Lürssen

Lürssen
Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG
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Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1875
Sitz Bremen, Deutschland
Leitung Friedrich Lürßen,
Peter Lürßen,
Carl-Otto Große-Lindemann,
Frithjof Schmidt,
Dr. Klaus Borgschulte
Mitarbeiter ca. 1.000
Branche Schiffswerft
Produkte Militärschiffe, Luxus-Motoryachten, Schnellfähren, Spezialschiffe (SAR-Schiffe, Forschungs- und Vermessungsschiffe)
Website www.luerssen.de
Betriebsstätte der Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG in Lemwerder
Niederlassung in Schacht-Audorf

Die Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG ist eine deutsche Schiffswerft mit Hauptsitz in Bremen, Stadtteil Vegesack. Zur Firmengruppe gehören außerdem die Lürssen Logistics und Niederlassungen in Schacht-Audorf bei Rendsburg, Berne-Bardenfleth und Wilhelmshaven. Die Werft ist vor allem bekannt durch den Bau militärischer Schnellboote und ziviler Großyachten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründerzeit

Der Arbeitsschwerpunkt der ersten Jahre lag auf Arbeitsbooten für Fischerei und Fährbetrieb. Die Baunummer eins war ein fünf Meter langes Ruderboot. Ab den 1880er Jahren erschloss sich Lürssen den Sportbootmarkt. Im Jahr 1886 wurden (nach eigener Darstellung) von Lürssen das erste Motorboot der Welt gebaut.[1] Ab etwa 1890 wurden Motorboote in Zusammenarbeit mit der Daimler-Motoren-Gesellschaft produziert und Lürssen entwickelte sich schnell zur führenden deutschen Motorbootswerft. Schon bald gingen auch Aufträge aus dem Ausland ein.

Mit dem Eintritt von Otto Lürßen – Sohn des Firmengründers – in den Betrieb 1906 änderte sich der Schwerpunkt endgültig hin zum Motorbootsbau. In den Jahren bis zum ersten Weltkrieg nahmen Lürssenboote wiederholt erfolgreich an internationalen Wettfahrten teil. 1911 erreichte das Boot LÜRSSEN-DAIMLER bei der »Meisterschaft des Meeres« die für damalige Zeit sensationelle Geschwindigkeit von 27 kn.

Erster Weltkrieg

Während des ersten Weltkrieges baute Lürssen Motorboote für verschiedene militärische Zwecke, darunter auch ferngelenkte Boote (FL-Boote), die mit Sprengstoff beladen zum Rammen gegnerischer Schiffe verwendet werden sollten, aber auch flach gehende Minensucher (F-Boote) und U-Jagdboote (U-Z-Boote) mit Kanonenbewaffnung.

Das später so erfolgreiche Konzept des Torpedoschnellbootes verfolgte Lürssen dabei zunächst ohne Auftrag der Marine. Es wurden bereits Geschwindigkeiten von 35 kn und mehr erreicht. Dabei kamen zur Erprobung auch Luftschiffs-Motoren zum Einsatz.

Mit den Booten LÜSI 1 und LÜSI 2 (für Lürssen-Siemens) wurden die ersten Schnellboote mit der später typischen Anordnung von zwei Torpedorohren auf dem Vordeck gebaut, jedoch vor Kriegsende nicht mehr fertiggestellt.

1918 bis 1945

Nach dem Krieg schrumpfte die Werft von etwa 700 auf 100 Beschäftigte. Zunächst wurden wieder nur noch kleine Sport- und Arbeitsboote gefertigt. Ab 1920 konnte an die Erfolge im Motorbootsbau vor dem Krieg angeknüpft werden. Auch Aufträge für ausländische Küstenwachboote, Rettungsboote für die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger oder die Elektroboote der Königssee-Flotte gehörten zum Auftragsbestand.

Ausgehend vom Entwurf der in die USA verkauften Motoryacht Oheka II wurden zunächst im Geheimen Boote für den Einsatz als Torpedoschnellboote entwickelt. 1929 erhielt die Werft den ersten offiziellen Auftrag der Reichsmarine über ein als U Z (S) 16 bezeichnetes Boot zu Erprobungszwecken. Es hatte eine Länge von 28 m, eine Verdrängung von 51,6 t und erreichte mit drei Daimler-Benz-Ottomotoren eine Geschwindigkeit von 35,5 kn. Erst 1932 wurde die Tarnbezeichnung fallen gelassen und das Boot in S 1 umbenannt. Das Modell wurde in der Folgezeit bei einigen Veränderungen das Grundmuster für deutsche Schnellboote. Ab 1929 wurde in Zusammenarbeit mit Abeking & Rasmussen auch die Produktion von Minenräumbooten aufgenommen.

Ab 1933 wurden die ersten Schnellboote mit Dieselantrieb abgeliefert. Damit wurde die Zuverlässigkeit und Reichweite der Boote entscheidend verbessert. Die Größe wuchs auf gut 32 m Länge, knapp 5 m Breite und 95 t Gesamtgewicht an. Der Schnellbootbau wurde bis zum Ende des zweiten Weltkrieges das Kerngeschäft der Lürssenwerft – auch für den Export. Die Boote wurden mit Holzrümpfen als Doppelkraweel (Mahagoni-Weißzeder) auf Leichtmetall-Spanten gebaut, ab S-100 mit einem gepanzerten Fahrstand. Mit drei Mercedes-Benz MB-518-Motoren konnten schließlich Geschwindigkeiten von über 42 kn erreicht werden. Durch die günstige Unterwasserrumpfform, speziell angestellte Stauruder (Lürssen-Effekt) und einen verbesserten Vorschiffaufbau waren die Boote sehr seegängig.

