Lord Deputy

Lord Deputy
Standarte des Lord Lieutenant of Ireland

Der Lord Lieutenant of Ireland (plural: Lords Lieutenant), auch bekannt als der Judicia im frühen Mittelalter bzw. als Lord Deputy bis zum 17. Jahrhundert, war der Repräsentant des englischen Königs und Kopf der irischen Exekutive während der Lordschaft Irland (1171–1541), dem Königreich Irland (1541–1800) und dem Vereinigten Königreich von Großbritannien und Irland (1801–1922). Auch als Kopf eines theoretisch unabhängigen Irischen Königreichs, war der Lord Lieutenant (bzw. Judicar oder Lord Deputy) immer ein Vertreter der englischen Krone und musste sich nicht vor dem irischen Parlament bzw. dem irischen Volk verantworten.

Das Amt, das im Laufe der Zeit drei verschiedene offizielle Titel hatte, war im allgemeinen Sprachgebrauch auch als der viceroy (Vizekönig; vom französischen vice roi) oder deputy king (Stellvertretender König) bekannt.

Obwohl die ersten Lords Deputy irische Adlige waren, waren, bis auf sehr wenige Ausnahmen, seit dem Mittelalter die Amtsinhaber nur noch englische oder britische Edelmänner.

Inhaltsverzeichnis

Aufgaben

Der königliche Repräsentant hatte eine Reihe von sich überlappenden Aufgaben:

Vor dem Act of Union aus dem Jahr 1800, der das irische Parlament abschaffte, verkündete der Lord Lieutenant formell die Thronrede, die die Richtlinien der Regierung umfasste. Das Amt des Lord Lieutenant besaß die effektive Kontrolle über das Parlament und der Lord Lieutenant vergab Adelstitel, die Baronets sowie verschiedene Staatsehren. Kritiker beschuldigten daher diverse Amtsinhaber mit Hilfe von Adelstiteln das Parlament gekauft zu haben; im Juli 1777 beförderte der Lord Lieutenant John Hobart (2. Earl of Buckinghamshire) 5 Vicomte zu Earls sowie 7 Barone zu Vicomte und ernannte 18 neue Barone. Diese Macht der Titelvergabe wurde ebenfalls dazu verwendet, Parlamentsmitglieder zur Befürwortung des Act of Union zu überreden.

Konstitutionelle Strukturen

Der Lord Lieutenant wurde innerhalb der Regierung vom irischen Staatsrat (Irish Privy Council) beraten, einem Gremium, das sich i. d. R. im Dublin Castle versammelte. Unterstützt wurde der Lord Lieutenant auch durch folgende Ämter:

  • Chief Secretary for Ireland – ursprünglich erster Berater des Lord Lieutenant; seit dem Ende des 19. Jahrhunderts aber prinzipiell der Premierminister der Regierung mit dem Lord Lieutenant als einer Form von konstitutionellem Monarch.
  • Under Secretary for Ireland – Vorsitzender des öffentlichen Dienstes in Irland
  • Lord Justice – drei Amtsinhaber, die im Namen des Lord Lieutenants in dessen Abwesenheit agierten. Die Lords Justice waren vor 1800 der Lordkanzler von Irland, der Sprecher des irischen Unterhauses und der Erzbischof von Armagh der Church of Ireland, der sog. Primas von ganz Irland

Amtsdauer

Lord Lieutenants hatten keine festgelegte Amtsdauer sondern blieben so lange im Amt, wie es der britischen Regierung gefiel. Nach dem Fall einer Regierung wurde meist auch der Lord Lieutenant durch einen Unterstützer der neuen Regierung ersetzt.

Amtsinhaber

William Cavendish, 4. Duke of Devonshire
Lord Lieutenant of Ireland

Bis in die 1500er Jahre hinein bekleideten irische oder anglo-irische Adlige (z. B. Gearoid Mór Fitzgerald, 8. Earl of Kildare) traditionell das Amt des Lord Deputy, doch nach dem Beginn der Plantations ging das Amt bis auf wenige Ausnahmen auf englische Adlige über. Der letzte irische Katholik in diesem Amt, und eine der Ausnahmen, war von 1685 bis 1691 Richard Talbot (1. Earl of Tyrconnell).

Bis in die 1780er Jahre lebte kein englischer Lord Lieutenant in Irland. Stattdessen reisten sie lediglich zu Versammlungen des irischen Parlaments nach Dublin, was alle zwei Jahre für ein paar Monate der Fall war). Erst danach beschloss das englische Kabinett, dass eine stetige Präsenz in Irland für das Amt notwendig sei, um die öffentlichen Angelegenheiten in Irland zu regeln.

Zusätzlich zu der Restriktion, dass nur englische oder britische Edelmänner Lord Lieutenant werden konnten, kam nach der Glorreichen Revolution noch hinzu, das es nicht erlaubt war, mit römisch-katholischer Konfession dieses Amt zu bekleiden, obwohl dies die Glaubensrichtung der Mehrheit der irischen Bevölkerung war; lediglich Anglikanern war dies gestattet. Erst 1921 wurde mit Edmund Fitzalan-Howard wieder ein Katholik Lord Lieutenant; er war gleichzeitig auch der letzte Amtsinhaber.

Bedeutung

Die Bedeutung dieses Amtes schwankte im Laufe der Zeit sehr stark. Zu mancher Zeit war der Posten lediglich ein Abstellgleis für englische Politiker, die im Parlament in Westminster in Ungnade gefallen waren, in anderen Jahren war es ein wichtiger Karriereschritt. Zwei Lords Lieutenant (William Cavendish und William Cavendish-Bentinck) wechselten von Dublin aus direkt nach London als Premierminister.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die politische Bedeutung des Amtes auf einen symbolischen Posten reduziert, der nur noch über die irische Administration wachte, diese aber nicht befehligte. Stattdessen erlangte der Chief Secretary of Ireland immer mehr Bedeutung.

Residenz

Die offizielle Residenz des Lord Lieutenant waren spezielle Räumlichkeiten im Dublin Castle. Weitere Sommerresidenzen waren Abbeyville in Kinsealy, Chapelizod House und St. Wolfstan's in Lucan. Die Lords Deputy Gearoid Mór Fitzgerald und Gearoid Óg Fitzgerald (beide gebürtige Iren) lebten u. a. auch in ihrem Schloss in Maynooth in der Grafschaft Kildare.

Nach der Entscheidung, dass der Lord Lieutenant dauerhaft in Irland leben musste, wurde eine Änderung des Quartiers notwendig. 1781 kaufe die britische Regierung eine Residenz im Phoenix Park in Dublin, welches sie umbauen und in Viceregal Lodge umbenannten (heute die Residenz des irischen Präsidenten: Áras an Uachtaráin). Doch erst in den 1820er Jahren wurde das Gebäude regelmäßig von den Lords Lieutenant bewohnt.


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