Ludwig von Orléans

Ludwig von Orléans

Ludwig von Valois, Herzog von Orléans (* 13. März 1372; † 23. November 1407) war ein Sohn des französischen Königs Karl V. und der Johanna von Bourbon sowie jüngerer Bruder des französischen Königs Karl VI..

Er wurde 1389 vermählt mit Valentina Visconti, Tochter des Herzogs von Mailand. Aus der Ehe gingen zehn Kinder hervor, von denen nur vier überlebten : 1) Herzog Karl von Orléans (dessen Sohn Ludwig als Ludwig XII. 1498 König wurde), 2) Philipp, Herzog von Vertus (der 14jährig starb), 3) Johann, Graf von Angoulême (dessen Enkel Franz 1515 als Franz I. König wurde), und 4) Margarete von Orléans. Als notorischer Schürzenjäger hatte Ludwig darüber hinaus auch außereheliche Kinder. Das bekannteste war der legitimierte Sohn und spätere Heerführer Johann, Graf von Dunois, der zeitweilig die Rolle des Familienchefs der Orléans übernehmen musste, nachdem seine Halbbrüder Karl und Johann als Gefangene bzw. als Geisel nach England verschleppt worden waren und Philipp jung verstorben war.

Ludwig hatte in seinen jungen Jahren ein enges Verhältnis zu seinem gut drei Jahre älteren, schon mit zwölf auf den Thron gelangten Bruder, dem König. Er war intelligent und relativ gebildet und gefiel sich in der Rolle eines Mäzens, als der er z. B. den Dichter Eustache Deschamps protegierte. Vor allem aber war er ehrgeizig und liebte die Prachtentfaltung.

Da sein Bruder Karl VI. ab 1392 an schubweisen Zuständen geistiger Verwirrung litt, benötigte er einen Regenten und/oder einen Regentschaftsrat. Das erstere Amt fiel der jungen Königin zu, Isabella von Bayern, doch war sie zunächst unerfahren, so dass die Macht vor allem vom Regentschaftsrat ausgeübt wurde, den die Onkel des Königs bildeten, nämlich die Herzöge Ludwig von Anjou, Johann von Berry und vor allem der energische und mächtige Philipp der Kühne von Burgund (vgl. Regierung der Herzöge). Allerdings wuchs Ludwig nach und nach zu einem Konkurrenten Philipps heran. Nachdem dieser 1404 verstorben war, brach ein offener Machtkampf aus zwischen dessen Sohn und Nachfolger Johann Ohnefurcht und Ludwig. Dieser stand hierbei im Bündnis mit der Königin, seiner Schwägerin (und möglicherweise zeitweiligen Geliebten).

Ende November 1407 ließ Johann Ohnefurcht seinen Cousin und Rivalen Ludwig durch Meuchelmörder auf offener Straße niederstechen und festigte so seine Machtposition am Hof. Dies erlaubte es ihm, sich der Bestrafung zu entziehen, die Ludwigs Gattin Valentina vergeblich durchzusetzen versuchte, bevor sie Ende 1408 erschöpft einer Krankheit erlag.

Zu seiner Rechtfertigung hatte Johann im selben Jahr den Rechtsgelehrten Jean Petit beauftragt, in einer längeren Schrift den Mord als Tyrannenmord hinzustellen, mit Argumenten, die angesichts von Ludwigs Prunk- und Verschwendungssucht sowie seiner lockeren Sitten nicht alle aus der Luft gegriffen waren.

Der Mord an Ludwig löste einige Jahre später den Bürgerkrieg der Armagnacs und Bourguignons aus. Johann Ohnefurcht selbst wurde in dessen Verlauf ebenfalls ermordet, als er sich (1419) auf der Seine-Brücke von Montereau mit dem Dauphin, dem späteren König Karl VII., zu einem vermeintlichen Versöhnungsgespräch traf.


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