Mahdia

Mahdia
35.50774722222211.048027777778
Mahdia (Tunesien)
Mahdia
Mahdia
Skifa al Kahla - das Schwarze Tor
Vom Schwarzen Tor über den Hafen

Mahdia, (arabisch ‏المهدية‎, al-Mahdiya), ist eine tunesische Stadt mit 45.977 Einwohnern (2004), südlich von Monastir und südöstlich von Sousse gelegen.

Mahdia ist ein tunesisches Provinzzentrum nördlich von Sfax. Sie hat einen bedeutenden Fischereihafen und angeschlossene Industrie zur Verarbeitung von Fisch. Das Gouvernement von Mahdia hat eine Fläche von 2966 km² mit einer Bevölkerung von etwa 380.000 Einwohnern.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Stadt wurde von den Fatimiden unter dem Kalifen Abdallah al-Mahdi im Jahre 921 gegründet. Mahdia wurde die Hauptstadt von Ifriqiya und im Jahre 1087 von Schiffen aus Genua und Pisa angegriffen. Aus dem 10. und 11. Jahrhundert sind noch einige Gebäude erhalten.

1390 wurde die Stadt als Basis muslimischer Korsaren von einem franko-genuesischen Kreuzfahrerheer erfolglos belagert.

Im Zentrum der Halbinsel von Mahdia befindet sich die Festung Al Borj Al Kebir. Sie wurde unter türkischer Besetzung zur Verteidigung gegenüber den Spaniern erbaut.

Der Schiffsfund von Mahdia

35° 31′ 55″ N, 8° 47′ 15″ O35.5319444444448.7875

1907 rückte die Stadt durch ein antikes Schiffswrack in den Blickpunkt wissenschaftlichen Interesses. Der Schiffsfund von Mahdia war eine Entdeckung des griechischen Schwammtaucherkapitäns Giorgos Sourdos vor der tunesischen Küste[1]. Zunächst wurden Kunstobjekte und Säulenfragmente entdeckt, was auf eine untergegangene Stadt schließen ließ. Der französische Archäologe Alfred Merlin (* 13. März 1876 in Orléans, † 16. März 1965 in Paris), damals Direktor der Altertümerverwaltung im Protektorat Tunesien, erhielt davon Kenntnis. Mit Hilfe seines Mitarbeiters Louis Poinssot wurden die Funde wissenschaftlich untersucht und die entdeckten Holzteile als Schiffdecksplanken identifiziert. Der nun als Wrack nahe der heutigen Stadt Mahdia erkannte Fund stammt aus der Zeit um 80-100 v. Chr. Das Datum basiert auf beiliegenden Keramiken. Der größte Teil der Ladung wurden zwischen 1907 und 1913 durchgeführt. Nach heutiger Erkenntnis geriet der schwer beladene Lastensegler in einen der plötzliche auftretenden Stürme vor der nordafrikanischen Küste und sank. Marmor- und Bronzeskulpturen, hochwertige Möbelbeschläge und weitere innenarchitektonische Gegenstände sowie Katapultteile wie Kapitelle und Säulensegmente waren an Bord.

Bronzesatyr (35 cm) aus dem Schiffsfund (Nationalmuseum von Bardo, Tunis)

Der Segler war, nach Art der Fracht zu urteilen, von Piräus (Athen) nach Italien unterwegs, die u. a. an reiche römische Auftraggeber wie Cicero, einem als Kunstliebhaber bekannten römischen Staatsmannes, geliefert werden sollte, was Merlin als exzellenter Kenner der römischen Geschichte bereits damals vermutete. Merlin arbeitete mit dem Finder Sourdos zusammen. Ihm gelang es, der selbst nicht tauchen konnte, mit den Schwammtauchern die Fundstelle wiederzufinden und die Bergung mit Helmtauchanzügen durchzuführen. Die Tauchkampagne machte den Forscher zum ersten Unterwasserarchäologen der Geschichte und eröffnet damit diese neue Wissenschaftsdisziplin.

Zum Fund, der im Nationalmuseum von Bardo (Musée National du Bardo) in Tunis ausgestellt ist, gehören u. a. eine Marmorbüste, der Ariadne zugeschrieben, weiter Marmorfiguren, zwei großformatige Bronzestaturen, eine Herme des Dionysus mit turbanähnlicher Kopfbedeckung, seitlich mit einer Gravur versehen: ΒΟΗΘΟΣ ΚΑΛΧΗΔΟΝΙΟΣ ΕΠΟΙΕΙ - "Boëthos der Chalkedonier fertigte (es)" und eine Reihe kleiner Figuren und Kunstobjekte aus Bronze. Wissenschaftler des Rheinischen Landesmuseums Bonn restaurierten einen Teil der Ladung.

Literatur

Weblinks

 Commons: Mahdia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Alfred Merlin in Bulletin de la société nationale des antiquaires de France 1908:128-131 (beschrieben von William N. Bates in: Archaeological News: American Journal of Archaeology 13.1 (Januar - März 1909), S. 102 f

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