodik: er hatte Kunden in einem Linkshänderladen gefragt und deren Antworten mit einer zufälligen Kontrollgruppe verglichen. Da die Linkshänder über den Zweck der Studie informiert waren und auch aus Interesse gerne Auskunft gaben, waren die Angaben dieser sehr viel detaillierter als die der Rechtshänder, die zum Thema der Studie keinen persönlichen Bezug hatten.

Nach einer Studie mit 12.000 Teilnehmerinnen, die zwischen 1932 und 1941 geboren wurden, fanden niederländische Forscher der Universität Utrecht heraus, dass Linkshänderinnen ein bis zu doppelt so hohes Risiko haben, an Brustkrebs zu erkranken als Rechtshänderinnen. Nach Ansicht der Forscher könnte das erhöhte Risiko dadurch begründet sein, dass Linkshänderinnen vor der Geburt, in der Gebärmutter, stärker mit dem weiblichen Geschlechtshormon Östrogen in Berührung kommen.

Bei normalen Intelligenztests schneiden Linkshänder im Schnitt genauso gut ab wie Rechtshänder. Allerdings gibt es Hinweise, dass die Verteilung in beiden Gruppen unterschiedlich ist. In den Vereinigten Staaten finden regelmäßig Mathematiktests für Schüler statt. Die Statistiken dieser ergeben, dass in den besten 0,1 % ein überdurchschnittlicher Anteil von 25 % linkshändig ist. Umgekehrt finden sich aber auch bei Kindern mit Lernschwierigkeiten überdurchschnittlich viele Linkshänder.

Als Beleg für die vermeintlich höhere Kreativität von Linkshändern dienen häufig lange Listen von bekannten Künstlern, Wissenschaftlern und anderen Kreativen, die angeblich Linkshänder gewesen sein sollen. Allerdings enthalten diese Listen häufig Fehler, und ein statistischer Abgleich mit der großen Gruppe rechtshändiger Kreativer ist auf wissenschaftlicher Basis kaum möglich.

Psychologen nehmen an, dass diese Legenden auch dadurch am Leben gehalten werden, weil jeder selbst gerne zu der linkshändigen Gruppe gehören möchte. Daher liegt es nahe, aus der Mehrheitsposition der Rechtshänder den Linkshändern seltsame und nachteilige Eigenschaften zuzuschreiben.

Linkshänder im Sport

Im Spitzensport ist der Anteil von Linkshändern höher als in der Gesamtbevölkerung. Dies gilt besonders für Zweikampf- und Schlägersportarten, wie Boxen, Tennis, Tischtennis, Badminton, Fechten. Der Anteil an Linkshändern bei den Topsportlern kann – abhängig von der Sportart – bis zu 55 % betragen. In den Sportarten, in denen Wettkämpfer ihre Gegner beobachten müssen, um eigene Reaktionen auf die Aktionen der Gegner zu planen, ist der Anteil an Linkshändern bei den Spitzensportlern besonders hoch.[4] Hauptursache ist, dass Sportler normalerweise deutlich häufiger mit Rechtshändern zu tun haben und auf deren Bewegungsabläufe trainiert sind. Viele dieser antrainierten Schemata versagen jedoch im Wettkampf mit Linkshändern. Die bei Linkshändern öfters feststellbare bessere Raumverarbeitung in der dominanten rechten Gehirnhälfte scheint bei der Einschätzung von Bewegungsabläufen vorteilhaft zu sein.[5]

Die in anderen Sportarten, wie beispielsweise Fußball, Weitsprung, Hochsprung oder Eiskunstlaufen, wichtige Füßigkeit steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Linkshändigkeit.

Handball

Christian Zeitz, Linkshänder und Handballweltmeister

Beim Handball haben Linkshänder im Angriff auf den Spielpositionen Rechtsaußen und Rückraum rechts gegenüber Rechtshändern signifikante Vorteile. Diese ergeben sich – vor allem auf der Rechtsaußenposition – durch den deutlich günstigeren Wurfwinkel, wenn der Ball mit der linken statt der rechten Hand auf das Tor geworfen wird.

In den unteren Spielklassen und im Jugendbereich kommt noch hinzu, dass die „unübliche“ Ballführung mit der linken Hand Vorteile darin bietet, die meist nur reflexartig und im Wesentlichen auf Rechtshänder abgestimmten und erlernten Abwehrmaßnahmen zu überwinden. Viele Torhüter sind auch durch den „spiegelverkehrten“ Ablauf des Wurfes eines Linkshänders etwas irritiert.

Aus diesen Gründen sind in nahezu allen Mannschaften die Spielpositionen auf der rechten Seite im Angriff mit Linkshändern besetzt.

