Aphrodisierend

Aphrodisierend
Horn eines Nashorns und daraus hergestelltes asiatisches Aphrodisiakum

Ein Aphrodisiakum (Mehrzahl Aphrodisiaka, Adjektiv aphrodisisch) ist ein Mittel zur Steigerung (bzw. Wiedererweckung oder Belebung) der Libido, der sexuellen Begierde und des sexuellen Lustempfindens, das spezifisch reizend und anregend auf die Geschlechtsorgane wirkt. Der Name kommt aus dem griechischen und ist von Aphrodite, der Göttin der Liebe, und ihrem Fest Aphrodisia abgeleitet. Ein gegensätzlich wirkendes Mittel wird Anaphrodisiakum genannt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Antike

Der Göttin Aphrodite waren viele würzige Kräuter und wohlduftende Pflanzen mit erotisierender und berauschender Wirkung geweiht. Zu den unzähligen Pflanzen, deren aphrodisische Wirkung in der Antike geschätzt wurde, gehören etwa die Alraune (Mandragora officinalis), Sauerampfer (Rumex Acetosa) der Safrankrokus (Crocus sativus), die Erdscheibe (Cyclamen graecum), die Meeres- oder Stranddistel (Eryngium maritimum) und die Falzblume (Teucrium micropodioides, syn. Micropus erectus). Auch Wein wurde gern in Mischung mit anderen Rauschmitteln als Aphrodisiakum benutzt. Weit verbreitet war auch im alten Ägypten die Anwendung von aphrodisischen Pflanzen, wo man sie mit Hathor „Göttin der Liebe“ in Verbindung brachte.

Mittelalter

Im Mittelalter galten etliche Zauberpflanzen, z. B.Grünkohl (Brasica Oleracea Var. sabellica), Petersilie, Löffelkraut und andere Kräuter sowie Gewürze wie die Muskatnuss, als Aphrodisiakum. Sogar die Tomate (ein Nachtschattengewächs) wurde in Amerika näher in Betracht gezogen ("Liebesapfel", "Paradiesapfel").

Gegenwart

Auch heute wird im Volksglauben oder in Pseudowissenschaften zahlreichen Pflanzen, Tieren, Drogen etc. eine Wirkung als Aphrodisiakum nachgesagt, die z. B. als Gewürz, Nahrungs-, Stärkung- oder Potenzmittel, Parfüm, Kosmetika oder Schmuck verwendet werden. Einige Beispiele sind Asant, Austern, Schokolade, Trüffel, Camu-Camu, Hawaiianische Holzrose, Maca, Cantharidin, Spanische Fliege, Hormiga culona, Myrrhe oder Bibergeil. Die Forschung der pharmazeutischen Industrie entwickelt heute luststeigernden Drogen, deren Wirkungen in klinischen Studien ermittelt werden.

Nicht hauptsächlich aphrodisierende Drogen

Wenn die Steigerung der sexuellen Lust und Libido nicht die hauptsächliche Wirkung einer Droge ist, zählt sie nicht zu den Aphrodisiaka. Zu dieser Gruppe gehören psychotrope Substanzen wie z. B. Alkohol, Cannabis[1], Methaqualon, GHB, MDMA oder Poppers, die auch konsumiert werden, um zu Entspannen, das sexuelle Vergnügen zu steigern oder sexuelle Hemmungen zu verringern.

Auch Substanzen zur Behandlung von Erektile Dysfunktionen, wie z. B. Viagra oder Levitra, zählen nicht zu den Aphrodisiaka, da sie keine direkte luststeigernde Wirkung haben. Für die aphrodisierende Wirkung von Produkten aus belebenden oder stärkenden Pflanzen wie z. B. Kaffee, Catuaba, Guaraná, Tin kuan yin, Muira Puama, Damiana oder Epimedium (Horny Goat Weed) gibt es keine eindeutigen wissenschaftlichen Belege[2] [3].

Aphrodisierende Drogen

Hormone wie z. B. DHEA (Dehydroepiandrosteron), Pheromone, Oxytocin, PEA (Phenethylamin), Estrogen, Testosteron, Serotonin, Dopamin, Progesteron, Prolactin oder Vasopressin beeinflussen das sexuelle Verhalten auf unterschiedliche Weise. Einen einzelnen Stoff, der als Aphrodisiakum wirkt und alle sexuellen Probleme löst, gibt es nicht. Die pharmazeutische Forschung entwickelt daher Medikamente, mit den Stoffen, die die Sexualität unterschiedlich beeinflussen.

