Magenschleimhaut

Magenschleimhaut

Die Magenschleimhaut (lat. Tunica mucosa gastrica) ist die innere Auskleidung (Schleimhaut) des Magens. Sie besteht aus einem Epithel, einer Eigenschicht (Lamina propria mucosae) und einer Verbindungsschicht (Tela submucosa, Submukosa) zur weiter außen liegenden glatten Muskulatur der Magenwand.

Schematische Darstellung der alkalischen Schleimschicht im Magen mit Schleimhaut Abwehrmechanismen

Die Magenschleimhaut bildet die Magensäure und die am Verdauungsprozess beteiligten Stoffe Pepsinogen und Intrinsic Factor sowie verschiedene Hormone.[1] Außerdem bewirkt sie die Auskleidung des Magens mit einer dicken Schleimschicht, die die Magenwand vor der Magensäure schützt.

Die Schleimhaut des Magens ist je nach Füllungszustand in Falten gelegt. Die Schleimhaut zeigt eine Felderung, diese „Felder“ werden als Areae gastricae bezeichnet. Von der Schleimhaut gehen kraterartige Vertiefungen zur Eigenschicht aus, die als „Magengrübchen“ (Foveolae gastricae) bezeichnet werden.

Inhaltsverzeichnis

Epithel

Das Epithel der Magensschleimhaut besteht nur aus einer Zellschicht aus hochprismatischen (höher als breit) Zellen (einschichtiges hochprismatisches Epithel). Die Zellen (Epitheliocyti superficiales gastricae) sind durch sogenannte tight junctions fest untereinander verbunden. Im Epithel sind zahlreiche schleimproduzierende Nebenzellen eingestreut. Der Schleim dieser Zellen und der der Magendrüsen (s. u.) schützt das Epithel vor der im Magen produzierten Salzsäure.

Lamina propria mucosae

Die Eigenschicht besteht aus Bindegewebe, Blutgefäßen, Lymphgefäßen, Zellen des Immunsystems (teilweise als Lymphfollikel) und Drüsen. Die Magendrüsen münden in die Magengrübchen. Es handelt sich um schlauchförmige (tubuläre) Drüsen. Je nach Magenregion sind diese unterschiedlich ausgebildet und erfüllen auch unterschiedliche Funktionen. Man unterscheidet Kardia-, Fundus- und Pylorusdrüsen. Im Epithel der Magendrüsen sind neben exokrinen Zellen auch endokrin tätige Zellen integriert, die zum diffusen neuroendokrinen System (DNES) gehören.

Zur Submukosa hin besitzt die Eigenschicht eine Lage aus glatter Muskulatur, die Lamina muscularis mucosae. Am Übergang zur Submukosa liegen Ganglien des Meissner-Plexus (Plexus submucosus).

Kardiadrüsen

Die Kardiadrüsen (Glandulae cardiacae) erstrecken sich auf den Bereich des Mageneingangs (Cardia), lediglich bei Schweinen nehmen sie fast die Hälfte des Magens ein. Bei Pferden sind sie auf einen Randbereich am Übergang von der kutanen zur eigentlichen Schleimhaut ausgebildet.

Die Drüsenschläuche sind verzweigt und gewunden. Ihre Wand besteht aus den eigentlichen Drüsenzellen (Epitheliocyti cardiaci), die Muzine, ein alkalisches, schleimiges Sekret absondern.

Fundusdrüsen

Die Fundus- oder auch Eigendrüsen (Glandulae gastricae propriae) bilden den eigentlichen Magensaft. Sie erstrecken sich auf den Magenboden (Fundus) und -körper (Corpus ventriculi). Es sind gestreckte Schlauchdrüsen mit verschiedenen Zelltypen. Diese Schläuche werden in 3 Abschnitte unterteilt:

  • Isthmus: die Engstelle am Übergang vom Magengrübchen (Foveola gastrica) zum Drüsenschlauch
  • Hals (Cervix) des Drüsenschlauches
  • Hauptteil (Pars principalis): unterer Abschnitt und Drüsengrund

Die Zellen des Isthmus bestehen zum Teil aus Epithelzellen. Sie bilden, wie das übrige Epithel, Schleim (Mucus) und Bicarbonat-Ionen, die als Basen eine Pufferwirkung gegenüber den freien Protonen haben. Dieser alkalische Schleim schützt das Epithel vor dem sauren Milieu des Magens. Weiter in der Tiefe befinden sich Stammzellen, die sich kontinuierlich teilen und die absterbenden Epithelzellen ersetzen.[1]

Im Drüsenhals kommen vor allem Neben- und Belegzellen vor. Im Hauptteil liegen die Hauptzellen und auch einige Belegzellen.

