Manfred Blechschmidt

Manfred Blechschmidt

Manfred Blechschmidt (* 17. September 1923 in Bermsgrün) ist ein deutscher Heimat- und Mundartschriftsteller. Er lebt im Ortsteil Erla der erzgebirgischen Kleinstadt Schwarzenberg. Er wurde durch zahlreiche Publikationen in erzgebirgischer Mundart bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach seiner Schulzeit war Blechschmidt zunächst als Waldarbeiter tätig. Seit 1941 war er als Soldat im Zweiten Weltkrieg eingesetzt und gelangte in Kriegsgefangenschaft, aus der er 1946 zurückkehrte. Als Forstanwärter im vogtländischen Unterlauterbach lernte Blechschmidt Ende der 1940er seine Frau Ingeborg, die er 1949 heiratete, kennen.[1][2] Ab 1950 studierte er an der Forstakademie Tharandt und arbeitete nach seinem Studium als Revierförster und Forsteinrichter in Bockau. Ab 1954 war er Direktor der Volkshochschule Aue und Fachlehrer für Biologie. Er absolvierte von 1960 bis 1963 ein Pädagogikstudium am Institut für Lehrerbildung in Auerbach und anschließend bis 1966 an der Pädagogischen Hochschule in Erfurt.

Blechschmidt engagierte sich in der DDR im Kulturbund, in dem er u.a. als Redaktionsleiter der Zeitschrift Glückauf – Heimat- und Kulturblätter des Kreises Aue/Sa. tätig war. Er war zudem Außenlektor des VEB Friedrich-Hofmeister-Verlags Leipzig für erzgebirgische und vogtländische Mundartdichtung. Für seine Verdienste um die Kulturarbeit wurde ihm am 7. Oktober 1959 die Verdienstmedaille der DDR verliehen.[3] Blechschmidt bemühte sich agitatorisch um einen neuen sozialistischen Heimatbegriff und um zeitgemäße Mundartdichtungen und -lieder.[4] So publizierte er 1959 die These, dass der Begriff „Heimat“ von der herrschenden Klasse im Kapitalismus missbraucht wird, um die Volksmassen zu verführen. Mit der Argumentation, dass sich ein Arbeiter unter kapitalistischen Verhältnissen weder daheim-, noch geborgen- noch wohlfühlen kann, kam er zu dem Schluss, dass Heimat nur da sein kann, „wo wir in Frieden arbeiten und den Sozialismus aufbauen können“ und die Freiheit des Menschen gewährleistet ist.[5]

Für seine „bahnbrechenden Leistungen auf dem Gebiete der erzgebirgischen Mundartdichtung“, insbesondere in dem Buch Viel Troppen machen e Wasser, in dem er die Mundartdichtung nutzt, um gegen Aberglaube, Spießbürgertum und Rückständigkeit anzukämpfen, erhielt er am 19. November 1960 den Kunstpreis des Bezirks Karl-Marx-Stadt. In einer zugehörigen Würdigung wurde betont, dass Blechschmidt „immer wieder gegen Heimattümelei und für eine neue, sozialistische Heimatliebe ein[tritt]“.[3] 1968 wurden ihm der Staatspreis für künstlerisches Volksschaffen 1. Klasse und 1973 die Johannes-R.-Becher-Medaille in Gold verliehen.[4] Weitere Ehrungen waren 1984 die Kurt-Barthel-Medaille durch das Ministerium für Kultur sowie der 1988 verliehene Vaterländische Verdienstorden in Bronze. Zudem war er seit 1980 Ehrenvorsitzender der Kreisleitung Aue des Kulturbundes.[6]

Von seiner Gründung im Oktober 1963 bis zum Eintritt in den Ruhestand 1989 leitete Blechschmidt – zunächst einige Jahre ehrenamtlich – das Erzgebirgsensemble Aue, das sich damals der Pflege von fortschrittlichen Traditionen des erzgebirgischen Brauchtums verschrieben hatte. „So sehen wir unsere Arbeit“, schrieb 1969 Manfred Blechschmidt, „in der aktiven Stellungnahme zur Wirklichkeit und Gegenwart. 25mal gastierte das Erzgebirgs-Ensemble oder Gruppen davon bei den Streitkräften, die zum Schutze der sozialistischen Errungenschaften an unseren Grenzen standen. Wir erfüllten diesen Auftrag gern, weil wir diesen Genossen etwas zu sagen hatten und auch verstanden wurden.[7] Er hatte maßgeblichen Einfluss auf das Entstehen von Kulturveranstaltungen wie dem Fest des Lichtes und des Tanzes in Aue, dem Fest des Liedes und der Freude und dem Lichtlfest in Schneeberg.[4]

