Luftlandeoperation

Luftlandeoperation
Die 1st Allied Airborne Army (Vereinigte Staaten) im September 1944 über Holland bei der Operation Market, die seinerzeit größte Luftlandeoperation des Zweiten Weltkriegs

Eine Luftlandeoperation oder Luftlandung ist meist die Verlegung von Heerestruppen, aber auch von Spezialeinheiten sowie Ausrüstung von der Luft auf den Boden (feindliches Gebiet) per Fallschirm (Luft-Boden-Operation) durch Luftlandetruppen, dabei findet bis zum Absprung/Abwurf eine Luftverlastung von Soldaten und Gerät statt. Sie ist also nicht mit einer Landung von Luftfahrzeugen zu verwechseln. Neben dem Hauptzweck, der Verbringung von Soldaten, können auch Waffen, Munition und Fahrzeuge, wie zum Beispiel Luftlandepanzer, abgeworfen werden.

Inhaltsverzeichnis

Allgemein

Holzpfähle, sogenannte Rommelspargel, zur Verhinderung von Luftlandungen mit Lastenseglern in Frankreich (1944)

Luftlandetruppen können unterschiedlichste Aufgaben erfüllen. Das kann von den Handlungen einer Streifzugsabteilung bis zum Besetzen von Schlüsselgeländen oder der Zerstörung / Vernichtung wichtiger Objekte reichen.

Luftlandungen werden von dafür speziell ausgebildeten Soldaten, die dem Heer (Landstreitkräfte) oder der Luftwaffe (Luftstreitkräfte) angehören durchgeführt.

Der amerikanische Brigadegeneral William Mitchell (1879 – 1936) trug sich schon im I. WK (1914 – 1918) mit dem Gedanken, mit 2.000 Flugzeugen, eine Fallschirmspringerdivision hinter der Front der 5. deutschen Armee abzusetzen und die Festung Metz einzunehmen. Er wurde damals ob der Undurchführbarkeit, schon aus technischer Sicht, verlacht und schied nach einer 1925 gegen ihn geführten Gerichtsverhandlung verbittert aus dem United States Army Air Service aus.

Der italienische Generalstab als auch der Generalstab der US-Streitkräfte untersuchten den Einsatz von Soldaten die mit Fallschirm oder Flugzeug angelandet werden sollten bereits in den 20er Jahren. Jedoch wurde das nur halbherzig durchgeführt und hatte keine Konsequenzen auf die Taktik der Armeen.

Anders sah das in der damaligen Sowjetunion aus, die bereits Anfang der 1930er Jahre zweckmäßiges Gerät für Luftlandungen entwickelte. Die TB-3 war das einzige Flugzeug der damaligen Zeit, das in der Lage war, über 30 Fallschirmspringer in einem Anflug abzusetzen. Dabei mussten alle Springer ihren Schirm manuell öffnen. Unter Leitung von Tuchatschewski entstand in der 11. Schützendivision die erste motorisierte Luftlandeeinheit. 1932 wurde diese Einheit zu einer Brigade aufgestockt und es entstanden weitere Luftlandeeinheiten. Bei Kiewer Manövern im Jahre 1935 wurden 1.200 Fallschirmspringer und weitere 2.500 Soldaten mit leichterer Technik (Geschütze und leichte Panzer) durch Anlandung durch Flugzeuge zum Kampfgebiet verlegt. 1941 gab es 5 Luftlandekorps mit je 3 Brigaden. Größere Luftlandeunternehmen gab es von sowjetischer Seite im Zweiten Weltkrieg nur zwei, 1942 bei Wjasma und im September 1943 bei der Überwindung des Dnepr. Im August 1945 wurde eine Luftlandung (LL) als Eröffnungsschlag gegen die Kwangtung-Armee in Nordchina durchgeführt.

Die Wehrmacht begann im Herbst 1935 mit dem Aufbau von Fallschirmtruppen.

Die USA, Großbritannien und Frankreich forcierten die Entwicklung von Luftlandetruppen nicht. Frankreich stellte 1937 zwei Luftinfanteriekompanien auf und schaffte diese aber 1940 wieder ab.

Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges führten die Franzosen, die Israelis, die Amerikaner und die Russen mittlere und größere Luftlandungen durch. Der Einsatz von französischen Fallschirmjägern im Indochinakrieg, als auch im Kongo (Opération Léopard) oder im Algerienkrieg sind bekannt.

