Lyndon Johnson

Lyndon Johnson
Lyndon B. Johnson, 9. Jan. 1969

Lyndon Baines Johnson (* 27. August 1908 in Stonewall, Texas; † 22. Januar 1973 in San Antonio) war der 36. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika (1963 bis 1969).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ursprünglich Lehrer, brachte ihn seine Begeisterung für die Reformpolitik Roosevelts zur Demokratischen Partei, für die er 1937 in das Repräsentantenhaus einzog. 1941 kandidierte er erstmals für einen Sitz im Senat und unterlag knapp. Nach dem amerikanischen Kriegseintritt ging er als Offizier zur Navy, wo er mit Inspektionsaufgaben betraut wurde. Ab 1942 war er Vorsitzender eines Subkomitees des Marineausschusses des Repräsentantenhauses.

1948 gelang ihm der Sprung in den Senat, nachdem er daran 1941 noch hauchdünn gescheitert und möglicherweise Opfer eines Wahlbetruges geworden war. Allerdings war auch der Senatswahl 1948 eine höchst kontroverse innerparteiliche Vorwahl vorausgegangen, bei der vermutlich ebenfalls Betrug im Spiel war und welche er nur mit 87 Stimmen Vorsprung für sich entscheiden konnte, was ihm lange Zeit den Spitznamen „Landslide (Erdrutsch) Lyndon“ einbrachte. Im Senat erwies er sich jedoch als äußerst effizienter Parlamentarier und erlangte als Führer der Demokratischen Fraktion (ab 1954 in der Mehrheit) ein Maß an Einfluss und Bedeutung, das eigentlich weit über dieses Amt hinaus ging. Als Mitglied des Streitkräfteausschusses sowie Mitgründer und Vorsitzender des Preparedness Investigating Subcommittee, gelang es ihm, sein öffentliches Profil zu schärfen. 1955 erlitt er einen ersten Herzinfarkt, der ihn zu einer mehrmonatigen politischen Abstinenz zwang. 1960 trat er als Kandidat für die demokratische Nominierung zur Präsidentschaftswahl 1960 an, musste jedoch der höheren Popularität John F. Kennedys Tribut zollen. Dieser bot ihm daraufhin überraschend die Aufstellung als Vizepräsidentschaftskandidat an, was Johnson annahm.

Lyndon Johnson bei seiner Vereidigung an Bord der Air Force One, wenige Stunden nach dem Attentat auf Kennedy
Bundeskanzler Prof. Ludwig Erhard (re.) mit dem amerikanischen Präsidenten Lyndon B. Johnson nach der Überreichung eines Cowboy-Hutes

Als Vizepräsidentschaftskandidat gewann er zusammen mit Kennedy die Wahl gegen das republikanische Team Richard Nixon/Henry Cabot Lodge. Als Vizepräsident wurde er von Kennedy mit zahlreichen Aufgaben betraut, darunter zu Bürgerrechtsfragen, dem Raumfahrtprogramm sowie diplomatischen Missionen. Beim Dallas-Besuch des Präsidenten am 22. November 1963 und dessen Ermordung begleitete er ihn in einem separaten Wagen. Nachdem Kennedy für tot erklärt worden war, wurde Johnson noch am selben Tag an Bord der Air Force One von Bundesrichterin Sarah T. Hughes als neuer Präsident vereidigt. Eine seiner ersten Amtshandlungen war die Einsetzung der Warren-Kommission zur Untersuchung des Kennedy-Attentats. Johnson bemühte sich darum, das Reformprogramm seines Vorgängers fortzuführen und verabschiedete unter anderem von diesem geplante Steuererleichterungen und das Bürgerrechtsgesetz von 1964. Im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen 1964 kündigte er sein Programm der Great Society an, das umfassende Sozialreformen in Bereichen wie Bürgerrechte, Armutsbekämpfung, Bildung, Gesundheitswesen und Umweltschutz vorsah. Er gewann problemlos die demokratische Nominierung zur Wiederwahl und wurde mit seinem Vizekandidaten Hubert H. Humphrey in einer der klarsten Entscheidungen in der Geschichte dieser Wahlen gegen den Republikaner Barry Goldwater wiedergewählt.