Bremelanotid

Präparate, die die Melanocortinrezeptoren MC3-R und MC4-R im Gehirn aktivieren, sind im Moment die wirksamsten aphrodisierenden Drogen. Bremelanotid, früher bekannt als PT-141, wurde in klinischen Versuchen für die Behandlung von Funktionsstörungen der sexuellen Erregung und Erektile Dysfunktion eingesetzt. Dieses Präparat war für beide Geschlechter gedacht. Die Ergebnisse der Vorstudie zeigten eine Wirksamkeit dieser Droge [4] [5], aber auch einen erhöhten Blutdruck als Nebeneffekt. [6]. Aus diesem Grund wurde das alternative Präparat PL-6983 entwickelt.

Bupropion

Bupropion ist ein Antidepressivum, dessen sexuelle Stimulanz durch die Anregung des Limbischen Systems, der Amygdala, des Septums, Hippocampus und Entorhinal Cortex zu wirken scheint. Diese Anregung verstärkt bei sexuellen Aktivitäten die Lust und Empfindlichkeit der Genitalien, wodurch Sinnesreize einfacher in sexuelle Handlungen umgesetzt werden können. Bupropion erhöht nicht die sexuellen Aktivitäten an sich.

Dopamin

Dopaminerge Drogen, wie z. B. Deprenyl, Phenylethylamine, Quineloran, Lisurid, Bromocriptin; L-dopa, Minaprin oder Amineptin wirken über die Anregung des Neurotransmitters Dopamin oder der Dopamin-Rezeptoren. Diese Drogen können das sexuelle Verlangen erhöhen, bis hin zur Hypersexualität und anomalem sexuellen Verhalten.

Oxytocin

Das Hormon Oxytocin beeinflusst die menschlichen Gefühle vielfältig und wird durch gleichmässige taktile Reize und beim Orgasmus im Körper ausgeschüttet. Es erzeugt z. B. ein Gefühl persönlicher Verbundenheit mit einem Menschen, Wohlgefühle oder Entspannung. Die luststeigernde Wirkung von Oxytocin ist bei Frauen und Männern nachgewiesen. [7]

Phenethylamin

Phenethylamin, kurz PEA, ist als körpereigenes Hormon für das Glücksempfinden mitverantwortlich und ist Bestandteil verschiedener Nahrungsmittel wie z. B. Schokolade. Wenngleich PEA in populärer Literatur als Aphrodisiakum genannt wird, [8] gibt es dafür keine wissenschaftlichen Belege. [9]

Testosteron

Die Libido wird durch verschiedene Hormone, insbesondere durch Testosteron beeinflusst. [10] Bei Frauen in der Post-Menopause bzw. bei Männern über 60 mit einem verminderten Sexualtrieb, der mit einem geringen Testosteron-Niveau korreliert, können Testosteron-Präparate die Libido steigern. [11] [12] Bei älteren Männern wirken sich auch Vorstufen von Testosteron positive auf deren Sexualtrieb aus. [13] [14] Andere anabole Steroide wie z. B. Trenbolon, die den Effekt von Testosteron nachahmen, können die Libido ebenfalls erhöhen. Allerdings haben solche Stoffe als Nebeneffekte z. B. Hodenatrophie, was den Sexualtrieb vermindern kann, bei längerer Einnahme sogar dauerhaft.

Yohimbine

Yohimbin ist ein Alkaloid der Baumrinde Yohimbe, das oft als schwacher MAO Inhibitor gilt, wofür es jedoch keine Belege gibt. Yohimbin ist Bestandteil einiger pharmazeutischer Potenzmittel wie z. B. Yocon, Yohimex, Aphrodyne oder Viritab. Der Hauptbestandteil von Yohimbin ist ein alpha-adrenergic Antagonist, durch den der Blutfluss der Genitalien beider Geschlechter und bei einigen Menschen die sexuelle Sensitivität und Erregung erhöht wird. Die Yohimbe-Baumrinde enthält neben Yohimbin weitere Alkaloide, die verschiedene Wirkungen wie z. B. rasender Puls, Schwitzen oder Angstgefühl haben können. Deshalb sind Potenzmittel, die direkt aus der Yohimbe-Baumrinde hergestellt werden, mit Vorsicht zu sehen. In hohen Dosen können auch die pharmazeutischer Potenzmittel, die Yohimbin enthalten, solche Nebenwirkungen haben. [15] [16]

