Majakowskoje

Majakowskoje
Siedlung
Majakowskoje/Nemmersdorf
Маяковское
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Gussew
Gegründet 13. Jahrhundert
Frühere Namen Nemmersdorf (bis 1946)
Siedlung seit 2009
Bevölkerung 782 Einwohner
(Stand: 2004)
Höhe des Zentrums 60 m
Zeitzone UTC+3
Telefonvorwahl (+7) 40143
Postleitzahl 238033
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 212 813 001
Geographische Lage
Koordinaten 54° 31′ N, 22° 4′ O54.52083333333322.06666666666760Koordinaten: 54° 31′ 15″ N, 22° 4′ 0″ O
Majakowskoje (Russland)
Red pog.svg
Lage in Russland
Majakowskoje (Oblast Kaliningrad)
Red pog.svg
Oblast Kaliningrad

Majakowskoje (russisch Маяко́вское, deutsch Nemmersdorf) ist ein Ort im Rajon Gussew (Kreis Gumbinnen) der Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)) in Russland und Zentrum der Majakowskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Majakowskoje).

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Majakowskoje liegt südwestlich von Gussew (Gumbinnen) an der Angerapp im ehemaligen Ostpreußen. Durch den Ort verläuft die Fernstraße R 508 von Gussew nach Osjorsk (Darkehmen, 1938–1946 Angerapp). Sie wird im Ort gekreuzt von einer Nebenstraße, die von Rjasanskoje (Hallwischken, 1938–1946 Hallweg) über Schutschkowo (Szuskehmen, 1936-1938 Schuskehmen, 1938-1946 Angerhöh) und Iwaschkino (Kollatischken, 1938–1946 Langenweiler) nach Gussew führt.

Eine Bahnanbindung besteht über die zwölf Kilometer entfernte Bahnstation in Gussew an der Strecke von Kaliningrad (Königsberg (Preußen)) nach Tschernyschewskoje (Eydtkuhnen, 1938–1946 Eydtkau), einem Teilstück der ehemaligen Preußischen Ostbahn.

Ortsname

Der aus dem Prußischen abgeleitete Name weist auf Sümpfe in der Umgebung hin (nemiršele, „Sumpfvergissmeinnicht“).

Nach dem damaligen Ortsnamen wurde das Massaker von Nemmersdorf benannt, das mutmaßlich Angehörige der Roten Armee am 21. Oktober 1944 an deutschen Zivilisten begingen.

Geschichte

Die Angerapp bei Majakowskoje (Nemmersdorf)

Das ehemalige Nemmersdorf galt als das größte Kirchdorf im Landkreis Gumbinnen, dessen Gründungszeit in das 13. Jahrhundert zurückreichte[1]. Die urkundliche Ersterwähnung erfolgte im Jahr 1515 in einer Verordnung des Hauptamtes Insterburg (heute russisch: Tschernjachowsk)[2].

Im Jahre 1910 zählten Dorf und Gut Nemmersdorf insgesamt 484 Einwohner[3], deren Zahl bis 1933 auf 607 und bis 1939 auf 637 anstieg[4]. Zwischen 1874 und 1945 war Nemmersdorf namensgebender Ort und Sitz des Amtsbezirks Nemmersdorf innerhalb des Landkreises Gumbinnen im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen. Zur Gemeinde Nemmersdorf gehörten die Ortsteile Kaimelswerder (russisch: Maximowka), Gut Pennacken (1938–1946 Werfen, russisch: Orlowka), Waldhaus Nemmersdorf, Gut Schroedershof sowie das Vorwerk Moskau.

Als Folge des Zweiten Weltkrieges kam Nemmersdorf unter sowjetische Administration und erhielt 1946 die neue Ortsbezeichnung „Majakowskoje“. Bis zum Jahre 2009 war der Ort Zentrum des „Majakowski Sowjet“ (Dorfsowjet Majakowskoje), in den 27 Ortschaften eingegliedert waren. Aufgrund einer Struktur- und Verwaltungsreform im Jahre 2009[5] wurde Majakowskoje zentraler Ort der „Majakowskoje selskoje posselenije“ (Landgemeinde Majakowskoje), in der sechs „Siedlung“ (possjolok) genannte Orte zusammenfasst sind.

