Apophthegmata Patrum

Apophthegmata Patrum

Die Apophthegmata Patrum (Gerontikon, Alphabetikon) sind eine Sammlung von kurzen Redewendungen, die angeblich von den ersten christlichen Mönchen Ägyptens, den so genannten Wüstenvätern, stammen sollen. Die meisten Sprüche werden Mönchen des 4. und 5. Jahrhunderts zugeordnet, z. B. Poimen, Makarius oder Antonius.

Die Sammlung entstand spätestens am Ende des 5. Jahrhunderts. Durch die Schrift Unterredungen mit den Vätern des Johannes Cassianus war sie bereits Benedikt (um 480–547) bekannt. Wie einer ihrer Untertitel besagt, sind die Sprüche bzw. die Begebenheiten der Altväter nach dem (griechischen) Alphabet geordnet.

Die Apophthegmata wurden ursprünglich entweder koptisch oder griechisch abgefasst. Sie wurden laufend bearbeitet, ergänzt und in andere Sprachen übersetzt. Deswegen finden sich in den Übersetzungen auch andere Versionen und weitere Aussprüche von denselben Wüstenvätern. Aufgrund ihrer Gleichförmigkeit und vollendeten Form ist nicht davon auszugehen, dass die niedergeschriebenen Sätze wörtlich dem entsprechen, was die Wüstenväter tatsächlich gesagt haben.

Manche von den dort erhaltenen Aussprüchen ähneln den Koan, das sind kurze Sentenzen, die von japanischen Zenmeistern gemacht wurden.

Zitate

Typische Apophthegmata:

Einmal kamen Altväter zum Altvater Antonios, und unter ihnen war auch der Altvater Joseph. Antonios wollte sie prüfen, legte ihnen ein Wort der Schrift vor und begann, sie, von den Jüngeren angefangen, zu fragen, was das Wort bedeute. Jeder gab Antwort, je nach seinem Vermögen. Der Greis sagte zu jedem: „Du hast es noch nicht gefunden.“ Zuletzt von allen sprach er zum Altvater Joseph: „Was sagst denn du, daß dieser Spruch bedeute?“ Seine Antwort war: „Ich weiß es nicht.“ Da sprach der Altvater Antonios: „Wahrhaftig, Altvater Joseph hat den Weg gefunden, indem er sagte: ,Ich weiß es nicht.’“ (17)

Abbas Poimen sprach wiederum: „Eigenwille und Bequemlichkeit und die Gewöhnung daran bringen den Menschen ins Verderben.“ (657)

Von Abbas Pior erzählte Abbas Poimen, dass er jeden Tag einen Anfang machte. (659)

Abbas Poimen sprach: „Der Sieg über jede Plage, die über dich kommt, ist das Schweigen.“ (611)

Abbas Poimen sprach wiederum: „Da ist ein Mensch, der scheint zu schweigen, aber sein Herz verurteilt andere. Ein solcher redet in Wirklichkeit ununterbrochen. Und da ist ein anderer, der redet von der Frühe bis zum Abend, und doch bewahrt er das Schweigen, das heißt, er redet nichts Nutzloses.“ (601)

Literatur

  • Sprüche der Väter. Apophthegmata Patrum, übersetzt v. P. Bonifatius, Graz 1963

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