Boxen

Linkshänder sind im Boxen normalerweise Rechtsausleger. Linksausleger („normale“ Boxer) tun sich gegen Rechtsausleger besonders schwer mit der Umstellung auf die Rechtsauslage ihrer Gegner. In den USA ist diese Rechtsauslage mit dem „falschen Fuß nach vorn“ verpönt. Junge Boxer werden häufig zur Linksauslage „umerzogen“. Für Rechtsausleger gibt es den aus dem Baseball übernommenen Begriff Southpaw (wörtlich: Südpfote). US-amerikanische Boxer haben mit der Rechtsauslage meist erhebliche Schwierigkeiten. Linksausleger sind es gewohnt, sich rechtsherum um ihren Gegner zu bewegen. Bei einem Rechtsausleger müssen sie im Uhrzeigersinn um ihn kreisen, um sich von dessen linker Schlaghand weg zu bewegen.[6]

Tischtennis und Tennis

Für einen Linkshänder ist der rechtshändige Gegner der Normalfall. Reflexe und Bewegungsabläufe werden also meist gegen einen Rechtshänder trainiert. Der Linkshänder ist also optimal auf solche „normale“ Gegner eingestellt. Im Gegensatz dazu ist für Rechtshänder ein linkshändiger Gegner ein Sonderfall, so sind beispielsweise Vor- und Rückhand vertauscht. Der gewohnte Rhythmus beim Ballwechsel stellt sich nicht ein. Linkshänder sind somit für die Partien mit Rechtshändern besser trainiert als umgekehrt. Spielen zwei Linkshänder gegeneinander, so haben sie auch Probleme, sich auf ihren Gegner einzustellen. Da aber beide diese Probleme haben, ist es für keinen der Spieler nachteilig.

Baseball

Linkshändige Schlagleute gelten im Baseball als besonders gefährlich, da sie bei den zumeist rechtshändigen Werfern Vorteile bezüglich Sicht und Ballbewegung gegenüber rechtshändigen Schlagleuten haben. Weiterhin gilt es als taktischer Vorteil, linkshändige Werfer im Kader zu haben, um linkshändige Schlagleute in Links-links-Duelle zwingen und somit den Effekt umkehren zu können.[7]

Bowling

Linkshänder haben beim Bowling meist den Vorteil, dass die linke Hälfte der Bahn nicht so oft bespielt wird und so mehr Öl vorhanden ist. Bei Spielern ohne eigenen Ball ist das jedoch ein Nachteil, da die „Hausbälle“ der Bowlinganlagen meist auf Rechtshänder gebohrt sind.

Polo

Im Polo sind Linkshänder prinzipiell benachteiligt, da alle Spieler den Stick (Poloschläger) mit der rechten Hand spielen müssen.[8]

Jai Alai

Jai Alai darf ebenfalls nur mit der rechten Hand gespielt werden. Hier sind es vor allem Sicherheitsgründe, die diese Regel vorschreiben.

Linkshändertag

Seit dem Jahr 1976 ist der 13. August der internationale Linkshändertag. Dean R. Campbell, der 1975 auch Lefthanders international gründete, rief diesen Tag zum Linkshändertag aus.

In den letzten Jahren hat der Linkshändertag zunehmend Berichte über Linkshändigkeit am 13. August in verschiedenen Medien angeregt.

Anhang

Siehe auch

Filme

  • Christoph Felder: Linkshänder, 2003[9][10]

Literatur

  • Bo Olsson, Andreas Rett: Linkshändigkeit, Huber Bern 1989, ISBN 3-456-81727-4.
  • Johanna Barbara Sattler: Der umgeschulte Linkshänder oder der Knoten im Gehirn, Auer Verlag, ISBN 3-403-02645-0.
  • Rik Smits: Linkshänder. Geschichte, Geschick, Begabung. Albatros, Düsseldorf 2002, ISBN 3-491-96046-0.
  • Hermann-Josef Zoche: Ich sehe die Welt auch von der anderen Seite!, Ariston, ISBN 3-7205-2305-5.
  • Robert Hertz: Die Vorherrschaft der rechten Hand. Eine Studie über religiöse Polarität in Das Sakrale, die Sühne und der Tod, UVK Verlag, ISBN 3-89669-531-2.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. medizinauskunft.de vom 12. August 2004: Rechts oder links: Nicht nur bei den Händen, abgerufen am 10. September 2007
  2. welt.de vom 2. August 2007: Forscher entdecken Linkshänder-Gen, abgerufen am 4. September 2007
  3. Hartwig R. Siebner, Can Left-Handedness be Switched? Insights from an Early Switch of Handwriting, Journal of Neuroscience, July 18, 2007, 27(29):7847-7853 (Englisch; Sueddeutsche.deLinkshänder werden nie zu echten Rechtshändern, Sueddeutsche vom 11. Oktober 2007 zu der Studie in Journal of Neuroscience.)
  4. welt.de vom 18. Juli 2007: Das Geheimnis der erfolgreichen Linkshänder
  5. linkshaender-beratung.de: Sport, abgerufen am 4. September 2007
  6. Scherzer H, Rechtsausleger – wirklich nur Langweiler?, in Sport-Bild, 22. März 1995, S.48.
  7. Valérien, H, Vom „Vergnügen“, ein Linker zu sein. Über Erfahrungen als Rechts- und Linkshänder, in Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5. April 1993, S. B7.
  8. Deutscher Poloverband, Die Schläge, abgerufen am 22. September 2007
  9. lefthandcorner.wtal.de: „Linkshänder“ Ein 45-Minuten Film bei arte
  10. video.google.de: Linkshänder Doku, Arte, BRD '03 – 42 Min.

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