Marienstiftskirche Lich

Marienstiftskirche Lich
Innenansicht der Marienstiftskirche in Richtung Chorraum

Die Marienstiftskirche Lich steht in der Mitte des Ortes Lich in Mittelhessen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Jahre 1316 wurde von Philipp III. von Falkenstein das Marienstift gegründet, das der Ausbildung des Priesternachwuchses dienen sollte. Zur Bezahlung der Geistlichen wurden zahlreiche Güter der umliegenden Kirchen und Gemeinden gestiftet. Im Jahr der Stiftsgründung wurde mit dem Bau einer Kirche begonnen, die etwa ein Drittel kleiner war als der heutige Bau. Sie stand nur knappe 200 Jahre.

1510 wurde mit dem Bau der heutigen Marienstiftskirche begonnen, die 1594 fertig gestellt wurde. Vorbilder für den Neubau der Marienstiftskirche waren die Heiliggeistkirche in Heidelberg, die Stadtkirche in Wittenberg und die im vorigen Jahrhundert abgebrochene Barfüßerkirche in Eisenach. Die Bauzeit fällt in den Übergang von der Gotik zur Renaissance.

Architektur

Grundriss mit Zahlen der im Text erwähnten Besonderheiten

Die Marienstiftskirche ist eine siebenjochige spätgotische Hallenkirche mit drei Schiffen. Es gibt kein Querhaus, alles ist auf den Chorraum hin ausgerichtet, der ursprünglich mit einer Chorschranke vom Gemeindeschiff abgetrennt war.

Das Tonnengewölbe stammt wie auch die heute erhaltene Malerei aus der Rokokozeit um 1740. Über dem Tonnengewölbe besteht noch die ursprüngliche Balkendecke. In den Seitenschiffen (8) findet sich ein spätgotisches Netzgewölbe, das sicher auch einmal für das Hauptschiff vorgesehen war, aber aus finanziellen Gründen nicht ausgeführt wurde.

Die auffallende Barockkanzel (1), überwiegend von Meister Martin Lutz aus Rockenberg 1772-74 geschaffen, stand ursprünglich im nahe gelegenen Kloster Arnsburg. Nach der Säkularisation kam sie in die Marienstiftskirche, wo sie 1859/60 aufgestellt wurde. Die Figuren an der Kanzel stellen die vier Kirchenväter Bernhard von Clairvaux, Thomas von Aquin, Bonaventura und den Papst Leo den Großen dar. Das Renaissance-Sakramentshäuschen (2) hinter der Kanzel stammt aus dem Jahr 1536. Seine Flachreliefs zeigen Szenen aus dem Alten Testament.

Das spätgotische Kruzifix (3) über dem Altar stammt aus der Zeit um 1500 und wurde wahrscheinlich für den Neubau in Auftrag gegeben. Der Fürstenstuhl (4) der Patronatsherren, der Fürsten zu Solms-Hohensolms-Lich gegenüber der Kanzel stammt von 1714. Unter dem Fürstenstuhl findet sich heute das Chorgestühl (5), das ursprünglich zu beiden Seiten des Chores zwischen den Säulen aufgestellt war.

Die Orgel (6) wurde während des 30-jährigen Krieges in den Jahren 1621–1624 von dem Orgelbauer Jörg Heinrich Wagner (Lich) mit ca. 20 Registern auf zwei Manualen und Pedal erbaut. Das Instrument stand ursprünglich an der Stelle des Fürstenstuhls. In den Jahren 1631–1633 wurde das Orgelwerk mit Teilen der ebenfalls von Wagner erbauten Arnsburger Orgel durch die beiden Pedaltürme erweitert. 1861 wurde sie von der kleinen Empore im Chorraum auf die Westempore versetzt. Das Instrument wurde im Laufe der Zeit erweitert, zuletzt 2002 von der in Lich ansässigen Orgelbaufirma Förster & Nicolaus.[1]

I Rückpositiv C–
1. Holzgedackt 8′
2. Prästant 4′
3. Rohrflöte 4′
4. Spitzflöte 2′
5. Nasat 22/3
6. Terz 13/5
7. Sifflet 1′
8. Scharff III 1′
9. Cromorne 8′
Tremulant
II Hauptwerk C–

10. Bourdon 16′
11. Prästant 8′
12. Rohrgedeckt 8′
13. Oktave 4′
14. Gedackt 4′
15. Oktave 2′
16. Mixtur IV-V 11/3
17. Cornett V 8′
18. Trompete 8′
III Schwellwerk C–
19. Geigenprinzipal 8′
20. Gedackt 8′
21. Dolce 8′
22. Schwebung 8′
23. Prinzipalfugara 4′
24. Nachthorn 4′
25. Nasard 22/3
26. Tierce 13/5
27. Piccolo 2′
28. Plein jeu V 2′
29. Basson 16′
30. Trompette harm. 8′
31. Obois 8′
Tremulant
Pedal C–
32. Prästant 16′
33. Subbaß 16′
34. Oktavbass 8′
35. Gedacktbass 8′
36. Choralbass 4′
37. Posaune 16′
38. Trompete 8′
39. Klarine 4′
  • Koppeln: I/II, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P

Im Chorumgang finden sich viele wertvolle Grabmäler (7) der Falkensteiner und der ihnen folgenden Solmser. Die Kirche wurde zuletzt in den Jahren 2001-02 renoviert.

Einzelnachweise

  1. Nähere Informationen zur Orgel der Stiftskirche

Weblinks

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