Mantel

Mantel
In der DDR gefertigter Pelzmantel Margit Schumanns, getragen während der Olympischen Winterspiele 1972

Der Mantel ist ein der Jacke ähnliches Kleidungsstück, das den ganzen Oberkörper bedeckt und bis über das Knie reicht. Meist dient er als wetterfeste Bekleidung und soll den Träger vor Wind und Regen schützen. Die Bezeichnung stammt von althochdeutsch mantal, welches wiederum von lateinisch mantulum abgeleitet ist, was so viel wie Hülle, Decke bedeutet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Reste des Pelzumhangs der Moorleiche von Kayhausen, ca. 364–350 v. Chr.

Einer der ältesten archäologisch belegten Mäntel ist der fünftausend Jahre alte Grasmantel der Gletscherleiche Ötzi. Die feine und kunstfertige handwerkliche Ausführung dieses und anderer seiner Kleidungsstücke führten zu einer umfassenden Neubewertung der mitteleuropäischen Kultur der Jungsteinzeit und ließen auch Rückschlüsse auf andere Kulturen gleicher Entwicklungsstufe zu.

Die Römer nannten ihre frühen Mantelformen Sagum und Trabea und unterschieden damit zwischen kurzen und längeren, halbkreisförmig geschnittenen Mänteln. Die Griechen trugen Chlamys und Himation.

Mantelformen A-Z

Caban

Caban-Mantel der US Navy

Der Caban-Mantel ist einer der Klassiker in Sachen maritimer Männermode. Er wurde speziell für bretonische Fischer gefertigt und war ursprünglich weiß. In der Bretagne heißt dieser Mantel „Kap Gwenn“, was soviel wie „weißer Stoff“ bedeutet. Ein seltener Name für die deutsche Version ist „Stutzer“. Bei der US-amerikanischen Marine heißt er Peacoat, in der Deutschen Bundesmarine wird er auch „Colani“ genannt.

Cape

Ein Cape (auch als Pelerine bezeichnet) ist ein ärmelloser, weit geschnittener Umhang für Männer und Frauen, meist mit geschlitzten Armdurchgriffen, oft mit (eventuell abnehmbarer) Kapuze. Es ist heute häufig als Regencape in Gebrauch, eine weitere Variante ist das schwarze Cape, als „Abendmantel“ zum Frack getragen.

In den 70er Jahren sah man Capes (Lodencapes) häufig im normalen Straßenbild, jedoch fast nur als Damenkleidung. Obwohl sie durch ihren großzügigen Schutz durchaus praktisch sein können, sind sie nur noch selten zu sehen.

In den letzten Jahren versuchen einige Modeschöpfer ein Remake des Capes, sowohl bei Damen als auch bei Herren, allerdings mit eher mäßigem Erfolg. Auch jetzt haben viele Modeschöpfer das Cape sowohl in der Damenmode als auch in der Herrenmode erneut in ihr Programm aufgenommen (sowohl in langer als auch in kurzer Version.)

Capuchon

Ein Capuchon (von französisch capuchon, Kapuze) ist ein kurzer Damenmantel mit einer großen Kapuze.

Crombie Coat

Der Crombie ist ein klassischer englischer Stadtmantel, geschneidert aus dickem Wollstoff, meist einreihig mit verdeckter Knopfleiste. Dieser Mantel ist in der Skinhead-Szene sehr beliebt, da er z. B. die Working class symbolisiert.

Dufflecoat

Dufflecoat

Hauptartikel: Dufflecoat

Typische Merkmale des sportlich-geschnittenen Dufflecoat aus warmem Wollstoff sind: Kapuze (als einziger Mantel), aufgesetzte Taschen und Knebelverschlüsse.

Garrick

Der Schauspieler David Garrick ließ sich diesen Mantel im 18. Jahrhundert als erster anfertigen: Zahlreiche, übereinandergelegte Pelerinenkragen sollten den englischen Landadel, später dann hochherrschaftliche Kutscher vor Regen und Nässe schützen.

Havelock

Der Havelock ist ein einreihiger Mantel ohne Ärmel.

Inverness-Mantel

Hauptartikel: Inverness-Mantel

Kotze

Hauptartikel: Kotze (Kleidung)

Lackmantel

Lackmäntel werden aus beschichteten Stoffen (PU oder PVC) hergestellt. Bei dem Lack kann es sich um Glanzlack oder Mattlack handeln. Mattlack wird auch im sportlichen Bereich für Regenjacken und Regenanzüge verwendet.

Die ersten Lackmäntel waren Damenmäntel, sie ersetzten den klassischen Regenmantel.

