Louis Philippe Joseph, duc d'Orléans

Louis Philippe Joseph, duc d'Orléans
Herzog Ludwig Philipp II. Joseph von Orléans

Ludwig Philipp II. Joseph, Herzog von Orléans (* 13. April 1747 in Saint-Cloud; † (guillotiniert) 6. November 1793 in Paris) genannt Philippe Égalité, war ein Mitglied der französischen Königsfamilie aus dem Haus Bourbon-Orléans und der Vater von König Ludwig Philipp I. von Frankreich.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Herkunft und Heirat

Ludwig Philipp Joseph war der einzige Sohn von Herzog Ludwig Philipp I. von Orléans und Louise Henriette von Bourbon-Conti. Nachdem er den Titel Herzog von Montpensier bis zum Tod seines Großvaters 1752 getragen hatte, wurde er Herzog von Chartres und heiratete 1769 Prinzessin Louise Marie Adélaïde de Bourbon-Penthièvre, Tochter des französischen Großadmirals Louis Jean Marie de Bourbon, duc de Penthièvre, und eine der reichsten Prinzessinnen ihrer Zeit. Ihr Reichtum stellte sicher, dass er der reichste Mann Frankreichs würde, und er beschloss, eine ähnliche Rolle wie sein Urgroßvater der Regent Philipp II. von Orléans zu spielen, dem er in Charakter und Ausschweifungen ähnelte.

Opposition zum Hof von Versailles

Als Herzog von Chartres opponierte er gegen die Pläne von Maupeou 1771, und wurde umgehend auf seinen Landsitz Villers-Cotterêts verbannt. Als Ludwig XVI. 1774 den Thron bestieg, spürte der Herzog von Chartres immer noch eine Ablehnung von Seiten des Hofs. Königin Marie Antoinette hasste und beneidete ihn um seinen Reichtum, Witz und die Freiheit von der Etikette, und er zögerte nicht, ihren Hass mit Verachtung zu beantworten. 1778 diente er in der Staffel von Orvilliers und nahm teil an der Schlacht vor Ouessant am 27. Juli 1778. Er hoffte, seinen Dienst fortsetzen zu können, aber die Königin war dagegen, so dass er aus der Marine entfernt wurde und den Ehrenposten eines Generals der Husaren bekam.

Er gab sich daraufhin dem Vergnügen hin, besuchte oft London und wurde ein intimer Freund des Prinzen von Wales, der später König Georg IV. von Großbritannien wurde. Er brachte die "Anglomania" nach Paris und machte Jockeys so modisch wie in England. Der Herzog brachte es auch dadurch zu großer Popularität, dass er zur Zeit der Hungersnot in Paris große Geschenke an die Armen verteilen ließ, und die Gärten des Palais Royal für das Volk öffnete. 1785 war er seinem Vater als Herzog von Orléans nachgefolgt und zeigte seine vornehmlich in England entwickelten liberalen Ideen so unerschrocken, dass man glaubte, er beabsichtige, konstitutioneller König von Frankreich zu werden. Im November 1787 zeigte er abermals seine Liberalität im lit de justice, das Brienne den König halten ließ, und wurde abermals nach Villers-Cotterêts verbannt.

Beginn der Französischen Revolution

Louis Philippe Joseph als Kind, um 1750 (Gemälde von François Boucher)

Die anstehende Einberufung der Generalstände ließ seine Freunde sehr aktiv für ihn eintreten; er verbreitete in jedem bailliage die Pamphlete, die Sieyès auf sein Ersuchen hin entworfen hatte, und wurde in dreien gewählt: vom Adel in Paris, Villers-Cotterêts und Crépy-en-Valois. Im Stand des Adels stand er an der Spitze der liberalen Minderheit unter der Leitung von Adrien Duport, und führte die Minderheit von siebenundvierzig Adligen an, die sich im Juni 1789 von ihrem eigenen Stand abspalteten und dem Dritten Stand beitraten. Die Rolle, die er im Sommer 1789 spielte, ist eine der am meisten diskutierten Aspekte in der Geschichte der Französischen Revolution. Der Hof beschuldigte ihn, Drahtzieher jeder populären Bewegung zu sein, und sah in seinem Wirken eine der Ursachen des Sturms auf die Bastille. Es gibt keinen Zweifel daran, dass er die Königin hasste und sich über die lange Zeit der Schande am Hof ärgerte, und dass er sich eine gründliche Reform der Regierung und die Einsetzung einer Verfassung wünschte, wie Großbritannien sie hatte; und zweifellos wollten ihn Freunde wie Adrien Duport und Choderlos de Laclos - mit ihren eigenen Gründen - als König von Frankreich sehen.

