Linux-Einsatzbereiche

Linux-Einsatzbereiche
Tux, das Linux-Maskottchen

Linux wurde ursprünglich als Betriebssystemkern für Computer mit einem 386-Prozessor geschrieben. Mit dem wachsenden Erfolg des Programms wurden die Einsatzmöglichkeiten erweitert, indem unzählige freie Programme hinzugefügt wurden. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die technischen Einsatzmöglichkeiten von Linux; diese können von Privatpersonen, Unternehmen und auch öffentlichen Einrichtungen genutzt werden.

Inhaltsverzeichnis

Linux auf dem Desktop

Eine anspruchsvolle Computerinstallation ist der PC als Schreibtischgerät. Der Benutzer soll mit ihm arbeiten können, ohne sich des technischen Hintergrunds des Systems bewusst sein zu müssen. Eine typische Installation einer Linux-Distribution enthält einen X11-Grafikserver sowie eine Arbeitsumgebung und wichtige Anwenderprogramme. Dazu gehören sowohl Office-Programme wie OpenOffice.org, als auch Programme zur Bildbearbeitung (häufig Gimp), Browser und E-Mail-Programme. Bei Installationen für Firmen und Büros kommen noch andere Programme wie zum Beispiel zur Unternehmensplanung hinzu. Für Entwickler gibt es Entwicklerwerkzeuge wie Eclipse oder KDevelop.

Marktanteile

GNOME-Desktop (Ubuntu)

In der Praxis wird Linux eher zögerlich im Desktop-Bereich eingesetzt. Die Verbreitung kann wegen der kostenlosen und dezentralen Verfügbarkeit nur schwer abgeschätzt werden. Zuverlässige Zahlen liegen dementsprechend kaum vor, einer Abschätzungen von 2002 zufolge lief Linux auf 2,8 % aller 2002 verkauften Rechner[1] und 2011er Ableitungen der Betriebssystemanteile über die "User agent information" von Webbrowsern sehen Linux im 1% Bereich.[2][3][4] Bei den Netbook-Betriebssystemen, einer ursprünglich reinen Linux-Domäne, hat sich der Anteil bei Verkäufen mit vorinstallierten Linux-Betriebssystem mit dem verfügbar werden von Windows XP als Option bis 2009 auf unter 10% verringert.[5]

Die Gründe für die geringe Verbreitung werden kontrovers diskutiert. So wird häufig das faktische Monopol des Betriebssystems Windows und die daher notwendige Umgewöhnung der Benutzer auf ein neues System genannt. Als Grund wird häufig genannt, dass das Installieren von Software aus Dritt-Quellen oft schwerer zu handhaben sei als beispielsweise unter Windows.[6][7]

Grafische Oberflächen

Heutzutage sind viele übliche Funktionen des Systems über intuitive Benutzeroberflächen administrierbar. Weiterhin wird bei der Weiterentwicklung der direkten Schnittstelle mit dem Nutzer, der Arbeitsumgebung, immer mehr Wert auf eine benutzer- und einsteigerfreundliche Gestaltung gelegt.

Die beiden größten Arbeitsumgebungen für Linux, GNOME und KDE, haben dafür Richtlinien erstellt, die von jedem Programm und jeder Funktion eingehalten werden sollten, um dem Benutzer ein einheitliches Erscheinungsbild und Bedienkonzept (Look & Feel) zu bieten.

Da die Richtlinien beider Desktops voneinander abweichen, erscheinen Programme der einen Umgebung in der anderen Umgebung fremdartig. Diesem Problem soll durch Standardisierung und Zusammenarbeit der Projekte begegnet werden. Am bekanntesten ist hier die Initiative freedesktop.org. Auch die Linux Standard Base hat eine eigene Projektgruppe in den späten 1990ern, die LSB Workgroup, ins Leben gerufen.[8] Ziel ist Schaffung verlässlicher Standards für Entwickler von Anwendungsprogrammen und Linux-Distributionen um eine weitreichendere Kompatiblität zwischen diesen zu erreichen, ein Ziel das noch nicht erreicht ist. Andere Projekte kümmern sich auch um Einzelbereiche, dazu gehört z. B. das Tango!-Projekt, welches ein einheitliches Aussehen durch Gestaltungsrichtlinien und die Verwendung einheitlicher Icons (Schaltflächen) zu erreichen versucht.