Die Nebenzellen (Mucocyti cervicales) sind iso- bis hochprismatisch und besitzen einen basalen Zellkern. Sie sezernieren ebenfalls alkalischen Schleim zum Schutz des Epithels.

Humane Belegzellen (eosinophil, eine Zelle markiert), Hauptzellen (basophil).

Die Belegzellen (Exocrinocyti parietales) (auch Parietalzellen) liegen zwischen den übrigen Zellen oder ihnen außen an. Sie sezernieren Protonen, die sich extrazellulär mit Chloridionen zu Salzsäure zusammenlagern und den für die Cobalamin-Resorption (Vitamin B12) notwendigen Intrinsic Factor. Die Zellen bilden intrazelluläre Sekretkanäle mit Mikrovilli. Diese Kanäle werden im aktiven Zustand der Zellen in die luminale (zum Magenraum gerichtete) Plasmamembran eingebaut und vergrößern so die Kontakt- und Abgabefläche. Hier befinden sich Protonen-Kalium-Pumpen, die Protonen im Austausch gegen Kaliumionen aus der Zelle transportieren. Belegzellen sind relativ groß und eosinophil (mit Eosin anfärbbar und daher rötlich).[1]

Die Enterochromaffin-ähnlichen Zellen (auch ECL-Zellen oder H-Zellen) sind endokrine Zellen, die häufig in der Nähe der Belegzellen liegen. Sie produzieren Histamin, das stimulierend auf die Säureproduktion der Belegzellen wirkt.[1]

Die Hauptzellen (Exocrinocyti principales) im Hauptteil der Magendrüsen sind hochprismatisch mit einem basal liegenden Zellkern. Sie bilden Pepsinogene, die Vorstufen verschiedener Enzyme, die zusammengefasst als Pepsine bezeichnet werden (bei Wiederkäuern das Lab). Sie werden in sogenannten Zymogengranula in den Zellen zwischengespeichert. Hauptzellen sind durch den großen Anteil an rauhem endoplasmatischem Retikulum basophil (mit basophilen Farbstoffen anfärbbar, daher bläulich).[1]

Pylorusdrüsen

Die Pylorusdrüsen (Glandulae pyloricae) liegen am Magenausgang (Pylorus). Sie sondern, ähnlich den Kardiadrüsen, ein alkalisches, schleimiges Sekret ab. Sie sind isoprismatisch, der Zellkern ist teilweise stark abgeflacht. Im Gegensatz zu den weiter oral (also Richtung Speiseröhre) liegenden Magendrüsen besitzen die Glandulae pyloricae keine Haupt- und kaum Belegzellen. Im Epithel der Pylorusdrüsen sind neben den exokrinen Drüsenzellen (Exocrinocyti pylorici), die Schleim produzieren, auch endokrine Zellen integriert, die Hormone bilden und an die umgebenden Blutgefäße abgeben:

Die G-Zellen bilden das Hormon Gastrin, das die Säureproduktion in den Belegzellen stimuliert. Dies geschieht direkt (durch Stimulation der säurebildenden Belegzellen) und indirekt, durch Stimulation der Histaminausschüttung in ECL-Zellen.

Die D-Zellen bilden Somatostatin. Sie werden durch Magensäure im Magenlumen stimuliert. Somatostatin hemmt die Gastrinausschüttung in G-Zellen und die Histaminausschüttung in ECL-Zellen (was sich negativ auf die Säureproduktion auswirkt) sowie auch direkt die Säureproduktion in Belegzellen.[2] D-Zellen kommen auch im Magenfundus und-körper sowie im Zwölffingerdarm (und in weiteren Organen des Körpers, beispielsweise der Bauchspeicheldrüse) vor.

Submukosa

Die Tela submucosa stellt eine Verschiebeschicht dar. Siehe Hauptartikel Tela submucosa.

Einzelnachweise

  1. a b c d e Renate Lüllmann-Rauch: Taschenlehrbuch Histologie. 3. Auflage. Thieme Verlag, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-1312-9243-8, S. 373ff.
  2. Michael Gekle: Ernährung, Energiehaushalt und Verdauung. In: Michael Gekle u. a. (Hrsg.): Taschenlehrbuch Physiologie. Thieme Verlag, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-13-144981-8, S. 448f.

Literatur

  • Franz-Viktor Salomon: Magen, Ventriculus (Gaster). In: Franz-Viktor Salomon u. a. (Hrsg.): Anatomie für die Tiermedizin. 2. erw. Auflage. Enke Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8304-1075-1, S. 272–293.

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