Lugier

Lugier
Lugier (grüner Bereich)

Die Lugier (Lygier) waren eine spätkeltische Stammesgruppe im 1. Jahrhundert n. Chr. in Germania Magna (Schlesien und Kleinpolen, heute südwestliches Polen).

Im 3. Jahrhundert v. Chr. lebten in Schlesien noch Kelten der La-Tène-Zeit. In der Folge bildete sich die Przeworsker Kultur (von Przeworsk) aus, die hauptsächlich von den Lugiern getragen wurde. Dass eine Besiedlungskontinuität von Kelten zu germanisierten(?) Kelten (Lygier) bestand, wird besonders durch einige bei Ptolemäus genannte keltische Ortsnamen in Schlesien belegt. Daneben soll der Name der Lugier auf den weit verbreiteten keltischen Gott Lugh verweisen. Möglicherweise soll der Name auch aus dem slawischen Wort für „Wiese“ oder „Sumpf“ abstammen (er wäre dann mit Lausitz verwandt), was aber unwahrscheinlich ist, da Slawen dort erst viele Jahrhunderte später erschienen. Vom Teilstamm der Silingen wurde vermutlich die Landschaftsbezeichnung Schlesien abgeleitet. Ptolemäus bezeichnet Susudata als Ort der Silingi und beschreibt die Vindilici im Riesengebirge als Nachbarn der nördlichen Vindili (Vandali), welche zwischen Albis (Elbe) und Vistula (Weichsel) bis zur Ostsee wohnen.

Magna Germania

Tacitus nennt als Teilvölker die Harier, Helvekonen, Manimer, Helisier und Nahanarvaler.[1] Als nördliche Nachbarn nennt er die Gotonen. Man geht heute davon aus, dass die Vandalen ebenfalls zu den Lugiern gehörten oder dass Vandalen und Lugier identisch waren. Nach Ptolemäus gehörten die Omanen, Diduner und Buren zu den Lougoi (Lugiern).

Vereinzelte keltische Sprachreste bei den Goten werden dem Kontakt mit den Lugiern zugeschrieben.

Laut Ptolemäus liegt der auf Lugh zurückgehende Ort Lugidunum bei Stragona in Germania Magna, wo die Lygii, Lugii, Lugiones zwischen Weichsel und Oder südlich der Vindili wohnen.

Ptolemäus beschrieb Hegitmatia und Calesia (Kalisch) sowie Budorgis oder Budorigum als Ortschaften der germanischen Diduni. Der Versuch, die Namen Brieg oder Breslau daraus abzuleiten, ist jedoch problematisch, da bei beiden eine slawische Herkunft belegt ist.

Nach den Lugiern benannte der polnische Schriftsteller Henryk Sienkiewicz die fiktive weibliche Hauptfigur seines Romans Quo Vadis?, die Christin Lygia.

Anmerkungen

  1. Tacitus, Germania 43,2.

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