Projekte wie Xgl oder AIGLX bemühen sich außerdem darum, mit Hilfe von Composition Managern hardwarebeschleunigte 3D-Effekte auf den Desktop zu bringen, und diesen so noch ansprechender zu gestalten.

Um die Entwicklung und auch die Verbreitung von Linux auf dem Desktop voranzubringen, hat sich in der Linux Foundation die The Desktop Linux Working Group gebildet, die alle Kräfte bündeln und koordinieren soll, die sich mit der Thematik beschäftigen.

Multimedia

Ein Programm zum Abspielen von Audiodateien: amaroK

Die Multimediaunterstützung wird je nach Nutzerbedarf und -verhalten unterschiedlich bewertet. Der Umgang mit gängigen Musik-Formaten ist kein Problem. Allerdings bieten einige Distributionen aus lizenzrechtlichen Gründen von Haus aus keine Möglichkeit, Multimedia-Formate wie MP3 abzuspielen. Die entsprechenden Dekodierverfahren müssen vom Endbenutzer erst nachinstalliert werden.[9] Zur Wiedergabe stehen eine Reihe leistungsstarker Abspielprogramme wie Amarok oder Rhythmbox bereit.

Die Unterstützung von aktuellen, auf Desktop-Computern verbreiteten Video-Techniken ist jedoch noch lückenhaft. Diese Lücken werden durch kostenpflichtige, proprietäre Software wie LinDVD, PowerDVD (zumindest unter Ubuntu) und den Fluendo DVD Player gefüllt, die alle legale Unterstützung für verschlüsselte DVDs bieten. LinDVD kann nur über den Fachhandel (Reseller) erworben werden, während PowerDVD ein spezielles Abkommen mit Canonical getroffen hat. Einzig der Fluendo DVD Player ist direkt durch Endkunden käuflich erwerbbar.

Probleme mit verschlüsselten DVDs können durch Einsatz von libdvdcss leicht umgangen werden. Dies ist aber in einigen Staaten entweder verboten oder die rechtliche Lage (wie in Deutschland) unklar. Ebenso gibt es auch keine Linux-Version der beiden weit verbreiteten Multimediaprogramme QuickTime Player und Microsoft Windows Media Player. Auf der anderen Seite gibt es von ebenfalls weit verbreiteten Programmen wie dem RealPlayer und dem VideoLAN-Player Linux-Versionen. Hinzu kommen einige in erster Linie für Linux programmierte Softwareprojekte, die die vorhandenen Lücken schließen. Zu nennen sind hier vor allem die Programme MPlayer und Xine, die es auch ermöglichen, Videos in Formaten wie WMV, ASF und ähnlichen abzuspielen, wofür teilweise Windows-Programmbibliotheken eingesetzt werden.

Das Abspielen von DRM-geschützten Audio- und Videodateien ist unter Linux bei den meisten Formaten oft nur in Ausnahmefällen möglich.

Eine deutlich andere Situation zeigt sich im Bereich professioneller Multimedia-Bearbeitung. Mit dem JACK Audio Connection Kit steht unter Linux eine spezielle Sound-Architektur zur Verfügung, die besonders niedrige Latenzzeiten bietet. Sie wird von Programmen wie Ardour genutzt. In der Filmbranche erfreut sich Linux besonderer Beliebtheit: die Spezialeffekte vieler Filme wurden mit Hilfe von Linux-Rechnerverbünden gerendert. So hat beispielsweise das häufig unter Linux eingesetzte Programm CinePaint bei der Erstellung von Filmen wie den Harry Potter-Verfilmungen geholfen.

Zwischen diesen verschiedenen Situationen ist der Übergang aber fließend. Mit der zunehmenden Entwicklung proprietärer Lösungen auch für Linux ist aber davon auszugehen, dass die vorhandenen Lücken in naher Zukunft geschlossen werden. Ein Beispiel ist der Bereich des Videoschnitts, bei dem es sowohl proprietäre Lösungen wie das Programm MainActor der Firma MainConcept gibt, als auch Lösungen der Freie Software-Bewegung wie z. B. die Software Kino oder Cinelerra, das für professionelle Hardware ausgelegt ist.

