Marie Colinet

Marie Colinet

Marie Colinet (* in Genf; † nach 1638 (?) in Bern) war Hebamme und Wundärztin. Sie übte ihre Tätigkeit aus als Ehefrau und Mitarbeiterin des Wundarztes Wilhelm Fabry, der sich nach seinem Geburtsort Hilden auch Fabricius Hildanus nannte.

Sie war die Tochter des Buchdruckers Eustache Colinet und heiratete am 30. Juli 1587 in der Kirche St. Gervais in Genf Wilhelm Fabry. Aus der Ehe gingen acht Kinder hervor, von denen nur eines (Johannes, später selbst erfolgreicher und weitgereister Wundarzt) sie überlebte.

Bisher wurden keine Dokumente über ihr Leben nach dem Tod ihres Mannes aufgefunden. Das Todesdatum beruht daher auf einer Schätzung, die z.T. auf Berner Ratsprotokollen über die Abwicklung des Erbes von Wilhelm Fabry und dem auffälligen Fehlen von Marie Colinet darin beruht.

Inhaltsverzeichnis

Bedeutung

Marie Colinet gilt als berühmteste Hebamme der Schweiz, die sich jedoch nicht nur in der Geburtshilfe auszeichnete (z.B. erstmaliger Gebrauch eines stumpfen Hakens zur Erweiterung enger Geburtswege im Mai 1623, erfolgreiche Durchführung von Kaiserschnitten), sondern auch in der Behandlung von Knochenbrüchen und Gelenksverrenkungen.

Ihre folgenreichste Erfindung machte sie am 5. März 1624, als sie nach mehreren erfolglosen Versuchen ihres Mannes auf den Gedanken kam, einen Stahlsplitter mittels eines Magneten aus dem Auge zu holen. Obwohl Fabry in seinem Bericht über diese Behandlung (5. Centurie, Observatio 21) das neue Verfahren wahrheitsgemäß als Erfindung seiner Frau beschrieb, wurde die Magnetextraktion dennoch weithin mit ihm in Verbindung gebracht. Dieses Verfahren zur Entfernung metallischer Fremdkörper aus dem Auge wurde im 18. und 19. Jahrhundert weiterentwickelt; es hat auch heute noch (neben der Vitrektomie) für den erfahrenen Operateur und bei ausgewählten Augen seine Daseinsberechtigung.[1]

Ehrungen

In Hilden, der Geburtsstadt ihres Mannes, ist seit 1993 eine Straße nach ihr benannt.

Weblinks

Magnetextraktion

Einzelnachweise

  1. Jens Martin Rohrbach et al., Ophthalmologische Traumatologie (2002), S. 197f.

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