Lukrezia Borgia

Lukrezia Borgia
Angebliches Porträt der Lucrezia Borgia, Gemälde von Bartolomeo Veneto

Lucrezia Borgia [luˈkrɛtːsi̯a ˈbɔrdʒa] (lat. Lucretia Borgia; span. Lucrecia Borja;18. April 1480 in Rom oder Subiaco; † 24. Juni 1519 in Belriguardo bei Ferrara) war eine italienische Fürstin spanischer Abstammung aus dem Geschlecht der Borgia.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Lucrezia Borgia wurde als drittes von vier Kindern von Rodrigo Borgia, dem späteren Papst Alexander VI., und Vanozza de’ Cattanei geboren. Sie war die Schwester von Cesare Borgia.

Leben

Pinturicchio, Lucrezia Borgia als Hl. Katharina

Erste Hochzeit

Sie wurde zum ersten Mal im Alter von elf Jahren mit einem spanischen Adligen namens Don Gasparo von Procida und Aversa per procurationem (in Stellvertretung) verheiratet. Diese Ehe wurde jedoch bereits ein Jahr später aus machtpolitischen Gründen für ungültig erklärt.

Zweite Hochzeit

Am 2. Februar 1493 fand Lucrezias zweite Hochzeit per procurationem mit Giovanni Sforza statt. Vier Jahre später erklärte ihr Vater die Ehe jedoch ebenfalls für ungültig. Der dann am 20. Dezember 1497 wegen angeblicher Impotenz von ihr geschiedene Gatte Giovanni Sforza behauptete damals, dass seine Ehe nur aufgelöst worden sei, damit der Papst und Cesare Borgia ungestört Blutschande mit Lucrezia treiben könnten.

Dritte Hochzeit

Ihr dritter Ehemann, Alfonso von Aragon, war ein Neffe des Königs Federigo von Neapel aus dem Haus Trastámara und stellte so die Verbindung der Borgias zu Neapel und Spanien her. Alexander VI. ernannte seine Tochter zur Herrscherin von Spoleto und Foligno, später auch von Nepi, jedoch kehrte sie kurz darauf mit ihrem Ehemann nach Rom zurück und gebar am 1. November 1499 ihren Sohn Rodrigo, den späteren Herzog von Bisceglie. Da sich der Papst und Cesare Borgia jedoch inzwischen mit den Franzosen gegen Spanien und Neapel verbündet hatten, kam es zu schweren Konflikten mit dem neuen Schwiegersohn und Schwager, der letztendlich laut den Aussagen seines Mörders Michelotto auf Befehl des Papstes erwürgt wurde. Lucrezia zog sich daraufhin auf ihr Schloss in Nepi zurück, kam aber bald darauf wieder nach Rom.

Vierte Hochzeit

Im Jahr 1501 bereitete Alexander VI. eine erneute Heirat mit Herzog Alfonso I. d’Este von Ferrara vor. Zunächst zeigte sich Alfons I. wie auch sein Vater Ercole I. sehr abgeneigt. Sie hielten es für unter ihrem hohen Stand, mit den Borgias eheliche Verbindungen einzugehen. Lucrezia war zudem eine unehelich geborene Papsttochter. Alexander konnte die Este jedoch durch die hohe Mitgift, die er seiner Tochter mit in die Ehe geben wollte, und durch günstige päpstliche Belehnungen und finanzielle Vergünstigungen für seinen Plan gewinnen. Die Hochzeit fand am 30. Dezember 1501 statt, am 6. Januar 1502 verließ Lucrezia mit großem Gefolge Rom und wurde bei ihrem Auszug von sämtlichen Kardinälen und Abgeordneten bis zur Porta del Popolo begleitet. Alfons wurde nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1505 der nächste Herzog von Ferrara, Modena und Reggio. Am Hof von Ferrara versammelte Lucrezia die berühmtesten Künstler, Schriftsteller und Gelehrten der Zeit um sich. Nach dem Tod Alexanders VI. 1503 und einer Reihe von Unglücksfällen in der Familie Este zog sich Lucrezia immer mehr zurück und widmete sich dem religiösen Leben. In Ferrara pflegte Lucrezia Kontakt mit einigen der berühmtesten italienischen Gelehrten des 16. Jahrhunderts wie Pietro Bembo, Ludovico Ariosto, Mario Equicola, Gian Giorgio Trissino und Filippo Strozzi. Ihr wurden nach ihrem Tod im Jahr 1519 von den Feinden ihrer Familie eine Reihe von Affären nachgesagt wie z.B. mit Pietro Bembo und Gianfrancesco Gonzaga, die jedoch in den Bereich der Gerüchteküche gehören und mit historischen Quellen nicht belegt werden können.