PC-Spiele

Das freie Spiel Freeciv

Auch der Spielemarkt ist an Linux nicht völlig vorübergegangen. Manche Befürworter von Linux als Spieleplattform sind der Ansicht, klassische Spiele wie Quake III Arena oder Unreal Tournament wären nur der Beginn des Umdenkens der Spielehersteller. Spiele wie DOOM³, Wolfenstein: Enemy Territory und andere gibt es von Anfang an auch als Linux-Version, ebenso das Werbespiel America's Army der US-Armee. Ankündigungen diverser Hersteller lassen auf viele weitere Portierungen hoffen. Einige Entwickler der Linux-Distribution Gentoo haben sich besonders auf den Spielesektor spezialisiert und ein Unternehmen gegründet, das die Portierung von PC-Spielen anbietet. OpenGL-basierende Spiele, wie z. B. Half-Life, sind mithilfe der Windows-Laufzeitumgebung WINE oft auch unter Linux lauffähig. Spiele, die auf den aktuellen DirectX-Versionen basieren, laufen häufig nicht, weil DirectX unter Linux nicht verfügbar ist. Das Unternehmen Transgaming hat sich des Problems angenommen und mit seinem WINE-fork Cedega (ehemals WineX), das Ziel gesetzt, weitestgehende Kompatibilität auch zu der jeweils neuesten DirectX-Version herzustellen, womit sich schon heute sehr viele neue Spiele unter Linux spielen lassen. Ein großer Nachteil ist, dass das Programm nicht vollständig Open Source ist, die CVS-Version ist immer deutlich älter als die Closed Source-Variante und enthält keine Unterstützung für den Kopierschutz der Spieleinstaller und nicht den Installationsmanager "Point2Play".

Auch die Freie-Software-Bewegung hat eine Vielzahl von Spielen hervorgebracht: Arcade-Spiele, wie Barbarian, SuperTux und andere sind unter Linux sehr populär. Im Bereich der Strategiespiele hat sich vor allen Dingen das Freeciv eine feste Fangemeinde zugelegt. Mit OpenTTD ist ein freier Clone der sehr populären Wirtschaftssimulation Transport Tycoon Deluxe in Entwicklung. Im Genre der 3D-Shooter sind mehrere Vertreter entstanden, seitdem die jeweils aktuelle Grafik-Engine der Quake-Reihe nach einiger Zeit unter einer freien Lizenz zur Verfügung gestellt wird. Zum Beispiel Nexuiz und Warsow setzen auf diese Grafik-Engine.

Desktop-Migration

Einige Verwaltungen und Unternehmen erwägen eine Umstellung ihrer Arbeitsplatzrechner von verschiedenen Plattformen zu Linux-Desktops. Das bekanntes Beispiel dafür ist die Stadtverwaltungen von München, die viele ihrer Arbeitsplatz-Computer auf OSS-Software und Linux als Betriebssystem im Rahmen des LiMux-Projekts[10] umgestellt. Ein Beispiel aus dem Industriebereich ist der Auto-Hersteller Citroën, der 20.000 Desktops auf Linux umgestellt hat.[11] Schwierigkeiten entstehen meist dadurch, dass im Unix-Bereich ein völlig anderer Softwaremarkt herrscht. Bekannte Programme gibt es für diese Plattform oft nicht bzw. werden von anderen, bislang unbekannten Herstellern unter unbekannten Namen herausgegeben und sind oftmals nicht komplett mit der bestehenden Lösung kompatibel.

So kann die technische Umstellung der Zusatzsoftware teuer werden, andererseits müssen sich viele Benutzer auch erst an die neue Arbeitsumgebung gewöhnen, was eventuell zeit- und kostenintensiv werden könnte. Ein lohnender Zeitpunkt für eine Umstellung der Firmendesktops ist daher, wenn ohnehin auf ein neues Betriebssystem mit all seinen Neuerungen in der Ablauflogik umgestellt werden muss, da der Hersteller seine alte Version oder den Support dafür aufgekündigt hat. Die Umgewöhnung eines Sachbearbeiters von Windows NT 4.0 auf Windows XP ist etwa vergleichbar mit der Umgewöhnung von Windows NT 4.0 auf den KDE-Desktop unter Linux.

Da eine Umrüstung auf eine aktuelle Windows-Version sehr oft auch den Kauf neuer Hardware erfordert, setzen viele Institutionen verstärkt auf eine Thin Client-Lösung mit Linux, bei der die rechenintensiven Aufgaben nicht mehr von den Arbeitsplätzen, sondern von zentralen Servern erledigt werden. Auf diese Weise erspart man sich große Teile eines sonst fälligen Hardware-Aufrüstungen.

