Lāčplēsis

Lāčplēsis
Lāčplēsis
Spīdala

Lāčplēsis ist ein episches Gedicht des lettischen Dichters Andrejs Pumpurs und gilt als lettisches Nationalepos. Er verfasste den Text zwischen 1872 und 1887 auf der Grundlage lettischer Mythen und Legenden. 1888 wurde das Werk unter dem Titel Lāčplēsis. Latvju tautas varonis. Tautas epuss. Pec tautas teikām sacerējis Pumpurs (Der Bärentöter. Ein Held des lettischen Volkes. Volksepos. Nach Volkssagen zusammengestellt von Pumpurs) veröffentlicht.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt des Gedichts

Das Gedicht erzählt das Leben des legendären Helden Lāčplēsis. Er wurde von den Göttern auserwählt, der Held seines Volkes zu sein. Sein Name bedeutet "Bärenreißer". Als junger Mann, Adoptivsohn des Herrn von Lielvārde, tötet er einen Bären, in dem er ihm mit bloßen Händen den Unterkiefer abreisst. Auf der Burg von Fürst Aizkraukli spionierte er die Hexe Spīdala, die mit dem Teufel im Bunde steht, und Kangars aus, der die lettischen Naturgötter durch den christlichen Glauben ersetzen will. Spīdala versucht, Lāčplēsis zu ertränken, indem sie ihn in den Staburags-Strudel der Daugava stößt. Lāčplēsis wird jedoch von der Zauberin Staburadze gerettet, die ihn in ihre Unterwasser-Kristallburg bringt. Dort trifft Lāčplēsis das Mädchen Laimdota ("von Laima Gegebene") und verliebt sich sofort in sie. Kurze Zeit später freundet er sich auch mit dem Helden Koknesis ("Baumträger") an und studiert mit ihm an der Burg von Burtnieks (Laimdotas Vater).

Kangars provoziert einen Krieg mit den Esten und Lāčplēsis kämpft gegen den Riesen Kalapuisis, um Laimdotas Hand zu gewinnen. Er bezwingt den Riesen und schließt mit ihm Frieden. Fortan kämpfen beide nun gegen den gemeinsamen Feind: die deutschen Missionare, angeführt durch den Priester Dietrich (Dītrihs). Die nächste Heldentat vollbringt Lāčplēsis damit, eine Nacht im versunkenen Schloss zu verbringen. So bricht er den Fluch, der auf dem Schloss lastet und dieses steigt wieder in die Lüfte. Laimdota und Lāčplēsis verloben sich. In den folgenden Episoden liest Laimdota in alten Büchern über die Schöpfung und die alten lettischen Lehren.

Laimdota und Koknesis werden nach Deutschland entführt und inhaftiert. Spīdala überzeugt Lāčplēsis davon, dass seine zwei Freunde einander lieben. Lāčplēsis kehrt zurück in seine Heimat Lielvārde, und macht sich von dort aus mit dem Schiff auf nach Deutschland. Sein Schiff geht jedoch in der Nordsee verloren, wo er die Tochter des Nordwinds kennen lernt. Während dessen treffen sich Dietrich und der livische Prinz Kaupa von Turaida mit dem Papst in Rom, um die Christianisierung Lettlands zu planen. Lāčplēsis beginnt seine gefährliche Heimreise über das Nordmeer. Er kämpft gegen Ungeheuer mit drei, sechs und neun Köpfen um die verzauberte Insel. Schließlich begegnet er Spīdala auf der Insel und heilt sie von ihrer Besessenheit. Danach trifft er Laimdota und Koknesis wieder, die aus Deutschland entkommen konnten, aber auf der verzauberten Insel in eine Falle geraten sind. Koknesis verliebt sich in Spīdala und die vier Freunde kehren zurück nach Lettland.

Zu Hause angekommen, feiern sie eine große Doppelhochzeit am Jāņi-Tag. Bald darauf brechen Lāčplēsis und Koknesis wieder auf, die deutschen Kreuzritter zu bekämpfen. Nach mehreren Schlachten können sie die Deutschen zurückdrängen. Doch deren Führer, Bischof Albert, holt Verstärkung aus Deutschland. Einer der Kreuzfahrer ist der Schwarze Ritter. Auf Befehl Dietrichs hin verrät Kangars das Geheimnis von Lāčplēsis' übermenschlicher Stärke: Lāčplēsis' Mutter war eine Bärin und seine übermenschlichen Kräfte rühren von seinen Bärenohren her. Daraufhin kommen die deutschen Ritter nach Lielvārde und bieten Lāčplēsis Frieden an. Lāčplēsis empfängt die Gäste und bewirtet sie in der Burg. Ein Turnier wird abgehalten, bei dem sich Lāčplēsis auf ein Duell mit dem Schwarzen Ritter einlässt, der ihm im Kampf beide Ohren abhaut und so seiner Kräfte beraubt. Dennoch stürzen beide Kontrahenten schließlich in die Daugava und versinken. Wenn Lāčplēsis dereinst wieder aus den Fluten ersteht, dann wird das lettische Volk frei sein.

Gliederung

  • Canto I: Der Rat der Götter - Lāčplēsis' Schicksal wird enthüllt.
  • Canto II: Lāčplēsis' erste Heldentat - Lāčplēsis macht sich auf zur Burtnieki-Burg - Treffen mit Spīdala - Im Teufelsschacht - In Staburadzes Palast - Rückkehr und Treffen mit Koknesis.
  • Canto III: Die Verschwörung Kangars und Spīdalas - Krieg mit den Esten - Das versunkene Schloss - Die Schöpfung - Die Letten werden von den Christen getäuscht.
  • Canto IV: Kaupa in Rom - Koknesis und Laimdota in Deutschland - Lāčplēsis im Nordmeer - Lāčplēsis' Rückkehr.
  • Canto V: Auf der verzauberten Insel - Treffen mit Spīdala - Heimkehr - Lāčplēsis, Laimdota und Koknesis sind wieder vereint.
  • Canto VI: Jāņi - Die Schlacht beginnt - Lāčplēsis' Hochzeit - Tod des Lāčplēsis.

Weitere Verarbeitungen

Der lettische Dramatiker und Schriftsteller Rainis verarbeitete die Motive des Epos in seinem Drama "Uguns un Nākts" (Nacht und Feuer) von 1905. Im Mittelpunkt steht hierbei jedoch nicht der Held Lāčplēsis selbst, sondern Spīdala (bei Rainis: Spīdola).

1988 entstand anlässlich des 100. Jahrestages des Erscheinens des Epos eine Adaption als Rockoper. Das Libretto schrieb Māra Zālīte, die Musik stammt von Zigmars Liepiņš. Die Uraufführung fand am 23. August 1988 statt - nicht zufällig dem 49. Jahrestag der Unterzeichnung des Hitler-Stalin-Pakts.

Lāčplēsis-Tag

Am Lāčplēsis-Tag (lettisch: Lāčplēša diena), dem 11. November, gedenken die Letten nicht des Endes des Ersten Weltkrieges 1918 (wie in vielen anderen Ländern), sondern des Sieges über die Bermontians bei der Schlacht von Riga im darauffolgenden Jahr.

Literatur

  • Andrejs Pumpurs: Lāčplesis. Latvju Tautas Varonis. Tautas eposs pēc tautas teikām sacerēts. Rīga 1995.
  • Friedrich Scholz: Die Literaturen des Baltikums. Ihre Entstehung und Entwicklung. Opladen 1990.

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