Seit 1984 ist Blechschmidt freischaffender Schriftsteller. Er war Mitglied des Schriftstellerverbands der DDR und gehört nunmehr dem Verband deutscher Schriftsteller in Sachsen an. Im Laufe seines Schaffens entstanden über 60 Bücher, davon etwa ein Drittel in erzgebirgischer Mundart. Er publizierte mehrere heimatkundliche Bücher über das Erzgebirge und Vogtland wie das Bergland-Mosaik, Das große Buch vom Vogtland und Silbernes Erzgebirge, die in zahlreichen Auflagen erschienen. Daneben entstanden drei Theaterstücke für Laienspieler, 27 regionalgeschichtliche Broschüren, 57 neue Mundartlieder und mehr als 1000 meist heimatkundliche Beiträge in Kulturzeitschriften, Wochen- und Tageszeitungen (z.B. ein wöchentlicher Beitrag in der Wochenendbeilage der Chemnitzer Tageszeitung Freien Presse).[4] Seit 1990 ist er zudem einer der Herausgeber des Heimat- und Hauskalenders aus dem Erzgebirge und Vogtland.

Werke (Auswahl)

  • Holzerzeugung außerhalb des Waldes.
  • Die Astung.
  • Stimmen der Heimat. Dichtungen in erzgebirgischer und vogtländischer Mundart von den Anfängen bis zur Gegenwart. 1. A. 1960, 2. A. 1965 (Zusammen mit Friedrich Barthel), VEB Friedrich Hofmeister Leipzig
  • Viel Troppen machen e Wasser – Dorfgeschichten in erzgebirgischer Mundart. 1960
  • Ne Filbis-Dav sei Laabnswaag. 1. E armes Luder derf net traame. VEB Friedrich Hofmeister Musikverlag, Leipzig, 1968
  • Bergland-Mosaik. Ein Buch vom Erzgebirge (gemeinsam mit Klaus Walther), Greifenverlag zu Rudolstadt; 1. Auflage 1969
  • Dr Vugelbeerbaam – Alte und neue Lieder in erzgebirgischer Mundart. VEB Friedrich Hofmeister Musikverlag, Leipzig, 1970
  • Ne Filbis-Dav sei Laabnswaag. 2. Dr. Äppelbaam, daar blüht zer Lust. VEB Friedrich Hofmeister Musikverlag, Leipzig 1970
  • Behüt eich fei dos Licht – Ein Weihnachtsbuch des Erzgebirges. VEB Friedrich Hofmeister Musikverlag, Leipzig 1973
  • Die silberne Rose. Europäische Bergmannssagen. Greifenverlag , Rudolstadt 1974
  • Fichtelberggebiet. (Zusammen mit Klaus Walther und Christoph Georgi), VEB F. A. Brockhaus Verlag, Leipzig 1975
  • Ben Wasserhaus de Habutt blüht – Gedichte, Lieder und Geschichten in erzgebirgischer Mundart. VEB Friedrich Hofmeister Musikverlag, Leipzig, 1977
  • Böhmische Spaziergänge. Reisen zwischen Cheb und Ústí nad Labem., VEB F. A. Brockhaus Verlag, Leipzig 1978
  • Vogtland Bilder. Miniaturen einer Landschaft. (Zusammen mit Klaus Walther), Greifenverlag zu Rudolstadt, 1979
  • Polezeier Bummermann: Geschichten in erzgebirgischer Mundart. (Zusammen mit Hans Meu). VEB Friedrich Hofmeister Musikverlag, Leipzig, Leipzig 1981
  • Auersberggebiet. (Zusammen mit Klaus Walther und Christoph Georgi), VEB F. A. Brockhaus Verlag, 1983
  • Vom Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel zum volkseigenen Betrieb Nickelhütte Aue. (Zusammen mit Klaus Walther), VEB Nickelhütte Aue (Hrsg.), 1985
  • Anton Günther – aus seinem Leben und Werk'. Glück auf: Beiträge zur Pflege der erzgebirgischen und vogtländischen Folklore Band 31/32, Schneeberg, 1988
  • Vom Eisenhammer im Tal zum volkseigenen Betrieb Halbzeugwerk Auerhammer. (Zusammen mit Klaus Walther), VEB Halbzeugwerk Auerhammer (Hrsg.), 1988
  • Vogelbeerzeit. 1994
  • Der hundertjährige Kalender für das Erzgebirge und Vogtland. 1995
  • Engel und Bergmann. Weihnachten im Erzgebirge. Verlag Husum, 1995
  • Das Erzgebirgsjahr. Altis-Verlag, 1996
  • Gescheitheiten, die mer esu vun de Leit härt. Sprichwörter und Redensarten in erzgebirgischer Mundart. Sachsenbuch Verlagsgesellschaft, 1996
  • Silbernes Erzgebirge. (Zusammen mit Klaus Walther und Christoph Georgi), Chemnitzer Verlag, 1998, ISBN 3-928678-41-8
  • Das erzgebirgische Kräuterbuch. Altis-Verlag, 1998
  • Das große Buch vom Vogtland. Reisen zwischen Elster und Saale. (Zusammen mit Klaus Walther), Chemnitzer Verlag, 1999
  • Schwammezeit. Eine Auswahl der schönsten Geschichten in erzgebirgischer Mundart. (Zusammen mit Linde Detlefsen), Chemnitzer Verlag, 2001
  • Die 156 Strophen des altberühmten erzgebirgischen Heiligobndliedes. Altis-Verlag 2001
  • Mein Weihnachtsbuch. Altis-Verlag, 2002
  • Of dr Ufenbank: Ein Erzgebirgs-Almanach. (Zusammen mit Uwe Tippner und Günther Lutz); Verlagsgesellschaft BERGstraße mbH, Aue 2006
  • Heimat- und Hauskalender. Aus dem Erzgebirge und dem Vogtland. (Zusammen mit Christoph Georgi); Verlag Bild und Heimat. (2009, 2010, 2011)
  • Bei uns zu Hause. Chemnitzer Verlag, 2010 ISBN 978-3-937025-58-2