Siehe auch: Linux in öffentlichen Einrichtungen

Schulen und Lernen

Es gibt zahlreiche Distributionen, die gezielt für den Einsatz in Schulen bzw. zur Lernunterstützung entwickelt entwickelt worden sind. Dabei reicht das Spektrum der enthaltenen Anwendungen von schultypischen Verwaltungsaufgaben über Lernsoftware bis hin zu altersgerechten Internetfiltern. Die Filter sollen Kindern den Zugang zum Internet zu ermöglichen, ohne sie dabei jugendgefährdenden Inhalten auszusetzen. Ein Augenmerk vieler Entwickler gilt der einfachen Bedienbarkeit. Distributionen mit dem Schwerpunkt Schule und Lernen sind z.B Open School Server, Arktur-Schulserver, KmLinux, Skolelinux, paedML und Seminarix.

Unterstützung von Windows-Anwendungen

Da sich Linux in der Betriebssystemarchitektur stark von Microsoft Windows unterscheidet, ist es nicht direkt möglich, Windows-Programme unter Linux zu betreiben. In diesen Fällen bieten sich verschiedene Alternativen an:

  • Viele Programme aus der Freie-Software-Szene sind für mehr als nur eine Plattform verfügbar. So gibt es z. B. von den populären Programmen OpenOffice.org, Mozilla Firefox oder auch GIMP Versionen sowohl für Linux als auch für Windows.
  • Eine Reihe proprietärer Programme stehen unter Linux zur Verfügung. Gerade im Bereich der wissenschaftlichen Software gibt es viele Programme für diese Plattform. Beispiele dafür sind Programme wie MATLAB, Mathematica oder Maple.
  • Bestehende Windows-Programme können auf die Linux-Plattform portiert werden. Dies ist üblicherweise nur ein geringer Programmieraufwand, da lediglich Eigenheiten des Betriebssystems angepasst werden müssen. Trotzdem ist diese Lösung oft sehr teuer und die Möglichkeit einer Portierung hängt auch von der Firmenpolitik des jeweiligen Softwareherstellers ab. Eine Portierung ergibt insbesondere dann Sinn, wenn es sich um speziell für den Unternehmens- oder Verwaltungszweck entwickelte Software handelt, oder wenn es auch andere Firmen gibt, die an einer Portierung interessiert sind. Mittlerweile gibt es auch schon Werkzeuge des Wine-Projekts, die eine automatisierte Softwareportierung ohne großen Programmieraufwand ermöglicht, wodurch man auch in den Genuss einer nativen Lösung für Linux kommt.
  • Wine stellt eine auf Linux übersetzte Variante der Windows-API zur Verfügung. Damit können einige Programme direkt unter Linux laufen. Obwohl diese Varianten kein gesamtes Windows-System emulieren, ist diese Lösung manchmal langsamer (manchmal aber auch schneller) und weniger Erfolg versprechend als eine Portierung. Mit kommerziellen Softwarepaketen, die auf Wine aufbauen, lassen sich aus der Windows-Welt bekannte Programme fast problemlos nutzen. Dabei bietet CrossOver Unterstützung für zahlreiche Bürosoftware wie Microsoft Office und Adobe Photoshop an, während sich Cedega auf Windows-Spiele spezialisiert hat.
  • Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz einer virtuellen Maschine wie VMware, Bochs oder QEMU, die einen gesamten PC emuliert und es möglich macht, Microsoft Windows darin komplett zu installieren. Dabei leidet allerdings die Geschwindigkeit deutlich. Auch wird einer der entscheidenden Vorteile einer Migration, die Herstellerunabhängigkeit, so wieder ausgehebelt.
  • Linux und Windows können parallel auf einem Rechner installiert werden. Über einen Bootmanager wie zum Beispiel Grub oder Lilo kann ein Nutzer beim Systemstart entscheiden, welches System er starten will. Damit kann man bei einem Neustart einfach ein anderes Betriebssystem wählen.
  • Weiterhin besteht die Möglichkeit, Windows-Programme auf einem Windows-Server zu starten und deren grafische Ausgabe mit Hilfe von Remote-Desktop-Software wie z. B. NX oder rdesktop (für RDP) auf Linux Clients ausgeben zu lassen. Dieses Verfahren erfordert eine ständig bestehende Netzwerkverbindung zwischen beiden Rechnern, ermöglicht aber auch die Weiternutzung betagter Hardware als Thin Clients.
  • Mit Hilfe der .NET-Implementierung Mono ist es möglich, Programme, die mit Microsofts neuester Programmplattform .NET entwickelt wurden, ohne Portierarbeit direkt unter Linux zu starten.
Die DOSBox als eine Möglichkeit alte DOS-Spiele unter Linux zu starten
  • Bauen die Programme noch auf der DOS-Ebene auf, so lassen sich viele mit dem Programm Dosemu betreiben. Für DOS-Spiele bietet sich dabei auch DOSBox an. Auch für andere Spielkonsolen und Betriebssysteme gibt es unter Linux Emulatoren.
  • Für viele Funktionen gibt es unter Linux eigene Programme. Wenn also ein Programm nicht unter Linux verfügbar ist, so ist meist aber die Funktion in einem anderen Programm verfügbar. Beispiele dafür sind Programme wie Kontact, Novell Evolution und Konqueror.
  • Zumindest theoretisch besteht die Möglichkeit, selbst als Programmierer ein Programm zu schreiben, das die benötigten Funktionen enthält. Da viele freie Oberflächenbibliotheken zur Verfügung stehen, die ohne Lizenzgebühren genutzt werden können, und in den meisten Linux-Distributionen viele Softwareentwicklungswerkzeuge beigefügt sind, bietet sich einem Programmierer eine sehr programmierfreundliche Umgebung. Die meisten der hier aufgeführten Lösungen sind auf diesem Weg entstanden oder angestoßen worden.