Zuletzt dienten sie weniger als funktionelles Kleidungsstück sondern als modisches Accessoire. Klassische Lackmäntel sind schwarz, rot oder weiß, heute liefert der Handel alle Farbnuancen. Glanzlack wird, ähnlich dem Nappaleder, eine erotische Ausstrahlung zugeschrieben.

Bekleidung aus Lackstoffen gibt es in unterschiedlichen Formen und Designs, inzwischen auch für Männer. Hüte, Mützen und Südwester werden ebenfalls daraus hergestellt.

Ledermantel

Der Schnitt des sehr schweren Ledermantels ist an die Mäntel der Offiziere des Ersten Weltkrieges angelehnt. Er ähnelt im Schnitt einem engen Blazer oder Sakko, die Revers können wie bei einem solchen nach außen umgeschlagen getragen, alternativ jedoch für besseren Schutz übereinandergeklappt und unter dem Kragen geschlossen werden. Diese Mäntel waren in sehr dunklem grün mit Schulterstücken bei der Wehrmacht und der SS im 3. Reich für Offiziere zulässige, jedoch privat zu beschaffende Uniformteile. Auch bei der Gestapo wurden solche Mäntel in ziviler Version getragen, der offizielle Dienstmantel war jedoch aus gummiertem Baumwollstoff („Klepper“), trotzdem ist die Bezeichnung als „Gestapo-Mantel“ für diesen Typ Mantel auch aus Leder bis heute verbreitet. Aufgrund dieser Vergangenheit wird dieser Typ Ledermantel vielfach mit dem 3. Reich assoziiert und in vielen Medienproduktionen gerne als offensichtliches Kennzeichen für NS-Funktionsträger verwendet.

Der Ledertrenchcoat von heute besteht in der Regel aus hochwertigem Rind-Nappaleder, aus Velours- oder Kunstleder und ist leicht gefüttert. Mit einem warmen Wollfutter oder einem Pelz- oder Webpelz-Futter ist er auch im Winter tragbar. Glattlederversionen sind oft nicht gefüttert, eine Imprägnierung des Leders schützt bedingt vor Nässe.

In der Metal-Szene erfreut sich der Ledermantel besonderer Beliebtheit. Anders als bei den Uniformen des dritten Reichs ist die normale Mantelfarbe bei Szeneangehörigen jedoch schwarz anstelle von dunkelgrün. In der Regel sind diese Mäntel weniger uniformartig geschnitten, dafür jedoch meist länger und aus schwarzem Rind-Nappaleder gefertigt. Durch die Matrix-Filmreihe wurde der schlichte enge und lange Ledermantel um die Jahrtausendwende ein beliebter Modeartikel, obwohl die originalen Matrixmäntel eigentlich aus Lack und nicht aus Leder sind.

Lodenmantel

Ein echter Lodenmantel besteht aus gewalkter und gekämmter Wollfaser und lässt den Regen gut genug abperlen, um ein paar Stunden bei schlechtem Wetter trocken zu bleiben. Die klassische Form ist weit und lang geschnitten, hat einen Umlegekragen und eine lange senkrechte Kellerfalte am Rücken.

Mantelet

Mantelet (französisch mantelet, wörtlich „Mäntelchen“) ist ein Kurzumhang mit Kapuze für Damen; v. a. im 17. bis 19. Jahrhundert gebräuchlich.

Paletot

Paletot (französisch paletot, „Obergewand“) ist ein leicht taillierter, ein- oder zweireihiger Mantel mit anzugähnlichem Revers, der im 18. Jahrhundert dem Stil des darunter getragenen Anzuges entsprach. Er ist aus ungemusterten Wollstoffen gearbeitet; der Kragen, manchmal ein Samtkragen, kann schmaler als das Revers sein. Die Taschen sind entweder schräg oder waagerecht.[1] Die in der Pelzbranche übliche, allgemeine Bezeichnung Paletot für eine lange Pelzjacke wird seit etwa vor 2000 zunehmend durch den in den Textilbranche üblichen Begriff Kurzmantel abgelöst.

Pardesü

Hauptartikel: Pardesü

Pelzmantel

Hauptartikel: Pelzmantel

Poncho

Hauptartikel: Poncho

Radmantel

Eine der ursprünglichsten Mantelformen: Ein an einer Seite offener Stoffkreis wird in der Mitte mit einer Halsöffnung versehen und über die Schultern gehängt. Ein Verschluss, Kragen und Schlitze zum Durchschieben der Arme können vorhanden sein. Ein enger Verwandter ist das Cape.