Die Amerikaner führten 1950/51 große Luftlandeunternehmen in Nordkorea durch. Der Fall von Grenada (Operation Urgent Fury) aber auch der Einsatz der 101. US-Luftlandedivision im jüngsten Irakkonflikt sind bekannte Unternehmungen.

Britische und französische Soldaten sprangen 1956 gegen Ägypten während der Sueskrise und die Israelischen Streitkräfte führten, 1967 im Verlauf des Sechstagekrieges und 1973 während des Jom-Kippur-Krieges, größere LL - Operationen durch. Während des Sowjetisch-Aghanischen Krieges fanden eine Reihe mittlerer und kleinerer Luftlandungen von sowjetischer Seite aus statt.

Durchführung

Luftlandeoperationen werden von Fallschirmjägern durchgeführt und von Luftlandepionier-, Luftlandeaufklärungs-, Luftlandefernmelde- und Luftlandeunterstützungseinheiten unterstützt. Seit dem Einsatz von Hubschraubern, ist jede infanteristisch ausgebildete Einheit in der Lage, Luftlandungen durchzuführen. Dazu benötigt diese Einheit nur wenig Vorbereitungszeit, während der die handelnden Soldaten auf das Verhalten zum Besteigen und Verlassen des Hubschraubers sowie auf Handlungen während des Fluges und bei Gefahrensituationen vorbereitet werden. Nach der Anlandung werden die entsprechenden infanteristischen Handlungen durchgeführt.

Sofern keine heereseigenen Flugzeuge verfügbar sind, wird die Luftlandung auch von den Luftstreitkräften und der Luftabwehr (Feuerschutz) des Heeres unterstützt. Die Fallschirmjäger werden von Transportflugzeugen (im Zweiten Weltkrieg auch Lastensegler) bzw. auch von Helikoptern über oder nahe dem Zielgebietes abgesetzt. Mit den Operationen werden Bodentruppen in das Zielgebiet verbracht, die am Gefecht teilnehmen. Im Zweiten Weltkrieg versuchte man auf deutscher Seite, die Luftlandungen der Alliierten mit Lastenseglern durch sogenannten Rommelspargel zu verhindern.

Geschichte

Strategisches Luftlandeunternehmen bei der Luftlandetruppen selbständig zum nehmen von großräumigen Geländeabschnitten eingesetzt wurden war die Luftlandeschlacht um Kreta Operation Merkur. Die geplante Luftlandeoperation zur Einnahme von Malta Unternehmen Herkules wurde nicht durchgeführt.

Im Rahmen des D-Day mit der Operation Neptune wurden mehrere operative Luftlandeunternehmen der 82. US-Luftlandedivision, der 101. US-Luftlandedivision und der britischen Gleiter- und Fallschirmeinheiten durchgeführt. Die alliierte Operation Varsity am 24. März 1945 war mit 1840 eingesetzten Flugzeugen zweier Luftwaffen-Divisionen die größte Luftlandeoperation der Kriegsgeschichte.

Bundeswehr

Bei der Bundeswehr gibt es für die Luftlandung spezielle Einheiten wie die LLBrig 26, die LLBrig 31 und die DSO.

Sonstiges

Der Paradummy ist eine Puppe, die den Gegner über die Stärke einer Luftlandeeinheit hinwegtäuschen soll.

Literatur

  • FM 90-26 Airborne Operations. (Dezember 1990) VS-offen
  • Airborne Operations: A German Appraisal. U. S. Department of the Army: Center of Military History, ISBN 1-78039-298-2.
  • Arnold D. Harvey, Franz Uhle-Wettler: Kreta und Arnheim: Die größten Luftlandeoperationen des Zweiten Weltkriegs. Stocker Verlag, ISBN 3-7020-1051-3.
  • Karl Knoblauch: Dem Ende entgegen: Mit dem Fallschirm-Panzerfüsilierbataillon 2 "Hermann Göring" in Ostpreußen 1944/45. Flechsig Verlag, 2007, ISBN 978-3-88189-720-4.
  • Charles Whiting: Bounce the Rhine - The Greatest Airborne Operation In History. GUILD Publishing, 1985, ASIN B0010EB1VC

Siehe auch

 Commons: Airborne assaults – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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