Unterstützung von OSX-Anwendungen

Apple OS X ist in vielen Belangen sehr ähnlich wie GNU/Linux. Beide haben große Teile des Systems von BSD übernommen oder basieren sogar direkt auf BSD-Code. Beide Systeme sind weitgehend POSIX-kompatibel, weshalb sie zu einem großen Teil die gleichen Systemwerkzeuge und Systemdienste verwenden. Dazu gehören: rsync, NFS, Samba, Bash, vi, grap, CUPS, syslog oder cron.[12][13] Da native OS X-Anwendungen eine von der Firma Apple speziell für OS X entwickelte Programmierschnittstelle verwenden, sind viele OS X-Anwendungen nicht direkt für Linux kompilierbar. Das Projekt GNUstep entwickelt eine zu Apples Cocoa-Schnittstelle kompatible Programmierschnittstelle. Damit ist es möglich OS X-Anwendungen unter Linux auszuführen.

Unterstützung von Menschen mit Behinderungen

Um unter Linux Barrierefreiheit zu gewährleisten, arbeiten mehrere Projekte an der Thematik. Während die beiden großen Desktops, GNOME und KDE, jeweils eigene Projektgruppen haben, die sich mit der Thematik beschäftigen, gibt es auch Arbeitsgruppen innerhalb der Distributoren oder Gruppen, die Projekt- und Firmenübergreifend arbeiten. Am bekanntesten ist hierbei die FSG Accessibility Workgroup.

Die Arbeit dieser Projekte ermöglicht es unter anderem, unter Linux Braillezeilen zu nutzen, sich aus vielen Programmen Dokumente und Geschriebenes vorlesen zu lassen oder auf dem Bildschirm nur mit Maus oder nur mit speziellen Tasten zu navigieren.

Linux als Server-System

Aufgrund der Verwandtschaft von Linux mit UNIX hat sich Linux auf dem Servermarkt besonders schnell etabliert. Da für Linux schon früh viel häufig verwendete und benötigte Serversoftware wie Webserver, Datenbankserver und Groupware kostenlos und weitgehend uneingeschränkt zur Verfügung stand, wuchs dort der Marktanteil stetig.

Da Linux als stabil, sicher und einfach zu warten gilt, erfüllt es auch die besonderen Bedingungen, die an ein Server-Betriebssystem gestellt werden. Der modulare Aufbau des Linux-Systems ermöglicht zusätzlich das Betreiben kompakter, dedizierter Server. Außerdem hat die Portierung von Linux auf verschiedenste Hardware-Komponenten dazu geführt, dass Linux alle bekannten Serverarchitekturen unterstützt.

Marktanteile

Gemessen am Umsatz wurde der Marktanteil von Linux 2005 bei mit Betriebssystem verkauften Servern je nach Studie und Zählweise auf etwa 12 % geschätzt. Das jährliche Wachstum betrug dabei etwa 35 %. Nach Stückzahlen gemessen lag das Wachstum bei 20,5 %.

