Lippischer Ziegler

Lippischer Ziegler

Lippische Ziegler waren Saisonarbeiter aus dem Fürstentum Lippe, welche im 17., 18. und 19. Jahrhundert aus Not ihre Heimat verließen, um in Ziegeleien in Nordwestdeutschland, in den Niederlanden oder in Dänemark zu arbeiteten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Wanderarbeit war im verarmten Fürstentum Lippe schon im 17. Jahrhundert weitverbreitet. Die Wanderarbeiter begaben sich im Sommer nach Friesland und Holland, um sich als Grasmäher und Torfstecher zu verdingen. Am Ende des 17. Jahrhunderts spezialisierten sich immer mehr der Saisonarbeiter auf Arbeiten in Ziegeleien und erwarben für ihre Tätigkeiten Anerkennung.

1865 stellten sie schon 10.000 Ziegler. Die Mehrheit der männlichen arbeitsfähigen Bevölkerung des Fürstentums begab sich zu Ostern unter Aufsicht eines „Brandmeisters“ zur „Kampagne“, welche witterungsbedingt spätestens im November ihr Ende fand.

Im 19. Jahrhundert leisteten in der Hauptsache die Migranten aus Lippe die Arbeit in den Ziegeleien in Nordwestdeutschland, in den Niederlanden und in Dänemark.

Geschuldet war die Massenwanderung der Armut in der Heimat. Die Industrialisierung hatte kein besonderes Interesse an dem Fürstentum, dessen landwirtschaftlich geprägter Arbeitsmarkt die steigende Zahl von Landlosen nicht mehr aufnehmen konnte. Der von der Industrialisierung ausgelöste Boom im Baugewerbe um 1870 wurde somit für viele Lipper zur Haupterwerbsquelle.

Das „Ziegelgehen“ war mühsam. Die Saisonarbeiter arbeiteten täglich 16 Stunden und im Akkord. Die sparsamen Ziegler lebten in bescheidenen Unterkünften und verpflegten sich selbst. In der spärlichen Freizeit fertigten sie meist Gebrauchsgegenstände wie Fußwärmer an, welche sie im Winter zurück im Dorf verkauften.

Im Zuge von Rationalisierung und Mechanisierung um 1900 kam es zur drastischen Einsparung an der körperlich anstrengenden Arbeit, so dass die ehemalige Haupterwerbsquelle versiegte.

Quellen

Siehe auch

Weblink


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