Marienlehre

Marienlehre

Mariologie ist ein Teilbereich der Dogmatik in der katholischen Theologie und beschäftigt sich mit den Aussagen des christlichen Glaubens über Maria, die Mutter Jesu. Dabei stützt sie sich weniger auf biblische Aussagen als auf jene des Lehramtes (Konzile und Päpste). Maria wird dabei immer als Instrument und erster Adressat des Heilshandelns Gottes an den Menschen gesehen.

Inhaltsverzeichnis

Mariendogmen

Maria im Zweiten Vatikanischen Konzil

Die dogmatische Konstitution Lumen Gentium widmet der Mariologie das gesamte Schlusskapitel (Online-Text). Es wurde in wesentlichen Teilen von René Laurentin entworfen. Zur Konstitution schrieb der jetzige Papst Benedikt XVI. erläuternd:

„Auf den ersten Blick könnte die Einordnung der Mariologie in die Ekklesiologie, die das Konzil vorgenommen hat, eher zufällig erscheinen. Historisch gesehen ist wahr, daß in der Tat eine ganz geringe Mehrheit von Vätern für diese Einordnung entschied. Aber von innen her entspricht dieser Entscheid ganz und gar dem Duktus der gesamten Konstitution: Erst wenn man diesen Zusammenhang verstanden hat, hat man das Bild der Kirche recht begriffen, welches das Konzil entwerfen wollte. … Allen voran hat Hugo Rahner großartig aus den Quellen gezeigt, daß die ganze Mariologie zunächst von den Vätern als Ekklesiologie vorgedacht und vorgeformt worden ist: Die Kirche ist Jungfrau und Mutter, sie ist unbefleckt empfangen und trägt die Last der Geschichte, sie leidet und ist doch jetzt schon in den Himmel aufgenommen. Ganz allmählich zeigt es sich im Verlauf der Entwicklung, daß die Kirche in Maria antizipiert, in Maria Person ist und daß umgekehrt Maria nicht als isoliertes Individuum verschlossen in sich selber steht, sondern das ganze Geheimnis der Kirche in sich trägt. Die Person ist nicht individualistisch geschlossen und die Gemeinschaft nicht kollektivistisch apersonal verstanden; beides geht untrennbar ineinander über. Das gilt schon von der apokalyptischen Frau, wie sie im 12. Kapitel der Geheimen Offenbarung erscheint: Es geht nicht an, diese Figur exklusiv individualistisch auf Maria zu beschränken, weil in ihr das ganze leidende und im Leiden fruchtbare Gottesvolk, altes und neues Israel zusammengeschaut ist; aber es geht auch nicht an, Maria, die Mutter des Erlösers, aus diesem Bild reinlich herauszuhalten. So ist in der Übergänglichkeit zwischen Person und Gemeinschaft, wie wir sie in diesem Text finden, schon das Ineinander von Maria und Kirche vorweggenommen, das sich dann in der Vätertheologie allmählich entwickelt und vom Konzil endlich wieder aufgegriffen worden ist. Daß später beides auseinanderfiel, daß Maria als ein mit Privilegien überschüttetes und uns dadurch unendlich fern gerücktes Individuum dargestellt, die Kirche wiederum apersonal und rein institutionell gesehen worden ist, hat der Mariologie wie der Ekklesiologie gleichermaßen geschadet. Darin wirken sich die Trennungen aus, die das westliche Denken zusehends vollzogen hat und die durchaus ihre guten Gründe haben. Aber wenn wir die Kirche und Maria recht verstehen wollen, müssen wir hinter diese Trennungen zurückzukehren lernen, um das überindividuelle Wesen der Person und das überinstitutionelle Wesen der Gemeinschaft gerade dort zu verstehen, wo Person und Gemeinschaft von der Kraft des Herrn, des neuen Adam her, wieder zu ihren Ursprüngen zurückgeführt werden. Die marianische Sicht der Kirche und die ekklesiale, heilsgeschichtliche Sicht Marias führen uns letztlich zu Christus und zum trinitarischen Gott zurück, weil hier nun sichtbar wird, was Heiligkeit bedeutet, was Einwohnung Gottes im Menschen und in der Welt ist, was wir unter „eschatologischer“ Spannung der Kirche zu verstehen haben. So rundet erst das Marienkapitel die konziliare Ekklesiologie und bringt uns wieder an ihren christologischen und trinitarischen Ausgangspunkt.“

Joseph Ratzinger[1]

Weitere Doktrine und Theorien der Mariologie

Viele, darunter auch einflussreiche Kardinäle, meinen, Maria habe neben ihrer Rolle als Gottesmutter noch weitere wichtige Rollen in der Heilsgeschichte, nämlich als Mittlerin und Mit-Erlöserin.[2]

Siehe auch

Literatur

  • Redemptoris Mater: Enzyklika von Papst Johannes Paul II. über die selige Jungfrau Maria im Leben der pilgernden Kirche. Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls Nr. 75. 25. März 1987.
  • Rosarium Virginis Mariae: Das Apostolische Schreiben (156) von Papst Johannes Paul II. vom 16. Oktober 2002.
  • Beinert, Wolfgang (Hg.): Handbuch der Marienkunde. 2 Bde. - Regensburg 1996.
  • Johannes Heil, Rainer Kampling (Hg.): Maria – Tochter Sion? Mariologie, Marienfrömmigkeit und Judenfeindschaft. Schöningh Verlag, Paderborn 2001 (Rezension des Fritz Bauer Instituts [1])
  • Heiser, Lothar: Maria in der Christus-Verkündigung des orthodoxen Kirchenjahres. - Trier 1981.
  • Scherschel, Rainer: Der Rosenkranz - das Jesusgebet des Westens. - Freiburg 1982.
  • Mussner, Franz: Maria, die Mutter Jesu im Neuen Testament. - St. Ottilien 1993.
  • Brown, Raymond E. (Hg.): Maria im Neuen Testament. Eine ökumenische Untersuchung. - KBW Stuttgart 1981.
  • Haag, Herbert u.a.: Maria. Kunst, Brauchtum und Religion in Bild und Text. - Freiburg 1997.
  • Müller, Gerhard Ludwig: Maria - die Frau im Heilsplan Gottes. Mariologische Studien XV. - Regensburg 2002.
  • Graber, Rudolf/ Ziegenaus, Anton: Die Marianischen Weltrundschreiben der Päpste von Pius IX. bis Johannes Paul II. (1849-1988). Institutum Marianum Regensburg e.V. - Regensburg 1997.
  • Elvira Maria Slade: Maria - Die unbekannten Seiten der "Mutter Gottes". Verlag für Reformatorische Erneuerung, Wuppertal 2003, ISBN 3-87857-318-9

Weblinks

Einzelnachweise

  1. aus: Joseph Kardinal Ratzinger: Weggemeinschaft des Glaubens. Kirche als Communio. Festgabe zum 75. Geburtstag, hg. vom Schülerkreis, Augsburg 2002
  2. http://www.zenit.org/article-14439?l=german

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