Dieses Wachstum geht teilweise auch auf Kosten traditioneller UNIX-Systeme, die durch Linux abgelöst werden. Die Firmen, die früher ein eigenes UNIX entwickelt und verkauft haben, verkaufen zunehmend Rechner mit Linux und beteiligen sich immer stärker an der Entwicklung von Linux. Der größte Konkurrent für Linux auf dem Servermarkt ist Microsoft Windows, das Studien zufolge 2005 einen Anteil von etwa einem Drittel am Gesamtmarkt hatte.[14]

Die Zählungen der Studien sind aber nur bedingt repräsentativ, da viele Linux-Distributionen auf beliebig vielen Geräten installiert werden können, ohne dass dafür Lizenzgebühren entrichtet werden müssen. So entsteht eine unbekannte Dunkelziffer an Linux-Servern, die von den Studien nicht erfasst werden.

Einsatzbeispiele

Die Server der Wikimedia Foundation sind ein LAMP-System

Eines der wohl bekanntesten Beispiele für eine Linux-Server-Konfiguration ist LAMP. LAMP steht dabei als Abkürzung für den kombinierten Einsatz der Softwareprodukte Linux, Apache, MySQL und PHP (manchmal auch Perl oder Python). Diese Kombination ermöglicht es, auf einem Computer einen Webserver zu betreiben, der beim Aufruf der Seiten mit dem Webbrowser dynamische Inhalte aus Datenbanken zu generieren, und auch Inhalte wieder in diese Datenbank zu schreiben. Ein bekanntes Beispiel für einen solchen Einsatz ist die Software MediaWiki, die auf einem LAMP-System läuft.

Ein anderer häufiger Einsatzbereich von Linux ist die Nutzung von Samba, oft auch in Verbindung mit einem LDAP-Verzeichnisdienst. Während der Verzeichnisdienst eine zentrale Anmeldung von Windows- und Linux-Clients ermöglicht, ermöglichen die Fähigkeiten von Samba den Dateiaustausch zwischen Computern mit Linux-Betriebssystemen und Computern mit Windows-Betriebssystemen. So ermöglicht Samba, in gemischten Netzwerken einen Linux-Rechner als zentralen Datei- und Drucker-Server einzusetzen. Dabei werden alle wichtigen Dateien an einem zentralen Punkt gespeichert, und so mehreren Nutzern gleichzeitig zur Verfügung gestellt. Da Samba ebenso wie Linux von seinen Nutzern für seine Stabilität, Performance und Skalierbarkeit gelobt wird, eignet sich die Kombination sehr gut für zentrale und wichtige Knotenpunkte von großen Netzwerken, bei denen eine heterogene Umgebung vorliegt.

Als Beispiel kann das Projekt MigOS des Deutschen Bundestags gelten. Hierbei wurden insgesamt über 100 Server von Windows NT auf Linux umgestellt. Die etwa 5000 Arbeitsplatzrechner (mit Windows) der Abgeordneten und Verwaltungsangestellten wurden über Samba und OpenLDAP eingebunden.

Neben diesen weit verbreiteten Einsatzbereichen gibt es noch eine Reihe weiterer Server-Software, die unter Linux betrieben wird. So wird die Software-Telefonanlage Asterisk häufig als zentrale Schnittstelle in Firmennetzen genutzt. Ebenso werden viele für Netzwerke elementare Dienste auf Linux-Rechnern betrieben. Dazu gehören sowohl DNS-Server als auch Mailserver und Datenbankserver.

Viele Server von Online-Spielen, so genannte Spieleserver, werden unter Linux betrieben, selbst dann, wenn das eigentliche Spiel nicht unter Linux zur Verfügung steht.

Hardware

Die Hardware, auf der Linux als Server betrieben werden kann, ist vielfältig. Da Linux auf eine Vielzahl von Plattformen portiert wurde, kann ein Linux Server ebenso auf handelsüblichen PCs wie auch auf klassischen Serverarchitekturen, wie Alpha oder SPARC betrieben werden.

Ein Beispiel für die Linux-Unterstützung auch modernster Server-Hardware ist der IBM eServer p5. Diese Familie von 64-Bit-Servern basiert auf IBM POWER-CPUs, und gehört zu den Schwergewichten der verfügbaren Server-Hardware. Auf dieser Hardware können bis zu 256 Linux-Installationen parallel betrieben werden.

