Antonie Pfülf

Antonie Pfülf

Antonie 'Toni' Pfülf (* 14. Dezember 1877 in Metz; † 8. Juni 1933 in München) war eine deutsche Politikerin (SPD).

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Leben im Kaiserreich (1877 bis 1919)

Pfülf wurde als Tochter eines Oberst geboren. Von 1888 bis 1894 besuchte sie eine Höhere Mädchenschule in München. Von 1900 bis 1902 wurde Pflülf am Lehrerinnenseminar in München zur Lehrerin ausgebildet.

In den folgenden Jahren arbeitete Pfülf als Lehrerin. Aus gesundheitlichen Gründen ging sie bereits 1915 in Pension und arbeitete 1916 bis 1918 als Armen- und Waisenpflegerin in München. Während der Revolution von 1918/19 war sie die einzige Frau im Arbeiter- und Soldatenrat Münchens.

Weimarer Republik (1919 bis 1933)

Als junge Frau trat Pfülf der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) bei. Von Januar 1919 bis Juni 1920 gehörte Pflülf der Weimarer Nationalversammlung an, in der sie den Wahlkreis 24 (Oberbayern) vertrat. In der Versammlung setzte Pfülf ferner am 17. Juli 1919, gemeinsam mit Marie Baum (DDP) und Clara Mende (DVP), die Abschaffung des sogenannten Lehrerinnenzölibats durch.

Bei der Reichstagswahl vom Juni 1920 wurde Pfülf als Kandidatin ihrer Partei für den Wahlkreis 27 (Oberbayern) in den Reichstag gewählt. Bei der Wahl vom Mai 1924 wurde Pfülf als Abgeordnete ihres alten Wahlkreises, der nach einer Neudurchnummerierung der Wahlkreise nun als Wahlkreis 24 firmierte, bestätigt. Vom Dezember 1924 bis zum Juni 1933 vertrat Pfülf im Parlament schließlich den Wahlkreis 25 (Niederbayern). In diesen neun Jahren wurde sie insgesamt fünf Mal (1928, 1930, Juli und November 1932, 1933) wiedergewählt. Das bedeutendste parlamentarische Ereignis, an dem Pflülf während ihrer Abgeordnetenzeit teil hatte, war die Verabschiedung des Ermächtigungsgesetzes im März 1933. Pflülf war eine von 94 Abgeordneten, die gegen das Gesetz stimmten, das die Grundlage für die Errichtung der nationalsozialistischen Diktatur bildete, und das mit einer Mehrheit von 444 zu 94 Stimmen beschlossen wurde.

Daneben fiel Pfülf im Reichstag vor allem als Schulpolitikerin auf. So setzte sie die sich für gleiche Chancen von Jungen und Mädchen in Schule und Ausbildung ein. Als Mitglied der Programmkommission ihrer Partei trug sie mit dazu bei, dass die SPD in sein Heidelberger Programm (1925) erste Ansätze einer Frauenquote aufnahm. Ende der 1920er Jahre gehörte Pfülf zu den entschiedensten Befürwortern einer energischeren Bekämpfung des Nationalsozialismus in den Reihen der Sozialdemokratie. Dies brachte ihr einige Hetzartikel im Stürmer ein.

NS-Zeit (1933)

Im Vorfeld der Reichstagssitzung vom 17. Mai 1933, als das Parlament Adolf Hitlers außenpolitischem Konzept zustimmen sollte, votierte sie gegen die Teilnahme der (verbliebenen) sozialdemokratischen Abgeordneten, um dem Regime nicht als „parlamentarisches Feigenblatt“ zu dienen. Aus Verzweiflung über die Vergeblichkeit dieses Vorstoßes und über die allgemeine politische Entwicklung unternahm Pfülf einen Tag später einen ersten Selbstmordversuch. Nach einem Aufruf zum Widerstand wurde sie kurze Zeit inhaftiert. Am 8. Juni 1933 nahm sie sich das Leben.

Literatur

  • Antje Dertinger: Dazwischen liegt nur der Tod. Leben und Sterben der Sozialistin Antonie Pfülf. Berlin, 1984.
  • Sozialdemokratische Partei Deutschlands (Hrsg.): Der Freiheit verpflichtet. Gedenkbuch der deutschen Sozialdemokratie im 20. Jahrhundert. Marburg, 2000. S. 253.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Antonie Pfülf — (1877 1933) est une femme politique allemande (SPD). Biographie Fille d un officier supérieur, Antonie Pfülf naît à Metz le 14 décembre 1877. De 1888 à 1894, elle est placée dans une pension de jeune fille à Munich. De 1900 à 1902, Antonie Pfülf… …   Wikipédia en Français

  • Toni Pfülf — Antonie Pfülf Antonie „Toni“ Pfülf (* 14. Dezember 1877 in Metz; † 8. Juni 1933 in München) war eine deutsche Politikerin (SPD). Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Pfulf, Antonie — (1877 1933)    politician; advocated equal rights for women* and abolition of Germany s death penalty. Born in Metz to a Bavarian army officer, she studied pedagogy during 1896 1902 and thereafter taught in Upper Bavaria.* In 1902 she joined the… …   Historical dictionary of Weimar Republik

  • Ratisbon — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Wutzlhofen — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Members of the IV. German Reichstag (Weimar Republic) — Contents 1 Social Democratic Party of Germany 2 German National People s Party 2.1 Later formed CNAG 3 Centre Party (Germany) …   Wikipedia

  • Regensburg — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Personnalités messines — Articles principaux : évêques, comtes et maires de Metz. Cet article classe par ordre chronologique les articles de l encyclopédie concernant des personnalités liées à la commune de Metz, dans le département de la Moselle, ou nées dans celle …   Wikipédia en Français

  • Antje Dertinger — (* 1940) ist eine deutsche Schriftstellerin. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften (Auswahl) 3 Auszeichnungen 4 Einzelnachweise …   Deutsch Wikipedia

  • Münchner Gedenkstätten für Opfer des Nationalsozialismus — München war zur Zeit des Nationalsozialismus die „Hauptstadt der Bewegung“. An die Opfer des Opfer des Nationalsozialismus erinnern zahlreiche Gedenkstätten. Inhaltsverzeichnis 1 Gedenkstätten für Widerstandskämpfer 1.1 Ehrung von Münchner… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”