Nachkriegszeit

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Schiffbau in Deutschland zunächst vollständig verboten. In der Werft wurden vorübergehend Haushaltsgegenstände wie Holzzuber und Töpfe hergestellt. Bald kamen aber erste Reparaturaufträge herein und ab 1946 wurden Fischkutter gebaut. Nach der Rückkehr der Inhaber aus Kriegsgefangenschaft 1947 begann das Engagement der Firma im Handelsschiffbau, 1949 wurde nach Darstellung der Werft der erste deutsche Nachkriegsfrachter abgeliefert.[2] Bis 1985 wurden 80 kleine Frachtschiffe, sogar Tanker, auf der Werft gebaut. Auch der Bau von Seenotrettungsbooten und -kreuzern wird wieder aufgenommen. 1952 erhielt die Werft den Namen „Lürssen Werft“.

Ab 1954 wurden auch wieder Schnellboote gebaut, zunächst für den Grenzschutz See und für den Export (nach Schweden). Mit der Aufstellung der Bundesmarine wurde ab 1957 der Militärschiffbau wieder das Hauptstandbein der Werft, angefangen mit dem Typ 55. Nicht nur für die deutsche Marine wurden Schnellboote gebaut; neben Schweden wurde u. a. auch nach Indonesien und Singapur, in arabische Länder, nach Südamerika, nach Spanien und in die Türkei geliefert. Zum Teil wurden auch Lizenzbauten im Ausland durchgeführt.

Neben Schnellbooten produzierte Lürssen auch Minensuch- und -jagdboote, Polizei- und Zollboote, Patrouillenboote, Korvetten und verschiedene Erprobungsträger, in Zusammenarbeit mit anderen Werften auch Fregatten, Tender und Einsatzgruppenversorger.

Gegenwart

Heute wird das Unternehmen in vierter Generation geführt, derzeit von den Vettern Peter und Friedrich Lürßen. Das Unternehmen beschäftigte in den 1980er Jahren über 1400 Mitarbeiter. Nach einem drastischen Personalabbau auf etwa die Hälfte, wurden 2007 wieder 1200 Mitarbeiter beschäftigt[3]), inzwischen sind es wieder 1400 Mitarbeiter[4] , von denen ein bedeutender Teil Ingenieure sind.

Der Militärschiffbau ist immer noch ein wesentliches Standbein der Werft, daneben ist Lürssen heute Weltmarktführer für den Bau von sogenannten Megayachten. Im Militärschiffbau arbeitet man mit der Hamburger Blohm + Voss-Werft zusammen.[5]

Megayachten

Die Pelorus bei Blohm+Voss in Hamburg
Die Skat im Kieler Hafen
Die Apoise in Kiel

Zu den Kunden der Werft im Megayacht-Segment gehört unter anderem Oracle-Chef Larry Ellison, der bei Lürssen seine „Rising Sun“ in Auftrag gab.

Da Diskretion Kunden dieser Art sehr wichtig ist, werden keine Fotos der Yachten veröffentlicht, wenn es der Kunde nicht wünscht. Auch werden keine Einzelheiten über die Kunden oder die Spezifikationen der Yachten veröffentlicht.

Yachten (Auswahl)

Produktionsstätten

  • 1875: am 27. Juni gründete Friedrich Lürßen die Werft in Aumund. Da die Werkstatt keinen unmittelbaren Wasserzugang hatte, mussten die Boote bis 1904 mit Pferdewagen zum Hafenbecken transportiert werden.
  • 1904 wurde am Vegesacker Hafen ein Ausrüstungs und Reparaturbetrieb eingerichtet.
  • 1918 brannte das Hauptwerk in Aumund ab und die Produktion wurde bis 1924 komplett nach Vegesack verlegt.
  • 1935 wurde für die anwachsende Produktion von Schnellbooten für die Kriegsmarine auf der gegenüberliegenden Weserseite in Lemwerder eine Produktionsstätte errichtet.
  • 1969 Aufbau der Hong Leong-Lürssen Werft (in Butterworth, Malaysia) gemeinsam mit der malaysischen Firmengruppe Hong Leong.
  • 1972–1980 wurde die Produktion vollständig nach Lemwerder verlagert, die Hauptverwaltung blieb in Vegesack.
  • 1979 Übernahme der Yacht- und Bootswerft Burmester im benachbarten Bremen-Burg
  • 1985 kam die am Nord-Ostsee-Kanal gelegene Kröger-Werft dazu, die jedoch selbstständig weitergeführt wird.
  • 1997 übernahm Lürssen aus der Konkursmasse des Bremer Vulkan das Hallenbaudock.
  • 1999 wurde die TBM-Werft in Washington (USA) übernommen.
  • 2000 trat Lürssen als Anteilseigner in die amerikanische Yachtwerft Palmer Johnson ein.
  • 2002 übernahm Lürssen die Schweers-Werft in Bardenfleth, die jetzt als Lürssen-Bardenfleth geführt wird, hier wurden und werden zahlreiche Boote für die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger gebaut.[6]
  • 2006 übernahm Lürssen die Neue Jadewerft in Wilhelmshaven
  • 2010 Übernahme der Rolandwerft in Berne

Weblinks

Einzelnachweise

  1. "Kölner Stadt-Anzeiger", 16.September 2011, S.11
  2. vgl. Kölner Stadt-Anzeiger, 16 September 2011, S. 11
  3. karriere, Ausgabe Nr. 09/2007, S. 26, Spalte 1
  4. Vgl. Kölner Stadt-Anzeiger vom 16. September 2011, S.11
  5. ausführlich dazu Artikel im Kölner Stadt-Anzeiger, a.a.O.
  6. http://www.neundorfer-ulf.de/stedingen/frameset-sted.html (Stand: 24. Januar 2009)

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