Unternehmerisches Wirken

In Norditalien erwarb Lucrezia scheinbar wertloses Sumpfland, ließ es mit Hilfe von Entwässerungsgräben und Kanälen trockenlegen und nutzte es dann anschließend als Weide- oder Anbauland von Getreide, Bohnen, Oliven, Flachs und Wein. Innerhalb von sechs Jahren kaufte sie in Norditalien bis zu 20000 Hektar Land und erwirtschaftete damit große Gewinne. [1]

Tod

Lucrezia starb am 24. Juni 1519, wenige Stunden nach der Geburt ihres neunten Kindes, einer Tochter, die den Namen Isabella Maria erhielt und kurz danach ebenfalls verstarb.

Kinder

Aus ihrer dritten Ehe mit Alfonso von Aragon:

  1. Rodrigo (1499–1512)

Aus ihrer vierten Ehe mit Alfonso I. d’Este:

  1. Tochter, totgeboren 5. September 1502
  2. Alessandro (geboren und gestorben im Jahr 1505)
  3. Ercole II. d’Este (1508–1559), Herzog 1534 ∞ 1528 Renée de France (1510–1575) Tochter des Königs Ludwig XII.
  4. Ippolito II. d’Este (1509–1572), Kardinal 1538
  5. Alessandro d’Este (* April 1514, † 10. Juli 1516)
  6. Eleonora d’Este (* 3. Juli 1515, † 15. Juli 1575), Nonne
  7. Francesco d’Este (* 1. November 1516, † 22. Februar 1578) Fürst von Massa ∞ 1540 Maria di Cardona († 1563) (Haus Folch de Cardona)
  8. Isabella Maria (geboren und gestorben im Jahr 1519)

Künstlerische Bearbeitungen

Lucrezias Leben diente als Vorlage vieler künstlerischer Darstellungen, Bücher und Filme, in denen sie oft die Rolle einer Femme fatale einnimmt.

  • Victor Hugo schrieb über Lucrezia Borgia eine Tragödie, zu der Gaetano Donizetti 1833 auf der Basis eines Librettos von Felice Romani eine Oper komponierte (Lucrezia Borgia).
  • Conrad Ferdinand Meyer verfasste eine Novelle Angela Borgia (1891). Die fiktive Geschichte dreht sich um Lucrezia und ihre entfernte Verwandte Angela Borgia und um vielerlei Intrigen am Hof von Ferrara.
  • Klabund Borgia, Roman einer Familie, 1928 (über Lucrezia Borgia, Cesare Borgia und deren gemeinsamen Vater Papst Alexander VI.)
  • Lucrezia Borgia (1910), Film von Mario Caserini und Film von Ugo Falena.
  • Lucrezia Borgia (1912), Film von Gerolamo Lo Savio.
  • Lucrezia Borgia (1919), Film von Augusto Genina.
  • Lucrezia Borgia (1922), Film von Richard Oswald.
  • Lucrezia Borgia (1935), Film von Abel Gance.
  • Lucrezia Borgia (1940), Film von Hans Hinrich.
  • Los Borgia (2006), Film von Antonio Hernández; ein Portrait der Dynastie.

Literatur

  • Ferdinand Gregorovius: Lucrezia Borgia. Beck, München 1982, ISBN 3-406-08959-3. Online bei Projekt Gutenberg.de
  • Maike Vogt-Lüerssen: Lucrezia Borgia. Das Leben einer Papsttochter in der Renaissance. 2. Auflage. Norderstedt 2005, ISBN 3-8311-4380-3.
  • Sarah Bradford: Lucrezia Borgia (englisch). Penguin Group, 2005, ISBN 978-0-14-101413-5.
  • C. Zuchetti: Lucrezia Borgia. Mantova 1860.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Geschichte, Finanzgenie statt Femme fatale, Erkenntnisse der Historikerin Diane Yvonne Ghirardo von der University of Southern California, Der Spiegel, Nr. 4, 19. Januar 2009

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