Londoner Konferenz (1921)

Londoner Konferenz (1921)

Als Londoner Konferenz 1921 werden zwei historische Konferenzen bezeichnet, die sich vom 1. bis 7. März (ergebnislos abgebrochen) und vom 29. April bis 5. Mai 1921 mit Entschädigungszahlungen des Deutschen Reiches als Folge des verlorenen Ersten Weltkrieges befassten.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Nachdem die Alliierten im Januar 1921 erstmals eine Endsumme von 226 Milliarden Goldmark, zahlbar in 42 Jahresraten ansteigend von 2 bis 6 Milliarden jährlich, zuzüglich zwölf Prozent des Wertes der deutschen Exporte in diesem Zeitraum, genannt hatten, war durch Deutschland ein Sturm der Entrüstung gefegt. Man vereinbarte Gespräche in London. Außenminister Simons trug den deutschen Gegenvorschlag vor: Zahlung von 30 Milliarden Goldmark nebst den bereits gezahlten 20 Mrd., insgesamt also 50 Milliarden für Reparationen.

Nach der Ablehnung dieses Vorschlags wurden die Städte Düsseldorf, Duisburg und Ruhrort im Ruhrgebiet ab dem 8. März von alliierten Truppen besetzt. Zusätzlich lösten die alliierten Forderungen eine innenpolitische Krise aus. Die KPD versuchte, die Situation für eine erneute Revolution auszunutzen (Märzkämpfe in Mitteldeutschland und Hamburg). Wenig später brach in Oberschlesien ein erneuter Aufstand aus.

Im April zog sich die DVP wegen der Reparationsfrage aus der Regierung Fehrenbach zurück, was den baldigen Sturz der Regierung ankündigte; dieser erfolgte am 4. Mai.

Londoner Ultimatum

Großbritannien, Frankreich, Italien, Belgien und Japan setzten am 5. Mai im „Londoner Ultimatum“ die Kriegsschuld Deutschlands auf 132 Milliarden Goldmark fest. Den sogenannten Londoner Zahlungsplan hatte Deutschland – unter Androhung der vollständigen militärischen Besetzung des Ruhrgebiets – binnen weniger Tage zu akzeptieren. Konferenzteilnehmer waren auf alliierter Seite unter anderem Ferdinand Foch, David Lloyd George und Aristide Briand. Am 11. Mai 1921 billigte der Reichstag auf Antrag der neuen Regierung Wirth diese Forderung.

Folgen

Da sich die deutsche Regierung weiterhin zur Zahlung der geforderten Raten außerstande sah und nur dem Druck der Alliierten gebeugt hatte, drängte sie auf eine erneute Konferenz zur Reparationsfrage. Dies führte zur Konferenz von Cannes im Januar 1922 und zur „Weltwirtschaftkonferenz“ von Genua im Frühjahr 1922.

Zur dauerhaften Ruhrbesetzung kam es dann im Januar 1923, nachdem Deutschland mit der Lieferung der zwischenzeitlich vereinbarten „Sachleistungen“ in Verzug geraten war.

Die Annahme des Zahlungsplans hatte einen sprunghaften Anstieg der Inflation in Deutschland zur Folge. Ebenso stärkte sie die radikalen politischen Kräfte, die sich gegen die sogenannte „Erfüllungspolitik“ wandten.

Literatur

  • Heinrich August Winkler: Der lange Weg nach Westen. Bd. 1., Deutsche Geschichte vom Ende des Alten Reiches bis zum Untergang der Weimarer Republik. C. H. Beck, München 2002. ISBN 3-406-46001-1. S. 417 ff.

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