Raglanmantel

Benannt ist dieses Kleidungsstück nach dem einarmigen Feldmarschall Lord Fitzroy James Henry Somerset, später Baron Raglan, dem britischen Oberkommandierenden im Krimkrieg, der einen solchen Mantel trug. Charakteristisch für diesen Mantel ist die Ärmelform: Die Armkugel ist bis zum Halsloch angeschnitten, so dass die Ärmelnaht schräg von der Achsel bis zum Halsausschnitt verläuft und die Schulterpartie am Ärmel angeschnitten ist. Dieser Schnitt erleichtert das An- und Ausziehen.

Redingote

Ein Redingote (französisch redingote, Verballhornung von englisch riding coat) ist ein langer Mantel mit großem Kragen und evtl. ein bis drei Pelerinen. Die Redingote entstand im England des 18. Jahrhunderts als Reitermantel und bürgerte sich in Frankreich als modischer Mantel für Männer und Frauen ein. Bis heute gibt es Abwandlungen dieses Stils.

Regenmantel

Ein Regenmantel soll vor allem gegen Nässe schützen. Deshalb ist er aus wasserabweisendem Material gefertigt. Früher war das vor allem Gummi, später, in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts, der (Friesennerz), gummierter Baumwollstoff (engl. Mackintosh-Mantel seit 1822), der Kleppermantel oder gewachster Baumwollstoff (Barbour-Jacken seit ca. 1908), später auch kunststoffartige Gewebe wie die Mikrofaser.

Um ca. 1950 wurden die Regenmäntel komplett aus PVC angefertigt. So entstand der Plastikregenmantel, der heute noch angeboten und genutzt wird. Der Nachteil war allerdings, dass auch keine Nässe nach außen drang, sodass man zu starker Transpiration neigte und unter der Kleidung nass wurde.

Heute werden Regenmäntel aus atmungsaktiven synthetischen Stoffen mit Klimamembranen (Goretex, Sympatex u. a.) gefertigt. Darüber hinaus gibt es auch Regenmäntel, die aus beschichteten Materialien (PU oder PVC) gefertigt als Lackmäntel angeboten werden. Lackmäntel haben auch die Funktion eines Regenmantels, werden aber aufgrund der schönen Optik auch gern bei schönem oder windigem Wetter getragen.

Regenmäntel sind meist lang geschnitten und haben einen hohen Kragen oder gar eine Kapuze. Segelanzüge haben ebenfalls die Funktion eines Regenmantels.

Roquelor

Hauptartikel: Roquelor

Staubmantel

→ Hauptartikel: Staubmantel

Als Staubmantel (Duster) wird eine robuste Mantelform bezeichnet, die dem Träger besonderen Schutz beim Sitzen auf einem Pferd, Kutschbock oder in neueren Zeiten auch einem Motorrad bieten soll. Er entwickelte sich vermutlich aus dem Kutschermantel oder Carrick in den Pionierepochen Nordamerikas und Australiens.

Surtout

Hauptartikel Surtout

Trenchcoat

Hauptartikel Trenchcoat

Der klassische Trenchcoat ist ein Regenmantel aus leichtem Baumwollstoff, wie Gabardine oder Popeline. Im wörtlichen Sinn ist er, aus dem Englischen stammend, ein Mantel (= coat) für Schützengräben (seit dem Ersten Weltkrieg). Trench hat dort die Bedeutung von Schützen- oder Laufgraben, was sich wiederum aus dem Französischen „tranchées“ = Schützengräben ableitet. Der Trenchcoat gehörte damals zur Standardausrüstung der britischen Armee. Sein Erfinder war Thomas Burberry, der auch den oben genannten Gabardine einführte.

Ulster

→ Hauptartikel: Ulster (Mantel)

Langer, weiter Wintermantel; wird gerne von Männern getragen; besteht aus schwerem Stoff mit breitem Kragen und breitem Revers.

Der Name dieses Mantels entstand im 20. Jahrhundert aus dem Namen der Provinz Ulster in Nordirland, wo dieser schwere Stoff zuerst hergestellt und Mäntel daraus gefertigt wurden.

Wissenswertes

  • Die Redensart „Den Mantel nach dem Wind hängen“ bedeutet, dass man sich stets der herrschenden Meinung oder den Machtverhältnissen anpasst.
  • Die Redensart „einer Sache ein Mäntelchen umhängen“ bedeutet, dass man etwas als harmlos hinstellt.
  • Der Spruch „Die Wahrheit ist ein wärmender Mantel“ bedeutet, dass die Wahrheit etwas Gutes und Beschützendes ist.
  • Legendär ist Nikolai Gogols 1842 entstandene Erzählung Der Mantel.
  • Martin von Tours teilte der Überlieferung nach mit seinem Schwert seinen Mantel und gab die eine Hälfte einem armen, unbekleideten Mann.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Alfons Hofer: Textil- und Modelexikon. Band 2, Deutscher Fachverlag, Frankfurt am Main 1997, Stichwort Paletot

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Mantel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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