Antonplatz

Antonplatz
Der Antonplatz komplett von Süden

Der Antonplatz ist ein in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts angelegter Stadtplatz im Berliner Ortsteil Weißensee des heutigen Bezirks Pankow, der nach 1945 vergrößert wurde. Der gesamte Platz umfasst eine Fläche von rund 4200 m², er wird allerdings durch die in Ost-West-Richtung verlaufende Berliner Allee in einen nördlichen befestigten Bereich (rund 1500 m²) und einen begrünten südlichen Bereich (rund 2700 m²) zerschnitten.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Platz liegt im Weißenseer Gründerviertel. Von ihm gehen in nordwestliche Richtung die Langhansstraße und in nordöstliche Richtung die Max-Steinke-Straße ab. Das südliche Ende des Platzes ist nicht klar begrenzt, von der ab etwa 1950 freigegebenen Grünanlage gibt es eine fußläufige Verbindung bis zur Bizetstraße, benannt nach dem Komponisten Georges Bizet.

Geschichte

Der nördliche Teil des Antonplatzes mit Blick in die Max-Steinke-Straße (rechts) und die Langhansstraße (links)

Als Gustav Adolf Schön – einer der wesentlichen Gründer des städtischen Weißensee – Kapital für seine Bodenspekulationen benötigte, wurde er von seinem Bruder Anton Matthias Schön nach Kräften unterstützt. Ihm zu Ehren bekam der Platz um 1874 den Namen Antonplatz. Nach und nach errichteten verschiedene Privatleute und Baugesellschaften drei- bis vierstöckige Bürgerhäuser in der Umgebung des Platzes. Der Platz trug auch kurzzeitig den Namen Kaiser-Wilhelm-Platz (Jahr nicht angegeben), wie auf einer historischen Postkarte zu sehen ist.[1] Dominant wurde 1920 das als Stummfilmkino mit dem Namen „Decla-Lichtspiele“ eröffnete heutige Kino „Toni und Tonino“ am Nordrand des Antonplatzes (Max-Steinke-Straße 43, Postanschrift Antonplatz 1). Nach Kriegsschäden und deren Beseitigung bis 1948 nahm das Lichtspieltheater unter dem neuen Namen Toni seinen Spielbetrieb wieder auf, es blieb jedoch bis 1979 in Privatbesitz. Nach dem Zusammenbruch der DDR stand das zeitweilig denkmalgeschützte Gebäude leer und wurde zum Verkauf angeboten. Der Regisseur Michael Verhoeven erwarb es 1992, ließ es sanieren und um einen kleineren Vorführraum (Tonino) erweitern. Der Spielbetrieb konnte dadurch wieder aufgenommen werden.[2] Es diente sogar anlässlich der Berlinale im Februar 2010 als Spielstätte.[3]

Der südliche Teil des Antonplatzes, gesehen von der Mittelinsel der Berliner Allee

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Platz um ein südlich gelegenes Areal vergrößert, dass durch die Enttrümmerung ursprünglich hier vorhandener Wohnhäuser entstanden ist.

Am 8. Mai 1955, dem 10. Jahrestag der Befreiung, starteten Junge Pioniere am Antonplatz die Friedensstafette des damaligen Bezirks Weißensee

Bereits 1993 gab es in der Bezirksverwaltung erste Vorstellungen zur Umgestaltung des Antonplatzes, vor allem seines nördlichen Areals. Diese kamen aber wegen fehlender Finanzierung nicht über das Planungsstadium hinaus.[4] [5]

Im südlichen Platzbereich wurde 1963 eine Bronzestatue Der Gärtner des Künstlers Karl-Heinz Schamal aufgestellt, die es seit der Platzumgestaltung nicht mehr gibt.[6] In unmittelbarer Nachbarschaft befand sich seit 1979 eine von Margret Lüdtke entworfene Brunnenanlage. Sie maß sechs Meter im Durchmesser, aus einer mittigen 2,50 Meter hohen spiralförmigen Keramiksäule floss von oben das Wasser über die Anlage. Als der Antonplatz zwischen 2007 und 2008 für einen Betrag von rund 800.000 Euro komplett umgestaltet wurde, ließen die Bezirksverantwortlichen die weitestgehend marode alte Anlage ebenfalls abtragen. Stattdessen wurde eine nur 30 cm hohe Wasserkunst nach einem Entwurf von Matthias Heinz, Bildhauer und Steinmetz, am 15. Oktober 2008 in Betrieb genommen. Es handelt sich um sieben nebeneinanderliegende und gegenläufig keilförmige Becken mit einer Gesamtlänge von 12,80 m bei einer Breite von 3,90 Meter aus grauem Herschenberger Granit aus Linz auf einer Stahlbetonsohle.[7][8]

Neues Wasserspiel im Südbereich, im März 2010 noch ohne Wasser

Bereits seit 2007 wurde in der BVV Pankow ein Antrag beraten, den südlichen grünen Teil des Platzes gesondert in Jürgen-Kuczynski-Platz umzubenennen (nach dem umstrittenen Historiker und Wirtschaftswissenschaftler Jürgen Kuczynski), was in einer Sitzung des Kulturausschusses im Dezember 2009 festgelegt und öffentlich verkündet wurde.[9] Nach weiteren Diskussionen und öffentlichen Meinungsäußerungen verschiedener Kommunalpolitiker zur Person Kuczynski und auch zum Text einer Gedenktafel gibt es Schwierigkeiten mit dieser Ehrung, die BVV hat im Januar 2010 noch keinen endgültigen Beschluss dazu gefasst.[10][11] Am 8. Februar 2010 berichtete die Berliner Abendschau des rbb, dass die Namensgebung endgültig abgelehnt wurde.