Linux in Sicherheitsbereichen

Linux gilt innerhalb von Netzwerken als ausgesprochen sicher und an die jeweiligen Gegebenheiten anpassbar. Daher wird es häufig in sicherheitsrelevanten Bereichen verwendet. Beispiele sind die Nutzung von Linux als Gateway, Router oder als Firewall. Vor allen Dingen die Nutzung als Firewall hat sich schon früh verbreitet und führte dazu, dass eine Vielzahl von Linux-Distributionen speziell für die Firewall-Nutzung entwickelt wurden, die zum Beispiel zum Schutz von Bastion Host-Systemen eingesetzt werden.

Linux auf Großrechnern

Mit der freien Verfügbarkeit des Quellcodes und der daraus resultierenden Möglichkeit, das System bestimmten Zwecken anzupassen, hat sich Linux auch in den Anwendungsbereichen von Rechenzentren ausgebreitet. So macht Linux auf Großrechnern, die auf Zuverlässigkeit und hohen Datendurchsatz optimiert sind und häufig in Banken, Versicherungen und großen Unternehmen gefunden werden können, den dort früher häufig installierten speziellen UNIX-Versionen zunehmend Konkurrenz.

Linux beim Einsatz in Computerclustern

Eine weitere Anwendung ist im Bereich der Computercluster zu finden, bei dem Linux, häufig im Zusammenhang mit Grid-Computing, auf den einzelnen Computern arbeitet, die dann zu großen Netzwerken zusammengeschlossen werden. Dafür stehen neben speziell angepassten Linux-Distributionen auch besondere Dateisysteme wie z. B. das Global File System zur Verfügung. Häufig wird auch ein Linux-Cluster genutzt, um damit die Hochverfügbarkeit unternehmenskritischer Netzwerk-Infrastrukturen sicherzustellen.

Linuxbasierende Supercomputer

Der wohl prestigeträchtigste Einsatz von Linux ist der in Supercomputern. Diese Computer stellen die Spitze aktueller Hochleistungsrechner dar, und ernten aus diesem Grund meist besondere Aufmerksamkeit der Presse. Eine im Juni 2006 veröffentlichte Studie der 500 schnellsten Supercomputer zeigte, dass über 70 % mit Linux betrieben wurden. Im November 2007 lag der Anteil bei über 85 %.[15]

Als ein Beispiel sei hier der MareNostrum-Supercomputer genannt, der in Spanien unter anderem in der Klima- und Genforschung eingesetzt wird und unter Linux läuft.

Embedded Linux

Der Begriff Embedded Linux bezieht sich auf den Einsatz von Linux in kleineren Endgeräten für den Massenmarkt wie in Mobiltelefonen, Tablet-Computern oder PDAs. Vorteil ist dabei, dass jeder Hersteller Linux auf der einen Seite nach eigenen Bedürfnissen verändern kann, auf der anderen Seite aber auch eine sehr aktive Entwicklergemeinschaft vorherrscht, auf deren Ressourcen (z. B. umfangreiche Entwickler-Programmen, bereits bestehender Code wie die Benutzeroberflächen, Erfahrung, etc.) die Hersteller dabei zurückgreifen können.

Die meisten Hersteller haben sich für die Entwicklung in verschiedenen Gruppen oder Projekten zusammengeschlossen, die sich meist über die verwendete Hardware oder den Einsatzzweck der Systeme definiert. So existiert auf dem Markt für Mobilfunksysteme das von Google maßgeblich entwickelte System Android, das im Weihnachtsgeschäft 2010 die meisten verkauften Geräte verzeichnete [16]. Im gleichen Markt ist auch das von Intel und Nokia voran getriebene System MeeGo positioniert, dass neben ARM-Systemen auch auf Intel-typischer Hardware ausgelegt ist.

Technisch gesehen werden diese Geräte meist mit spezialisierten stromsparenden Prozessoren und einem Flash-Speicher ausgestattet. Dort wird dann ein angepasstes und kompaktes Linux betrieben. Beispiele für Hardware, auf der heutzutage Linux eingesetzt wird, sind die Motorola Mobiltelefone A728, A760, A768, A780, A910, E680, E895, das Nokia 770 Internet Tablet und der Sharp Zaurus PDA, im Bereich SOHO einige Router von Linksys und WLAN-Geräte wie das 4G Access Cube. Auch in vielen Festplattenrekordern, Satellitenreceivern und DVD-Abspiel- und Aufnahmegeräten findet sich häufig eine angepasste Linux-Variante.


Wikimedia Foundation.

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