Lotse

Lotse
Übernahme des Lotsen vom Lotsenboot
Der Lotse geht von Bord (Bilderfolge)

Der Begriff Lotse kommt ursprünglich aus der Seefahrt (engl.: loadsman; wörtl.: „Geleitsmann“). Im Englischen wird er heute als Pilot bezeichnet.

Lotsenboot im Hafenkanal von Havanna
SWATH Lotsenboot im Hafen von Cuxhaven
Lotsenboot Holtenau auf der Kieler Förde

Ein Lotse ist in der Seefahrt meist (in Deutschland grundsätzlich) ein erfahrener Nautiker (Kapitän) mit mehrjähriger praktischer Erfahrung, der bestimmte Gewässer so gut kennt, dass er die Führer von Schiffen sicher durch Untiefen, vorbei an Schifffahrtshindernissen und dem übrigen Schiffsverkehr geleiten kann. Sie üben ihre Tätigkeit als Berater des Kapitäns eines Schiffes aus. Mit Lotsenbooten (internationale Aufschrift: „PILOT“) oder Hubschraubern werden sie von einem Schiff zum anderen bzw. von der Lotsenstation zum Schiff gebracht. Außerdem führen sie Radarberatung durch. Dafür sind entlang der wichtigsten Verkehrswege Radarketten eingerichtet worden. Lotsen in den Revierzentralen beobachten die Radargeräte und beraten Schiffsführer über Funk.

Durch Tidenströmungen und von Flüssen eingebrachte Sedimente ändern sich die Tiefenverhältnisse von Flüssen und Kanälen ständig. Wind, stetig wechselnde Strömungen, andere Ereignisse wie etwa Nebel, sowie die übrigen Verkehrsteilnehmer beeinflussen die sichere Führung eines Schiffes zu jeder Zeit unterschiedlich. Da die Hauptaufgabe der Lotsen der Schutz von Menschen, Schiff und Umwelt, sowie die Unterstützung einer effizienten Verkehrsführung auf den Wasserstraßen und in den Häfen ist, wird in vielen Gewässern der Welt die Unterstützung durch einen Lotsen auch vorgeschrieben (Lotsenannahmepflicht). Die hierfür fällige Gebühr richtet sich häufig nach der Tonnage des Schiffes. In Deutschland gilt im Bereich der Ems, Jade, Unterweser und Unterelbe die Lotsenannahmepflicht seit 2003 insbesondere für Gefahrgut. Für weitere Reviere, wie in der westlichen Ostsee, werden weitere Regelungen zur Lotsenpflicht international angestrebt.

In Deutschland gibt es See- und Hafenlotsen, die sich in neun Lotsenbrüderschaften (Körperschaften öffentlichen Rechts) selbst organisieren und die Lotsendienste auf dem jeweiligen Revier für die internationale Seeschifffahrt rund um die Uhr sicherstellen. Diese Lotsen werden von der zuständigen staatlichen Behörde für das bestimmte Revier, für das sie ausgebildet wurden, nach erfolgreicher Prüfung zugelassen. Grundlage sind die See- bzw. Hafenlotsgesetze. Der Bund führt die Aufsicht über die Seelotsen an Elbe (242; Sitz Hamburg), Nord-Ostsee-Kanal I (131; Sitz Brunsbüttel), Nord-Ostsee-Kanal II / Kiel / Lübeck / Flensburg (146 Bezirk Kiel, 22 Bezirk Lübeck; Sitz Kiel), Weser II / Jade (101; Sitz Bremerhaven), Weser I (40; Sitz Bremen), Ems (33; Sitz Emden) und an den ostdeutschen Ostseehäfen Wismar, Rostock und Stralsund (31, Sitz Warnemünde). Die Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2007. Für den Hamburger Hafen (61 Lotsen) und Bremerhaven (29 Lotsen) gibt es dem jeweiligen Bundesland unterstehende Hafenlotsen (Zahlen von 2001 für Hamburg und 2010 für Bremerhaven).

Neben diesen See- und Hafenlotsen findet man den Begriff des Lotsen in der Seeschifffahrt noch für den Überseelotsen sowie in der Binnenschifffahrt für den so genannten Hilfsschiffsführer. Die Überseelotsen unterstützen den Kapitän eines Seeschiffes in der Navigation im freien Seeraum.

Die Lotsen in der Binnenschifffahrt übernehmen die Funktion eines Schiffsführers für eine begrenzte Zeit und Wegstrecke auf einer bestimmten Binnenwasserstraße (z. B. früher die Rheinlotsen auf dem Mittelrhein).