Unmittelbar vor der Umgestaltung des Südareals wurde zu Beginn des 21. Jahrhunderts vor die Giebel der alten Bürgerhäuser und quer zur Berliner Allee eine Gebäudezeile gesetzt und ein kleines Geschäftszentrum am Rande des Grünbereiches eröffnet.

Verkehrsanbindung, Nutzung, Namensverwendung

Bemalter Hausgiebel Berliner Allee, an der Südseite des Platzes. Nach Umbau mit einem quergestellten Haus zugebaut, Oktober 2007

Der Antonplatz ist durch die Haltestellen der Straßenbahnlinien M4, 12 und M13 leicht zu erreichen. Er wird von der verkehrsreichen Berliner Allee (bis 1992 Klement-Gottwald-Allee) durchschnitten. Vom Platz zweigt in nördliche Richtung die Langhansstraße ab, die Max-Steinke-Straße ist im Bereich des Platzes eine Sackgasse. Direkt an der Ecke Antonplatz/Berliner Allee etablierte sich in den 1980er Jahren eine Goldbroiler-Gaststätte, die nach der Wende und der Privatisierung im Handel als Hähncheneck weiter existiert.

Auf dem befestigten Nordteil des Platzes findet an drei Wochentagen ein Frischemarkt mit Bioprodukten statt. Der Verein für Weißensee e.V., ein Verein für Jugendförderung, Kultur und Denkmalschutz in Weißensee und eine Interessengemeinschaft City Weißensee e.V. organisieren jährlich ein Bürgerfest, das an wechselnden Orten wie dem Park am Weißen See, aber auch am und um den Antonplatz stattfindet.[12][13]

Der einprägsame Name Antonplatz wird als Werbeadresse eines 1990 gegründeten Autohauses verwendet, das einige hundert Meter von diesem Platz entfernt seine Verkaufseinrichtung hat. Auch eine etwas weiter abgelegene Fahrschule in der Langhansstraße nutzt den Namen. Schließlich nennt sich auch ein 2005 in der Bizetstraße eröffnetes Gebäude, in dem die Stadtteilbibliothek und die Volkshochschule (Einrichtungen des Amtes für Kultur und Bildung) untergebracht sind, Bildungszentrum am Antonplatz.[14]

Weblinks

 Commons: Antonplatz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. AK-Sammlung bezüglich Weißensee. Abgerufen am 30. März 2010.
  2. Kurzgeschichte und Fotos zum Kino Toni auf Kinokompendium.de. Abgerufen am 25. Februar 2010.
  3. Barbara Kollmann: Berlinale auf Tournee durch die Bezirke. In: Berliner Morgenpost vom 15. Februar 2010. Abgerufen am 24. Februar 2010.
  4. Matthias Kunert: Bäume sollen auf den Antonplatz. Bezirk beantragt EU-Mittel für eine Umgestaltung. In: Berliner Zeitung vom 29. April 1999. Abgerufen am 25. Februar 2010.
  5. Homepage der beauftragten Planungsfirma Complan
  6. Website des Künstlers mit dem Hinweis auf die Statue. Abgerufen am 25. Februar 2010.
  7. Übergabe der neu gestalteten Grünanlage Antonplatz Süd am 15. Oktober 2008. Bericht des Bezirksamt Pankow über die Übergabe des Platzteils.
  8. Website der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung mit Details und einer Abbildung der Wasserkunst, auch ein Bild der vorherigen Brunnenkonstruktion ist zu sehen. Abgerufen am 25. Februar 2010
  9. Stefan Strauss: Ein Platz für Jürgen Kuczynski. Pankow ehrt Wissenschaftler. In: Berliner Zeitung. vom 4. Dezember 2009. Abgerufen am 24. Februar 2010.
  10. Stefan Strauss: Schwierigkeiten mit der Ehrung. Seit zwei Jahren soll ein Platz nach dem Wissenschaftler Jürgen Kuczynski benannt werden. In: Berliner Zeitung. vom 14. Januar 2010. Abgerufen am 24. Februar 2010.
  11. Text des Beschlussantrages der Fraktion Die Grünen zu einem möglichen J.-Kuczynski-Platz in Weißensee. Abgerufen am 24. Februar 2010.
  12. Fest am Antonplatz. In: B.Z. vom 12. September 2005. Abgerufen am 25. Februar 2010.
  13. Website der IG City Weißensee. Abgerufen am 25. Februar 2010.
  14. Information des BA Pankow zum Bildungszentrum am Antonplatz. Abgerufen am 25. Februar 2010.
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