Das beste Zeugnis für das Verhalten von Orléans während dieses Sommers ist die Aussage einer englischen Lady, Mrs. Grace Dalrymple Elliott, der die Comtesse de Buffon ihr Herz ausschüttete. Daraus geht absolut sicher hervor, dass er zur Zeit des Aufstands auf einem Angelausflug war. Er wurde tatsächlich so angewidert von der falschen Position eines Thronanwärters, in die er gezwungen wurde, dass er in die Vereinigten Staaten gehen wollte; als aber die Comtesse de Buffon ihn nicht gehen lassen wollte, entschied er sich, in Paris zu bleiben. Er wurde wiederum unberechtigterweise beschuldigt, den Marsch der Frauen nach Versailles am 5. Oktober verursacht zu haben. Der Marquis de La Fayette, eifersüchtig auf seine Popularität, überzeugte den König, den Herzog auf eine Mission nach England zu schicken, um ihn so aus Frankreich herauszubekommen, und er blieb entsprechend von Oktober 1789 bis Juli 1790 in England. Am 7. Juli nahm er seinen Sitz in der Versammlung ein, und am 2. Oktober wurden er und Mirabeau durch die Versammlung vollständig freigesprochen von jeder Mitschuld an den Ereignissen im Oktober.

Opfer der Terrorherrschaft

Im folgenden versuchte er sich soweit wie möglich aus der politischen Welt herauszuhalten, aber vergeblich, denn der Hof verdächtigte ihn, mit seinen Freunden zu planen, König zu werden. Der beste Beweis, dass er keinen Ehrgeiz dafür hatte, ist, dass er zur Zeit der Flucht nach Varennes im Juni 1791 keinen Versuch unternahm, König, Regent, oder Generalleutnant des Königreichs zu werden. Im Gegenteil, im Januar 1792 versuchte er erneut seinen Frieden mit dem Hof zu machen, wurde dabei aber so beleidigt, dass er sich nicht ermutigt sah, sich um des Königs und der Königin willen zu opfern, die darauf bestanden, an ihre alten Feindseligkeiten zu erinnern. Im Sommer 1792 war er für eine kurze Zeit mit seinen beiden ältesten Söhnen, dem Herzog von Chartres und dem Herzog von Montpensier, bei der Armee des Nordens, aber er kehrte vor dem 10. August nach Paris zurück.

Nach diesem Tag unterzog er sich bei der Unterstützung von Flüchtlingen großen persönlichen Risiken; insbesondere rettete er das Leben des Grafen von Champcenetz, des Kommandanten der Tuilerien, der sein persönlicher Feind gewesen war. Es war ihm unmöglich, in den Hintergrund zu treten, und nachdem er den Titel Citoyen Égalité angenommen hatte, verliehen von der Stadt Paris, wurde er zum zwanzigsten Vertreter für Paris im Konvent gewählt. In diesem Gremium saß er so still, wie er es in der Nationalversammlung getan hatte, aber zum Anlass des Prozesses gegen den König musste er sprechen, und dann nur, um seine Stimme für den Tod von Ludwig XVI. zu geben. Seine Einwilligung rettete ihn nicht vor Verdächtigungen, die besonders wegen der Freundschaft seines ältesten Sohns, des Herzogs von Chartres, mit Dumouriez aufkamen. Als die Neuigkeit der Flucht von Chartres mit Dumouriez in Paris bekannt wurde, wurde die Festnahme aller in Frankreich gebliebener Bourbonen, einschließlich Égalité, am 5. April 1793 angeordnet. Er blieb im Gefängnis bis zum Oktober, als die Terrorherrschaft begann. Er war natürlich genau die Art von Opfer, die man suchte, und am 3. Oktober wurde Anklage gegen ihn erhoben. Er wurde am 6. November vor Gericht gestellt und am selben Tag guillotiniert, mit einem Lächeln auf den Lippen und ohne jeden Anschein von Angst.

Niemand wurde während der Revolution mehr zu Unrecht beschuldigt, als der Herzog von Orléans, aber der Ehrgeiz und die Intrigen gingen von seinen Freunden aus, nicht von ihm selbst; seine Freunde wünschten ihn auf dem Thron. Persönlich besaß er das charmante Benehmen eines geschliffenen grand seigneurs: zwar ausschweifend und zynisch, aber niemals grob oder gefühllos, voll gütiger Rücksicht auf alle um ihn, aber selbstsüchtig in seinem Streben nach Vergnügen.

Nachkommen

Mit Prinzessin Louise Marie Adélaïde de Bourbon-Penthièvre:

Adélaide, Prinzessin von Orléans (Porträt von Auguste de Creuse, 1838)

Literatur

  • Armand Baschet: Histoire de Philippe Égalité, Grandet, Paris, 1851
  • Grace D. Elliott: Journal de ma vie durant la Révolution française, Editions de Paris, Paris, 2001, ISBN 2-84621-012-8 <Repr. d. Ausg. Paris 1859>
  • Alfred Nettement: Philippe-Égalité, Sonderdr. aus La Monde (Paris) vom 5. November 1842
  • Pierre S. Laurentie: Histoire des ducs d’Orleans, Olms, Hildesheim 1993 ff., ISBN 3-487-26067-0 <Repr. d. Ausg. Paris 1832>
  • Gabriel Peignot: Précis historique, généalogique et littéraire de la maison d’Orleans, Crapelet, Paris 1830
  • Pierre J. Roussel: Correspondance de Louis-Philippe Joseph d’Orléans avec Louis XVI., la reine, Montmorin, Liancourt, Biron, Lafayette, etc., etc., Marchant, Paris 1800
  • Antoine de Rivarol: Portrait du duc d’Orléans et de Madame de Genlis
  • P. Tournois: Histoire du Louis Philippe Joseph duc d’Orléans dans ses rapports avec la révolution, Charpentier, Paris 1842

Film

Die Lady und der Herzog



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