Im lokalen Sprachgebrauch findet man noch die Begriffe Böschlotsen oder Flusslotsen etwa für die Seelotsen auf der Strecke von Brunsbüttel bis Hamburg oder Bremerhaven bis Bremen.

Metaphorischer Gebrauch

Im geflügelten Wort Der Lotse geht von Bord fand das Ende der Bismarckära seinen treffenden Ausdruck.

Literatur

  • Detlef Zschoche: Das Bedienen von Manöverelementen durch den Lotsen. In: Hansa, Heft 5/2009, S. 83–89. Schiffahrts-Verlag Hansa, Hamburg 2009, ISSN 0017-7504

Weblinks

 Commons: Lotse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Lotse – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wikiquote: Lotse – Zitate

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Synonyme:

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  • Lotse — (Lotsmann, franz. Pilote, engl. Pilot), Seemann, der die Führung fremder Schiffe auf schwierigem, ihm genau bekannten Fahrwasser übernimmt. Seelotsen lotsen Schiffe zwischen der See und den Außenhäfen oder zwischen der See und den Eingängen der… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Lotse — (Lootse), ortskundiger, mit dem Fahrwasser genau vertrauter Seemann, nach dessen Anweisungen Schiffe in und aus dem Hafen geführt werden; in einzelnen Seestaaten einer staatlichen Befähigungsprüfung unterworfen, Patent L; in freien Vereinigungen… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Lotse — Sm std. (17. Jh.) Entlehnung. Gekürzt aus etwas älterem Lootsmann, das aus ne. loadsman entlehnt ist (parallel dazu ndd. loods, nndl. loods). ne. loadsman ist Steuermann (aus ae. lād Weg, Reise unter Einwirkung von ae. lǣdan leiten ; leiten).… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Lotse — »Seemann, der die Führung von Schiffen auf schwierigem Fahrwasser, besonders in Häfen, übernimmt«: Das seit dem 17. Jh. bezeugte Substantiv ist aus »Lootsmann« gekürzt, das seinerseits durch niederl. niederd. Vermittlung aus engl. loadsman, älter …   Das Herkunftswörterbuch

  • Lotse — Führer; Pilot * * * Lot|se [ lo:ts̮ə], der; n, n: erfahrener, ortskundiger Seemann, der Schiffe durch Hafeneinfahrten, Flussmündungen usw. leitet: der Lotse geht an, kommt von Bord. Zus.: Flusslotse, Hafenlotse, Schiffslotse. * * * Lot|se 〈m. 17〉 …   Universal-Lexikon

  • Lotse — (von englisch loadsman Geleitsmann ), Berater des Kapitans oder Schiffsfuhrers in schwierigen Fahrwassern oder Hafen. Lotsen sind meist geprufte Nautiker mit eingehenden Ortskenntnissen. Man unterscheidet See , Fluss , Kanal und Hafenlotsen. Oft… …   Maritimes Wörterbuch

  • Lotse — Lo̲t·se der; n, n; jemand, der Schiffe durch einen gefährlichen Teil eines Meeres, Hafens, Flusses o.Ä. leitet oder Flugzeuge dirigiert || K: Fluglotse || NB: der Lotse; den, dem, des Lotsen …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Lotse (Begriffsklärung) — Lotse steht für Lotse, Navigationsberater als Beruf in der Schifffahrt Fluglotse, Navigationsberater in der Luftfahrt Schülerlotse, ein Schutzdienst im Straßenverkehr Lhotse, 8516 m, Berg im Himalaya (engl. Umschrift, offiziell Lhozê) Werktitel:… …   Deutsch Wikipedia

  • Lotse — Lot|se 〈m.; Gen.: n, Pl.: n〉 1. geprüfter Seemann mit Sonderausbildung in einem bestimmten Ortsbereich, der Schiffe durch schwierige Gewässer leitet; Syn. Pilot (2) 2. Führer durch unbekanntes od. gefährl. Gebiet [Etym.: verkürzt <Lootsmann… …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

  • Lotse — Lotsem 1.Sanitätssoldat,Krankenpfleger.Erbringtdie»Schiffe«(=Harn)ausdenKrankenzimmern.1920ff. 2.Zivildienstleistender.ErwirdimKrankenhausu.ä.eingesetzt.BSD1965ff …   Wörterbuch der deutschen Umgangssprache

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