Amtsbezirk Nemmersdorf

Am 18. März 1874 wurde der neu errichtete Amtsbezirk Nemmersdorf von 13 Landgemeinden und fünf Gutsbezirken gebildet[6]:

Name (bis 1938) Name (1938–1946) Name (seit 1946) Bemerkungen
Landgemeinden:
Aweningken Aweningken Tambowskoje
Eggelauken Eggelauken 1902 in die Landgemeinde
Gerschwillauken eingegliedert
Ganderkehmen Ganderkehmen Dunajewka 1928 in die Landgemeinde
Kiaulkehmen eingegliedert
Gerschwillauken Gerschwillauken Kasakowo 1935 in die Gemeinde
Jungort eingegliedert
Gerwischken Richtfelde Schaworonkowo
Kiaulkehmen Jungort
(seit 1935)
Dunajewka
Kollatischken Langenweiler Iwaschkino
Nemmersdorf Nemmersdorf Majakowskoje
Pagramutschen Pagramutschen Gribowo
Reckeln Reckeln Schiguli
Skripitschken Skripitschken Tambowskoje
Tittnaggen Krügertal Markino
Wandlaudszen
ab 1936: Wandlaudschen
Rotenkamp (Ostpr.) Ossinowka
Gutsbezirke:
Heinrichsdorf Heinrichsdorf Chimkino 1928 in die Landgemeinde
Kiaulkehmen eingegliedert
Kaimelswerder Kaimelswerder Maximowka 1928 in die Landgemeinde
Nemmersdorf eingegliedert
Nemmersdorf Nemmersdorf Majakowskoje 1928 in die Landgemeinde
Nemmersdorf eingegliedert
Pennacken Werfen Orlowka 1928 in die Landgemeinde
Nemmersdorf eingegliedert
Szemlauken Szemlauken

Am 1. Januar 1945 umfasste der Amtsbezirk Nemmersdorf die sieben Gemeinden: Jungort, Krügertal, Langenweiler, Nemmersdorf, Reckeln, Richtfelde und Rotenkamp. Er gehörte zum Landkreis Gumbinnen.

Majakowski Sowjet (Dorfsowjet Majakowskoje)

Bis 2009 war Majakowskoje zentraler Ort des „Majakowski sowjet“ (Dorfsowjet Majakowskoje) im Rajon Gussew. Zugehörig waren 27 Ortschaften[7]:

Heutiger Name Name (bis 1938) Name (1938–1946)
Bolschakowo Большаково Groß Mixeln Groß Mixeln
Chimkino Химкино Heinrichsdorf Heinrichsdorf
Dunajewka Дунаевка Kiaulkehmen Jungort
Grosnoje Грозное Plimballen
(Kreis Schloßberg)
Osterfelde
Iwaschkino Ивашкино Kollatischken Langenweiler
Karajewo Караваево Lampseden Lampshagen
Konopljowo Коноплёво Norgallen Wiekmünde
Kostino Костино Stobricken Krammsdorf
Luschki Лужки Schublauken Schublau
Maximowka Максимовка Kaimelswerder Kaimelswerder
Marejewka Мареевка Thuren Thuren
Markino Маркино Plimballen
(Kreis Gumbinnen)
Mertinshagen
Markino Маркино Tittnaggen Krügertal
Mischkino Мишкино Budballen Moorbude
Noworetschje Новоречье Stulgen Hasenrode
Orlowka Орловка Adomlauken Adamshausen
Orlowka Орловка Austinehlen Austinshof
Orlowka Орловка Pennacken Werfen
Ossinowka Осиновка Wandlaudszen/
Wandlaudschen
Rotenkamp
Pisarewo Писарево Girnehlen Mühlenruh
Pospelowo Поспелово Klein Mixeln Klein Mixeln
Proletarski Пролетарский Norgallen Wiekmünde
Schaworonkowo Жаворонково Gerwischken Richtfelde
Schiguli Жигули Reckeln Reckeln
Sytschjowo Сычёво Tutteln Tutteln
Tambowskoje Тамбовское Skripitschken Skripitschken
Tambowskoje Тамбовское Awewingken Aweningken

Kirche

Kirchengebäude

Die Nemmersdorfer Feldsteinkirche[8] wurde auf Anordnung Herzogs Albrecht von Preußen vorgenommen, aber erst - nach dessen Tod - 1589 verwirklicht. Es handelte um einen einfachen, rechteckigen Bai nahe der Angerapp (russisch: Angrapa), mit Sakristeianbau im Osten. 1769 wurde das Gotteshaus erneuert, der Altar soll aus der Werkstatt Isaac Rigas stammen.

Die ehemals kleinere der Kirchenglocken von 1748 wurde zu Kriegsende für Munitionszwecke abgeliefert, überdauerte aber den Krieg. Sie erhielt einen neuen Platz in der St.-Mauritius-Kirche im niedersächsischen Almstedt nahe Hildesheim.

Auch das Gotteshaus hat beide Weltkriege überstanden, trotz Beschädigung im Jahre 1944. Das Kirchenschiff ist erhalten, nun jedoch flach gedeckt, der Turm fehlt.

