Magna Carta Libertatum

Magna Carta Libertatum
Kopie der Magna Charta von 1215

Die meist nur kurz als Magna Carta (auch: Magna Charta[1]) bezeichnete Magna Carta Libertatum – auf Deutsch etwa: großer Freibrief – ist eine von Johann Ohneland zu Runnymede in England am 15. Juni 1215 unterzeichnete Vereinbarung mit dem revoltierenden englischen Adel. Sie gilt als die wichtigste englische verfassungsrechtliche Rechtsquelle. Ein bedeutender Teil der Magna Charta ist eine wörtliche Kopie der Charter of Liberties Heinrichs I., welche dem englischen Adel seine Rechte gewährte. Eine Kopie der Magna Charta aus dem Jahre 1297 erzielte bei einer Versteigerung am 18. Dezember 2007 in New York einen Rekordpreis von 21 Millionen US-Dollar.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Magna Charta verbriefte grundlegende politische Freiheiten des Adels gegenüber dem englischen König, dessen Land seinerzeit Lehen des Papstes Innozenz III. war. Der Kirche wurde die Unabhängigkeit von der Krone garantiert. Das Dokument wurde vom König nur auf erheblichen Druck der Barone angenommen.

Wirkliche Bedeutung begann die Magna Carta erst unter Johann Ohnelands Sohn, Heinrich III., zu entfalten. 1217, als das englische Königtum sich angesichts der Regentschaft des Zehnjährigen in einer Krise befand. Nachdem die Barone sich weigerten, weiterhin Steuern abzuführen, wurde die Magna Carta bestätigt. Von nun an diente sie immer wieder als Verhandlungsgrundlage zwischen König und Adel und erhielt fast schon sakralen Charakter. 1225 wurde sie erneut bestätigt. Während der Regierungszeit Heinrichs III. bildete sich so das für England neuartige Prinzip der Kontrolle eines Königs durch ein schriftliches Gesetz heraus.

Nachdem die Magna Carta zwischenzeitlich in den Hintergrund getreten war, nahm ihre Bedeutung im 17. Jahrhundert wieder zu, als sich im Englischen Bürgerkrieg der Konflikt zwischen Krone und Parlament zuspitzte. Durch fortwährende Änderungen und Ergänzungen wurden weiteren Bevölkerungsschichten Rechte eingestanden und letztendlich die konstitutionelle Monarchie entwickelt. Erst die Bill of Rights ersetzte 1689 die Magna Carta in weiten Teilen als grundlegendes Verfassungsdokument.

Heutige Bedeutung

Die Magna Carta ist immer noch Teil und Grundlage der Gesetze des Vereinigten Königreichs. Allerdings sind alle Paragraphen im Laufe der Zeit abgeschafft oder ersetzt worden, so dass sie nur noch historische und symbolische Bedeutung besitzt.

Die Magna Carta ist, zusammen mit der Bill of Rights von England, auch Grundlage aller Gesetze der Vereinigten Staaten. Insbesondere die Verfassung der Vereinigten Staaten bezieht sich in Teilen auf die in diesen Gesetzen festgelegten Grundrechte.

Besonderheiten

Eine Besonderheit der Magna Carta ist, dass es über ein Dutzend Originale gab. Damit das Dokument in allen Teilen des damaligen Reiches durchgesetzt werden konnte, wurde für jede Grafschaft ein Exemplar angefertigt und am 19. Juni 1215 durch den König unterzeichnet. Die Dokumente unterschieden sich dabei in ihrer Größe und Form sowie teilweise sogar im Wortlaut. Vier Exemplare sind bis heute erhalten. Zwei davon sind im Besitz des Britischen Museums, und jeweils eines befindet sich in Lincoln und Salisbury. Letzteres ist am besten erhalten. Es wurde erst vor wenigen Jahren wiederentdeckt und weist im Gegensatz zu den anderen kaum Abnutzungsspuren auf.

Eine von König Eduard I. veranlasste Kopie des Textes aus dem Jahr 1297 wurde vom Auktionshaus Sotheby's am 18. Dezember 2007 für 21,3 Millionen US-Dollar versteigert. Das handgeschriebene Dokument erwarb der US-Anwalt David Rubenstein, früher Berater des ehemaligen Präsidenten Jimmy Carter. Es ist die einzige in Privatbesitz befindliche Fassung der Magna Carta.[2]

Einzelnachweise

  1. Laut Duden nur so (Duden: Die deutsche Rechtschreibung, 24. Auflage, Mannheim u.a. 2006, S. 660).
  2. Die Presse: Magna Charta : "Große Urkunde der Freiheiten" versteigert vom 19. Dezember 2007.

Literatur

  • J. C. Holt: Magna Carta, Cambridge University Press, Cambridge 1992, ISBN 0-521-27778-7
  • A. E. Dick Howard: The Road from Runnymede. Magna Carta and Constitutionalism in America, University Press of Virginia, Charlottesville/London 1968
  • A. E. Dick Howard: "Magna Charta: Text and Commentary", revised edition, University Press of Virginia, Charlottesville/London 1998

Siehe auch

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