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Freie Presse Lokalausgabe Schwarzenberg vom 2. September 2009: Die Brautschuhe hat der Schuster aus Bettlaken genäht - Ingeborg und Manfred Blechschmidt feiern diamantene Hochzeit.
  2. Freie Presse Lokalausgabe Schwarzenberg vom 5. September 2009: Bücherberge stapeln sich bis unters Dach.
  3. a b Glückauf – Heimat- und Kulturblätter des Kreises Aue/Sa. 8(1961)1, S. 1: Manfred Blechschmidt erhielt den Kunstpreis.
  4. a b c d Elvira Werner: Mundart war und ist seine Inspiration. In: Erzgebirgische Heimatblätter 25(2003)5, S. 23-25
  5. Manfred Blechschmidt: Heimat, Heimatliebe und Heimattümelei. In: Glückauf – Heimat- und Kulturblätter des Kreises Aue/Sa. 6(1959)4, S. 69–71
  6. Michael Martischnig: Volkskundler in der Deutschen Demokratischen Republik heute. (= Mitteilungen des Instituts für Gegenwartsvolkskunde, Sonderband 4) Selbstverlag des österreichischen Museums für Volkskunde, Wien 1990, S. 26–28 ISBN 3900359466
  7. Manfred Blechschmidt: Von fortschrittlichen Traditionen und ihrer Weiterentwicklung. In: Der Heimatfreund für das Erzgebirge, 14 (1969), H. 2, S. 2

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Blechschmidt — ist der Familienname folgender Personen: André Blechschmidt (* 1957), deutscher Landespolitiker (Thüringen) (Linke) Erich Blechschmidt (1904–1992), deutscher Anatom Frank Blechschmidt (* 1961), deutscher Kommunal und Landespolitiker (Hessen)… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Ble — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Klaus Walther (Schriftsteller) — Klaus Walther (* 25. März 1937 in Chemnitz) ist ein deutscher Literaturwissenschaftler und Schriftsteller. Leben Nach einem zwischen 1961 bis 1964 am Literaturinstitut der Karl Marx Universität Leipzig absolvierten Studium der Journalistik… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste deutschsprachiger Schriftsteller/B — Deutschsprachige Schriftsteller   A B C D E F G H I …   Deutsch Wikipedia

  • Urania Universum — Die DDR Anthologie Urania Universum ist eine Buchreihe von populärwissenschaftlichen Jahrbüchern für Wissenschaft, Technik, Kultur, Sport und Unterhaltung des ehemaligen Urania Verlages Leipzig/Jena. Bände erschienen in den Jahren 1955… …   Deutsch Wikipedia

  • Auersberg — Aussichtsturm Höhe 1.019  …   Deutsch Wikipedia

  • Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel — Nickelhütte Aue GmbH Unternehmensform Gesellschaft mit beschränkter Haftung Gründung 1635 als Blaufarbenmühle, Namensänderung in Nickelhütte Anfang des 20. Jahrhunderts Unternehmenssitz Aue (Sachsen), Deutschland …   Deutsch Wikipedia

  • Döhnel — Carl Friedrich Döhnel (* 12. Juni 1772 in Schneeberg (Erzgebirge); † 28. Juli 1853 in Wiesenburg) zählt neben Christian Gottlob Wild zu den Begründern der erzgebirgischen Mundartliteratur. Döhnel ließ sich 1796 in Wiesenburg nieder und arbeitete… …   Deutsch Wikipedia

  • Emil Teubner — (* 28. Februar 1877 in Steinbach; † 6. Juli 1958 in Aue) war ein Holzschnitzer und Bildhauer aus dem Erzgebirge. Inhaltsverzeichnis 1 Schulbesuch, Arbeit, Familie 2 Entwicklung zum Künstler …   Deutsch Wikipedia

  • Krušné hory — f1p4 Erzgebirge physische Karte des Erzgebirges Höchster Gipfel Klínovec (1.244 m …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”