Nach 1945 wurde die Kirche zweckentfremdet und als Wirtschaftsgebäude genutzt. Anfang der 1960er Jahre wurde es umgebaut und dient jetzt als Kulturhaus und Bibliothek.

Kirchengemeinde

Ursprünglich wurde das Kirchspiel Nemmersdorf von Gawaiten (1938-1946 Herzogsrode, seit 1946: Gawrilowo) aus versehen. Zwischen 1633 und 1647 war auch Ischdaggen (1938–1946 Branden, seit 1946: Lermontowo) hierher eingepfarrt.

Bis 1945 war Nemmersdorf mit seiner überwiegend evangelischen Bevölkerung Pfarrdorf im Kirchenkreis Gumbinnen (Gussew) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union.

In der Zeit der Sowjetunion war kirchliches Leben untersagt. Erst in den 1990er Jahren bildeten sich in der Oblast Kaliningrad neue evangelische Gemeinde, von denen die der Salzburger Kirche in Gussew Majakowkoje am nächsten liegt. Sie gehört zur Propstei Kaliningrad in der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland[9].

Pfarrer

An der Nemmersdorfer Pfarrkirche amtierten bis 1945 30 evangelische Geistliche[10]:

  • Laurentius Kromdorff, 1590/1596
  • Christoph von Düben, 1603–1621
  • Christoph Baumgart, 1621–1630
  • Christoph Blume, 1630–1645
  • Abraham Merczigius, 1646
  • George Beyer, 1647–1654
  • Jacob Neukirch, 1652–1653
  • Melchior Ditzel, 1653–1670
  • Michael Terpitius, 1671–1688
  • Friedrich Paul, 1685–1686
  • Nicolaus Naps, 1686
  • Johann Keimel, 1688–1710
  • Johann Christian Hassius, 1710–1736
  • Daniel Simon Wilcke, 1736–1762
  • Reinhold Hein, 1751–1752
  • Christoph Daniel Hassenstein, 1752–1797
  • Johann Gottfried Ulrich, 1784–1796
  • Johann Alexander Deutschmann, 1796–1811
  • Heinrich Hübsch, 1811–1814
  • Christian Ferdinand Zippel, 1815–1824
  • Otto Ulrich Settegast, 1824–1827
  • Johann Christian Hirsch, 1827–1830
  • Eduard Gustav Albrecht, 1830–1844
  • Heinrich Albert Schenk, 1845–1862
  • Friedrich Gustav Dewitz, 1863–1876
  • Emil Arnold Th. Christmann, 1876–1896
  • Louis Ernst Gustav Guddas, 1896–1898
  • Georg Eugen Peter Henkys, 1899–1926
  • Hans Boretius, 1926–1935
  • Hans Puschke, 1935–1945

Majakowskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Majakowskoje)

Lage der Landgemeinde Majakowskoje im Rajon Gussew

Seit Inkrafttreten der Struktur- und Verwaltungsreform der Oblast Kaliningrad im Jahre 2009[11] ist Majakowskoje namensgebender Ort sechs „Siedlung“ (possjolok) genannter Ortschaften innerhalb der „Majakowskoje selskoje posselenije“ (Landgemeinde Majakowskoje):

  • Kasakowo Казаково
    (Gerschwillauken)
  • Kostino Костино
    (Stobricken, 1938–1946 Krammsdorf)
  • Majakowskoje Маяковское
    (Nemmersdorf)
  • Mischkino Мишкино
    (Budballen, 1938–1946 Moorbude)
  • Proletarski Пролетарский
    (Norgallen, 1938–1946 Wiekmünde)
  • Schiguli Жигули
    (Reckeln).

Verweise

Fußnoten

  1. Nemmersdorf in der Kreisgemeinschaft Gumbinnen
  2. Geschichte von Majakowskoje-Nemmersdorf
  3. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis
  4. Michael Rademacher, Deutsch-österreichisches Ortsbuch
  5. Nach dem Gesetz über die Zusammensetzung und Territorien der munizipalen Gebilde der Oblast Kaliningrad vom 25. Juni/1. Juli 2009, nebst Gesetz Nr. 255 vom 30. Juni 2008, präzisiert durch Gesetz Nr. 370 vom 1. Juli 2009
  6. Rolf Jehke, Amtsbezirk Nemmersdorf
  7. Genealogy net
  8. Nemmersdorfer Kirche
  9. Ev.-luth. Propstei Kaliningrad
  10. Friedwald Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968, Seite 100
  11. siehe oben Fußnote 5

Literatur

Weblink


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