Literatur

  • T.L. Crenshaw: The Alchemy of Love and Lust. Pocket Books, New York 1997, ISBN 978-0671004446. 
  • T.L. Crenshaw; J.P. Goldberg: Sexual Pharmacology, Drugs that affect sexual functioning. W.W. Norton & Company, New York 1996, ISBN 978-0393701449. 
  • E.D. Goldberg, W.G. Paschinskij: Pflanzliche Stimulatoren der Sexualfunktion. Pmi, 1992, ISBN 978-3860070529. 
  • Christian Rätsch, Claudia Müller-Ebeling: Lexikon der Liebesmittel: Pflanzliche, mineralische, tierische und synthetische Aphrodisiaka. AT Verlag, 2003, ISBN 978-3-85502-772-9. 
  • Raymond Stark: Aphrodisiaka und ihre Wirkung. Heyne Verlag, München 1986, ISBN 3-453-41607-4. 

Quellen

  1. Cannabis Puts Females in the Mood for Love. Mark Henderson, The Times (29. Januar 2001). Abgerufen am 23. August 2007.
  2. Rowland DL, Tai W.: A review of plant-derived and herbal approaches to the treatment of sexual dysfunctions. In: J. Sex. Marital Ther.. 29(3), 2003, S. 185-205
  3. Waynberg, J., et al.: Effects of Herbal vX on libido and sexual activity in premenopausal and postmenopausal women. In: Adv. Ther.. 17(5), 2000, S. 255-262
  4. S.H. King, Mayorov AV, Balse-Srinivasan P, Hruby VJ, Vanderah TW, Wessells H.: Melanocortin receptors, melanotropic peptides and penile erection.. In: Curr Top Med Chem.. 2007. PMID 17584130
  5. Shadiack, Annette M.; Shubh D. Sharma, Dennis C. Earle, Carl Spana and Trevor J. Hallam. (2007). Melanocortins in the Treatment of Male and Female Sexual Dysfunction.. Abgerufen am 1. Dezember 2008.
  6. Palatin Technologies Announces New Strategic objectives. Abgerufen am 13. Mai 2008.
  7. T.L. Crenshaw; J.P. Goldberg: Sexual Pharmacology, Drugs that affect sexual functioning. W.W. Norton & Company, New York 1996, ISBN 978-0393701449, S. 416-418. 
  8. Michael Liebowitz: Chemistry Of Love. Berkley, 1984, ISBN 978-0425069899. 
  9. T.L. Crenshaw; J.P. Goldberg: Sexual Pharmacology, Drugs that affect sexual functioning. W.W. Norton & Company, New York 1996, ISBN 978-0393701449, S. 374-375. 
  10. R. Shabsigh: The effects of testosterone on the cavernous tissue and erectile function. In: World J. Urol. 15, 1997, S. 21. doi:10.1007/BF01275152. PMID 9066090
  11. Rebecca Goldstat, Esther Briganti, Jane Tran, Rory Wolfe, Susan R. Davis: Transdermal testosterone therapy improves well-being, mood, and sexual function in premenopausal women.. In: Menopause. 10, Nr. 5, September 2003, S. 390–8. doi:10.1097/01.GME.0000060256.03945.20. PMID 14501599
  12. P.B. Gray, A.B. Singh, L.J. Woodhouse, T.W. Storer, R. Casaburi, J. Dzekov, C. Dzekov, I. Sinha-Hikim, S. Bhasin: Dose-dependent effects of testosterone on sexual function, mood, and visuospatial cognition in older men. In: J Clin Endocrinol Metab.. 2005. PMID 15827094
  13. G.A. Brown, Vukovich MD, Martini ER, Kohut ML, Franke WD, Jackson DA, King DS.: Effects of androstenedione-herbal supplementation on serum sex hormone concentrations in 30- to 59-year-old men. In: Int J Vitam Nutr Res. 2001. PMID 11725694
  14. G.A. Brown, Vukovich MD, Reifenrath TA, Uhl NL, Parsons KA, Sharp RL, King DS.: Effects of anabolic precursors on serum testosterone concentrations and adaptations to resistance training in young men.. In: Int J Sport Nutr Exerc Metab. 2000. PMID 10997957
  15. A.A. Adeniyi, Brindley GS, Pryor JP, Ralph DJ.: Yohimbine in the treatment of orgasmic dysfunction. In: Asian J Androl. 9, 2007, S. 403. doi:10.1111/J.1745-7262.2007.00276.x. PMID 17486282
  16. V.A. Kovalev, Koroleva SV, Kamalov AA.: Pharmacotherapy of erectile dysfunction.. In: Urologiia. 2000. PMID 16856460

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