Seine Präsidentschaft war vom Vietnamkrieg entscheidend geprägt. Schon unter seinem Vorgänger waren „Berater“ des US-Militärs bei ARVN in Südvietnam tätig. Johnson, der enge Kontakte zur Rüstungsindustrie besaß, forcierte nach seinem Amtsantritt die US-amerikanische Initiative in Südostasien. Durch den Tonkin-Zwischenfall am 2. August 1964 und die anschließende Tonkin-Resolution beider Häuser des US-Kongresses erhielt er die Ermächtigung, offiziell Truppen zu entsenden. Als die militärische Lage wider Erwarten keine günstige Entwicklung nahm, weigerte er sich, von dem Engagement abzurücken („I will not be the first President to lose a war.“ - „Ich werde nicht der erste Präsident sein, der einen Krieg verliert“), andererseits verwahrte er sich gegen die Vorschläge der Generäle, durch eine immer intensivere Bombardierung Nordvietnams den Gegner in die Knie zu zwingen. Gegner des Vietnamkriegs skandierten auf Demonstrationen gegen den Krieg den Slogan: „Hey, hey, LBJ, how many kids did you kill today?“ Der Krieg benötigte nicht nur mehr Ressourcen, die für die Great-Society-Programme nötig gewesen wären, er schwächte auch zunehmend Johnsons Position als Präsident. Da trotz der Kräfteeskalation auf über 500.000 Soldaten keine Entscheidung im Bodenkrieg herbeigeführt werden konnte, nahm Johnsons Regierung Anfang 1968 Gespräche über eine politische Lösung des Konflikts mit Nordvietnam auf. Auch in der Dominikanischen Republik wurde militärisch interveniert.

Nachdem er bereits im August 1961 nach dem Mauerbau als Vizepräsident nach Deutschland reiste, war er vom 23. bis 26. April 1967 in Köln und Bonn zu Gast, wo er an der Beisetzung von Konrad Adenauer teilnahm und Gespräche mit Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger und weiteren Staatsmännern (Aldo Moro und Charles de Gaulle) führte. Mit Kiesinger redete er außerdem über Themen wie den Atomwaffensperrvertrag, eine Stationierung von US-amerikanischen Truppen in Deutschland, Zoll- und Handelsverhandlungen und die Zusage einer intensiven Konsultation.

Im März 1968 kündigte Johnson seinen Verzicht auf eine erneute Kandidatur für die anstehende Präsidentschaftswahl 1968 an (die zulässig gewesen wäre, da er weniger als zwei Jahre von Kennedys Präsidentschaft amtiert hatte), nachdem er bei der ersten Vorwahl enttäuschend abgeschnitten hatte und in seiner eigenen Partei Robert F. Kennedy als aussichtsreichster Kandidat angetreten war. Neben dem Vietnamkrieg waren zunehmende Rassenunruhen und durch die wachsende Haushaltsschieflage ausgelöste Steueranhebungen Ursachen für die schwindende Unterstützung Johnsons.

Seit langem gibt es immer wieder Verschwörungstheorien, wonach die Ermordung John F. Kennedys ein verdeckter Staatsstreich Johnsons gewesen sei. Ihnen folgt u.a. Oliver Stone in seinem Film JFK – Tatort Dallas.

Am 17. November 1934 heiratete er Claudia Alta Taylor, genannt „Lady Bird“ (dt. Marienkäfer) in San Antonio, Texas. Nach drei Fehlgeburten brachte Lady Bird zwei Töchter, Lynda Bird Johnson (* 19. März 1944) und Luci Baines Johnson (* 2. Juli 1947) zur Welt.

Johnson starb am 22. Januar 1973 auf seiner texanischen Ranch an einem Herzanfall.

Ehrungen

1980 verlieh US-Präsident Jimmy Carter Johnson posthum die Freiheitsmedaille („The Presidential Medal of Freedom“), die höchste zivile Auszeichnung in den USA.

Das Manned Spacecraft Center der NASA in Houston, Texas, wurde 1973 in Lyndon B. Johnson Space Center umbenannt.

Publikationen

  • The Vantage point. Perspectives of the Presidency 1963-1969. Holt, Rinehart & Winston, New York et al. 1971, ISBN 0-03-084492-4
  • [in deutscher Übersetzung:] Meine Jahre im Weißen Haus. Präger, München 1971, ISBN 3-7796-8020-3

Siehe auch

Literatur

  • Robert Dallek: Lyndon B. Johnson: Portrait of a President. Oxford Univ. Press ISBN 0195159217
  • Irving Bernstein: Guns or butter: The presidency of Lyndon Johnson. Oxford Univ. Press, New York, NY [u.a.] 1996, ISBN 0-19-506312-0
  • Irwin Unger, Debi Unger: LBJ: A life. Wiley, New York, NY [u.a.] 1999, ISBN 0-471-17602-8
  • Joseph A. Califano: The triumph & tragedy of Lyndon Johnson: The White House years. Simon & Schuster, New York, NY [u.a.] 1991, ISBN 0-671-66489-1
  • Lloyd C. Gardner: Pay any price: Lyndon Johnson and the wars for Vietnam. Dee, Chicago 1995, ISBN 1-566-63087-8
  • Jeffrey W. Helsing: Johnson's war/Johnson's great society: The guns and butter trap. Praeger, Westport, Conn. [u.a.] 2000, ISBN 0-275-96449-3
  • Thomas Alan Schwartz: Lyndon Johnson and Europe: In the shadow of Vietnam. Harvard Univ. Press, Cambridge, Mass. [u.a.] 2003, ISBN 0-674-01074-4

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