Lucien Wercollier

Lucien Wercollier

Lucien Wercollier (* 26. Juli 1908 in Luxemburg; † 30. April 2002 in Luxemburg) war ein luxemburgischer Bildhauer.

Lucien Wercollier in seiner Werkstatt

Inhaltsverzeichnis

Biografisches

Lucien Wercollier wurde als Sohn des Bildhauers Jean-Baptiste Wercollier geboren. Von 1924 bis 1927 studierte er an der Handwerkerschule in Luxemburg, anschließend bis 1933 an der Académie royale des Beaux-Arts in Brüssel und an der École nationale supérieure des beaux-arts de Paris bei Henri Bouchard. Nach seiner Rückkehr übernahm er einen Lehrauftrag an der Handwierkerschoul Lëtzebuerg. Hier unterrichtete er Technisches Zeichnen und Einführung in die Architektur.

1936 heiratete er Yvonne Schmit, mit der er zwei Kinder hatte. Ein Jahr später lernte er den Maler Joseph Kutter kennen, dessen Arbeiten ihn begeisterten. In dieser Zeit arbeitete er an einer Plastik für das Luxemburger Pavilion an der Weltaustellung in Paris.[1]

1941, Luxemburg war von Deutschland besetzt, wurde Wercollier aufgefordert, der Reichskulturkammer beizutreten. Nach seiner Weigerung wurde er mit einem Ausstellungsverbot belegt. Er war Mitglied der Letzeburger Volkslegion, einer Widerstandorganisation, die gegen das Naziregime arbeitete. Als er am 4. September 1942 am landesweiten Generalstreik gegen die Zwangsrekrutierung teilnahm, wurde er verhaftet und in das Konzentrationslager Hinzert verbracht. Anschließend kam er in das Lager Lublin in Polen.[2] Im Juni 1945 kehrte er nach Luxemburg zurück und nahme seine Arbeit an der Handwierkerschoul wieder auf.

1948 gründete er zusammen mit den Künstlern François Gillen, Victor Jungblut und Joseph Probst die Gruppe La Nouvelle Équipe, mit der er Abstand vom traditionellen Kunstbetrieb nehmen wollte. Mit Iconomaques, einer Gruppe fortschrittlicher Künstler, vollzog Lucien Wercoll 1954 den endgültigen Bruch mit der traditionell, gegenständlichen Kunst zugunsten abstrakter Ausdrucksformen.[3]

In den Folgejahren schuf Wercollier viele Arbeiten aus verschiedenen Materialien für den öffentlichen Raum. Erst mit 50 Jahren konnte er auch eine Bronzeskulptur an einen Privatsammler verkaufen. 1965 stellte er seine Unterrichtstätigkeit ein, um sich ganz seiner künstlerischen Arbeit widmen zu können. Seine vortschreitend schwache Gesundheit erlaubte es ihm ab 1999 nicht mehr, eine angefangene Plastik zu vollenden. Lucien Wercollier starb am 24. April 2002 im Alter von 93 Jahren.[4]

Werk

Monument von Wercollier, Gedenkstätte im SS-Sonderlager Hinzert

Wercollier gilt als einer der wichtigsten Protagonisten der zeitgenössischen luxemburgischen Kunst. Seine ersten Werke waren beeinflusst von Aristide Maillol und Henri Laurens. Wie viele seiner Künstlerkollegen der damaligen Zeit, gab Wercollier im Laufe seiner Entwicklung die objektive Darstellung auf und wandte sich der nicht gegenständlichen, abstrakten Form zu. Obwohl die meisten seiner Arbeiten in Bronze und Marmor ausgeführt sind, benutzte er auch andere Materialien, wie Holz, Alabaster oder Onyx für seine Skulpuren.

Seine Werke befinden sich im Musée National d'Art Moderne, Paris; Musée de la Résistance Esch/Luxemburg; Musée de Metz; Miami University, Oxford/Ohio; The Israel Museum Hakyria, Jerusalem; Europäischer Gerichtshof, Luxemburg; Saarland-Museum, Saarbrücken; B.P. Gallery Antwerpen; Museum der Stadt Ostende; Kennedy Center for the Performing Arts, Washington, D.C., Abtei Neumünster Luxemburg-Grund und vor dem Europarat in Straßburg.[5]

Literatur

  • Wercollier et ses amis peintres Gillen; Stoffel, Tremont; Exposition à la Villa Vauban; ISBN 2-919878-48-4
  • Joseph-Emile Muller: Lucien Wercollier. Coll.: Les Maîtres de la Sculpture Contemporaine. Arted. Paris, 1976.
  • Ragon M. & M. Seuphor, Wercollier Lucien. L'art abstrait 1945-1970. Biographie des artistes. Ed. Maeght, Paris, 1974.

Einzelnachweise

  1. Joseph-Émile Muller, Lucien Wercollier. Collettion: Les Maîters de la Sculpure, 1976
  2. Aloyse Raths, Hommage à Lucien Wercollier, 1983
  3. Wercollier Lucien,in Luxemburger Lexikon, Editions Guy Binsfeld, 2006
  4. Linda Eischen, Wercollier et ses amis peintres Gillen, Stoffel, Trémont. Exposition à la Villa Vauban. Ausstellungskatalog 2003
  5. Lucien Wercollier au cloître de l’Abbaye Neumünster. Ausstellungskatalog 2005

Weblinks

 Commons: Lucien Wercollier – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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